Es braucht nicht viel Fantasie, um in der ungewöhnlichen Felsformation Trollakyrkja die Silhouette einer überdimensionalen Kirche zu erahnen. Rund 400 Meter fallen ihre Felswände auf schwindelregende Weise senkrecht in den Maudalsvatnet ab und müssen so keinen Vergleich mit dem verwegenen Reiz weltweit bekannter Felsformationen scheuen. Kein Wunder, dass die bislang hauptsächlich bei Einheimischen bekannte und sehr abwechslungsreiche Wanderung inzwischen immer beliebter wird …
Wer im Süden von Norwegen unterwegs ist und zudem ohnehin eine Wanderung zum Preikestolen plant, kann die Tour zur Trollakyrkja als geniale Ergänzung planen. Wer hingegen erholsame Ruhe in der norwegischen Natur sucht, findet hier gegebenenfalls sogar eine Alternative zu den bereits sehr populären und entsprechend stark besuchten Highlights, wie dem Kjeragbolten oder eben dem Preikestolen am Lysefjord unweit von Stavanger.

Bei unseren Recherchen im Vorfeld einer Reise durch Südnorwegen sind wir auf die Trollakyrkja (deutsch “Trollkirche”) in Maudal aufmerksam geworden, die in einigen Publikationen übrigens auch Trodlakyrkjå genannt wird. Die skurril geformte Felsformation mit den atemberaubend steilen Wänden hat uns auf Anhieb begeistert – und es so auf unsere ToDo Liste geschafft …
Ausgangspunkt der Trollakyrkja Wanderung
Doch zunächst hieß es abwarten: Da der Weg zur Trollakyrkja auf einigen Passagen relativ steil nach oben führt, sollte man diese Tour nur bei entsprechend trockener Witterung planen. Nach feuchten Witterungsperioden ist es an den bewaldeten Hängen einfach zu matschig und glatt. Daher machen wir uns erst auf den Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung in Nedre Maudal, als die Wettervorhersagen einige trockene Tage ankündigen.

Aus Richtung Stavanger erreicht man die kleine Ansiedlung Nedre Maudal ganz einfach über die Europastraße E39, die man in Ålgård verlässt, um fortan der Straße 450 nach Dirdal und im weiteren Verlauf nach Byrkjedal zu folgen. Hier biegt man nach Maudal ab und nach einigen Serpentinen sowie einer kurzen Wegstrecke auf der Straße Fv284 kommt man am befestigten und kostenpflichtigen Parkplatz (Stand 2024: 50 NOK) neben einer Brücke an.
Wer aus östlicher Richtung anreist, wird sich der Region sehr wahrscheinlich über die ohnehin spektakuläre Straße 450 nähern und biegt dann ebenfalls in Byrkjedal nach Maudal ab, um im weiteren Verlauf der beschriebenen Route den Parkplatz an der Brücke in Nedre Maudal zu erreichen.

Die Gebühren für den Parkplatz sind derzeit nur über die norwegische App VIPPS zu entrichten, die leider nur Einheimischen zur Verfügung steht. Hier ist man auf die Unterstützung durch Einheimische angewiesen, denen man den entsprechenden Betrag in bar gibt.
Aufstieg zur Trollakyrkja
Vom Parkplatz aus ist die Wegstecke mittlerweile komplett und gut erkennbar ausgeschildert beziehungsweise mit blauen Punkten markiert. Zunächst lässt sich der Aufstieg entspannt an. Wir folgen der Straße ein kurzes Stück bis zur Bushaltestelle Smihusbråtet. Hier ist ein Weidezaun auf einer der typischen hölzernen Treppen zu übersteigen.




Nachdem wir die Weide überquert haben, erreichen wir den Fuß des imposanten Wasserfalls Bleiefossen. Hier beginnt der steile Abschnitt, der Aufstieg links vom Wasserfall durch den Wald. Am Schild mit der Aufschrift “Kvilestokkjen” besteht übrigens die letzte Möglichkeit, an einer Quelle frisches Wasser aufzunehmen.
Oberhalb des Bleiefossen führt der Pfad schließlich über einige Steine und Geröll auf die andere Seite des Flusses. Anschließend biegt der Weg nach rechts ab, um ein weiteres Mal steil den Hang hinaufzuführen. Die aufgestellten “Motivationsschilder” machen Mut und lassen uns immer wieder schmunzeln.




