Fotokurs Gastbeitrag

Nordlichter fotografieren – Tipps und Tricks für professionelle Bilder

Auf-Nordlicht-Jagt-in-Norwegen

Nachdem wir uns in diesem Fotokurs zur Nordlicht-Fotografie bisher mit Wissenswertem über die Polarlichter und den Vorbereitungen für eine erfolgreiche Nordlicht-Jagd beschäftigt haben, brechen wir nun endlich auf, um Nordlichter zu fotografieren. Mit den nachfolgenden Tipps und Tricks für das abendliche Shooting sollten euch in kürzester Zeit professionelle Nordlicht-Bilder gelingen.

Der heutige Tag verspricht traumhafte Bedingungen. Die Polarlicht-Vorhersage zeigt mir sehr starke Aktivitäten ab etwa 20:00 Uhr an. Es ist Anfang Februar und das Thermometer ist bereits auf –10 °C gesunken. Ich befinde mich nahe einem kleinen Fischerdorf auf den Lofoten und langsam bricht die Dunkelheit herein. Ich habe mir tagsüber bereits einige Standpunkte gesucht, um geeignete Vordergründe auf meinen Nordlicht-Bildern zu erhalten. Denn auch bei diesen Aufnahmen gilt der bekannte Spruch „Vordergrund macht Bild gesund.“

Die Fotoausrüstung an die Außentemperaturen anpassen

Damit meine Ausrüstung sich an die kalten Temperaturen gewöhnen kann, lege ich Kameras und Objektive ohne Akkus, im Vorfeld in einer Plastiktüte verpackt, auf die kalte Veranda. So vermeide ich, dass später beim Fotografieren die Linsen aufgrund der immensen Temperatur- unterschiede beschlagen.

Die Objektive habe ich bereits bei Tageslicht vorbereitet: Den Unendlichpunkt habe ich per AF genau ermittelt, dann den Autofokus deaktiviert und den AF-Ring mit Klebeband fixiert. So läuft man nicht Gefahr, im Dunkeln den Fokuspunkt im MF-Betrieb versehentlich zu verstellen. Denn dreht man manuell den Fokus auf unendlich, kommt man meistens über den tatsächlichen Unendlichpunkt hinaus und die Bilder werden unscharf. Handelt es sich um eine Digitale Spiegelreflexkamera, ist es ratsam, die Spiegel-Vorauslösung zu aktivieren, um Erschütterungen vorzubeugen. Darüber hinaus ist aus dem gleichen Grund die Verwendung eines Fernauslösers oder die Benutzung des Selbstauslösers obligatorisch. 

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Ein leichtes Glimmen ist zu erkennen: Die Nordlicht-Show beginnt

Während noch ein leichter Lichtschein die untergegangene Sonne verrät, wird am nördlichen Himmel ein blasses Band sichtbar. Die Farbenpracht der bunten Polarlichter, wie man sie von zahllosen Fotos kennt, ist es noch nicht. Wie bereits beschrieben, kann unser Auge dieses Farbspektrum in der dunklen Nacht nicht so deutlich wahrnehmen, wie es der Sensor einer Kamera bei Langzeitbelichtung schafft.
Diese Nacht scheint allerdings spektakulär zu werden: Gleich an mehreren Punkten beginnen sich schimmernde Vorhänge zu bewegen und nach etwa einer Stunde ist tatsächlich der ganze Himmel davon überzogen. Einfach unglaublich. 

Um diese magischen Bewegungen auch in Echtzeit aufzuzeichnen, habe ich auf einem Stativ eine Sony Alpha 7S II aufgestellt. Mit ISO 25.000 ist der 12-Megapixel-Sensor in der Lage, das Phänomen rauscharm festzuhalten. Meine Canon R5 hingegen nutze ich, um meine im Vorfeld ausgesuchten Standpunkte für Fotos anzusteuern.

