Norwegen Routen

Kastenwagen Roadtrip durch Nordeuropa: Finnland – Nordkap – Norwegen (Finnmark und Nordkap in Norwegen / Teil 3)

Erdkugel am Nordkap in Norwegen

Nachdem wir zunächst der finnischen Ostseeküste in nördlicher Richtung gefolgt sind und anschließend durch den Norden von Finnland die Grenze zu Norwegen erreicht haben, setzen wir nunmehr unsere Fahrt durch die norwegische Provinz Finnmark zum Nordkap in Norwegen fort. Der Besuch der populären Weltkugel am Nordkap wird eines der Highlights auf dieser Etappe sein und den nördlichsten Punkt unseres Wohnmobil-Roadtrips markieren.

Grense Jakobselv – an der russisch-norwegischen Grenze

Nur noch 2331 Kilometer bis zum Nordpol, 595 Kilometer bis zum Nordkap und immerhin 2538 Kilometer durch Norwegen nach Oslo – so steht es auf einem Schild in dem kleinen Hafen an der Bucht bei Grense Jakobselv. Wir haben zwischenzeitlich das kleine Dorf Grense Jakobselv, den nordöstlichsten Punkt Norwegens, erreicht und sind damit näher am Nordpol als an der norwegischen Hauptstadt Oslo. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Jakobselva, der hier in die Barentsee mündet, stehen die Wachtürme der russischen Grenztruppen wie düstere Mahnmale.

Auf dem Weg zu der wunderschönen Bucht Kobbholmen in Grense Jakobselv haben wir daher auf den letzten zehn Kilometern der unbefestigten Kiesstraße auch einen norwegischen Grenzposten passiert. Die Jungs dort saßen am Lagerfeuer und waren ganz entspannt: “Klar, ein Foto ist kein Problem….” Für sie ist die nahe Grenze zwischen zwei gänzlich unterschiedlichen Welten Teil ihres Alltags und absolut nichts Besonderes.

Grenzposten in Grense Jakobselv in der Finnmark in Nordnorwegen

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Grense Jakobselv war bereits vor mehr als 10.000 Jahren von Samen bevölkert und wurde erst 1826 verlassen, als die Region zwischen verschiedenen Nationen neu aufgeteilt wurde. Erst 1851 siedelte sich ein norwegischer Soldat nach seinem Dienst hier neu an und legte somit den Grundstein für das heutige Dorf Grense Jakobselv. Seit 1965 kann man den Ort inzwischen auch über eine teilweise befestigte Straße erreichen. Heute leben hier immerhin etwa 40 Personen – quasi am Ende von Norwegen… Insofern strahlt dieser Ort auch etwas Melodramatisches aus, wie man es zumeist eher von verlassenen oder eben gänzlich abgelegenen Regionen kennt.

Da es auch hier immer wieder Streit mit den benachbarten Russen um den offiziellen Grenzverlauf gab, entschloss man sich schließlich, eine Kapelle zu bauen, die 1869 geweiht wurde. 1873 besuchte sogar König Oskar II. diese wunderschön an der Barentsee gelegene Kapelle. Daher trägt sie heute seinen Namen und steht wie ein mächtiges Bollwerk etwas oberhalb der Bucht des Jakobselva.

Kong Olavs Kapell in Grense Jakobselv Nordnorwegen

Nach einem Besuch der Kirche können ganz Mutige sich dann am wunderschönen Sandstrand in die eisigen Fluten der Barentsee stürzen. Wir haben uns stattdessen lieber einmal eine kurze Auszeit genommen und am Nachmittag in der Sonne am Strand etwas relaxt, am Abend etwas Leckeres gekocht und die Abgeschiedenheit dieses Ortes genossen.

Die Norwegische Landschaftsroute Varanger bis zum Fischerdorf Hamningsberg

Nach zwei Nächten in Grense Jakobselv sind wir auf unserer geplanten Route zunächst der Europastraße E6 in westlicher Richtung gefolgt. Natürlich durfte auch ein obligatorischer Abstecher nach Kirkenes, dem populären Zielhafen der inzwischen legendären Hurtigruten nicht fehlen, bevor es für uns weiter nach Varangerbotn geht. Hier haben wir die Europastraße verlassen, um fortan der offensichtlich imposanten und 160 Kilometer langen offiziellen Norwegischen Landschaftsroute Varanger bis nach Hamningberg zu folgen. Dieses verlassene Fischerdorf markiert nicht nur das Ende der atemberaubend schönen Landschaftsroute, sondern irgendwie auch das Ende der Welt oder zumindest von Europa, wie dann auch ein Schild an einem Haus verkündet…

Aufnahme Drohne DJI Mavic Pro 2 von Hamningberg in der Finnmark Nordnorwegen

Inmitten schroffer Klippen und einer kargen, rauen Landschaft bilden die bunten Holzhäuser des Dorfes, welches heute nur noch im Sommer genutzt wird, einen ebenso herrlichen Kontrast wie der feine Sandstrand mit dem karibikblauen Wasser. Entlang der Landschaftsroute Varanger gibt es aber noch jede Menge mehr zu entdecken und so lohnt sich diese Stichfahrt auf die Halbinsel in jedem Fall. Ob das reiche Vogelleben auf der kleinen Landzunge Ekkerøy mit den langen Sandstränden, die historische Festung oder das Mahnmal für die Hexenverbrennungen in Vardø, die malerische Kirche von Nesseby oder einfach nur die grandiose Landschaft des angrenzenden Varangerhalvøya Nationalparks – die Highlights entlang der Route ließen sich noch endlos länger aufzählen.

Minigalerie “Highlights entlang der Nationalen Landschaftsroute Varanger”

Vielleicht können unsere Bilder zumindest einen ersten Eindruck davon vermitteln…?? Leider können sie in jedem Fall aber nur einen Teil der ganz besonderen Atmosphäre auf der Varanger-Halbinsel zeigen. Die abendliche Sinfonie der vielen Seevögel und der mächtigen Brandung des Europäischen Eismeeres muss man hingegen selbst spüren und erleben. Ebenso muss man diese herrliche frische, leicht salzige Luft an einem Spätsommertag am Eismeer selber atmen und schmecken. Der weite Blick über die offene Landschaft in dem ganz besonderen Licht des Nordens ergänzt diese unvergesslichen Eindrücke dann nur noch auf perfekte Weise.

Über die Eismeer-Straße nach Berlevåg

Nach unserem ersten Abstecher von der Europastraße E6 folgt schon bald die nächste Stichfahrt auf der Varanger Halbinsel in Richtung Norden: Nachdem wir unsere Lebensmittelvorräte im Supermarkt von Tana aufgefüllt hatten, fahren wir auf der Eismeer-Straße (890) nach Berlevåg – einem kleineren, vom Fischfang geprägten Ort am Eingang zum Tanafjord. Zunächst führt diese Route am Fjordufer sowie der imposanten Mündung des Tanaelva mit den unglaublichsten Sandbänken entlang, bevor man eine Hochebene überquert und schließlich ab Kongsfjord immer entlang der Küstenlinie des Eismeeres folgt.