Wir kommen zu einem Felsen, der einen ersten fantastischen Ausblick über Maudal ermöglicht – ein willkommener Platz für eine Pause. Nur noch ein kurzes Stück und dann wird es endlich flacher. Der Weg windet sich nun über eine Art Hochebene. Das Gelände ist eher hügelig und wir sind fasziniert: Kleine Seen, Wasserläufe, bizarre Felsen, grüne Kuppeln und verschiedene Gipfel lassen dieses Areal in einer übernatürlichen Schönheit erscheinen.




Am Gipfel Trollakyrkja und weiter zur Felsformation
Wir folgen dem herrlichen Trail, passieren den Bergsee Nedre Bleievatnet am nördlichen Ufer und wandern durch diese imposante Landschaft oberhalb der Baumgrenze.

Schon bald ist eine Steinpyramide als Ziel auszumachen – die Varde auf dem Gipfel der Trollakyrkja. Als wir uns diesem weiter nähern, können wir schon bald eine kleine norwegische Fahne erkennen, die den höchsten Punkt auf eindrucksvolle Weise zusätzlich markiert.






Nach einigen obligatorischen Fotos halten wir Ausschau nach dem spektakulären Felsüberhang, unserem eigentlichen Ziel. Ein Holzschild mit der Aufschrift “SPIRET” weist den Weg, der oberhalb des Abgrunds ziemlich gut erkennbar weiterführt. Nach rund 650 Metern erreichen wir so die unglaubliche Felsformation – ein Gebilde, das kaum zu verfehlen und in der Tat extrem beeindruckend, wenn nicht sogar furchteinflössend ist.

Wie eine überdimensionale Felsnadel thront dieses steinerne Monument über dem See, scheint vom restlichen Bergmassiv jeden Augenblick abzubrechen …

Der lokale Wanderverein rät dringend vom Betreten des Felsens ab, da dies lebensgefährlich ist – auch wenn ein sichtbarer Pfad und einige im Internet kursierende Bilder zeigen, dass sich extrem Wagemutige nicht davon abhalten lassen.

Ein schwindelerregender Blick in rund 400 Meter Tiefe lässt uns jedoch zurückschrecken und so belassen wir es bei der ebenso unvergesslichen Ansicht der steinernen Kirche. Es ist einfach immer wieder überwältigend, zu welchen unglaublichen Kreationen die Natur imstande ist.

Rückweg und Fazit zu dieser Tour
Unser Rückweg folgt zwangsläufig der gleichen Route und ist daher zunächst recht einfach. Erst auf den steilen Partien hinunter ins Tal sind wir froh, dass die Steine trocken sind und wir unsere Wanderstöcke zur Unterstützung dabei haben.

In der Mittagszeit erreichen wir unseren Kastenwagen auf dem Parkplatz. Mittagszeit …!?!? Na klar, wir belohnen uns im nahe gelegenen Restaurant Byrkjedalstunet mit einer Portion Rømmegrøt. Dieser gefährlich leckere Sauerrahmbrei zählt zu den norwegischen Nationalgerichten und für uns immer wieder eine Versuchung …
Bei einer Schüssel Rømmegrøt sind die Anstrengungen des steilen Aufstiegs zur Trollakyrkja schnell vergessen. So bleibt die Erinnerung an eine abwechslungsreiche Wanderung durch eine faszinierende Landschaft mit Flüssen, Seen und einem Wasserfall sowie den teils skurrilen Felsformationen oberhalb des Maudalsvatnet. Die Aussicht über das Tal ist dabei ein weiteres Highlight und so sagen wir: “Absolut empfehlenswert”.

Karte, Fakten und GPX Daten der Wanderung zur Trollakyrkja
- Hier findest du eine Übersicht zu den Einstufungen und Kriterien der Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Diese Wanderung ist für ältere Kinder und nach unserer Einschätzung auch für größere, trainierte Hunde geeignet.
- Campingplatz in der Nähe: Veen Camping ist ein kleiner gemütlicher Campingplatz mit Seeblick. Alternativ kann man mit einer Nortrip Jahresmitgliedschaft kostenlos den Stellplatz in Dirdal mit Sauna und Fjordaussicht nutzen. In dem Hofladen gibt es übrigens verdammt leckere Zimtschnecken 🙂
- Vorsicht am Ziel: Das Gelände ist extrem abschüssig! Beim Betreten der Felsformation besteht Lebensgefahr.
- Auf der Tour gibt es einige schlammige und nasse Passagen. Daher empfehlen wir festes Schuhwerk.
- Es gibt unterwegs einige Möglichkeiten zur Aufnahme von frischem Trinkwasser.

Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
- Die passende Wanderausrüstung gibt es bei: GLOBETROTTER | BERGZEIT
Kommentieren