Eine Wanderung durch das Jotunheimen? Sehr oft ist es nicht mehr nachvollziehbar, wann, warum und in welchem Zusammenhang eine Idee entstand. So war auch bei uns irgendwann und irgendwie der faszinierende Gedanke plötzlich da: Einmal die Hardangervidda, die grösste zusammenhängende Hochebene Europas, zu Fuß zu durchqueren – gepaart mit der Fragestellung: “Wann denn sonst, wenn nicht jetzt?” Warum wir uns dann doch noch für eine Wanderung im Jotunheimen entschieden haben, was im Vorfeld zu planen war und wie wir schlussendlich aufgebrochen sind, erfahrt ihr in diesem ersten Beitrag über unsere Tour.
Teil 2: Erste Etappe von der Leirvassbu zur Olavsbu
Teil 3: Etappe von der Olavsbu zur Gjendebu
Teil 4: Etappe von der Gjendebu zur Memurubu
Teil 5: Etappe von der Memurubu zur Glitterheim
Teil 6: Etappe von Glitterheim zur Spitersstulen
Teil 7: Etappe von Spieterstulen zurück zur Leirvassbu
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Folgt uns auf einer spannenden Tour von Hütte zu Hütte im “Reich der Riesen” (so die wörtliche Übersetzung für Jotunheimen)
Die Vorbereitungen
So begannen wir bereits 2012 ganz aufgeregt mit den Vorbereitungen für unser bis dato grösstes Abenteuer. Viele Menschen laufen wochenlang auf den Pilgerwegen dieser Erde, durchqueren zu Fuß die Kontinente oder trampen eben mal um die Welt – wir wollen dagegen “nur” die einzigartigen Gebirgslandschaften in Norwegen noch besser kennenlernen, die fast unberührte Natur so nah und intensiv als möglich erleben, unsere eigenen Grenzen erfahren, die vielleicht letzte Wildnis Europas entdecken und Regionen erkunden, die wir nur zu Fuß erreichen können.
Im Vorfeld sind für uns viele Fragen zu klären: Zelt oder Hütte? Rundtour oder Rückfahrt mit dem Bus? Nord-Süd oder Ost-West Durchquerung? Alleine oder in einer Gruppe aufbrechen? Frühjahr, Sommer oder Herbst? Uns wird dabei schnell klar, dass eine Durchquerung der Hardangervidda mehr als nur eine Grenzerfahrung wäre und auch deshalb wohl nicht als Einstieg für uns geeignet ist.
Wir entscheiden uns daher nach vielen Überlegungen für eine andere, allerdings nicht weniger spannende Variante: Eine Rundtour von Hütte zu Hütte, nur ca. 85 Kilometer zu Fuß, durch das norwegischen Gebirge der Riesen (sinngemäße deutsche Übersetzung) für das Jotunheimen. Im Anschluss wollen und werden wir noch einige Tage unterhalb der Gipfel, an den Ausläufern des Sognefjord, auf dem Anwesen Nes Gard verbringen, um uns zu erholen und einen Ausgleich zu schaffen.
Es gibt viel zu organisieren
Die notwendigen Vorbereitungen laufen. Eine Unterkunft auf Nes Gard reservieren, die Fährüberfahrten rechtzeitig und damit auch noch recht günstig buchen. Wie du zusätzlich bei deiner Fährüberfahrt sparen kannst, haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst. Außerdem benötigen wir Landkarten aus der Region und gute *Wanderkarten aus dem Jotunheimen. Unsere mögliche Routen beratschlagen und abwägen, alle bedienten Hütten auf der Tour anschreiben und sicherheitshalber Übernachtungen reservieren. Da wir in der Hochsaison während der norwegischen Schulferien unterwegs sein werden, ist das die sicherste Variante. Zudem ist unsere Ausrüstung teilweise noch zu erneuern oder zum Beispiel um Regenkleidung (Regenponchos), neue Wanderhosen, Trinksysteme und Stirnlampen zu ergänzen.
