Auf die Fähre, fertig, los…
Bei einer Küstenlinie von über 80.000 Kilometern und etwa 150.000 vorgelagerten Inseln geht im Königreich am Polarkreis einfach nichts ohne Fähren… Für uns ist es immer wieder ein Highlight, in Norwegen mit einer Fähre überzusetzen. Es hat etwas von zusätzlicher Entschleunigung, denn gerade auf einem Roadtrip ist eine Überfahrt zur anderen Fjordseite oder auf eine Insel oft eine willkommene Pause. Ist man in Fjordnorwegen oder generell an der Küste unterwegs, endet eine Strasse oftmals an einem Fährhafen. Bei einem Kaffee warten wir dann oft auf die nächste Möglichkeit zum Übersetzen…
Eine Vielzahl der Fährstrecken wurde in den letzten Jahren allerdings bereits durch Tunnel oder Brücken ersetzt, um die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit im Land zu erhöhen. Dabei spielt auch das Thema Umwelt eine zunehmend größere Rolle.
Man möchte in Zukunft so umweltfreundlich wie möglich Fahrzeuge und Personen befördern. So wurde bereits im Jahre 2015 am Sognefjord die erste vollelektrische Fähre eingesetzt. Im Januar 2019 wurden von der Reederei „Fjord 1“ inzwischen fünf weitere vollelektronischen Fähren in Auftrag gegeben.

Wer bisher noch nicht in Norwegen unterwegs war, hat ganz sicher und berechtigt einige grundsätzliche Fragen zu den Fährüberfahrten im Land. Aus unserer eigenen Erfahrung, als auch aus den Anfragen die uns erreichen, haben wir nachfolgend mal die Top 5 FAQ zu diesem Thema zusammengefasst:
- Kann oder muss ich eine Fährüberfahrt im Land reservieren?
Nicht bei allen Fährüberfahrten ist eine Reservierung möglich und nötig. Auf den sogenannten Kurzstrecken reiht man sich einfach in die Warteschlange am Kai ein. In der Hochsaison muss man sich dabei unter Umständen auf längere Wartezeiten einstellen. Es kann durchaus vorkommen, dass man nicht direkt auf der nächsten Fähre mitfahren kann und so auf die nächste Gelegenheit warten muss. In der Hauptferienzeit wird der Fahrplan deshalb meist angepasst. Dann pendeln zusätzliche Fähren auf den Fjorden, um das Verkehrsaufkommen zu bewältigen.Es ist daher sinnvoll, bei populären Überfahrten entweder sehr früh oder erst zum Abend die Fähre zu benutzen. Um die Wartezeit zu versüßen, gibt es an vielen Fähranlegern einen einen Imbiss mit leckeren Softeis 🙂 oder einen Kaufmannsladen. Gerade für längere Fährüberfahrten (wie zum Beispiel die Überfahrt von Bodø nach Moskenes auf den Lofoten) sollte in der Saison über eine vorherige Reservierung nachgedacht werden. Da man im Urlaub meist nur begrenzt Zeit hat, kann eine längere Warteperiode sehr ärgerlich sein. Bitte beachte dabei, dass nur 40 % der verfügbaren Kapazität vorab gebucht werden kann. Die restlichen 60 % bleiben frei verfügbar für diejenigen, die am Kai ohne Reservierung warten. Man sollte also auch hier, gerade in der Saison, schnell sein. Alternativ könnte man in diesem Fall allerdings auch auf den Landweg ausweichen… - Gibt es die Fährverbindungen auch in der Nebensaison?
In der Nebensaison ändern sich meist auch die Fahrpläne. Da es zu dieser Zeit deutlich ruhiger im Land ist, werden auch die Fährzeiten dementsprechend angepasst. Es gibt aber auch Fähren, die aus Sicherheitsgründen nur im Sommer fahren, wie zum Beispiel folgende Fähren: Andenes (Vesterålen) – Gryllefjord (Senja) oder von Bodø (Festland) – Moskenes (Lofoten)
Du solltest dich in der Nebensaison in jedem Fall vorab über die Fahrpläne informieren, wenn du längere oder viel Passagen planst. Sonst kann es gut sein, dass du vergebens auf eine Fähre wartest, oder aber mehrere Stunden nicht weiterkommst. - Kann ich auch in der Nacht mit der Fähre übersetzen?
Generell ist das möglich. Aber in der Nacht sind die Fahrzeiten ebenfalls oft eingeschränkt und kleinere Fähren fahren unter Umständen gar nicht. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, empfiehlt es sich, auch hier vorab einen Blick auf die Fahrzeiten zu werfen. - Wie sieht es mit der Sicherheit aus?
Auf unseren unzähligen Überfahrten hatten wir nur einmal ein etwas mulmiges Gefühl, als die nicht gerade vertrauenswürdige Fähre auf hoher See auch noch streikte. Mit etwa 3 Stunden Verspätung erreichten wir dann trotzdem sicher unser Ziel. Alle nachfolgenden Fahrten für diesen Tag wurden allerdings gestrichen…. Auch auf diese Eventualität sollte man vorbereitet sein.Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen der Fährgesellschaften, um auf die Sicherheitshinweise aufmerksam zu machen. Manche Reedereien geben Sicherheitskarten aus, auf denen genau erklärt wird, was im Notfall zu tun ist. Beim Verlassen der Fähre werden diese Karten wieder eingesammelt. Andere Gesellschaften wiederum setzen auf kurze Videoclips, die meist im Bistro der Fähre ausgestrahlt werden. Auf die Sicherheitshinweise wird zusätzlich durch große Poster hinweisen, die an verschiedenen Stellen an Bord angebracht sind. Rettungswesten und Rettungsringe sind auf jeder Fähre vorhanden. Auf einigen längeren Fährstrecken muss man aus Sicherheitsgründen sogar das Fahrzeug verlassen. Alle Wohnmobilisten müssen außerdem den Gashahn in ihrem Fahrzeug schließen. Damit das nicht vergessen wird, findet man im Fährhafen ein Hinweisschild. - Mit welchem Wellengang ist zu rechnen?
Ist man die Überfahrt über die Nord- oder Ostsee von Kiel oder Dänemark gewöhnt, wird man auf einer inländischen Fähren kaum Probleme haben. Wir hatten bei unseren unzähligen Fährfahrten im Land immer Glück. Selbst bei rauher See spürten wir auf den größeren Fähren kaum einen Wellengang. Uns wurde aber schon von dramatischen Überfahrten mit sehr hohen Wellen, insbesondere auf die Lofoten, berichtet. Wir haben für solche Fälle immer Reisetabletten dabei und hoffen, daß es doch nicht so schlimm wird 🙂