Wohnmobil Tour zum Nordkap in Norwegen

Während sich auf der linken Straßenseite mächtige Berge sowie bizarre Felsformationen erheben, wird rechterhand der Blick über das Meer gelegentlich durch einige Sandstrände, Buchten und Flussmündungen unterbrochen. Eine atemberaubende Landschaft, die man wirklich gesehen haben muss. Bevor man Berlevåg erreicht, steht auf einer kleinen Landzunge, fast etwas verloren, der Leuchtturm Kjølnes Fyr. In den typischen Wetterunbilden und den langen Winternächten dieser Breitengrade weist er den Seefahrern den Weg durch die berühmt-berüchtigte als auch tückische Barentsee.

Leuchtturm Kjølnes Fyr Berlevåg Finnmark Nordnorwegen

So können in Berlevåg auch erst seit 1975 die Schiffe der Hurtigruten anlegen, nachdem man den Hafen erfolgreich befestigt und somit gegen die mächtigen Wellen des Eismeeres geschützt hat. Übrigens treffen sich in Berlevåg das südgehende und das nordgehende Schiff der Hurtigruten jeden Abend gegen 22.00 Uhr im Hafen des Ortes. Ein imposantes Spektakel, welches das sonst eher ruhige Örtchen für eine kurze Zeit regelrecht aufblühen lässt. Wer sich mehr über den Ort, seine Geschichte und insbesondere die Seefahrt an den rauen Küsten im Norden von Norwegen informieren möchte, kann sich im örtlichen Schifffahrtsmuseum umschauen oder einfach auf eine Entdeckungstour durch Berlevåg gehen.

Blick auf Berlevag Finnmark Nordnorwegen

Wir packen hingegen unsere Rucksäcke und brechen nun auf zu einer empfehlenswerten Wanderung an der norwegischen Eismeerküste…

Wanderung auf das Tana Horn bei Berlevåg

Etwas westlich von Berlevåg beginnt die populäre Rundwanderung entlang der Küste und hinauf zum Tana Horn – einem alten samischen Opferplatz oberhalb des Meeres. Vom 266 Meter hohen Tana Horn bietet sich ein unvergesslicher Blick über die Eismeer-Küste in Nordnorwegen, in den Tanafjord und hinaus über das Meer. Hier kann man im Sommer die Mitternachtssonne in vollen Zügen und – entgegen zum Nordkapp – auch meistens alleine genießen.

Nach dieser Wanderung übernachten wir noch einmal in unserem Kastenwagen auf einem abgelegenen Stellplatz in der Region und machen uns am kommenden Tag auf den Weg, um der Eismeer-Straße zurück nach Tana zu folgen. Das Wetter ist inzwischen besser und so lässt sich die imposante Kulisse mit den Bergformationen, den abgelegenen Sandstränden sowie der einfach unglaublichen Straße entlang der Küste noch einmal richtig genießen.

Landschaft am Eismeer in der Finnmark in Nordnorwegen

Auf diese Weise erreichen wir erneut Tana – biegen aber hier gleich wieder ab zur nächsten “Stichfahrt” auf eine der Halbinseln, die hier wie übergroße Finger in das Eismeer ragen. Die Kommune Gamvik ist unser Ziel und dort ein ganz spezieller Leuchtturm: Slettnes Fyr ist der nördlichste Leuchtturm des europäischen Festlandes und steht wie ein Mahnmal inmitten eines imposanten Naturreservates.

Slettnes Fyr – der nördlichste Leuchtturm des europäischen Festlandes

Was macht man, wenn man den wunderschönen Leuchtturm Slettnes Fyr im perfekten Licht aufnehmen möchte…? Man stellt sich den Wecker auf 2.30 Uhr und stiefelt um 3.00 Uhr, kurz vor dem Sonnenaufgang, mit Kamera und Stativ durch das Naturreservat am Leuchtturm – zunächst noch schlaftrunken und benommen, um erst etwas später dankbar zu realisieren, welches Glück man doch hat: Diese Augenblicke in dieser Umgebung erleben zu dürfen… Wunderbar!!

Leuchtturm Slettnes Fyr Gamvik Finnmark Nordnorwegen

Natürlich legen wir uns noch einmal schlafen und gönnen uns am nächsten Tag zunächst ein ausgiebiges Frühstück. Anschließend machen wir uns auf den Weg, um die etwa 5 Kilometer lange Rundwanderung durch das Naturreservat am Leuchtturm Slettnes Fyr zu gehen, die auf einem markierten Weg an den vielen kleinen Buchten, Strände und Klippen an der Eismeerküste entlang führt.

Mit etwas Glück kann man dabei einige der Robben, die sich hier in den Buchten wohlfühlen, beobachten. Wir haben hingegen etwas anderes entdeckt – die eigentümliche Hütte eines Aussteigers und Einsiedlers, der hier offenbar seinen Frieden am Meer gefunden hat und weitab vom Irrsinn unserer Zeit sein Leben verbringt.

Nach einer weiteren Nacht in sichtbarer Entfernung zum Leuchtturm setzen wir unsere Fahrt schließlich in Richtung Nordkap fort. Auf der Rückfahrt bis zur entsprechenden Straßenkreuzung in Ifjord schauen wir uns natürlich noch die Fischerdörfer Gamvik und Mehamn entlang der Strecke an, bevor wir anschließend spontan nach Kjøllefjord abbiegen, um das Ein- und Auslaufen der MS “Trollfjord” der norwegischen Hurtigruten beobachten, die man hier direkt von der Mole beobachten kann.

Die inzwischen zum Teil wieder aufgenommenen Verbindungen der Hurtigruten in diesen von der Corona Pandemie bestimmten Zeiten spiegeln dabei eine angenehme als auch willkommene Normalität wider. Daher freuen wir uns gemeinsam mit einigen Einheimischen regelrecht über die Ankunft der MS “Trollfjord”.

Zuvor haben wir noch lange diskutiert, überlegt und mit uns gehadert, ob wir hier, auf der Nordkinnhalbinsel, die extreme Wanderung zum echten europäischen Nordkap gehen sollen. Kinnarodden heißt die Felsspitze, die den tatsächlich nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes markiert und die man in einer aufreibenden zweitägigen Wanderung erreicht. Aufgrund der Wetterprognose und unseren anderen geplanten Aktivitäten verwerfen wir diese Überlegungen, zumal wir einen Mann treffen, der uns davon berichtet, dass er diese extrem anspruchsvolle Tour durch die felsige Landschaft bereits zweimal vor dem Ziel abbrechen musste…

Hurtigruten Finnmark Nordnorwegen

Darüber ist es spät geworden, unser Zeitplan derzeit perfekt und wir finden noch dazu, eher zufällig, einen herrlichen Stellplatz oberhalb des Eismeers auf einem Wanderparkplatz in der Nähe von Lebesby. Also bleiben wir ganz spontan noch eine Nacht hier, genießen den Sonnenuntergang und die perfekte Roadtrip-Romantik, bevor es dann morgen in Richtung Nordkap weitergeht.

