Gastbeitrag Norwegen Wanderungen

Pilgern und (Weit)Wandern in Norwegen: Auf dem Olavsweg 643 Kilometer von Oslo nach Trondheim

Titelbild: Olavsweg-Norwegen

Pilgern in Norwegen? Bis ich vor einem Jahr im Guardian zum ersten Mal vom einsamen „Olavsweg“ gelesen habe, hätte ich es nicht für möglich gehalten. Wie gerufen passte der Weg in meine damalige Lebenssituation, die nach dem Verkauf meiner Firma eine Umbruchphase war. Es wurde das schönste und aufregendste Abenteuer meines Lebens; eine einmalige Wanderung, die auch für Weitwanderer zu empfehlen ist.

Landkarte vom Olavsweg in Norwegen

Auf den Spuren des Heiligen König Olav

Der Olavsweg in Norwegen geht auf den Tod des heiligen Olav zurück, des norwegischen Königs Olav Haraldsson II. Ihm zu Ehren wurde der Nidarosdom im heutigen Trondheim errichtet – das Ziel für Pilger im Norden, bis zur Reformation und dem Verbot von Wallfahrten. Erst 1997 wurde der Olavsweg wiedereröffnet und 2010 zur Europäischen Kulturstraße ernannt. Der bekannteste Weg zum Nidarosdom führt von Oslo über den Mjøsa-See durch das Gudbrandstal. Weiter über das Dovrefjell nach Trondheim – der Gudbrandsdalsleden.

In 30 Tagen auf dem Olavsweg zum Nidarosdom

Jeder kann sich die Etappen von Oslo bis nach Trondheim entsprechend der eigenen Kondition selbst einteilen. Allerdings sollte man dabei die Verfügbarkeit von Unterkünften berücksichtigen, wenn man, wie wir, nicht mit dem Zelt unterwegs ist. Entsprechend hat sich unsere Einteilung nach der nächsten Pilgerunterkunft gerichtet. So waren unsere Etappen zwischen 15 und 30 Kilometer lang.

Insgesamt sind wir rund 650 Kilometer und über 22.000 Höhenmeter an 30 Tagen gelaufen. Dabei haben wir von Eidsvoll bis Hamar die Wasserroute mit dem historischen Schiff Skibladner gewählt.

Übernachtet haben wir in sehr unterschiedlichen Unterkünften: Vom ehemaligen Lebensmittelspeicher auf Steinstelzen (Stabbur) über AirBnB-Pensionen und Pilgerherbergen bis zur Hütte auf einem Campingplatz. Manchmal schläft man in großen Räumen mit anderen Pilgern, wie im Ryphusan Refugium oder im Gemeindehaus Skaun.

Der Olavsweg: Von Oslo zum Mjøsa-See, durch das Gudbrandstal und übers Dovrefjell nach Trondheim

Auf dem Olavsweg von Oslo nach Trondheim lernt der Weitwanderer sehr unterschiedliche Landschaften Norwegens kennen: Sie reichen von langgezogenen Feldern und dichten Märchenwäldern über beeindruckende Täler mit türkisfarbenen Flüssen bis zur einsamen Weite auf der Hochebene des Dovrefjells und eines ebenso verlassen wirkenden Hochmoors.

Wenn man in Oslo startet, hat man die Wahl zwischen Ostroute und Westroute. Beide Wege treffen sich in der Stadt Lillehammer. Egal für welche Variante du dich entscheidest, du folgst ab sofort den roten Olavskreuzen, die als Wegweiser an Bäumen, Straßenlaternen oder auf Steinen angebracht bzw. aufgedruckt sind.

Stefanie-Jarantowski unterwegs auf dem Pilgerweg in Norwegen.

Der historischen Ostroute folgend, sind wir am ersten Tag aus Oslo hinausgelaufen und haben bereits den ersten Wald sowie hügelige Felder erreicht. Der Weg führt abwechselnd über Schotter-, Feld- und Waldwege und auf Asphaltstraßen entlang. Bis zur historischen Stadt Eidsvoll, in der 1814 die norwegische Verfassung unterzeichnet wurde, haben wir 4 Tage benötigt. Von dort haben wir uns mit dem historischen Schiff Skibladner über den größten See Norwegens, den Mjøsa, bis nach Hamar schippern lassen. Von der Stadt mit dem eindrucksvollen Hamardomen (Domruine), ging es weiter an dem großen See entlang, durch Naturschutzgebiete mit riesig großen Ameisenburgen. Bis nach Lillehammer, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1994, sind einige Höhenmeter zu bewältigen, die teilweise über steile Serpentinen zu meistern sind.