Die Fährüberfahrt auf eine Insel oder über den Fjord
Vor unserer ersten Überfahrt im Inland waren wir ehrlicherweise mächtig aufgeregt. Wir hatten keine Vorstellungen, wie groß so eine Fähre ist und wie man überhaupt auffährt. Doch die pragmatischen Norweger machen es einem wirklich leicht. Bereits wenn man auf den Fähranleger zufährt, sieht man die Fahrbahnen, die durch Nummern gekennzeichnet sind. Bist du der Erste am Kai, stellst du dich in die Spur „1“. Erst wenn eine Spur komplett gefüllt ist, wird eine Weitere aufgemacht.
Dann beginnt das Warten…. Falls du nicht weißt, wann die nächste Fähre ablegt, kannst du dich am ausgehängten Fahrplan (Norwegisch „Rutetider“) informieren. Es kann gut sein, daß ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft direkt am Fähranleger den Fahrpreis kassiert. Es ist aber auch oft üblich, gleich nach dem Auffahren auf die Fähre bei einem Kassierer zu bezahlen. Man wartet dafür einfach im Auto, bis ein Mitarbeiter zum Kassieren kommt. Nur auf sehr wenigen Fähren wird direkt im Kontor oder im Bistro bezahlt.

Bezahlen kannst du ganz bequem mit Bargeld, Kreditkarte oder der Ferjekort (zu dieser Variante später mehr). Im Fährpreis vom Auto ist immer der Fahrer inkludiert, nur für die mitreisenden Personen muss extra gezahlt werden. Die Ticketbestellung für uns zwei Nordlandblogger lautet also: „En bil og en voksen, takk“ (Ein Auto und ein Erwachsener, bitte). Da unser Kastenwagen weniger als 6 Meter lang ist, zahlen wir dafür den gleichen Preis wie für einen PKW.

Beim Auffahren auf die Fähre gibt es Einweiser, die dir genau zeigen, in welcher Spur du dein Auto abstellen sollst. Mit ganz wenigen Ausnahmen fährt man in der Regel vorwärts auf die Fähre auf und ohne zu Rangieren, verläßt man diese am Ziel in der gleichen Weise (man fährt quasi durch die Fähre). Es gibt nur wenige Ausnahmen von dieser Regel, wie zum Beispiel auf der Fähre von Solvorn über den Sognefjord.
Kurz vor Ende der Überfahrt wird über die Lautsprecher der Fähre darauf hingewiesen, das der Zielhafen bald erreicht wird und man sich zu seinem Fahrzeug begeben soll. Dann geht es meist recht flott. Sobald das Schiff angelegt hat, öffnet sich die vordere Luke und ein Fährmitarbeiter regelt die Ausfahrt. Im Hafen gibt es oft Parkplätze, die wir gerne nutzen um schnellere Fahrzeuge erst einmal vorbeizulassen. Damit ist eine entspannte und „chillige“ Weiterfahrt für uns garantiert.