Morten Stellplatz Eismeer Sonnenuntergang

Von Ifjord nach Lakselv – immer weiter in Richtung Nordkap

Am nächsten Morgen folgen wir schon bald der Straße FV98 ab Ifjord und Bjørselv nach Lakselv zur Europastraße E6, um auf dieser Route schlussendlich das legendäre Nordkap zu erreichen. Entlang dieses Abschnitts der Eismeer-Route bis Lakselv gab es nicht nur ein erstaunliches Schiffswrack zu entdecken, sondern auch den gleichermaßen imposanten Silfar Canyon sowie das Adamselv Flussdelta zu bestaunen. Der Europastraße E6 ab Lakselv am Ufer des Porsangerfjord folgend, nähern wir uns nun aber tatsächlich immer mehr dem nördlichsten Punkt unserer Tour…

Flussdelta Finnmark Nordnorwegen

Die versteinerten Trolle von Trollholmsund unweit vom Nordkap

Eine alte samische Legende erzählt, dass eine Gruppe Trolle nachts über die Finnmarksvidda wanderte. In Porsanger wollten sie ihre riesige Schatzkiste mit gestohlenem Gold und Silber vergraben. Das klappte jedoch nicht, denn sie wurden dabei beobachtet. So zogen sie schnell weiter, um über den naheliegenden Fjord zu fliehen. Doch die aufgehende Sonne ließ sie zu Stein erstarren und so stehen sie noch heute – imposant und zugleich furchteinflössend – als Steinformationen am Fjordufer…

Trollköpfe Trollene Trollheimsund

Alleine die versteinerten Trolle in Trollholmsund sind ein guter Grund, um sich für die Fahrt zum Nordkap entsprechend Zeit zu nehmen und diese faszinierende Natur in der Region am Eismeer zu entdecken. Nach einer kurzen Wanderung von dem neuen, größeren Parkplatz in Trollholmsund über die Klippen erreicht man die versteinerten Trolle und weitere bizarre Felsformationen. Sicher ein Highlight für die ganze Familie und eine willkommene Abwechslung nach den vielen Kilometern, die man auf dem Weg zum Nordkap im Auto zugebracht hat.

Die letzten Kilometer zur berühmten Kugel am Nordkap

Nordkap – wir kommen…. Zunächst checken wir nochmal die Wetterprognose für das Nordkap. Neben dem fast obligatorischen Sturm auf dem teilweise mehr als 300 Meter hohen Felsplateau soll es aber immer mal wieder etwas Sonne geben. Also legen wir noch am selben Tag die restlichen Kilometer zum Sehnsuchtsziel vieler Norwegen-Reisender zurück.

Landschaft Magerøya Nordkapp Norwegen

Gegen 20.00 Uhr erreichen wir die Einfahrt zum Nordkap Plateau, an dem während der regulären Öffnungszeiten die entsprechenden Gebühren für die Zufahrt zum Parkplatz und eventuell auch für den Eintritt in die Nordkap-Halle zu bezahlen sind. Wir werden in jedem Fall über Nacht bleiben und lösen dafür am Automaten am Eingang der Nordkap-Halle ein Ticket für 12 Stunden Parken. Dieses kostet für Wohnmobile unabhängig von Größe und Gewicht 350 NOK (etwa 35 Euro).

Dennoch wird es zunächst nichts mit der Fotosession am Nordkap und dem obligatorischen Selfie an der Kugel, denn außer immer stärkeren Sturm und dunklen Wolken hat das Wetter nichts zu bieten. Wir lassen uns bei einem böigen Wind mit 16 m/s auf dem Plateau in unserem Kastenwagen durchschaukeln und hoffen die ganze Zeit inständig auf einen malerischen Sonnenaufgang. Tatsächlich werden wir später, gegen 3.00 Uhr in der Nacht, mehr als entschädigt und außer einigen italienischen Motorradfahrern ist zu dieser Zeit auch niemand weiter am Nordkap auf den Beinen. Perfekt… !!

Unterwegs auf der Nordkap Insel Magerøya

Nachdem wir uns nun also auch endlich einmal die populäre Kugel am Nordkap gegeben haben, war es nach der nächtlichen Fotosession natürlich an der Zeit, uns zu stärken und noch etwas auf der landschaftlich wirklich sehr reizvollen Insel Magerøya umzuschauen. So ging es zunächst nach Skarsvåg, um bei Heidi Marie Ingebrigtsen in ihrem Nordkapp Jul & Vinterhus leckere Waffeln zu essen, etwas zu stöbern und anschliessend zur spektakulärsten Felsformation der Nordkap Insel zu wandern – zum Kirkeporten, dem Felsen mit dem riesigen Loch…

Anschließend haben wir uns in den beiden Fischerdörfern Gjesvær und Kamøyvær auf Magerøya umgeschaut – allerdings auf eine Safari zum Vogelfelsen vor Gjesvær verzichtet. Dafür sind wir in diesem Jahr einfach zu spät dran und eine Vielzahl der dort brütenden Seevögel hat sehr wahrscheinlich die Brutplätze am Nordkap inzwischen verlassen. Stattdessen entscheiden wir uns lieber für einen weiteren Abstecher in unmittelbarer Nähe: Ein Trip über die Norwegische Landschaftsroute Havøysund in den gleichnamigen Ort.

Die Nationale Landschaftsroute nach Havøysund

67 Kilometer lang ist die Nationale Landschaftsroute nach Havøysund – eine Stichfahrt, die sich (leider) in keine Rundfahrt integrieren lässt, einen scheinbar ins Nirgendwo führt und die dennoch jeden zusätzlichen Kilometer wert ist. Obwohl der höchste Punkt bei lediglich 220 Metern liegt, hat man das Gefühl, durch ein Hochgebirge zu fahren, meistens flankiert von den bizarrsten Felsformationen auf der einen Straßenseite und dem Eismeer auf der gegenüberliegende Seite.

Ganz Mutige haben zudem immer wieder die Gelegenheit, an einem der Strände anzuhalten und ein Bad im eisigen Meer zu nehmen. Alternativ kann man in der Ruhe und Abgeschiedenheit der ikonisch schönen Landschaft relaxen und den mächtigen Seeadlern beim Fischen im Meer zuschauen. In jedem Fall hat man hier bereits die Touristenströme am Nordkap hinter sich gelassen.

