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Norwegen Highlights

Mitternachtssonne in Nordnorwegen: Rundreise Insel Senja und Tromsø

Titelbild Mitternachtssonne Nordnorwegen

Wenn die Nacht zum Tag wird – unterwegs im Licht der Mitternachtssonne

Es ist eines dieser Naturphänomene, das man kaum beschreiben kann, ohne ins Schwärmen zu geraten – und das man doch selbst erlebt haben muss, um es wirklich zu begreifen. Es ist die Zeit der Mitternachtssonne. Wenn die Sonne nicht (mehr) untergeht, der Horizont in warmen Goldtönen strahlt und die Welt in einem magischen Dämmerlicht versinkt, beginnt im Norden Norwegens eine ganz besondere Zeit. Dabei ist die Mitternachtssonne kein gewöhnliches Naturphänomen. Sie ist vielmehr wie ein Versprechen an alle, die den Norden lieben – und ein Erlebnis, das man nicht mehr vergisst.

Genau das wollten wir spüren – nicht nur auf Bildern sehen oder davon erzählen hören. Nach einem unvergesslichen Wintertrip mit tanzenden Nordlichtern und dem Zauber der Polarnacht zieht es uns nun im Sommer erneut über den Polarkreis. Diesmal auf der Suche nach Licht statt Dunkelheit.

Mitternachtssonne strahlt durch eine Varde auf der Insel Senja
Weit nach Mitternacht strahlt die Sonne mit ihrem goldenen Licht durch diese Varde auf der Insel Senja

Unsere Reise führt uns von Tromsø über das Meer auf die Insel Senja – durch lange Nächte, die keine sind, vorbei an einsamen Stränden, leuchtenden Fjorden und stillen Berglandschaften, die im goldenen Schein fast unwirklich wirken.

Planung & Anreise: Auf der Suche nach dem Licht

Wir konnten es uns kaum vorstellen: Die Sonne geht nicht unter, die Menschen sind bis in die Nacht aktiv, und irgendwann stellt sich unweigerlich die Frage: Wie soll man da eigentlich schlafen?

Sonnenuntergang Rekvik Küstenlinie Mitternachtssonne Troms Nordnorwegen
Sonne gegen Mitternacht auf der Insel Kvaløya (Region Troms)

Und wohin soll die Reise gehen? Die Stadt Tromsø und die Inselgruppe Lofoten kannten wir bereits von früheren Reisen. Vielleicht lieber eine neue Perspektive, neue Wege beschreiten … Eine Rundreise durch Nordnorwegen? Klingt gut.

Trockenfisch Mitternachtssonne Tromso
Trockenfisch – typisch für Nordnorwegen

Und da fiel uns dieser eine Moment wieder ein: Eine Norwegerin hatte uns irgendwann mit leuchtenden Augen geraten, unbedingt die Insel Senja zu besuchen: “So wunderschön, und sie vereint alles, was den Reiz Norwegens ausmacht.”

Mitternachtssonne bei Hamn i Senja (Nordnorwegen - Nordlandblog)
Blick auf die Apartmentanlage und das Restaurant von Hamn i Senja

Perfekt! Die Entscheidung war gefallen: Wir kombinieren eine Woche in der Region Tromsø mit einem anschließenden Aufenthalt auf der Insel Senja. Nach der Zeit in Tromsø werden wir mit einem Mietwagen an Bord der Fähre von Brensholmen (Region Troms) nach Botnhamn auf Senja übersetzen.

Anschließend soll es dann über Tromsø wieder zurück nach Hause gehen, im Gepäck hoffentlich viele magische Momente im Licht der Mitternachtssonne.

Mitternachtssonne Insel Sommaroy Nordnorwegen

Ankommen in Tromsø – Wolken statt Sonnenlicht

Also werden rasch günstige Flüge mit einem Zwischenstopp in Oslo bei Opodo gebucht. Dann vergeht die Zeit – im wahrsten Sinne des Wortes – wie im Flug und schon bald stehen wir auf dem Flughafen der norwegischen Hauptstadt. Dort gönnen wir uns, fast schon traditionell, eine dampfende Schüssel Bacalao. Dieser würzige Eintopf aus Stockfisch ist nicht nur erstaunlich gut – er schmeckt für uns auch jedes Mal wie die erste Etappe einer Reise nach Nordnorwegen.