Auf der Fähre
Wie bereits erwähnt, gibt es viele kurze Überfahrten von circa 10 Minuten. Einige Passagen können aber auch bis zu 4 Stunden andauern. Neben den offenen Fähren (wo man im Fahrzeug bleiben darf) für die Kurzstrecke gibt es auch größere Schiffe, die geschlossen sind und wo man teilweise unter Deck parkt. Auf diesen Fähren muss man in der Regel sein Auto verlassen.
Fast alle Fähren haben eine Toilette an Bord. Die größeren Fähren sind zusätzlich mit einer Cafeteria und einem Salon ausgestattet. Hier kann man sich neben Kaffee und Tee mit Waffeln, gegrillten Würstchen, Lefser und vielen mehr stärken. Im Salon gibt es bequeme Sessel und Tische um die Überfahrt so bequem wie möglich zu gestalten. Dort kann man auch Handy oder Notebook auf seinem Roadtrip aufladen. Die norwegischen Frauen nutzen diese Auszeit oftmals zum Stricken oder Häkeln. Uns findet man hingegen meistens mit unserer Kamera an Deck, denn die wunderschönen Landschaften müssen festgehalten werden 🙂

Preise und Konditionen sowie einige Tipps, um zu sparen
Die Kosten für eine Überfahrt sind sehr unterschiedlich. In Norwegen legen die regionalen Fährgesellschaften die Tarife selbständig fest, wodurch es auch regional Unterschiede geben kann. Unabhängig davon steigt der Preis einerseits durch die Länge der Überfahrt und zum anderen spielt die Größe des Fahrzeuges eine erhebliche Rolle. Daher kann unsere nachfolgende Übersicht nur eine grobe Orientierung sein:
Übersicht der Zonen nach Streckenlänge
Strekning (Länge der Strecke)
0 – 2,9 km
3,0 – 5,9 km
6,0 – 8,9 km
9,0 – 11,9 km
12,0 – 14,9 km
15,0 – 17,9 km
Sone (Tarifzone)
1-3
4-6
7-9
10 – 12
13 – 15
16 – 18

Unser Kastenwagen wird wegen seiner Länge unter 6 Metern wie ein PKW berechnet. Ansonsten steigt der Preis in der Regel mit jedem Meter Fahrzeuglänge. So liegt der Preisunterschied zwischen einem PKW und einem Wohnmobil mit einer Länge von mehr als 7 Metern oft über 10 Euro. Beim Ticketkauf bzw. beim Bezahlen muss man daher die Länge seines Wohnmobils angeben.
Kinder unter 4 Jahren fahren im Normalfall kostenlos.