Havøysund, am Ende der Route ist einer der kleinen, bis heute vom Fischfang geprägten Orte – nicht unbedingt das Motiv für die Titelseiten der Hochglanzbroschüren aus Nordnorwegen. Aber dennoch hat auch dieser Ort, wie so viele andere kleine Ansiedlungen entlang der nordnorwegischen Küste, seinen ganz eigenen Charme. Hier wird offensichtlich, dass es in dieser rauen und kargen Umgebung zuerst um die hauptsächlich wichtigen Dinge im Leben und letztendlich auch immer ums Überleben geht – ohne Schnörkel, Firlefanz oder eine entsprechende Dekadenz.

Hinweis für eure eigene Reiseplanung: Im Ort gibt es hinter der Tankstelle eine Entsorgung- und Versorgungsmöglichkeit für Wohnmobile, die wir inzwischen auch in unsere komplette Übersicht für Norwegen eingefügt haben. Die Zufahrt auf das Hochplateau mit der Bar “Arctic View” ist hingegen die nächsten 1 – 2 Jahre (Stand Sommer 2020) gesperrt, da der dortige Windpark weiter ausgebaut bzw. erneuert werden soll.

Minigalerie “Impressionen und Highlights entlang der Norwegischen Landschaftsroute Havøysund”

Nordeuropas grösster Canyon – der Alta Canyon

Es ist gerade einmal Ende August und inzwischen deutlich zu spüren, dass im Norden von Norwegen der Herbst bereits Einzug hält. Nach dem Abstecher in Richtung Havøysund und viel zu viel Zeit, die wir in unserem Kastenwagen auf dem Weg zum Nordkap verbracht haben, freuen wir uns auf eine Wanderung durch das zwischenzeitlich herbstlich gefärbte Fjell. Also fahren wir weiter bis nach Alta und biegen dort von der Europastraße E6 ab, um so nach Gargia zu gelangen. Folgt man von dort aus der alten, unbefestigten Straße noch etwa weitere 4 Kilometer, kommt man zum Parkplatz für die Wanderung zum Alta Canyon, dem größten Canyon in ganz Nordeuropa.

Alta Canyon in der Finnmark in Nordnorwegen unweit vom Nordkap

Wir parken unseren Kastenwagen, warten noch einen der inzwischen regelmäßig durchziehenden Regenschauer ab, packen unsere Ausrüstung entsprechend zusammen und gehen wenig später den markierten Weg über die Hochebene in Richtung des Alta Canyon. Knapp sieben Kilometer durch die herbstliche Landschaft der Finnmark liegen vor uns, bevor wir am Ziel mit dem atemberaubenden Blick in den tief eingeschnittenen Canyon belohnt werden.

In dem Tal unter uns hat sich der Fluss Altaelv seinen Weg gebahnt und lockt offensichtlich gleichermaßen einige Touristen und wohl auch tausende Mücken an. Daher machen wir uns direkt nach unsrer Fotosession im letzten Tageslicht schnell auf den, abermals sieben Kilometer langen Rückweg zum Parkplatz.

Ganz in der Nähe soll es noch einen schönen Wasserfall geben, der derzeit noch als Insider-Tipp bezeichnet werden kann: Orvvosjohka heißt der Fluß und der Wasserfall dementsprechend Orvvos. Also parken wir am nächsten Morgen vor der Gargia Lodge, bezahlen dort die 50 NOK für den Parkplatz und wandern die relativ kurze Strecke durch den Wald, bis wir den Wasserfall zunächst hören und wenig später auch schon sehen können.

Über ein steile, breite Felskante stürzt das Wasser mit aller Wucht hinab und bahnt sich seinen Weg immer weiter ins Tal. Ein Einheimischer berichtet uns, dass es hier jährlich ein gigantisches Schauspiel gibt, wenn sich im Frühjahr die Schmelzwassermassen hier herunterstürzen. Vielleicht Norwegens Antwort auf die isländischen Wasserfälle….?

Orvvos Wasserfall in der Region Alta (Finnmark - Nordnorwegen)

Bubbelen – die Quelle im Berg bei Alta

Zurück an unserem Kastenwagen checken wir erneut den Wetterbericht für die nächsten Tage und entscheiden uns aufgrund der mittelfristigen Aussichten, noch am selben Tag weiterzufahren. So bleibt es bei einem, allerdings leider viel zu kurzen, Abstecher in die Stadt Alta, die inzwischen mit der neuen Fußgängerzone sowie der imposanten Nordlicht-Kathedrale (Bild) Einiges zu bieten hat. Zudem sind auch die UNESCO Weltkulturerbe Stätten mit den berühmten Felszeichnungen einen längeren Aufenthalt wert, den wir aber auf unseren nächsten Besuch verschieben.

Nordlicht Kathedrale in Alta (Finnmark - Nordnorwegen)

Uns zieht es vielmehr zu einer mysteriösen Quelle in der Nähe von Alta: Bubbelen ist der irgendwie faszinierende Name dieses Naturschauspiels, welches man sich im Bognelvdalen bei Langfjordbotn nach einer kurzen Wanderung anschauen kann. Wie von Geisterhand und in einem riesigen Whirlpool kommt das Wasser der Springquelle direkt aus dem Berg gesprudelt. Das herrlich mineralhaltige und sehr leckere Wasser ist zudem natürlich perfekt geeignet, um unsere Trinkflaschen aufzufüllen.

Quelle Bubbelen in Nordnorwegen (Alta - Finnmark)

Nach der kurzen Tour hinauf in die Berge zu der Quelle Bubbelen bleiben wir die Nacht gleich noch auf dem abgelegenen Parkplatz am Ausgangspunkt dieser Wanderung stehen. Am nächsten Tag ist das Wetter, wie angekündigt, sehr wechselhaft. Als wir aufbrechen regnet es und die Bergspitzen sind kaum zu sehen.

Allerdings soll es gegen Mittag aufziehen und so folgen wir ziemlich optimistisch unserer Planung und fahren die wohl landschaftlich schöne Route nach Øksfjord. Natürlich zieht nichts auf und nach einem Picknick im Kastenwagen, irgendwo in Øksfjord, belassen wir es dabei und fahren zurück zur Europastraße E6.

Rentiere auf der Strasse in Nordnorwegen

Wanderung zum Gletscher Øksfjordjøkelen am Jøkelfjord

Bereits an der nächsten Abfahrt biegen wir erneut ab. Die vor uns liegende Straße führt nach Jøkelfjord, einem kleinen Dorf am gleichnamigen Fjord. Inzwischen ist der Fjord recht populär, denn an seinen Ausläufern mit dem bezeichnenden Namen Isfjord, kann man nach einer Wanderung oder Bootsfahrt einen imposanten Gletscher an den Felsen über dem Meer bestaunen. Die dort sichtbaren Eismassen sind ein Teil des Øksfjordjøkelen, der im Übrigen auf Nordsamisch den fast unaussprechlichen Namen Ákšovuonjiehkki hat.

