Die Sieben Schwestern (norwegisch “Syv Søstre”) gelten als Wahrzeichen der Helgelandskysten: Sie sind nicht nur ein prägendes Element der berühmten Helgelandssaga sondern zugleich ein steinernes Symbol der rauen und charakteristischen Küstenlandschaft dieser Region. Majestätisch erheben sich die sieben spitzen Gipfel auf der Insel Alsta und markieren dort, auf einzigartige Weise aufgereiht, die Küstenlinie – ein ebenso beliebtes Fotomotiv wie Wanderziel.
Um Irritationen vorwegzunehmen: Die imposanten sieben Gipfel, die alljährlich zahlreiche Besucher anlocken, teilen ihre bekannte Bezeichnung „Sieben Schwestern“ mit den nicht weniger spektakulären und gleichnamigen Wasserfällen am Geirangerfjord. Doch in diesem Beitrag geht es um das sagenumwobene Bergmassiv, das sich auf der Insel Alsta von Nordosten nach Südwesten erstreckt.
Laut der Helgelandsaga sollen es sieben versteinerte Schwestern sein, die der Bergkette mit den sieben einzigartigen Gipfeln in stolzen Höhen von 910 bis 1072 Metern ihren Namen gaben: Botnkrona, Grytfoten, Skjæringen, Tvillingene, Kvasstinden, Breitinden und Meolnes mit.
Folgt man auf einem Roadtrip der legendären Küstenstraße Kystriksveien (Fv17) passiert man dieses beeindruckende Bergmassiv zwangsläufig auf der Etappe zwischen Tjøtta und Sandessjøen. Den besten Blick erhascht man jedoch, wenn man einen kleinen, ohnehin empfehlenswerten Umweg über die Inseln von Herøy und Dønna einplant.
Wanderrouten auf die Sieben Schwestern
Ein Blick auf die Sieben Schwestern lässt zunächst eine Besteigung der Gipfel ohne spezielle Ausrüstung unmöglich erscheinen. Insofern ist es nur schwer zu glauben, dass es tatsächlich markierte Wanderwege auf den Botnkrona, Grytfoten, Skjæringen, Tvillingene, Kvasstinden, Breitinden und Meolnes gibt und daher alle sieben Gipfel ein reizvolles Ziel für geübte Wanderer darstellen.
Erfahrene Outdoor-Freaks stellen sich sogar der Herausforderung, alle Gipfel der Sieben Schwestern an nur einem Tag zu erklimmen. Für diese sehr anspruchsvolle sowie kräftezehrende Tour mit einer Länge von 27 Kilometern und mehr als 3200 Höhenmetern sollte man mindestens 14 Stunden einplanen.
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Wer hingegen die grandiose Aussicht von wenigstens einer der „Schwestern“ genießen möchte, sollte die Wanderung auf den zweithöchsten Berg des Massivs, den Gipfel des Skjæringen in Erwägung ziehen.
Trotz der Herausforderung, rund 1000 Höhenmeter und eine Distanz von etwa 4,5 Kilometern zu bewältigen, gilt diese Route als die einfachste der Gipfeltouren innerhalb des Bergmassivs. Aufgrund der einfachen Wegführung und der damit leichten Zugänglichkeit des Gipfels ist gerade dieser Aufstieg bei den Einheimischen sehr beliebt.
Ausgangspunkt der Wanderung auf den Skjæringen (Skjærdingen)
Daher entscheiden wir uns ebenfalls für die Wanderung auf den Skjæringen, um auf diese Weise und mit vertretbaren Aufwand einmal den Blick über die Helgelandskysten aus dieser Höhe genießen zu können.
Die Bergkette Sieben Schwestern liegt direkt an der Helgelandskysten auf der Insel Alsta, etwa 10 Kilometer südlich der Stadt Sandnessjøen.
- Von Norden kommend passiert man auf dem Kystriksveien (Fv17) zunächst die Stadt Sandnessjøen. Ab dem gut ausgeschilderten Abzweig “Markvollveien” folgt man der schmalen Nebenstraße, die direkt zum neu angelegten Wanderparkplatz führt.
- Aus südlicher Richtung, von Brønnøysund kommend, müssen zunächst die Fähren in Horn und Forsvik genutzt werden, um den Fähranleger in Tjøtta zu erreichen. Weiter dem Kystiksveien (Fv17) in Richtung Sandnessjøen folgend, erscheint schon bald der Wegweiser “Markvollveien”. Biegt man an diesem Abzweig in Richtung Markvollveien ab, gelangt man nach einer kurzen Fahrt zum Ausgangspunkt / Parkplatz der Wanderung.
Die Wanderung auf den zweithöchsten Gipfel der Sieben Schwestern
Seit unserer ersten Tour auf dem Kystriksveien im Jahr 2013 steht diese Wanderung an der Helgelandskysten auf unserer Wunschliste. Dieses Mal passt das Wetter, die Gipfel sind ausnahmsweise nicht wolkenverhangen: Also, wenn nicht jetzt – wann dann?
