Mit dem Kastenwagen im Winter nach Norwegen?
Zu Beginn erschien es uns als verrückte Idee: Mit unserem Kastenwagen im tiefsten Winter nach Norwegen? Wir kennen die teilweise extremen Wetterbedingungen und Schneeverhältnisse von unseren früheren Reisen. Zwischen Dezember und Ostern ist immer und überall in Norwegen mit extremen Vorraussetzungen zu rechnen. Aber nachdem wir uns den Kastenwagen im letzten Sommer zugelegt haben, ist es für uns unvorstellbar, einfach eine Hütte zu mieten oder gar ein Hotel zu buchen. Also läuft es wie so oft bei uns: Ist die Idee erst einmal da, müssen wir (nur noch) die Umsetzung vorbereiten. Wir werden mit unserem Kastenwagen im Winter in den Norden fahren!
Zuerst klären wir das Ziel und die ungefähre Strecke in Norwegen ab, da davon viele andere Fakten abhängen. Wir verwerfen sehr schnell den naheliegenden Wunsch, bis nach Tromsø oder überhaupt viel nördlicher als Trondheim zu fahren. Einerseits haben wir nur drei Wochen Zeit für diese Tour und andererseits ist es uns für den ersten Roadtrip im Winter mit dem Kastenwagen zu riskant. So sind wir uns schnell in Hinsicht auf eine Alternative einig, zumal wir beide die idyllische und romantische Region im Osten von Norwegen lieben: Wir fahren in die unendliche Weite und unberührte Landschaft im Grenzgebiet zu Schweden. Von der Femundsmarka über Røros bis fast nach Trondheim reicht dieses unbeschreiblich schöne Winterwunderland.
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Unsere “WINTERWONDERLAND TOUR” wird geplant
Die Strecke ist relativ schnell geplant. Wir entscheiden uns bewusst, als erste Stationen bereits bekannte Orte zu wählen. Von dort aus werden wir dann in nördlicher Richtung für uns unbekannte Regionen erkunden. So entschließen wir uns, die ersten Nächte im idyllischen Weiher Elgå am Ufer des Femunden zu verbringen. Anschließend wollen wir in die faszinierende Stadt Røros weiterfahren, wo wir bisher nie ausreichend Zeit hatten, alle Highlights zu erkunden. Danach soll es über Stugudalen und Selbusjøen weiter bis nach Trondheim gehen. Abhängig von der Zeit und den Witterungsbedingungen fahren wir dann entweder noch an die Küste oder bereits über die E 6 in südlicher Richtung zurück. In jedem Fall wollen wir auf der Rückfahrt noch in Lillehammer halten, um den Eisskulpturen-Park zu besuchen.
Wir lieben es, uns im Sommer frei und unabhängig von Campingplätzen in Norwegen zu bewegen. Einfach dort stehen, wo es einem gefällt und nichts planen – das macht für uns auch den Reiz unserer Touren aus. Allerdings ist uns schnell klar, dass wir im Winter doch auf Campingplätze angewiesen sind. Die Infrastruktur auf den Plätzen, vom Stromanschluss bis hin zur Waschmaschine oder den Sanitäranlagen, werden wir benötigen. So suchen wir uns zumindest die beiden ersten möglichen Campingplätze im Vorfeld und fragen an, ob tatsächlich geöffnet ist und wir kommen können. Die restlichen Plätze klären wir dann von unterwegs, während der Tour ab. In jedem Fall sollte man sich ankündigen oder eben die geplante Ankunft mitteilen, da dann oft erst Schnee geschoben wird und man so sicher gehen kann, dass alles in Ordnung geht. Elgå Camping und Røros Camping geklärt. Toll!
Die Generalprobe für unseren Trip
Eher intuitiv überlegen wir uns, dass wir unseren Kastenwagen vorab an einem Winterwochenende in Deutschland testen sollten. Das macht Sinn, denn wir waren bisher nur im Sommer unterwegs. Die Heizung und andere Systeme mussten noch nie auf Hochleistung arbeiten. Außerdem könnten wir auch noch zurück, wenn wir bei den deutschen Wintertemperaturen bereits frieren sollten. Gesagt – getan.