Drohne Gletscher Øksfjordjøkelen am Jøkelfjord

Wir wandern vom befestigten Parkplatz am Ende der Straße in Jøkelfjord etwa eine Stunde am Fjordufer des Isfjorden entlang, um dem Gletscher etwas näher zu kommen und das gewaltige Panorama einzufangen. Man hätte dem Weg auch noch ein Stück weiter folgen können, um sich dem Isfjordjøkelen – so der korrekte Name dieses Teils vom Gletscher – noch weiter zu nähern. Allerdings ändert sich aus unserer Einschätzung der Blick nicht mehr wesentlich und so kehren wir nach unserer Fotosession um.

Die Wasserfälle im Navitdalen bei Sørstraumen (Kvæangenfjord)

Im letzten Licht des Tages fahren wir noch weiter, folgen nun wieder der Europastraße E6 in westlicher Richtung und erreichen nach einer knappen Stunde Sørstraumen, einen kleinen Ort an den Ausläufern des Kvænangenfjord. Am Ende der kleinen Ortschaft, nach der langen Brücke über den Straumen, biegen wir nach links, auf die FV 367 ab. Die durchaus abwechslungsreiche und teilweise anspruchsvoll schmale Strecke führt uns in die abgeschiedene Natur des Navitdalen mit den imposanten Wasserfällen des Navitelva am Ufer des Kvænangenbotn, wie der Ausläufer des mächtigen Kvænangenfjord heißt.

Wir folgen der Straße bis zu dem kleinen, einfachen Campingplatz Navitelva Rastplats, den man mit seinem Wohnmobil für 250 NOK (Stand 2020) die Nacht nutzen kann. Von hier aus erreicht man auf einer kurzen Rundtour gleich zwei Wasserfälle, den Navitfossen direkt am Ufer und den unglaublich spektakulären Røykfossen etwas oberhalb im Tal.

Am nächsten Morgen gehen wir zunächst zum Navitfossen, wo sich die Wassermassen etwa 15 Meter direkt in den Kvænangenbotn ergießen. Anschließend passieren wir die schmale Straßenbrücke, biegen den Traktorweg nach links ab und folgen dort der ausgeschilderten Wanderung zum Geitfjelltinden. Der Weg schlängelt sich etwa 1 bis 1,5 Kilometer auf der rechten Seite des Flusses Navitelva bergaufwärts. Schon mal hören wir zunächst des gewaltige Rauschen des Røykfossen bis wir ihn auch schon bald sehen. Eine mächtige Wasserwolke hängt über diesem unglaublich spektakulären Wasserfall, die ihm sicher auch seinen Namen “Rauchwasserfall” gab.

Wasserfall Nordnorwegen Røykfossen

Wir genießen die Szenerie ganz alleine, denn derzeit darf diese Attraktion immer noch als echter Geheimtipp bezeichnet werden und wir sind sehr froh, dass Conny bei ihren Recherchen diesen Wasserfall entdeckt hat. Tief beeindruckt fahren wir die restliche Strecke der Straße FV 367 weiter um den Kvænangsbotn herum und genießen die unglaublich schöne Landschaft auf dieser kurzen Rundfahrt, bis wir letztendlich wieder die Europastraße erreichen. Blinker links gesetzt und auf geht es – unser nächstes Ziel ist Skjervøy, ein etwas abgelegener Fischerort und ebenfalls Zielhafen der Norwegischen Postschiffe der Hurtigruten.

Berge und Küste am Kvænangenfjord in Nordnorwegen (Finnmark)

Ein Abstecher in die Inselwelt von Skjervøy

Wonach möchte man bewerten, ob sich ein Abstecher oder ein Umweg gelohnt hat…? Allzuoft sind es nicht die Highlights, Attraktionen oder besondere Ziele, sondern einfach ein Stück faszinierender Landschaft, die man für sich entdeckt. So ging es uns auch auf dem Abstecher über die Straße FV 866 nach Skjervøy.

Kastenwagen Van auf der Bruecke nach Skjervøy (Nordnorwegen)

Bekannt ist Skjervøy seit 1896, als hier das Expeditionsschiff “Fram” mit Fridtjof Nansen nach einer mehrjährigen Expedition durch das Polarmeer anlegte. Der kleine, vom Fischfang geprägte Hafenort liegt auf der Insel Skjervøya und ist das Zentrum der gleichnamigen Kommune. Bis heute wissen Angler aus der ganzen Welt den Fischreichtum in den Gewässern zu schätzen und so findet man hier viele Angelcamps, einen relativ großen Hafen und den Kai, wo regelmäßig die Schiffe der Hurtigruten anlegen.

Nach einer kurzen Stippvisite machen wir uns jedoch bereits wieder auf den Weg, der bei diesem Abstecher zugleich wieder das Ziel ist. So geht es auch auf der Rückfahrt zur Europastraße E6 durch die sagenhaft schöne Landschaft der Inselwelt um Skjervøy, deren Berge oft wie Zuckerhüte aus dem Meer ragen.

Aufgrund der Wetterprognosen haben wir uns vorgenommen, heute noch die Halbinsel mit den Lyngen Alpen zu erreichen und daher “machen” wir erst einmal einige Kilometer. Lediglich in Spåkenes gönnen wir uns noch einen kurzen Umweg und halten aufgrund des herrlichen Blicks auf die Lyngen Alpen (Tipp von uns) dort noch einmal kurz an. Die Herbstfarben sowie das besondere Licht an der Küste müssen wir einfach für eine kurze Fotosession nutzen…

Blick auf die Lyngenalpen in Nordnorwegen

Der alte Bauernhof der Nordsamen in Holmenes

Allerdings kommen wir anschließend auch nicht allzu weit und somit wieder einmal deutlich langsamer als geplant voran. In der Nähe des Ortes Birtavarre sind am Ufer des Fjordes gut erhaltene Bootshäuser und im Dorf ein originaler Bauernhof der Nordsamen zu sehen. Die Holzbauten aus längst vergangenen Jahrhunderten vermitteln einen ungefähren Eindruck vom Leben in der damaligen Zeit. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen und schauen uns dort erst einmal ausgiebig um. Jeder Balken, jedes Stück Holz könnte hier wohl unendliche Geschichten erzählen.

Inzwischen ist es bereits Nachmittag, die Zeit drängt langsam und so gibt es vor den Lyngen Alpen nur noch einen letzten “Boxenstop” an einer günstigen Automaten-Tankstelle von “Bunker Oil” in Skibotn. Etwas später fahren wir im warmen Abendlicht auf der Straße FV 868 an der Küste der Lyngen Alpen-Halbinsel in Richtung Lyngseidet und gleich weiter zu einem Wanderparkplatz am Sørlenangsbotn. Von hier aus wollen wir eine der inzwischen populärsten Wanderungen in den Lyngen Alpen unternehmen, die zu einem magisch blauen Bergsee, dem Blåisvatnet führen soll.