Kaum gelandet, übernehmen wir unseren Mietwagen – voller Vorfreude, aber unter einem bleigrauen Himmel. Es ist Mitte Juni, kurz vor der Sommersonnenwende und …? Von Sonne keine Spur. Nicht am Tag, nicht in der Nacht. Das Licht bleibt diffus, der Himmel schwer. Willkommen im Norden.

Mitternachtssonne im Norden von Norwegen (Nordnorwegen - Mitternachtssonne) Nordlandblog
Rund um die Uhr erlebt man ein dramatisches Spiel aus Wolken und Sonne

Wir richten uns in unserer gemieteten Hütte von Lauklines Kystferie ein, kaufen einige Lebensmittel und checken im Halbstunden-Takt den Wetterbericht auf der von uns bevorzugten Webseite www.yr.no. Schon bald gibt es einen ersten Hoffnungsschimmer: Für den nächsten Abend ist eine Auflockerung angesagt …

Magische Nacht über Tromsø – unser erstes Mitternachtssonnen-Erlebnis

Also schlafen wir tagsüber “vor” und brechen gegen 20.00 Uhr nach Tromsø auf, um mit der Seilbahn Fjellheisen auf den Berg Storsteinen zu fahren. Es ist einer unserer Lieblingsplätze mit einem unvergesslichen Blick über die Stadt und den Fjord. Oben angekommen, sitzen wir im Panoramacafé, das während der Zeit der Mitternachtssonne sogar bis 1 Uhr geöffnet ist.

Und dann passiert es. Kurz nach Mitternacht blinzelt die Sonne plötzlich durch eine Wolkenlücke – als hätte jemand einen riesigen goldenen Scheinwerfer eingeschaltet. Wir treten hinaus auf die Plattform, sprachlos. Diese Wärme, dieses Licht, diese Stille. Alles wirkt klarer, intensiver, fast entrückt.

Mitternachtssonne bei Tromsø (Nordnorwegen - Nordlandblog)
Unvergesslich: Mitternachtssonne über Tromsø

Lese-Empfehlung:

Weitere Details und wertvolle Informationen zu diesem Fotospot und Aussichtspunkt oberhalb von Tromsø findet ihr in unserem Beitrag: Mit dem Fjellheisen auf den Storsteinen.

Als wir mit der letzten Seilbahn zurückfahren, wollen wir eigentlich gar nicht zurück in die Hütte. Alle paar hundert Meter halten wir an, steigen aus, fotografieren, saugen das Licht auf. Schlafen? Unmöglich.

Wir sind auch nicht müde und müssen wohl aufpassen, dass wir die nächsten Tage ausreichend schlafen. Gegen 3.00 Uhr in der Nacht legen wir uns hin und haben gut zu tun, in den Schlaf zu finden …

Wanderung auf das Nattmålsfjellet

Natürlich geraten Tag und Nacht für uns immer mehr durcheinander. Die Übergänge sind fließend, das Zeitgefühl kaum noch vorhanden. Irgendwann am nächsten Tag entscheiden wir uns spontan für eine Wanderung auf das Nattmålsfjellet auf Kvaløya – westlich von Tromsø, oberhalb des Ersfjords gelegen. Ein kurzer Weg, ein vergleichsweise leichter Aufstieg und dennoch eine Aussicht wie im Hochgebirge.

Ersfjord Kvaloya Tromso Wanderung Nattmalfjellet
Aussicht über den Ersfjord

Wir starten am Kattfjordeidet, wo ein gut sichtbarer Pfad durch leichtes Gelände bergan führt. Alternativ lässt sich der Gipfel auch vom großen Parkplatz oberhalb von Ersfjordbotn erreichen. Beide Ausgangspunkte sind gut mit dem Auto erreichbar und jeweils etwa 6  Kilometer vom Landhandel Eide entfernt.

Wer von Kattfjordeidet aufsteigt, beginnt bereits auf rund 120  Metern Höhe und folgt einer zunächst breiten, teils matschigen, dann trockeneren Spur über den sanften Südwestgrat hinauf. Der Anstieg vom Fußballplatz in Ersfjordbotn ist dagegen etwas steiler, aber kürzer: Nur und 1,3  Kilometer und 250  Höhenmeter führen über einen gut erkennbaren Pfad auf den Gipfel.