Wir besuchen an einem Wochenende im Dezember Freunde in Saalfeld (Thüringen) und haben tatsächlich die Gelegenheit, dabei unser Wohnmobil auf Herz und Nieren zu testen. Schnell stellen wir fest, dass die Fahreigenschaften unseres Allradantriebs auf dem Schnee in Kombination mit den BF Goodrich AT Reifen sehr zufriedenstellend sind. Auch die erste Nacht bei Minusgraden lässt sich aushalten. Allerdings funktioniert die Stromversorgung unserer eStore Lithium-Akkus nicht… Sie lassen sich einfach nicht aktivieren. Mist! Nur gut, dass wir es noch vor Antritt der Reise bemerkt haben!
Also nehmen wir Kontakt zum Hersteller Dometic auf und unser Ansprechpartner Michael Ortmeier kümmert sich schnell, professionell und lösungsorientiert um unser Problem. Weihnachten steht vor der Tür und es ist nicht mehr lange hin bis zur Tour. Nachdem klar ist, dass wir vor unserer Tour kaum noch einen der Servicepunkte von Dometic anfahren können, lässt Herr Ortmeier die eStores bei uns abholen. Wir erhalten diese mit einem Firmware-Update zurück. Schnell am Wochenende vor unserer Winterwonderland Tour eingebaut – und siehe da: Nichts geht. Unsere Tour steht auf Messers Schneide :)!
Herr Ortmeier ist aber auch am Wochenende für uns zu sprechen und er erklärt sich sofort bereit, sich mit Sirko noch vor unserer Tour irgendwo an der Autobahn zu treffen. Wir bekommen dabei den augenscheinlich defekten zweiten Akku ausgetauscht, damit wir erst einmal ohne Probleme unsere Tour nach Norwegen realisieren können. Das klappt bestens und so steht der Tour von dieser Seite nichts mehr entgegen. Dank des sensationellen Service von Dometic!

Unsere Ausrüstung wird aufgestockt
Durch unseren Test in Thüringen wird uns auch bewusst, dass eine elektrische Zusatzheizung sinnvoll, wenn nicht sogar notwendig ist. Bei extremen Temperaturen kann sie unsere Dieselheizung von Truma unterstützen und außerdem hätten wir damit auch einen Ersatz, falls die Hauptheizung ausfallen sollte. Nach vielen Recherchen in Foren und Facebook-Gruppen entscheiden wir uns, hier keinen Kompromiss zu machen und kaufen uns die gut besprochene elektrische Standheizung ECOMAT 2000.
Da uns in Norwegen andere Straßen- und Schneeverhältnisse als in Deutschland erwarten, diskutieren wir noch die Bereifung. Im Norden des Landes empfehlen sich auf den oft vereisten Straßen aus unserer Erfahrung Spikes-Reifen. Im Osten von Norwegen werden wir es nach unseren Erfahrungen eher mit viel Schnee zu tun haben. Dennoch stehen wir vor der Frage: Schneeketten kaufen oder eben nicht? Wir fragen dazu im Forum vom Camperboard und in den Facebook-Gruppen an. Fazit nach vielen gut gemeinten Hinweisen und den Erfahrungen der anderen User: Wir kaufen uns Schneeketten. So begleiten uns auf der Tour nunmehr zwei Paar PEWAG RSV 81 – immer in der Hoffnung, diese nicht zu brauchen.

Die Fähre muss gebucht werden
Wir waren bereits dreimal in der Femundsmarka und sind bisher mit dem PKW immer über Oslo, Elverum und Trysil nach Elgå gefahren. Insoweit bieten sich fast alle Fähren an, die entweder in Oslo oder einer vernünftigen Entfernung davon ankommen. Bei der Recherche der möglichen Verbindungen, deren Preise und der zeitlichen Planung unserer Anreise kommen wir erstmals auf eine neue Konstellation: Die Stenaline-Fähre von Kiel nach Göteborg. Das ist für uns in Deutschland nicht weit zu fahren, die Fährzeit über Nacht bietet sich zum Schlafen an, so dass wir ausgeruht ankommen. Darüber hinaus haben wir von Göteborg aus auch mehrere Optionen, in die Femundsmarka zu kommen. Wir können die E45 durch Schweden nutzen oder auch wie gehabt über Oslo durch Norwegen fahren.
Wir buchen also die Fähre und sparen einmal mehr über zehn Prozent. Dabei machen wir uns den Wechselkurs von der Schwedischen Krone zum Euro zunutze, indem wir auf der schwedischen Seite der Reederei buchen. Wie das funktioniert, haben wir für euch in diesem separaten Beitrag über die perfekte Anreise nach Norwegen dargestellt. In Summe bezahlen wir für die beiden Überfahrten Kiel – Göteborg und zurück mit unserem Wohnmobil (knapp unter sechs Metern) und einer Doppelkabine 4415 NOK (Norwegische Kronen). Perfekt!

