Nichts für schwache Nerven: Die Wanderung zum Reinebringen
Dennoch machen sich jährlich tausende Wanderer aller Altersklassen auf den Weg, um die spektakuläre Aussicht auf das kleine Fischerdorf Reine zu bestaunen. Die Tour zum Gipfel Reinebringen zählt nicht umsonst zu den populärsten Wanderungen auf den Lofoten. Da wir von dem populären Postkartenmotiv ebenfalls fasziniert waren, hatten wir uns, für unsere Herbstreise auf die Lofoten, ebenfalls die 1566 Stufen zum Aussichtspunkt oberhalb von Reine vorgenommen.
Eingefleischte Wanderer belächeln oft den Begriff Wanderung für diese Tour, da ja hauptsächlich Treppenstufen hinauf zum Ziel führen. Zudem ist der Aufstieg relativ kurz und der Reinebringen nicht besonders hoch. Aus eigener Erfahrung können wir nun berichten, dass man den Aufstieg zum Reinebringen – ob Wanderung oder nicht – keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen sollte. Das permanente Steigen der relativ hohen Steinstufen fordert mit der Zeit den Kreislauf und einige bisher eher unbekannte Muskeln….
Zum Glück sind entlang der Strecke viele Nischen mit Sitzbänken zum Ausruhen vorhanden. Das größte Problem haben aber wahrscheinlich viele Menschen, die nicht ganz schwindelfrei sind. Selbst in schwindelerregender Höhe gibt es kein schützendes Geländer und je höher man kommt, umso deutlicher blickt man in den Abgrund. Wir konnten eine Frau beobachten, die sich nur noch auf allen Vieren fortbewegen konnte….

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Eine neue Route auf den Reinebringen
Nachdem sich in den letzten Jahren immer mehr Touristen durch die empfindliche Natur zum Gipfel des Reinebringen gekämpft hatten, wurde der Weg immer ausgetretener und gefährlicher. Das abschüssige Gelände verstärkte diese Gefahren zusätzlich. Nachdem einige Wagemutige sogar ihr Leben am Berg gelassen haben, schritt die Kommune ein und die klassische, viel zu populäre Wanderung zum Reinebringen wurde zunächst gesperrt.
Man beschloss daraufhin einen neuen, sichereren Weg zu bauen bzw. die gefährlichen Passagen zu befestigen. Dafür engagierte die Kommune Sherpas aus dem Nepal, die bereits aus anderen norwegischen Projekten für ihre beeindruckende Arbeit unter extremen Bedingungen bekannt sind. Am Reinebringen haben sie nun eine weitere Meisterleistung vollbracht. Deswegen gehört an diese Stelle auch ein dickes Dankeschön an die Kommune und natürlich an die nepalesischen Arbeiter. Ohne sie könnten wir heute diese grandiose Aussicht nicht mehr genießen.
In jeden Fall können wir euch vorab versprechen, dass sich die Strapazen durchaus lohnen und man diese einmalige Aussicht gewiss nicht mehr vergisst. Jede Stufen, jeder Höhenmeter ist die Anstrengung wert, wenn man erst den Aussichtspunkt am Reinebringen erreicht hat.
Ausgangspunkt der Wanderung auf den Reinebringen
Die Parkmöglichkeiten sind auf den Lofoten generell und speziell in der Hauptsaison sehr begrenzt. Deswegen möchten wir euch verschiedene Optionen zum Parken für diese Wanderung empfehlen. Die eigentlich optimalste Variante ist die Nutzung des kleinen Parkplatzes Reinehalsen, auf dem man zeitlich begrenzt 4 Stunden parken kann. Allerdings sind hier die Chancen auf einen freien Platz, gerade in der Hauptsaison, eher begrenzt. Alternativ kann man, etwas weiter entfernt, auch im Hafen von Reine parken. Allerdings ist dieser Platz sehr teuer.
Einen weiteren, derzeit kostenlosen Parkplatz findet man darüber hinaus, wenn man der Europastraße E10 von Reine aus noch ein kleines Stück weiter in Richtung Moskenes folgt und quasi erst einmal am Reinebringen vorbeifährt. Nach einem Tunnel und einer Brücke erreicht man den Rastplatz neben der Europastraße auf der linken Seite. Die verschiedenen Parkmöglichkeiten haben wir für euch in der weiter unten folgenden Karte eingezeichnet.

Reinebringen Wanderung – die eigentliche Tour
Nachdem es die letzten Tage sehr stürmisch und regnerisch war, hatten wir nun, etwa Mitte September, endlich Glück mit dem Wetter und unserer Wanderung auf den Reinebringen stand nichts mehr im Wege. So begaben wir uns zeitig am Morgen zum Ausgangspunkt der Wanderung und haben dadurch sogar noch einen Parkplatz direkt am Aussichtspunkt Reinehalsen bekommen. Von hier aus hat man ebenfalls einen ersten tollen Blick auf das pittoreske Fischerdorf Reine – eines der Highlights auf den Lofoten.

Trotz der Stufen entscheiden wir uns, die Tour sicherheitshalber in unseren Bergstiefeln zu gehen. Zudem haben wir warme windabweisende Kleidung und ausreichend Wasser dabei. Prophylaktisch nehmen wir zusätzlich unsere Wanderstöcke mit, auch wenn wir sie – falls überhaupt – wohl erst kurz vor dem Ziel benötigen werden.
Vom Parkplatz aus folgen wir zunächst dem befestigten und markierten Weg neben der Europastraße E10, bis wir eine Informationstafel sowie die ersten Stufen des Aufstieges sehen.