Ersfjord Kvaloya Tromso Gipfel Pyramide Nattmalfjellet

Nach knapp zwei Kilometern erreichen wir die steinernen Varde auf dem Nattmålsfjellet. Nur 297 Meter über dem Meeresspiegel bietet sich uns dennoch ein gewaltiges Panorama. Gegenüber ragen die gezackten Gipfel der Ersfjordtraversen in den Himmel, im Hintergrund glänzt das offene Meer. Ein Aussichtspunkt, wie gemacht für stille Momente.

Ob als kleiner Ausflug am Tag oder nächtlicher Abstecher im Schein der Mitternachtssonne: Diese Tour ist leicht zu gehen und bietet ein perfektes Verhältnis zwischen Aufwand und Erlebnis. Am Gipfel wartet sogar ein Gipfelbuch und jede Menge frischer Fjordwind.

Details der Wanderung:

  • Lage: Kvaløya, westlich von Tromsø – oberhalb des Ersfjords
  • Startpunkt: Parkplatz am Kattfjordeidet
  • Länge: ca. 4 Kilometer (Hin- und Rückweg)
  • Höhenmeter: ca. 280 Meter
  • Dauer: ca. 1 bis 1,5 Stunden (reine Gehzeit)
  • Schwierigkeit: leicht bis mittel – gut sichtbarer, meist trockener Pfad über offenes Gelände
Mitternachtssonne in der Region Tromsø
Unglaubliche Lichtstimmungen prägen diese Zeit in Nordnorwegen

Die Nacht wird zum Tag – und zum schönsten Teil der Reise

Schon nach wenigen Tagen im Licht der Mitternachtssonne hat sich unser Rhythmus komplett verschoben. Tagsüber schlafen wir, so gut es geht – nicht nur wegen der Helligkeit, sondern weil draußen einfach wenig passiert. Der Himmel ist oft diesig, die Sonne steht hoch und das Licht ist grell und kontrastarm. Aber am Abend? Da beginnt der Zauber.

Unser erstes Quartier auf dieser Reise: Lauklines Kystferie unweit von Tromsø

Wenn sich die Landschaft langsam gold färbt, das Meer glitzert wie flüssiges Licht und der Himmel über Stunden hinweg nicht dunkler, sondern weicher wird, dann hält uns nichts mehr drinnen. Gegen 22 Uhr packen wir unsere Rucksäcke, ziehen los – und realisieren irgendwann: Die mitgebrachten Stirnlampen waren überflüssig. Es wird einfach nicht dunkel.

Und wir sind nicht allein. Auf den Straßen begegnen uns Spaziergänger, an den Stränden lodern kleine Lagerfeuer, und irgendwo spielt jemand Gitarre. Nach der langen Polarnacht wirkt dieser nordnorwegische Sommer wie ein Geschenk – und niemand scheint bereit, auch nur eine Stunde davon zu verschlafen.

Mitternachtssonne Troms Nordnorwegen

In einer dieser Nächte machen wir uns auf den Weg nach Sommarøy – auf eine kleine Wanderung, die zu einem der schönsten Erlebnisse dieser Reise wird.

Wanderung auf den Nordkollen – Sommarøy im Licht der Mitternachtssonne

Es ist kurz vor Mitternacht, als wir den kleinen Parkplatz auf der Insel Sommarøy verlassen und den schmalen Pfad hinauf zum Nordkollen nehmen. Die Sonne steht tief über dem Meer, aber sie wird nicht untergehen, und genau das macht diese Wanderung so besonders. Kein Stirnlampenlicht, keine Dunkelheit. Stattdessen: Stille, Licht und ein Himmel, der sich in warmen Farben über das ganze Land legt.

Mitternachtssonne Sommaroy Troms Nordnorwegen

Der Aufstieg beginnt steil und führt über felsiges Gelände, das an einigen Stellen mit Drahtseilen gesichert ist. Doch mit jedem Schritt öffnet sich der Blick weiter: auf das türkisfarbene Meer, die weißen Sandstrände und die unzähligen kleinen Schäreninseln, die wie verstreute Perlen im Wasser liegen.