Zahlen, Daten und Fakten zur Tour:
- Ausgangspunkt: Fjellstue (Hütte) Leirvassbu – 61°32’55.44″N 8°14’53.29″O
- Zielpunkt: Fjellstue (Hütte) Leirvassbu – 61°32’55.44″N 8°14’53.29″O
- Höhenunterschied: im Schnitt täglich zwischen 600 und 1000 m
- Niedrigster und höchster Punkt: 987 Meter und 1577 Meter über dem Meeresspiegel
- Länge / Entfernung: 85 Kilometer in Summe / Tagesetappen im Schnitt 15 Kilometer
- Dauer: Tagestouren zwischen 4 und 7 Stunden – ca. 6 Tage total
- Beste Zeit / Saison: Juli – September (Hochsaison in Norwegen bis Mitte August)
- Schwierigkeitsgrad: MITTELS (BLAU)
Eine Übersicht über die verschiedenen Schwierigkeitsgrade von Wanderungen in Norwegen und die Bedeutung der Einstufungen im Detail erhaltet ihr in unserem ausführlichen Beitrag zum Thema „Wandern in Norwegen“.
Gedanken zur Tour
Die Bilder und Texte in diesem und den folgenden Teilen unserer Tour sprechen für sich. Sie erzählen von einem für uns einmaligen und unvergesslichen Abenteuer. Einer echten Grenzerfahrung und damit einer unserer ganz besonderen Touren, die in jedem Fall mehr war als nur irgendeine, wenn auch besonders schöne, Wanderung. Meistens stundenlang allein mit uns, dem Wetter ganztägig ohne Schutz ausgesetzt. Einige Male waren wir fast vorm Verzweifeln – so wird eine Tour auch schnell zur Auseinandersetzung mit sich selbst.
Sehr schnell verschieben sich die Relationen und Bedürfnisse gegenüber dem sonst gewohnten Alltag. Ein Dach über dem Kopf, ein trockener Schlafplatz für die Nacht, ein wärmender Ofen und etwas zum Essen – nur das braucht der Mensch wirklich und nur darum geht es dann irgendwann noch. Eine Dusche mit warmen Wasser, eine “richtige” Toilette und einen eigenen Schlafraum empfinden wir so voller Dankbarkeit als puren Luxus.
Eine Tour voller Emotionen – eine Tour, die wir nie vergessen werden
Wir dürfen eine fantastische, fast unberührte Natur erleben, treffen in den Hütten durchweg auf freundliche und sympathische Menschen, staunen über Wetter- und Naturphänomene, fühlen uns einerseits so klein in dieser grandiosen Kulisse und andererseits so groß, weil wir diese Tour tatsächlich machen und offensichtlich bewältigen. Wir wandern, klettern, laufen, stolpern, fluchen, lachen, genießen, entdecken, balancieren, quälen uns, schweigen und freuen uns jeden Morgen auf den neuen Tag mit seinen Erlebnissen – wir leben….
In Summe 85 Kilometer im Hochgebirge Jotunheimen, 5 Hütten (Leirvassbu, Olavsbu, Gjendebu, Memurubu, Glitterheim, Spiterstulen), etliche Höhenmeter und sechs Tage am Stück bei jedem Wetter zu wandern. Das liegt schon lange hinter uns und wir schauen mit einem leicht verklärten Blick zurück. Mit unseren Beiträgen wollen wir mit euch gemeinsam noch einmal aufbrechen – und wünschen uns, wie euch viel Spaß dabei…
Literaturtipps für deine Wanderung im Jotunheimen
Equipment für die perfekte Wanderung
- Die passende Wanderausrüstung gibt es bei: GLOBETROTTER | BERGZEIT
In sechs weiteren Beiträgen stellen wir euch die einzelnen Etappen unserer Tour vor und berichten von den Erlebnissen während dieses Trips. Die erste Etappe führt uns vom Ausgangspunkt Leirvassbu zur Olavsbu (DNT Hütte)
Teil 2: Etappe von der Leirvassbu zur Olavsbu
Teil 3: Etappe von der Olavsbu zur Gjendebu
Teil 4: Etappe von der Gjendebu zur Memurubu
Teil 5: Etappe von der Memurubu zur Glitterheim
Teil 6: Etappe von Glitterheim zur Spitersstulen
Teil 7: Etappe von Spieterstulen zurück zur Leirvassbu
Hallo Ihr…
schöne Seite und echt tolle Touren.