Wandern durch die einmalig schöne Natur Norwegens

Die Ausblicke, die das Gudbrandsdal hinter Lillehammer bereit hält, sind atemberaubend. Von hohen Felsvorsprüngen blickt man auf den türkisfarbenen Lågen, den Fluss, der sich durchs Tal zieht. Auf und ab geht es durch das größte Tal Norwegens, bis man in Dovre auf das gleichnamige Fjell aufsteigt; das norwegische Hochgebirge. Es ist einmalig, wenn man die Baumgrenze hinter sich zurücklässt und ein riesiges Bergplateau erreicht. Wie ein fremder Planet breitet sich hier eine meilenweite Hochebene aus. Moose, Flechten, Zwergsträucher und Steine überziehen den Boden. 

Hier ist man oft allein in der Einsamkeit und mit etwas Glück sieht man Elche und Moschusochsen. Der Wind ist rau und es kann im Hochsommer – wie bei uns – hageln und Schneesturm geben. 

Nach 4 Tagen haben wir das Dovrefjell verlassen und Oppdal erreicht. Auf den letzten 100 Kilometern geht es durch Wälder und über Bretterstege durch Hochmoore, bis ans Meer hinunter zum Trondheim Fjord. Im Zickzack führt der Olavsweg hinab ins Zentrum von Trondheim, der drittgrößten Stadt Norwegens, bis zum Ziel, dem Nidarosdom. Hier erhält der Pilger seinen Olavsbrev, die Pilgerurkunde, und kann stolz vor dem 0 Kilometer Meilenstein posieren.

Der Gudbrandsdalsleden ist aufregend und abwechslungsreich

Da der Olavsweg auf weiten Strecken dem alten Königsweg folgt, läuft man immer wieder auch auf Asphaltstraßen. Manchmal muss man auch durch Baustellenrohre hindurch.

Typisches Motiv in Norwegen.

So unterschiedlich die Abschnitte auf dem Olavsweg sind, allen gemeinsam sind die vielen Zauntreppen, Brückenkonstruktionen und Flüsse, die es zu überqueren gilt. Am Wegesrand finden sich neben schönen Blumen wie dem Schmalblättrigen Weidenröschen eine Vielzahl von wilden Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren, die dem Wanderer den Tag versüßen. 

Schreitet man durch die märchenhaften Wälder Norwegens, versteht man, wieso es hierzulande so viele Sagen und Geschichten über Trolle und andere Fabelwesen gibt. 

Die Kirchen mit ihren Friedhöfen entlang des Weges bieten oft die besten Rastplätze: eine Bank im Schatten und frisches Trinkwasser aus dem Wasserhahn.

Fazit: Schönste und aufregendste Reise meines Lebens

Der Olavsweg war eine einmalige Wanderung. Für mich die schönste und aufregendste Abenteuerreise, weshalb ich darüber auch ein Buch geschrieben habe. „Abenteuer Olavsweg – Eine Frau pilgert den Neuanfang“ erzählt vom abenteuerlichen Weg mit Schluchten, Schneesturm auf dem Dovrefjell und verrückten Kühen. Ein Buch für alle Reisehungrigen, die von ihrer nächsten Norwegen Reise träumen. Erschienen ist das Reiseerlebnis Buch im IKIGAI Verlag, ISBN: 9783948668006

Durch die wilde Einsamkeit Norwegens

Nach dem Verkauf ihres IT-Startups begibt sich Stefanie Jarantowski auf den nördlichsten Pilgerweg der Welt: Den 643 Kilometer langen Olavsweg durch Norwegen. Auf der Suche nach einem Neuanfang erlebt sie einen einsamen und abenteuerlichen Weg mit grandiosen Landschaften, Schneesturm auf dem Dovrefjell und verrückten Kühen.

Vierzig Tage pilgerte Stefanie mit dem Rucksack durch Norwegen. Ihr großer Abenteuerbericht erzählt vom Kampf mit der Natur und der Befreiung von inneren Dämonen. Ein Buch für alle, die dem Alltag entfliehen und das Abenteuer Olavsweg miterleben wollen.

Auf der Webseite www.olavsleden.de findet ihr neben der Packliste auch die einzelnen 30 Etappen mit Kilometeranzahl sowie eine detaillierte Karte des Olavswegs.

Ebenfalls lesenswert zum Thema Pilgern auf dem Olavsweg: Rother Wanderführer Olavsweg und Olavsweg: West- und Ostroute vom Conrad Stein Verlag.

Bestes Wanderwetter auf dem Olavsweg in Norwegen.

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Autor / Autoren:

Stefanie

Nachdem die erfolgreiche Geschäftsfrau Stefanie Jarantowski ihr IT-Startup verkauft hat, fällt sie in ein tiefes Loch und hat sich mit einigen Problemen auseinanderzusetzen. Zum Glück fällt ihr ein Guardian Artikel über den Olavsweg in Norwegen in die Hände. Ohne lang zu überlegen packt sie ihre sieben Sachen und macht sich auf nach Norwegen. Ihr Ziel ist es, den 643 Kilometer langen Pilgerweg von Oslo bis nach Trondheim zu gehen. Stefanie erhofft sich auf dieser Reise ihres Lebens Antworten auf viele Fragen und einen neuen Plan für ihr Leben zu finden.

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