Wanderung Nordkollen Mitternachtssonne Sommaroy Troms Nordnorwegen

Oben angekommen, erwartet uns ein 360-Grad-Panorama, das in der goldenen Stunde der Mitternachtssonne besonders magisch wirkt. Die Farben sind weich, die Schatten lang, und die Welt scheint in einem endlosen Sonnenuntergang zu verharren. Wir setzen uns, trinken einen warmen Tee, lassen die Stille und das Licht auf uns wirken. Frieden.

Minigalerie “Nachtwanderung in der Mitternachtssonne auf der Insel Sommarøy”

Der Abstieg führt uns auf der anderen Seite des Berges zurück, vorbei an weiteren Aussichtspunkten, die immer wieder neue Perspektiven auf die umliegende Landschaft bieten. Es ist eine Wanderung, die in Erinnerung bleibt – nicht nur wegen der beeindruckenden Natur, sondern vor allem wegen des besonderen Lichts, das diese Nacht durchdringt.

Details der Wanderung:

  • Startpunkt: Wanderparkplatz auf Hillesøya (Teilinsel von Sommarøy)
  • Länge: ca. 5,9 Kilometer (Rundweg)
  • Höhenmeter: ca. 260 Meter
  • Dauer: ca. 1,5 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel – steiler Aufstieg mit gesicherten Passagen

Kurzer Abstecher nach Rekvik – Wanderung auf den Brosmortinden

Rekvik Mitternachtssonne Troms Nordnorwegen
Nachts im Fischerdorf Rekvik

Nach einigen erlebnisreichen Tagen rund um Tromsø zieht es uns noch einmal ans Meer. Ein kleiner Abstecher nach Rekvik, ganz an die Außenseite der Insel Kvaløya, bringt uns zu einer weiteren kurzen, aber dennoch imposanten Wanderung. Eine Gipfeltour auf die Steilklippe Brosmortinden (auch Brosmetinden genannt). Wenige Höhenmeter, viel Aussicht und damit perfekt für einen Abend im Licht der Mitternachtssonne.

Die Straße schlängelt sich durch eine dramatische Küstenlandschaft, bevor sie kurz vor dem kleinen Fischerdor Rekvik zu einem Sattel ansteigt. Dort, an einem Parkplatz neben der Straße, beginnt auch unsere Wanderung auf den Brosmortinden.

Rekvik Küstenlinie Mitternachtssonne Troms Nordnorwegen
Küste unterhalb des Brosmortinden

Die Tour startet gemütlich: ein flacher Einstieg durchs Tal, dann zieht sich der Pfad über einen Rücken hinauf bis zur Pyramide mit dem Gipfelbuch auf 518 Metern. Aber der höchste Punkt befindet sich noch etwa 300 Meter weiter nördlich – auf 525 Höhenmetern.

Die Aussicht von der Steilklippe ist grandios und bietet einem offenen Blick über das Nordmeer, Sessøya und den markanten Skamtinden. Als wir später wieder am Auto eintreffen, liegt das warme und weiche Licht immer noch über den Gipfeln. Dennoch ist es für uns nun höchste Zeit schlafen zu gehen …

Minigalerie “Nachtwanderung auf den Brosmortinden”

Details der Wanderung:

  • Lage: Kvaløya, westlich von Tromsø – zwischen Rekvik und Tromvik
  • Startpunkt: Parkplatz am Sattel zwischen Rekvik und Tromvik
  • Länge: ca. 4,4  Kilometer (Hin- und Rückweg)
  • Höhenmeter: ca. 280  Meter
  • Dauer: ca. 1 Stunde
  • Schwierigkeit: leicht – gut begehbar, keine technischen Passagen
Ausblick Brosmortinden Mitternachtssonne Troms Nordnorwegen
Blick vom Brosmortinden

LESETIPP:

Cover-50-Tipps-Abseits-der-ausgetretenen-Pfade

NORWEGENS NORDEN: KYSTRIKSVEIEN UND HELGELAND

Entdeckt die Region zwischen Trondheim und den Lofoten mit unserem neuen Buch “Norwegens Norden: Kystriksveien und Helgeland” aus der renommierten Reihe “50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade” des 360° Medien Verlages. Auf über 280 Seiten stellen wir euch 50 weniger bekannte Tipps vor, die wir selbst auf mehreren Reisen erkundet haben. Holt euch den idealen Reisebegleiter für eure nächste Tour durch den Norden Norwegens:

Auf nach Senja – mit der Fähre ins Inselabenteuer

Nach der wunderbaren Zeit in Tromsø brechen wir zur nächsten Etappe unserer Reise auf. Wir verlassen das Festland und setzen mit der kleinen Fähre von Brensholmen nach Botnhamn über. Während der ruhigen Überfahrt von etwa 45 Minuten zeichnet sich die Silhouette der Insel Senja immer deutlicher am Horizont ab. Zeit die magische Insel zu erkunden …

Hamn i Senja Mitternachtssonne Nordnorwegen
Hamn i Senja – unsere Unterkunft fuer einige Tage

Erst einmal ist wieder gar nichts mit Sonne – weder am Tag noch in der Nacht. Im Regen suchen wir unser Apartment in Hamn i Senja, das in den nächsten Tagen unser Zuhause sein wird. Dort nutzen wir das schlechte Wetter, um den fehlenden Schlaf der ersten Woche nachzuholen und sind eigentlich gar nicht böse.

Ein bisschen zwangsläufige Ruhe tut wirklich gut. Kein Pflichtprogramm, kein Sightseeing. Nur das Rauschen des Regens und die Vorfreude auf das, was noch kommt.

Muschel am Strand auf der Insel Senja im Licht der Mitternachtssonne (Nordnorwegen) Nordlandblog
Muschel am Strand auf der Insel Senja

Nächte auf Senja – unterwegs zwischen Schlafmangel und Staunen

Lange schlafen wir nicht, zu unruhig, zu hell, zu viel Neugier. Und so kommt es, wie es kommen muss: Wir landen endgültig im Nachtmodus. Tagsüber dösen wir, soweit das Wetter es zulässt. Abends, oft erst nach 22 Uhr, brechen wir auf – in der Regel ohne festen Plan, aber mit Kamera, Thermoskanne und viel Vorfreude im Gepäck.

Mitternachtssonne mitten in der Nacht auf der Insel Senja an einem Fjord (Nordnorwegen - Nordlandblog)
Mitternacht an einem Fjord auf der Insel Senja

Unser liebstes Zeitfenster liegt irgendwo zwischen 23 Uhr und 2 Uhr morgens. Dann ist das Licht am schönsten, scheint alles weich und golden, beinahe surreal. Wir fahren die offizielle Norwegische Landschaftsroute Senja auf der Nordwestseite der Insel zum wiederholten Mal entlang – nicht, weil wir uns verfahren hätten, sondern weil wir einfach nicht genug davon bekommen.

Gebiss des Teufels auf der Insel Senja (Nordnorwegen - Mitternachtssonne) Nordlandblog
Conny am “Gebiss des Teufels” auf der Insel Senja

Die Berge hier wirken, als hätte jemand ein Kunstwerk aus Fels in den Himmel geschoben. Besonders das „Gebiss des Teufels“ am Aussichtspunkt Tungeneset lässt uns immer wieder staunen – eine gezackte Felssilhouette, die wie aus einem Fantasy-Film wirkt.

Und ja, der Name ist übertrieben, aber irgendwie auch passend. Eine imposantes Panorama über die raue Küste, welches sich in vergleichbarer Weise auch am Aussichtspunkt oberhalb des Bergsfjorden wiederfindet.

Gebiss des Teufels auf der Insel Senja

Zwischendurch sind wir müde, hungrig, frieren ein bisschen – aber zurückfahren? Undenkbar. Wir halten an, steigen aus, klettern auf kleine Felsnasen, fotografieren viel zu lange, trinken Tee und genießen die scheinbar endlos verfügbare Zeit im Sonnenlicht. Senja ist wunderschön, fordernd, still und mitten in der Nacht irgendwie noch beeindruckender als am Tag.

Fjordlandschaft auf der Insel Senja
Am Mefjordbotn auf der Insel Senja

Nachtwanderung zum Sukkertoppen – irgendwo zwischen Meer, Mond und Mitternacht

Es ist spät. Sehr spät. Aber noch immer nicht dunkel – natürlich nicht. Gegen 22 Uhr brechen wir auf zur letzten größeren Tour unserer Reise. Unser Ziel ist der Sukkertoppen, der „Zuckerhut“ an der Küste Senjas. Nicht besonders hoch, aber spitz und schroff genug, um uns Respekt einzuflößen. Und Ausblick genug, um uns magisch anzuziehen.