Ich bin gerade selbst auf der Suche nach einer Tour in Jotunheimen und dadurch auf Eure Seite gekommen.
Wisst Ihr, ob die Hütten auf denen Ihr wart, auch im Winter offen haben?
Planen eine Schneeschuhtour Ende des Jahres 🙂
Danke im Vorraus …
Liebe Grüße Christopher
Hei Christopher,
auch wenn unsere Antwort wahrscheinlich zu spät, in jedem Fall aber zumindest leider sehr spät kommt, möchten wir dir gern (noch) antworten: Aus unserer Sicht ist diese Tour im Winter nicht machbar, da die Bedingungen im Jotunheimen einfach zu extrem sind. Daher werden auch fast alle Hütten geschlossen, da selbst die hartgesottenen Norweger zu dieser Zeit nur in einigen ausgewählten Hochgebirgsregionen unterwegs sind. Auf der Webseite ut.no findest du übrigens alle norwegischen Hütten, deren Ausstattung und deren Öffnungszeiten. Dort kannst du dich bei der Planung im Vorfeld jederzeit und detailliert informieren.
Liebe Grüße,
Conny und Sirko
Hei hei Conny und Sirko,
Vielen Dank für diesen tollen Reiseblog mit realistischen Beschreibungen und tollen Bildern. Die von euch beschriebenen Höhepunkte und Tiefpunkte kennen wir auch.
Nachdem wir schon 3x in der Hardangervidda und 1x in Rondane unterwegs waren, sind wir jetzt etwas größenwahnsinnig geworden und machen uns bald auf den Weg nach Jotunheimen. Da wir beide 60+/70+ sind nutzen wir auf jeden Fall die Möglichkeit unsere großen Rucksäcke mit dem Boot zur nächsten Hütte zu transportieren und manchmal auch uns selbst. Unsere Route: Gjendesheim-Memurubu-Gjendebu-Fondsbu-mit dem Boot nach Bygdin. Um uns besser regenerieren zu können bleiben wir auf jeder Hütte mehrere Tage und machen dort Tagestouren. So können auch ältere Menschen mit nicht mehr ganz taufrischen Gelenken, dieses herrliche Land genießen. Vielleicht kann ich hiermit andere Leute Mut machen so ein Abenteuer zu wagen. Aber: ohne Training vorab geht`s nicht.
Und: das Gehen in Norwegen ist anders und viel anstrengender. Deswegen finde ich euer Tipp die Tagestouren -wenn möglich- nicht länger als 10 km zu machen auch sehr realistisch. Stimmt überein mit unseren Erfahrungen.
Liebe Grüße,
Lia
Hei Lia,
wir danken dir / euch ganz lieb für das tolle Feedback und die Bestätigung unserer Einschätzung bzw. unserer Eindrücke. In jedem Fall haben wir auch für unsere nächste Tour einiges an Erfahrungen mitgenommen, die sich wiederum auch mit den Empfehlungen von euch decken: Wir wollen und werden das nächste Mal einige Ruhetage einplanen und nicht jeden Tag für neue Etappen vorsehen. Das schafft einen Ausgleich und nimmt etwas Stress aus der Tour, da man nicht unbedingt los wandern “muss”. Sehr gern berichten wir dann hier wieder darüber, denn die Planungen für die Tour laufen bereits… 🙂
Jetzt erst einmal liebe Grüße aus Dänemark,
Conny und Sirko