Eine Kamera mit Vollformatsensor ist nicht zwingend notwendig, liefert aber die besten Ergebnisse bezüglich des Rauschverhaltens. Wichtig ist ein Blick auf den Akku, der durch die vielen Langzeitbelichtungen, zusätzlich zur Kälte, herausgefordert wird. Deshalb empfiehlt es sich immer, körpergewärmte Ersatzakkus in einer Innentasche parat haben. 

Nordlichter fotografieren sollte man mit einem guten Vordergrund

Nordlichter fotografieren: Die Belichtungszeit ist ausschlaggebend

Um professionelle Bilder der Nordlichter zu fotografieren, kommt es auf die Belichtungszeit an. Je nach Bewegungsintensität und Helligkeit der Polarlichter muss man mitunter variieren. Während hier die Belichtungszeit von 1 Sekunde ein deutlich zu dunkles Bild produzierte (unten links), lag eine Zeit von 10 Sekunden ebenso daneben (unten rechts). Zwar lässt sich bei einer RAW-Aufnahme noch vieles korrigieren, besser ist es natürlich, gleich eine passende Zeit zu wählen.

Bei der Blende gibt es weniger Möglichkeiten und so ist die Offenblende (Kleinste Blendenzahl) meist die beste Option. Der ISO-Wert sollte je nach Kamera nicht viel höher als 2.000 liegen. Zum Herantasten empfiehlt es sich, mit ISO 1.000 und rund 8 Sekunden bei einem durchschnittlich starken Polarlicht zu beginnen.

Es gibt relativ statische Polarlichter, die meist als Bogen am nördlichen Himmel auftauchen. Sie haben fast keine Dynamik, sodass hier Belichtungszeiten bis 25 Sekunden machbar sind. Andere sind dynamisch und hell. Dann können Belichtungszeiten von 2 Sekunden bereits zu lang sein. Hier muss man sich immer individuell herantasten – nach ein paar Aufnahmen entwickelt man aber schnell ein Gefühl für die passenden Zeiten. Ich nutze oft ISO-Werte zwischen 800 und 1.600 und belichte meist etwa 10 Sekunden lang. 

Nordlichter fotografieren im Norden von Norwegen

Welches Objektiv ist geeignet, um Nordlichter zu fotografieren?

Grundsätzlich eignen sich alle lichtstarken Weitwinkelobjektive für die Nordlicht-Fotografie. Ob Festbrennweite oder Zoom ist dabei weitestgehend egal – Festbrennweiten sind in der Dunkelheit allerdings etwas sicherer vor Fehlbedienungen. Meine persönliche Lieblingslinse für die Polarlichtfotografie ist das Sigma 1,8/14 mm. Abblenden ist bei Nachtaufnahmen nicht erforderlich, da Randunschärfen selten sichtbar werden.

Neben all der Technik und der Konzentration auf die Fotos sollte man sich allerdings auch immer Zeit nehmen, die Nordlichter (Aurora Borealis – so der wissenschaftliche Name) – mit eigenen Augen zu sehen. Es ist ein Erlebnis! 

Diese Nordlicht-Jagd war wie erhofft sensationell und ich habe unglaublich magisch tanzende Nordlichter fotografieren können. Die Lichtershow dauerte von 20:00 Uhr bis in das frühe Morgengrauen – einfach unglaublich. Zufrieden, müde und durchgefroren legte ich mich schlafen, in der Hoffnung, am nächsten Tag wieder losziehen zu können.

Die-Nordlichter-tanzen-in-Norwegen---unsere-Jagd-war-erfolgreich

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Autor / Autoren:

Oliver Schwenn

Die Fotografie übte schon als Kind eine Faszination auf mich aus.
Dabei war es immer ein Traum die magischen Nordlichter einmal live zu erleben und zu fotografieren.
Mittlerweile ist die Jagd auf diese Erscheinungen zu einer Passion geworden. Nicht selten trifft man mich bei nächtelangen Fototripps sowohl zur Mitternachtssonne als auch zur Zeit der Polarnacht. Eine besondere Freude ist es für mich, diese traumhaften Landschaften mit den Teilnehmern meiner Fotoreisen erleben zu können...

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