Sukkertoppen Senja Mitternachtssonne Nordnorwegen
Hoch hinaus: Blick zum Sukkertoppen (rechts im Bild)

Der Pfad beginnt direkt an der Küste und steigt schnell an. Wir sind allein. Kein Laut, außer dem Knirschen unserer Schuhe, ein paar Möwen und dem gedämpften Rauschen der Brandung irgendwo weit unter uns. Der Himmel leuchtet in warmem Orange, das Meer liegt still. Selbst die Luft wirkt irgendwie weicher.

Kurz unterhalb des Gipfels finden wir ein kleines Plateau – ein perfekter Ort für eine Pause. Wir setzen uns, holen den Tee raus, schauen schweigend aufs Meer. Es ist windstill. In der Ferne fliegt ein Seevogel. Sonst nichts. Kein Verkehr, kein Geräusch, keine Zeit. Nur wir, das Licht und der Moment.

Wanderung auf den Sukkertoppen (Zuckerhut) auf der Insel Senja (Norwegen)

Zurück geht’s irgendwann gegen 4 Uhr. Nicht müde, nicht hellwach – irgendwo dazwischen. Aber erfüllt. Als hätten wir etwas gefunden, das sich nicht fotografieren lässt.

Details der Wanderung:

  • Startpunkt: Wanderparkplatz bei Hamn i Senja, etwa 800 Meter vom Resort entfernt
  • Länge: ca. 2,1  Kilometer (Hin- und Rückweg)
  • Höhenmeter: ca. 450 Meter
  • Dauer: ca. 2  Stunden (reine Gehzeit)
  • Schwierigkeit: mittel bis schwer – steiler Anstieg mit exponierten Passagen; Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
  • Beste Jahreszeit: Juni bis September

Minigalerie “Wanderung auf den Sukkertoppen – den “Zuckerhut” auf der Insel Senja”

Fazit: Zwischen Fernweh und Lichtgefühl

Diese Reise war anders. Nicht spektakulärer oder größer – aber heller. Die Mitternachtssonne hat etwas mit uns gemacht, das schwer in Worte zu fassen ist. Vielleicht liegt es an diesem ewigen Licht, das jede Müdigkeit austrickst. Oder an der Stille, die nachts plötzlich greifbar wird, wenn das Licht bleibt, aber die Welt zur Ruhe kommt.

Wir haben die Nacht zum Tag gemacht, waren unterwegs, wenn andere schlafen, und haben dabei einen ganz neuen Rhythmus gefunden. Oder unseren eigenen verloren. Wahrscheinlich beides. Senja hat uns überrascht, berührt und entschleunigt. Kein Ort, der laut schreit, aber einer, der lange nachhallt.

Wer einmal im goldenen Schein der Mitternachtssonne auf einem norwegischen Gipfel gesessen hat, weiß: Es braucht nicht viel. Nur Zeit, ein bisschen Neugier – und die Bereitschaft, einfach loszugehen, selbst wenn die Uhr Mitternacht zeigt.

Details zum Trip in die Mitternachtssonne:

  • Beste Region: Nordnorwegen – nördlich des Polarkreises (z. B. Senja, Tromsø, Sommarøy, Nordkap)
  • Reisezeit: Ende Mai bis Mitte / Ende Juli
    • Die Sonne bleibt rund um die Sommersonnenwende am 21. Juni für 24 Stunden sichtbar
    • Beste Lichtstimmung: ca. 22:00 bis 01:00 Uhr zum tiefsten Stand der Sonne
  • Outdoor-Erlebnis: Perfekt zum Wandern & Fotografieren wie zum Beispiel – die Gipfeltour zum Hesten oder die Wanderung zum Husfjellet.
  • Trotz Sonne in der Nacht – warme Kleidung nicht vergessen
  • Fototipps:
    • Kamera mit manuellen Einstellungen nutzen
    • Kleine Blende (z. B. f/22) für sichtbare Sonnenstrahlen wählen
    • Weißabgleich: „Tageslicht“ oder „Automatisch“
    • mit Stativ + Pol- & Grauverlaufsfilter arbeiten

Wenn ihr weitere Informationen, Hotspots und Impressionen von oder auf der Insel Senja sucht, dann empfehlen wir euch den ausführlichen Bericht unserer Kastenwagen-Rundreise, als wir mehrere Tage im Herbst auf der Insel Senja verbracht haben.