Der erste Abschnitt vom Aufstieg zum Reinebringen führt durch ein kleines Wäldchen. Hier wechseln sich die Treppenstufen und ein kleiner, natürlicher Pfad ab. Mit zunehmender Höhe verlässt man das Waldstück, der Blick öffnet sich und ab hier wird es immer luftiger. Die Stufen sind an gewissen Fixpunkten nummeriert und somit hat man einen persönlichen Ansporn, es tatsächlich bis ganz nach oben zu schaffen.


Stufe um Stufe geht es höher…
Am Weg entlang findet man fortwährend kleine Rastplätze, um sich auszuruhen oder die Aussicht zu genießen. Ab der vierhundertsten Stufe beobachten wir, wie einige Wanderer bereits an ihre Grenzen kommen. Auch Sirko hat einige Probleme mit dem steilen Abgrund unter uns und gönnt sich eine kleine Auszeit, um sich an die Höhe zu gewöhnen. Dort trifft er Leser unseres Blogs zu einem kleinen Plausch am Hang des Reinebringen. Was für eine Freude….


Etwas später sind wir irgendwann und irgendwie bereits bei Stufe 800 angekommen und blicken vorsichtig in die Tiefe. Etwas mulmig wird Einem schon, sobald der Blick zurück zum Abgrund geht. Auf der Stufe 1251 finden wir die letzte Nummerierung und gönnen uns an einer nahegelegenen Bank eine kleine Verschnaufpause.
Hier hören – zumindest im Jahr 2020 – die Treppen einfach auf. Zum Glück haben wir unsere Wanderstöcke dabei. Der weitere Weg ist relativ gefährlich, total zerfurcht und extrem rutschig durch den Regen der letzte Tage. Langsam und sehr vorsichtig bewegen wir uns weiter in Richtung Sattel um endlich diese tolle Aussicht genießen zu können. Ein unangenehmes Gefühl beschleicht uns aber trotzdem bei dem Gedanken, dass wir hier wieder runter müssen.


Am Ziel unserer Wanderung: Am Aussichtspunkt unterhalb des Reinebringen
Schritt um Schritt nähern wir uns dem Sattel und tastsächlich steigt die Aufregung! Wir können es kaum erwarten bis sich der Blick auf Reine, das Meer, die umliegenden Berge und schließlich bis in den Reinefjord öffnet. Dann ist es endlich soweit: Ein wahrlich atemberaubender Ausblick, der Seinesgleichen sucht. Alle Strapazen und Anstrengungen sind in diesem Augenblick vergessen. Eines steht in jedem Fall fest: Der Blick macht süchtig und während man noch hier oben steht, ist nächste Wanderung auf den Reinebringen bereits wieder eingeplant.

Hier ist man aber eigentlich erst am Aussichtspunkt. Der „richtige“ Gipfel des Reinebringen liegt etwas weiter links vom Pass. Wir folgen ein kleines Stück dem schmalen Pfad, der verdammt nahe am Abhang entlangführt und sind uns schnell einig, nicht noch weiter auf den Gipfel des Reinebringen zu steigen. Den offensichtlich riskanten Weg gehen auch nur wenige, scheinbar erfahrene und hartgesottene Wanderer. So suchen wir uns am populären Aussichtspunkt auf 440 Meter Höhe ein kleines Plätzchen.
Das ist eine größere Herausforderung als gedacht, denn viel Platz gibt es hier nicht. Schließlich sitzen wir etwas geschützt und verzehren unseren Proviant, während wir die Aussicht genießen. Am frühen Nachmittag legen sich bereits erste Schatten vom Reinebringen über Reine. Zudem erreichen mehr und mehr Gleichgesinnte den Aussichtspunkt am Reinebringen. Daher füllt sich die knappe Fläche selbst jetzt, in der Nebensaison ziemlich schnell, sodass wir uns für den Abstieg entscheiden.
Wer Knieprobleme hat, sollte eventuell vor Beginn der Wanderung eine Bandage anlegen. Der Abstieg auf dem permanent steinigen Untergrund der Stufen ist für die Kniegelenke eine echte Herausforderung.

Fakten, GPX Daten & Details bis zum Gipfel des Reinebringen ab dem Parkplatz Reine Hafen
Hinweis: Die nachfolgenden Fakten und Daten gelten für die komplette Tour vom Hafen in Reine bis hinauf zum eigentlichen Gipfel des Reinbringen. In unserer zuvor geschilderten Wanderung sind wir lediglich die kürzere und etwas einfachere Variante (Parkplatz am Reinehalsen bis zum Aussichtspunkt am Reinebringen in etwa 440 Meter Höhe) gegangen.
REINE / LOFOTEN
GESAMT ETWA 3 STUNDEN
GESAMT ETWA 7 KILOMETER
666 HÖHENMETER
MITTEL
DOWNLOAD GPX DATEN
Höhenprofil dieser Wanderung

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Klick auf das folgende Bild, um die interaktive Landkarte zu öffnen:

Die Sherpa-Treppe ist inzwischen (September 2022) bis zum Aussichtspunkt auf 440 m fertig gestellt.
Auf der Infotafel beim Einstieg findet man folgende Informationen:
1978 Stufen, 448 m, 2 bis 4 Stunden.
Hab vielen Dank für diese wertvolle Ergänzung und Aktualisierung unserer Informationen im Beitrag. Das ist für uns und alle Leser in gleicher Weise sehr hilfreich. Daher wissen wir das sehr zu schätzen und umso dankbarer sind wir dafür 🙂