Das Auto muss vorbereitet und gepackt werden
Zuerst sondieren wir, was wir im Winter zusätzlich benötigen und welche Gegenstände nur im Sommer Sinn machen. So entfernen wir unter anderem alles, was mit den Fahrrädern zu tun hat (Werkzeug, Ersatzteile, Fahrradträger etc.), den Gasgrill, die Campingmöbel, unser Zelt für Wanderungen und noch so Einiges. Stattdessen laden wir folgende Dinge zusätzlich für die Wintertour ein:
- Klappspaten
- Arbeitshandschuhe (zum Hantieren in der Kälte, zum Beispiel mit den Schneeketten)
- Benzinkanister (mit zusätzlichem Diesel für die Heizung, falls es mal knapp oder sehr kalt wird)
- Schneeketten
- Decken (zum zusätzlichen Isolieren und abdichten im Innenraum, oder falls mal die Heizung ausfällt)
- Wasserkocher (da wir wegen des Kondenswassers nicht mit unserem Gaskessel kochen wollen)
- Stirnlampen im Handschuhfach (es wird zeitig dunkel und man kann damit besser hantieren)
- zwei Schneebesen mit Stativ (wegen der hohen Sprinter-Scheiben)
- Abtropfschalen für die Schuhe (wegen dem Schnee, den man zwangsläufig mit in das Auto bringt)
- zusätzliche Isolationsmatten für die Fahrerhaus-Fenster (werden innen mit Saugnäpfen befestigt)
- elektrische Zusatzheizung ECOMAT 2000
Für das Wintercamping mit dem Kastenwagen ist so Einiges zu verstauen
Darüber hinaus isolieren wir unsere Matratze mit einer zusätzlichen Wolldecke auf dem Lattenrost, um aus der Heckgarage keine Kälte aufsteigen zu lassen. Für unsere Langlaufski als auch für unsere Stative benötigen wir noch Lösungen, die schnell und praktisch gefunden sind. Connys Ski und die Stöcke kommen in einen Skisack und werden über die Euro-Boxen in der Heckgarage gelegt, wo sonst die Campingmöbel aufbewahrt werden. Sirko`s Ski sind aber deutlich länger und wir wollen sie nicht im Wohnraum mitschleppen. Daher finden sie ihren Platz schräg in der Heckgarage (passen diagonal genau dort rein) und werden am Lattenrost vom Bett mit einem Schnellverschluss sowie einen Lederriemen befestigt:

Unsere Stative für die Fotoausrüstung, die aufgrund der vielen warmen Sachen (irgendwie deutlich mehr als im Sommer…) im Wohnraum kaum unterzubringen sind, müssen ebenfalls in die Heckgarage. Allerdings müssen wir auch oft und schnell an diese wichtigen Arbeitsmittel herankommen. Abhilfe schaffen hier ebenfalls Spannriemen aus Gummi, die wir durch die Öffnungen in den Euro-Boxen legen, um die Stative stehend und sicher zu befördern. Eine Lösung, die sich zwischenzeitlich gut bewährt hat.

Die Aufregung steigt – bald geht es los
So, die Vorbereitungen sind weitestgehend abgeschlossen, die ersten beiden Campingplätze klar gemacht und selbstredend haben wir noch jede Menge warme Wollunterwäsche gekauft. Ansonsten sollte man aber wirklich winterfeste und robuste Kleidung für extreme Temperaturen direkt in Norwegen kaufen. Auch wenn es (mitunter) teurer ist, wissen die Skandinavier am besten, was wirklich für den Winter dort geeignet ist.
Nun gilt es, regelmäßig den Wetterbericht vom ersten Zielort und die Straßenverhältnisse zu checken. Für die Wetterlage nutzen wir immer yr.no und für die Straßenverhältnisse die aktuellen Angaben vom Statens Vegvesen. (Beide Links können für euch ebenfalls interessant sein)
Damit kann es losgehen… Norwegen, wir kommen!! Was wir auf dieser Tour alles erlebt haben und ob alles gut gegangen ist, könnt ihr in unseren Erlebnisberichten von der Winterwonderland-Tour durch das eiskalte Norwegen lesen…
Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Ebenfalls lesenswert:
Tipp: Wir haben auf unserer Winterwunderland-Tour die Fährverbindung Kiel (Deutschland) – Göteborg (Schweden)* gewählt.
Hallo zusammen. Ich war gerade über Silvester am Nordkapp, stand da am 31.12. ganz alleine übrigens die Nacht über…8500km in 19 Tagen mit meinem Citroën Jumper Bus (jetzt 220’000km) , es war sensationell schön…die Ketten habe ich nie gebraucht und die Planar 44d heizte 3 Wochen durch, es war mollig warm, auch mit meinem Robur LiFePo4 120Ah Akku hatte ich keinerlei Probleme…die Temperaturen von bis zu -25 Grad waren allerdings schon sehr ungewohnt, für Mensch und Technik…Lg Felix
Perfekt! Freue mich auf die Erfahrungen in Sachen Kastenwagen/Winter bei 20 Grad unter Null. Liebe Grüße, René
Nice reading! I use google translate because my reading in german is not so good 🙂