Richtig Sparen mit der Ferjekort
Was ist die Ferjekort? Wie funktioniert das System? Was muss ich bezahlen und was kann ich sparen? Muss ich etwas beachten?
Da die Fährüberfahrten bei einem Roadtrip entlang der Küste die Urlaubskasse erheblich schmälern können, sollte man über die Sparmöglichkeiten mit der Ferjekort nachdenken. Das System der norwegischen „Ferjekort“ wurde aktuell komplett neu strukturiert und gilt seit dem 01.01.2019. Den Anbieter, die norwegische Firma AutoPass, haben wir bereits in diesem Artikel von uns über die Maut in Norwegen erwähnt.
- Die Ferjekort von AutoPass ist ein Prepaidkarte mit der man auf den meisten Inlandfähren einen Rabatt erhält. Eine Auflistung aller Routen, die an diesem System teilnehmen, findet ihr in dieser Übersicht auf der norwegischen Seite des Anbieters AutoPass (der im Übrigen auch die Maut in Norwegen automatisiert abrechnet): AutoPASS-ferjekort
- Im Internet kann man auf der Seite autopassferje.no bequem seine Karte bestellen. Die Webseite ist auf norwegisch und in englisch verfügbar. Zuerst wählt man aus, ob die Karte privat oder gewerblich genutzt werden soll. Dann bestätigt man die Vertragsbedingungen. Anschließend gibt man seine Mobilfunknummer an und erhält daraufhin eine PIN auf das angegebene Handy geschickt. Danach trägt man seine persönlichen sowie die Fahrzeugdaten ein, schließt den Vorgang ab und ist fertig. Man erhält nach kurzer Zeit seine Rechnung per E-Mail.
- Die Ferjekort kostet 50 NOK (etwas über 5 Euro / Stand 01.19) Verwaltungsaufwand, die später nicht zurückerstattet werden. Die Vorauszahlungen, die man wie bei einer Prepaid-Karte vorab auf sein Kundenkonto als Vorschuss einzahlt, wurden am 01.01.2019 angepasst.
Es gibt drei Fahrzeugkategorien, die nach der Länge des Fahrzeugs bestimmt werden:
– 0 bis 8,00 Meter ( 3500 NOK Vorauszahlung )
– 8,01 bis 17,50 Meter ( 13.900 NOK Vorauszahlung )
– über 17,51 Meter ( 26.300 NOK Vorauszahlung ) - Der Inhaber der Ferjekort erhält, wenn er die Karte privat nutzt, einen Rabatt auf seine Fährüberfahrt (Fahrer inklusive) von 50 Prozent!! Bei einem gewerblichen Nutzer sind es immerhin noch 40 Prozent. Für alle mitreisenden Personen erhält man 17 Prozent Nachlass. So lassen sich auf einer längeren Rundreise mit vielen Fährüberfahrten und einem größeren Wohnmobil schnell einige hundert Euro sparen.
- Habt ihr nur noch 25 % des vorab eingezahlten Guthabens auf der Karte, bekommt ihr automatisch eine E -Mail mit der Erinnerung für eine erneute Vorauszahlung zugesandt. Ignoriert ihr diese und euer ursprüngliches Guthaben ist dann irgendwann aufgebraucht, bezahlt ihr den vollen Preis ab der nächsten Überfahrt.
In naher Zukunft soll es, ähnlich wie bereits bei der norwegischen Maut, eine automatische Erfassung der Fährgebühren geben. Daran wird intensiv gearbeitet und das wird dieses System deutlich vereinfachen. Einige Fährstrecken kann man schon jetzt mit dem AutoPass Chip automatisch bei der Auffahrt auf die Fähre bezahlen und Rabatte erhalten.

Wir hoffen, dass wir mit diesem Artikel einige eurer Fragen zum Thema Fährüberfahrten in Norwegen beantworten konnten. Hast du noch Anmerkungen, Fragen oder haben wir gar wichtige Informationen vergessen? Dann freuen wir uns über deinen Kommentar.
Ansonsten bleibt uns nur zu sagen: „Ahoi“ und jederzeit eine sichere Überfahrt 🙂
Vielen Dank für die Informationen. Wie aber bekomme ich das nicht genutzte Restguthaben der Fährenkarte zurück?
Gruß aus Hamburg
Jürgen
Hallo Jürgen, vielen Dank für deinen netten Kommentar. Das Guthaben bleibt auf der Karte – also quasi auf deinem Konto bei AutoPass – solange erhalten, wie du den Vertrag führst (falls du zum Beispiel öfter nach Norwegen fährst). Sobald du kündigst, bekommst du das restliche Guthaben auf dem Weg zurückgezahlt, auf dem du es auch einbezahlt hast. Aus unserer Erfahrung funktioniert so etwas in Skandinavien hervorragend und ohne Probleme. Wir hoffen, deine Frage damit beantwortet zu haben…? Liebe Grüße, Conny und Sirko
Hallo zusammen,
Wir fahren seit 1982 nach Norwegen und waren über 30 mal an verschienen Orten und freuen uns auf Euren Newsletter.
Viele Grüße
Uwe und Michaela
Danke,
Super viele tolle Infos für uns ErstNorweger.
Frage:
Wird ein Restguthaben der Ferjekort auch wieder zurück bezahlt.
Ggf. Habe ich da was verpasst.
Gruß
Ralf
Hallo Ralf, vielen Dank für deinen Kommentar und die darin enthaltene Frage. Es tut uns leid, wenn das im Beitrag nicht deutlich genug herauszulesen ist. Du bekommst in jedem Fall ein Restguthaben von der Ferjekort erstattet, wenn du sie nicht mehr nutzt oder nutzen möchtest. Insofern geht man kein Risiko ein. Wir hoffen, dass dir diese Info / Aussage so erst einmal weiterhilft. Liebe Grüße, Conny und Sirko
Hallo Conny, Hallo Sirko
Bleibt das Guthaben auf der Ferjekort bei Nichtnutzung dauerhaft erhalten, oder verfällt es irgendwann ?
LG, Thomas
Hallo Thomas, vielen Dank für deine Anfrage. Das Guthaben bleibt, wie bei der alten Ferjekort auch, erhalten und verfällt nicht. Wir wünschen dir allzeit gute Fahrt und tolle Reisen in den Norden. Liebe Grüße, Conny und Sirko