Daaaaaaaa „wollen“ wir wirklich hoch….?!?! Wir stehen hier auf Meereshöhe und beeindruckende 1037 Höhenmeter trennen uns von der markanten Bergspitze Skjæringen, die im Übrigen auch Skjærdingen genannt wird.
Bevor wir es uns anders überlegen, ziehen wir schnell die Bergstiefel an, packen unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg. Die Wanderung beginnt mit einem zunächst moderaten Anstieg durch den Talkessel, der zwischen dem Skjæringen und den Doppelgipfeln Tvillingene liegt.
Nach kurzer Zeit erreichen wir kleine Wasserfälle mit einem Naturpool – eine kleine versteckte Märchenwelt. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie Elfen und Feen in der Stille der Nacht dieses verborgenen Paradies genießen und in den klaren, glitzernden Gewässern ihr Bad nehmen.
An diesem Punkt bietet sich zudem die Gelegenheit, die Wasserflaschen aufzufüllen, denn es ist die einzige Möglichkeit auf dieser Tour.
Die nächsten Höhenmeter warten bereits
Nach dieser kleinen Verschnaufpause windet sich unser Pfad kontinuierlich und direkt Meter um Meter in die Höhe, führt teilweise über riesige Steinflächen und schenkt Einem nichts.
Je höher wir kommen, umso nasser werden die glattgeschliffenen Felsplatten, die dadurch extrem rutschig sind und so unsere ganze Aufmerksamkeit sowie Geschick fordern. Daher steht – einmal mehr – die bereits obligatorische Frage im Raum, nach welchen Kriterien die Norweger ihre Wanderungen tatsächlich einstufen und woher in aller Welt die angegebenen Zeiten kommen …?
Irgendwann haben wir dann den höchsten Punkt zwischen den beiden Gipfeln erreicht. Hier wir stehen vor der Wahl: Die Herausforderung der Zwillingsgipfel Tvillingene rechterhand anzunehmen oder links zum Skjæringen weiterzugehen. Einige Enthusiasten kombinieren auch gern die beiden Gipfel, da an der Weggabelung ohnehin der größte Teil des Aufstiegs bewältigt ist. Wir hingegen sind uns schnell einig – uns reicht eine Schwester!
Noch ein letzter herausfordernder, steiler Anstieg über Felsbrocken und loses Gestein ist zu bewältigen, gefolgt von einem luftigen schmalen Grat, der überwunden werden muss und dann ist es endlich geschafft: Die Gipfelpyramide ist in greifbarer Nähe.
Am Ziel dieser Wanderung auf die Sieben Schwestern
Und was wartet dort, am Ziel auf uns? Hier stehen tatsächlich zwei kleine Trolle in der Varde auf dem Gipfel. Und damit ist es geschafft …!! Was für ein Panorama, was für eine Küste! Markante, teils bizarre Berge, sagenhafte Inselformationen und überhaupt abertausende von Inseln, die wie von Geisterhand im Meer verteilt scheinen. Man kann sogar in der Ferne die Inselkette Lofoten erblicken.
Dieses spektakuläre 360-Grad-Panorama, das sich in alle Himmelsrichtungen erstreckt, zieht jeden Betrachter unweigerlich in seinen Bann. Die grenzenlose Weite der Landschaft ist schlichtweg atemberaubend. Jegliche Erinnerung an den mühsamen Aufstieg verblasst augenblicklich. Übrig bleibt ein tiefes Gefühl von Stolz, einen dieser imposanten Gipfel erklommen zu haben.
Im bereits wärmeren Licht der Nachmittagssonne machen wir uns nach der Pause auf dem Gipfel wieder auf den Rückweg – total geschafft aber irgendwie auch glücklich. Auf den letzten Metern unseres Abstiegs steht die Sonne bereits rot leuchtend über dem Horizont und taucht unseren Heimweg in den schönsten Farben. Unwirklich, märchenhaft, mystisch. Dabei war uns von Anfang an klar: Auf den Sieben Schwestern müssen Trolle und Elfen leben, die mit der hereinbrechenden Nacht den Berg wieder für sich beanspruchen …
Karte, Fakten und GPX Daten der Wanderung auf den Skjæringen
- Hier findest du eine Übersicht zu den Einstufungen und Kriterien der Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Wohnmobil-Stellplatz in der Umgebung: Sandnessjøen bobilcamping direkt im Yachthafen der Stadt. Alternativ kann man auch mit der kostenlosen Fähre auf die Insel Dønna übersetzen. Dort gibt es in der malerischen Bucht Breivika einen ausgewiesenen Parkplatz für Wohnmobile.
- Vorsicht: Kurz vor dem Ziel muss ein schmaler Grat überwunden werden.
- Wir empfehlen, Touren auf die Sieben Schwestern nur bei trockenen Wetter zu gehen, da die Steinplatten bei Nässe extrem glatt sind.
- Checkt in jedem Fall das Wetter: Oft sind die Gipfel im Nebel verborgen, sodass man am Ziel gar nichts sieht.
- Es gibt unterwegs an einem Naturpool eine Möglichkeit zur Aufnahme von frischem Trinkwasser.
Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
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