Angekommen in den Lyngen Alpen: Wanderung zum magisch blauen See “Blåisvatnet”

Angekommen am Parkplatz wird die Popularität dieser Tour offensichtlich: Mit der Anzahl der Instagrambilder des magisch blauen Sees ist selbstverständlich auch die Zahl der Besucher immer weiter gestiegen. Daher wurde eine entsprechende Infrastruktur geschaffen und der Parkplatz deutlich erweitert. Im Gegenzug ist das Parken nun nicht mehr kostenlos und es werden für ein Tagesticket (24 Stunden) etwa 17,00 Euro fällig (Stand 2020).

Bitte beachtet: Die Parkgebühren können allerdings nur mit der in Nordeuropa weit verbreiteten App “Easypark” bezahlt werden, die wir euch unter anderem auch in diesem Beitrag über hilfreiche Apps in Norwegen bereits empfohlen haben.

Durch das 24-Stunden-Ticket können wir allerdings auch über Nacht auf dem Parkplatz mit unserem Wohnmobil stehenbleiben und damit am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück zum See starten. Unser Plan geht auch auf, denn am nächsten Morgen scheint das Wetter tatsächlich perfekt für eine Wanderung geeignet zu sein. Also, Rucksack auf und Wanderschuhe an! Vor uns liegen 4,2 Kilometer bis zum populären Blåisvatnet (auch Blåisvannet genannt).

Die Sonne kämpft sich langsam über die Berge, wir sind ganz allein in dieser endlosen Landschaft unterwegs und teilen uns den Wanderweg lediglich mit einigen Rentieren. Auf dem gut markierten und abwechslungsreichen Weg erreichen wir nach einer guten Stunde unser Ziel, den schon fast unnatürlich blauen Bergsee Blåisvatnet. Und tatsächlich leuchtet das Wasser in den schönsten Farben, wie sie nur die Natur hervorbringen kann. Je nach Lichteinfall und Tageszeit erscheint der See mal tiefblau, magisch türkis oder leuchtend blau.

Inzwischen strahlt auch die Sonne erstmals in diesen Kessel, der von mächtigen Bergspitzen umgeben ist. Wir fühlen uns ganz klein und wie in einem Amphitheater der Natur – mit einem Bergsee in der Hauptrolle.

Sonnenaufgang am See Blåisvatnet in den Lyngenalpen Nordnorwegen

Auf den Steinen am Seeufer verfolgen wir das Spiel der Sonne, die sich in ihrem Lauf immer wieder über die Gipfel kämpfen muss. In ihrem warmen Licht genießen wir den Tag, halten ganz mutig sogar einmal die Füße in das Wasser und verzehren unsere Notration “Kvik Lunsj” aus dem Rucksack.

Eh wir uns versehen, ist es Nachmittag und die Sonne schafft es kaum noch über die wuchtige, gegenüberliegende Bergkette. Zum Abschied machen wir noch einige letzte Bilder und gehen dann schnell zum Auto zurück, denn wir wollen das gute Wetter intensiv nutzen.

Alle Details und weitere Informationen, Daten, Fakten und Bilder haben wir in diesem separaten Beitrag über die Wanderung zum Blåisvatnet in den Lyngen Alpen zusammengefasst:

Klicke hier für alle weiteren Informationen / Details / Bilder und die detaillierte Landkarte von dieser Wanderung

Wanderung zur Lyngstuva – dem Nordkap der Lyngen Alpen

Das Motiv der einsamen, kleinen Holzhütte, die dort irgendwie verloren an der nordnorwegischen Küste steht, ist unter anderem von vielen Ansichtskarten und Broschüren bekannt. Das ist kein Wunder, denn dieser Ort strahlt auf unnachahmlich zauberhafte Weise den Kontrast zwischen einer scheinbar endlosen Weite und dem möglichen Schutz in der kleinen Hütte aus. Nach einigen Recherchen wussten wir, dass man diesen schönen Platz mit dem Namen Lyngstuva auf einer schönen Küstenwanderung erreichen kann. Also haben wir auch diese Tour auf unserer endlos langen “ToDo Liste” dieser Reise.

Lyngstua und Leuchtturm an der Nordspitze der Lyngenalpen

Daher zögern wir auch nicht lange, als wir bei schönem Wetter vom Blåisvatnet zu unserem Kastenwagen zurückkommen. Wir geben die Koordinaten des Ausgangspunktes der Lyngstuva-Wanderung in die Navigation ein und fahren anschließend etwa eine halbe Stunde bis zu dem entsprechenden Parkplatz. Hier packen wir ein weiteres Mal an diesem Tag unsere Rucksäcke und ziehen erneut die Wanderstiefel an, um schon bald auf dem Küstenweg in Richtung Lyngstuva zu laufen. Es riecht ganz wunderbar abwechselnd nach Meer, Heu und Herbst. Die Wolken über uns werden jetzt dichter und scheinen sich der leicht melancholischen Stimmung, hier am “Ende der Welt”, anpassen zu wollen.

Lyngstuva – die kleine Schutzhütte am Ende der Welt

Das die Gewässer vor der Küste offensichtlich sehr gefährlich sind, erkennen wir an den vielen Teilen gekenterter oder gesunkener Boote und ganzen Schiffswracks. Offensichtlich scheinen hier im Herbst und Winter mächtige Urgewalten über das Schicksal der Seeleute und der Einheimischen zu bestimmen – was irgendwie zur ganzen Stimmung und Szenerie passt. Wie muss man sich da erst als Leuchtturmwärter in der kleinen Hütte über dem Meer gefühlt haben, als er vor vielen Jahren noch hier lebte…?

Heute ist die Lyngstuva eine kleine Schutzhütte, die von Freiwilligen in Ordnung gehalten wird. Man kann sich hier aufwärmen, vor Unwettern in Sicherheit bringen oder sogar auf dem Dachboden schlafen. Dazu muss man sich nur seine Schlafsäcke und Isomatten mitbringen. Auf dem kleinen Ofen kann man sich einfache Mahlzeiten zubereiten und dabei aus dem einzigen Fenster hinaus aufs Meer schauen. Diese Plätze sind einfach so wunderbar und haben für uns immer einen ganz besonderen Reiz. Wir halten einen Moment inne und genießen ganz bewußt den Augenblick in dieser Abgeschiedenheit, bevor wir den Rückweg antreten.

Perspektive Lyngstua und Leuchtturm an der Nordspitze der Lyngenalpen

Etwas stiller als sonst gehen wir zu unserem Auto zurück und schauen dabei immer noch einmal zurück zu diesem Sehnsuchtsort, dem Nordkap der Lyngen Alpen. Inzwischen legt sich die Dunkelheit über die mächtige Bergkulisse und wir gehen nach den vielen Erlebnissen einfach nur noch schlafen….