Teufelsgebiss Senja Mitternachtssonne Nordnorwegen

GOD TUR !!! (ZU DEUTSCH: GUTE TOUR !!!)

Hinweis: Dieser Beitrag beschreibt unsere Erlebnisse und Eindrücke auf einer Nordnorwegen-Reise im Jahr 2016. Die Inhalte haben wir 2025 komplett überarbeitet, ergänzt und aktualisiert.

Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen

Autoatlas für Norwegen
Stellplatzführer Europa 2024
Norwegen mit dem Wohnmobil
Lonely Planet Norwegen

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Conny & Sirko

... schreiben sich hier ihr ewig währendes Fernweh nach dem Norden Europas von der Seele - wenn sie nicht gerade mit ihrem Wohnmobil durch die atemberaubenden Landschaften Nordeuropas reisen, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit euch in ihrem Nordlandblog zu teilen. Besucht uns gern im Bereich "ÜBER UNS" :)

4 Kommentare

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  • Moin. Ich verfolge euren Blog schon länger, der ist echt super und sehr hilfreich. Mit viel Liebe gemacht, das merkt man. Und die Begeisterung für Skandinavien, insbesondere für Norwegen, teile ich. Wir reisen auch viel, und wir verbringen seit Jahren jedes Jahr mehrere Wochen in Norwegen. Unsere Lieblingsecken sind die Lofoten und Fjordland, supertoll auch alles nördlich von Tromsö. Und jedesmal gibt es neue Ecken zu entdecken, wenn man sich die Zeit nimmt. Wandern und die unglaubliche Szenerie in sich aufnehmen, DAS ist Erleben.
    Macht weiter so.
    PS
    Hab grade ein Buch bei euch bestellt: Norwegens Norden

  • Vielen Dank für die Wandertips und die schönen Fotos! Ich war zwar schon 3mal in der Region in den letzten Jahren, habe aber trotzdem neue Anregungen für die nächste Reise dorthin (diesmal im Herbst) mitnehmen können. Auch bei mir hat sich der Tag/Nacht-Rhythmus in Luft aufgelöst wenn ich zwischen Mai und Juli dort oben war und ich bin bevorzugt auch meist nachts wandern gewesen. Die Stimmung ist einfach unglaublich und man nimmt alles auch ganz anders und irgendwie intensiver wahr. Nochmal “Danke!” für Euren tollen Blog!

  • Super spannend gemacht eure Reiseberichte .Wollte fragen welchen Ort könnt Ihr mir empfehlen als Ausgangspunkt für Touren auf die Lofoten und gleichzeitig zu den Vesteralen .Da wir mit Wohnmobil und Anhänger mit Trike unterwegs sind wollten wir gerne einen Ort für Sternfahrten haben .Hoffe ihr verstet h was ich meine

    • Hei Marion,
      vielen Dank für deinen lieben Kommentar und das schöne Feedback zu unseren Beiträgen. Das freut uns sehr – ist es doch immer der schönste “Lohn” für unsere Arbeit an der Seite. Was eure Frage anbelangt, müssen wir euch leider etwas enttäuschen… Wir verstehen euer Anliegen und können den Gedanken gut nachvollziehen. Aber auf der anderen Seite wissen wir, wie langsam man auf den Inseln vorankommt und wie abgelegen die meist schönsten Orte an den äußeren Küsten sind. Daher würden wir euch folgenden Vorschlag machen bzw. diese Variante empfehlen: Ihr nehmt euch für die Tage auf den Lofoten ein Basislager im Bereich um Svolvær, von wo aus ihr die Highlights dort und auch in Richtung der sogenannten Kaiserroute (Digermulen) gut erreichen könnt. Dann zieht ihr noch einmal auf die Vesterålen um und stellt euer Wohnmobil am besten in der Region um Portland herum ab. Von dort aus erreicht man in herrlichen Tagesausflügen die schönsten Orte und Attraktionen der Inseln. Ansonsten würdet ihr entweder jede Menge Fährkosten produzieren und / oder jedes Mal einen großen Bogen bzw. sich immer wiederholende Strecken fahren müssen. Schaut es euch gern noch einmal auf der Landkarte an… 🙂

      Wir hoffen, euch damit geholfen zu haben und senden liebe Grüße,
      Conny und Sirko

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