Abendstimmung Lyngstua und Leuchtturm an der Nordspitze der Lyngenalpen

Aurora Spirit Destillerie – Whisky aus dem hohen Norden von Norwegen

Vor unserer nächsten und zugleich letzten Wanderung auf der Lyngen Halbinsel gilt es am nächsten Tag, einen “elementar wichtigen Abstecher, wenn wir schon mal hier sind” (Zitat Sirko) zur nördlichsten Whisky-Destillerie zu unternehmen. Auf 69 Grad nördlicher Breite, also weit oberhalb des Polarkreises, wird in Koppangen (Lyngen Halbinsel) in der Aurora Spirit Destillerie seit dem Sommer 2016 Whisky gebrannt. In der Sommer- sowie der Wintersaison kann man sich auf einer der Führungen einen Einblick in die Herstellung verschaffen und auch den ein oder anderen guten Tropfen dieser außergewöhnlichen Destillerie probieren.

Bauernhof in den Lyngenalpen in Nordnorwegen

Also folgen wir der Straße FV 91 durch Svensby nach Lyngseidet und von dort aus der kurzen Wegstrecke nach Kopplungen. Die Morgensonne lässt die herbstlichen Farben in allen Variationen förmlich leuchten. Man möchte einfach immer weiterfahren, nie wieder anhalten und diese Landschaft sowie die Ausblicke festhalten… Doch schneller als geplant stehen wir bereits auf dem Parkplatz der nördlichsten Whisky-Destillerie der Welt und vor verschlossenen Türen.

Gebäude der Whisky Destillery in den Lyngenalpen, Nordnorwegen

Da wir leider im September, also kurz nach der Sommersaison eintreffen, bleibt für dieses Mal nur ein erster, flüchtiger Eindruck vom ansprechenden Gebäude der inzwischen recht populären Destillerie. Das ist aber kein Problem, denn so bleibt ein weiterer guter Grund besteht, in absehbarer Zeit die Region erneut zu besuchen und zugleich besteht die Gelegenheit, dass perfekte Wetter gleich für unsere nächste Wanderung zu nutzen. Also fahren wir wieder in südlicher Richtung, passieren noch einmal den Ort Lyngseidet, nutzen dort die Entsorgungsstation für Wohnmobile und parken eine gute halbe Stunde später auf einem gut ausgebauten Parkplatz in Steindalen, dem Ausgangspunkt einer unglaublich schönen Wanderung.

Das ewige Eis auf den Lyngen Alpen – der Steindalsbreen

Ist es im Leben nicht oft ungerecht….? Da hat einer der schönsten Gletscherarme Norwegens, der Steindalsbreen, noch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag und hat es – wahrscheinlich aufgrund der relativ langen Wanderung dorthin – noch nicht einmal so richtig zum Instagram-Star geschafft…. Umso besser für uns, denn so stehen wir nach einer traumhaft schönen Wanderung durch die zunehmende herbstliche Natur Norwegens, 450 Höhenmeter und 5,7 Kilometer später ganz alleine am mächtigen Gletscher Steindalsbreen – überwältigt von der eigentümlichen, schaurig imposanten Schönheit des ewigen Eises.

Steindalsbreen in den Lyngen Alpen in Nordnorwegen

Lediglich im Tal unterhalb der Moräne hat eine Wandergruppe ihre bunten Zelte aufgeschlagen und bereitet offensichtlich eine Tour auf oder über den Gletscher vor. Aber hier oben, direkt am blau schimmernden Eis, inmitten der mächtigen umliegenden Berge sind wir ganz alleine, hören unser Echo aber auch manchmal – ganz gruselig – das Knirschen und Knistern im Eis des Gletschers. Da wir nach unserem Abstecher in die Whisky-Destillerie spät aufgebrochen sind, steht die Sonne an diesem Tag bereits tief. So lässt sie sich hinter dem Gletscher nur noch erahnen, bevor sie schon bald am Horizont versinkt.

Wir sind sehr froh, dass wir uns noch relativ kurzfristig für diese Wanderung in den Lyngen Alpen entschieden haben. Nach einem relativ kurzen Anstieg bis zur Steindalshytta folgt man dem Flusslauf des Schmelzwassers vom Gletscher auf einem abwechslungsreichen Weg durch das Hochtal, bis man eine riesige Moräne erreicht. Nach diesem letzten Aufstieg über das Geröll steht man den Ausläufern des Gletschers direkt gegenüber. An der Steindalshytta findet man übrigens eine der schönsten Wandertoiletten Norwegens, die in dieser Form und Größe für viele und auch für uns schon fast den Traum einer perfekten Berghütte erfüllen könnte…

Klo Utedo am Gletscher Steindalsbreen in den Lyngenalpen in Nordnorwegen

Die letzten Kilometer durch die Provinz Troms & Finnmark in Nordnorwegen

Wir übernachten gleich noch auf dem Parkplatz für die Wanderung zum Steindalsbreen, auf dem wir im September in der Nacht ganz alleine stehen. Am nächsten Morgen hängen die Wolken mächtig tief, umspielen die Berggipfel und liefern sich eine offenkundig dramatische Auseinandersetzung mit der Sonne. Perfekte Bedingungen für unsere heutige Etappe, denn wir werden heute die Provinz Troms & Finnmark verlassen und etwa 130 Kilometer in südlicher Richtung weiterfahren. Da wir die traumhaft schöne Stadt Tromsø genauso wie die Insel Senja bereits von vielen früheren Besuchen kennen, lassen wir diese “Perlen” in Nordnorwegen dieses Mal bewusst aus – was ihr aber nicht tun solltet, wenn ihr bisher noch nie dort wart…

Falls ihr Tipps und Anregungen dafür sucht: In unseren ausführlichen Beiträgen stellen wir euch die Highlights der Region um Tromsø sowie der Insel Senja näher vor:

Aufgrund dieser Tourenplanung sind wir dieses Mal ziemlich flexibel und entscheiden uns daher bewusst, für die bevorstehende Etappe lieber eine Nebenstrecke statt der Europastraße E6 zu nutzen. So folgen wir schliesslich der Straße FV 87 durch eine eher ursprüngliche Landschaft im Tal des Flusses Målselva, die zunächst nur selten von vereinzelten Gehöften unterbrochen wird. Etwas später passieren wir die Ausläufer des norwegischen Nationalparks Øvre Dividal, dessen Bergwelt sich in der Ferne bereits schemenhaft erahnen lässt. Dazu wird der Målselva immer mehr zum reißenden Strom neben der Straße, nur unterbrochen durch einige Seen, die er wie eine Perlenkette verbindet.

Minigalerie “Impressionen entlang der Straße FV 87 in Nordnorwegen”

Kurz vor Bardufoss biegen wir an einem Hinweisschild nach rechts ab, denn hier ergießen sich die Wassermassen des Flusses über den berühmten Wasserfall Målselvfossen weiter in Richtung seiner Mündung in das Europäische Nordmeer. Deshalb gibt’s hier einen unglaublichen Fischreichtum, denn jedes Jahr ziehen sich unzählige Lachse aus dem offenen Meer in den Fluss zum Laichen zurück. Dabei überwinden sie sogar die Stromschnellen und den Wasserfall Målselvfossen indem sie in die Höhe springen. Ein einmaliges Schauspiel, welches man zu gewissen Zeiten sogar beobachten kann.

Wasserfall Målselvfossen in Nordnorwegen

Wir fahren anschließend weiter und folgen nun fast zwangsläufig wieder der Europastraße E6, um auf diese Weise bald Bognes zu erreichen und von dort mit der Fähre in Richtung Vesterålen bzw. letztendlich auf die Lofoten überzusetzen. Doch zuvor suchen wir uns mit Einbruch der Dunkelheit einen Übernachtungsplatz etwas abseits der Europastraße und lassen im Abendlicht noch einmal unsere Drohne DJI Mavic 2 Pro steigen, um diese Stimmung einzufangen:

Abendidylle neben der Europastrasse E6 in Nordnorwegen

Landkarte der beschriebenen Route durch Nordnorwegen und zum Nordkap

Damit haben wir nunmehr ein weiteres Kapitel unserer NORDLAND TOUR abgeschlossen, das Nordkap von Europa besucht und die Provinz Troms und Finnmark in Nordnorwegen durchquert. Vor uns liegen jetzt einige spannende Tage auf den Lofoten sowie in der Bergwelt als auch an der Küste der Provinz Nordland – also perfekt passend zu unserem Blog, oder…? Im nächsten Teil dieser Beitragsreihe teilen wir unserer Erlebnisse auf den Lofoten und in der Region Nordland gleichermaßen mit euch. Dazu geben wir natürlich viele weitere Tipps für Sehenswürdigkeiten und mögliche Aktivitäten in der Provinz Nordland im nördlichen Norwegen.

Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen

Autoatlas für Norwegen
Stellplatzführer ADAC 2023
Norwegen mit dem Wohnmobil
Lonely Planet Norwegen

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Autor / Autoren:

Conny & Sirko

... schreiben sich hier ihr ewig währendes Fernweh nach dem Norden Europas von der Seele - wenn sie nicht gerade mit ihrem Wohnmobil durch die atemberaubenden Landschaften Nordeuropas reisen, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit euch in ihrem Nordlandblog zu teilen. Besucht uns gern im Bereich "ÜBER UNS" :)

7 Kommentare

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  • Hej Conny, hej Sirko,

    ich bin gerade bei unserer Reiseplanung auf diesen Bericht gestoßen, die Route deckt sich an vielen Punkten mit unserer groben Planung! Die eine oder andere Anregung haben wir aber noch bekommen! Darf ich fragen zu welcher Jahreszeit ihr dort unterwegs wart? Wir überlegen wann die bessere Zeit für eine Tour in dieser Region ist? Juni oder September? Da wir mit Hunden unterwegs sind würden wir auch gerne etwas wandern! Könnt ihr da eine Empfehlung aussprechen?
    Liebe Grüße Conny

  • Wir sind aktuell am Nordkap!
    Der Parkplatz am Nordkap ist kostenfrei! Sofern man die Nordkaphallen und alles was dazu gehört (Film etc) betreten möchte, sind 310 NOK pro Person zu entrichten

  • Liebe Conny und Sirko
    Vielen herzlichen Dank für eure super Reiseberichte. Sie sind zum träumen. Wir wandern und fotografieren auch sehr gerne.Wir haben schon in Schottland viele Wanderungen unternommen. Insofern sind eure Berichte ideal für uns.
    Ende Jahr werde ich pensioniert, Im April sollten wir unseren Robeta haben und dann gehts los. Wir erlauben uns, euren Spuren zu folgen 😉 Euren Berichten werden wir natürlich weiterhin gerne folgen.

    Liebe Grüsse, Markus

    • Hei Markus,

      hab vielen Dank für dein nettes Feedback und die lieben Zeilen, über die wir uns sehr gefreut haben. Es ist immer wieder schön zu hören bzw. zu lesen, dass wir mit unserem Reiseblog die Impressionen und eben auch einige Inspirationen für andere Reisende vermitteln können. Letzten Endes ist das immer der schönste Lohn für unsere Arbeit und das Engagement. Insofern wird und soll es hier auch in nächster Zeit viele neue Inhalte geben, von denen euch hoffentlich einige bei der eigenen Reiseplanung hilfreich sind.

      Allzeit gute Fahrt und wunderschöne Reisen. Liebe Grüße aus Nordnorwegen,
      Conny und Sirko

  • Einen ganz herzlichen Dank für Euren ausführlichen Kommentar. Wir waren damals in dem Haus am Wasser. Die urigen Zimmer und die tolle Bewirtung habe ich in all den Jahren nicht vergessen. Als wir beim Frühstück saßen, kamen gerade die Rentiere.
    Natürlich verfolge ich Eure Berichte immer mit ganz großem Interesse. Sie sind mir immer eine wunderbare Abendlektüre. Und klar, ich beneide Euch um dieses freie Leben, zu dem der Kastenwagen eine Menge beiträgt. Das ist schon ein Traum, den Ihr da lebt. Seid Euch dessen bewusst und berichtet weiterhin so fleißig.
    Nochmals die besten Grüße an Euch und an meine Sehnsuchtsgegend Nordnorwegen.

    Sylvia

  • Als Ihr das Foto vom Hafen in Kamøysvaer gemacht habt, müsste Euch eigentlich das Gasthaus Aaran ( blaues Haus) aufgefallen sein. Gibt es das noch? 10 Jahre ist es jetzt her, dass ich dort war. Ich fand es damals sehr urig.
    Herzliche Grüße an Euch und weiterhin eine god tur
    Sylvia

    • Hei Sylvia,

      hab vielen Dank für deinen netten Kommentar und deine lieben Zeilen. In der Tat sind uns auf der rechten Seite der Bucht zwei größere, herausstechend blaue Häuser aufgefallen, von denen offensichtlich eins ein Hotel bzw. ein Bed & Breakfast zu sein scheint. Eines der Häuser liegt direkt am Wasser und das zweite Haus, in der gleichen Farbe, etwas oberhalb der Straße an der Bucht. Beide scheinen zusammengehören und fallen tatsächlich durch die eigenartig blaue Farbe auf. Wir können uns gut vorstellen, dass du damals dort eine schöne und sicher erlebnisreiche Zeit hattest. Vielleicht helfen dir unsere Berichte und Beschreibungen, die schönen Erinnerungen noch einmal ins Gedächtnis zu rufen…??!!

      Wir senden dir in jedem Fall herzliche Grüße aus dem Norden von Norwegen und schreiben jetzt gleich einmal an unserem Erlebnisbericht weiter…,
      Conny und Sirko