Wer kennt nicht die wohl bekannteste Aussicht der Lofoten….? Der Ausblick vom Håen auf der Insel Værøy über die südöstliche Måstad-Halbinsel ziert aus gutem Grund unzählige Broschüren und Ansichtskarten aus Norwegen. Die schroffen Bergformationen vom Måstadfjell, das sich scheinbar direkt aus dem karibikblauen Meer erhebt, bilden mit dem feinsandigen Strand von Puinn tatsächlich eine einzigartig betörende Naturkulisse – ein perfektes Panorama als Belohnung für die ohnehin relativ einfache bis mittelschwere Wanderung zum Håen.

Transparenz-Hinweis: Dieser Beitrag enthält gegebenenfalls mit einem (*) markierte Werbe- / Provisionslinks. Mehr dazu im Impressum.
Um Irritationen bei euren weiteren Recherchen zu vermeiden, möchten wir vorab darauf verweisen, dass für den Aussichtspunkt und die Bergformation die beiden Bezeichnungen Håheia oder Håen gleichlautend verwendet werden (können). Wir nutzen in unserer nachfolgenden Beschreibung durchweg die kürzere und im Deutschen geläufigere Form Håen. Der mit 438 Metern Höhe immerhin zweithöchste Gipfel der Insel Værøy ist erstaunlich gut zu erreichen, da einer der möglichen Wanderwege in großen Teilen einer alten befestigten Anliegerstraße, dem “Natoveien” folgt. Dieser wurde für die Errichtung und den Betrieb einer mittlerweile stillgelegten NATO Radarstation auf dem Berg gebaut.
Ausgangspunkt der Wanderung auf den Håen
Vom Fährhafen der Insel Værøy folgt man der Straße zum Gemeindezentrum Sørland und biegt dort auf die Nebenstraße “Marka” ab, die entlang einiger Wohnhäuser in das Rømdalen führt. Am Ende der befestigten Wegstrecke gabelt sich die Straße. Hier hält man sich rechts und folgt den wenigen Metern bis zu einem Parkplatz neben einer älteren Baracke. Dort weisen bereits einige Hinweistafeln und Wegweiser auf die möglichen Wanderungen in der Umgebung hin. Und hier beginnt auch unsere Wanderung auf den Håen…


Vielleicht lag es an der Nebensaison (Mitte Oktober) – in jedem Fall standen wir alleine auf dem geräumigen und ganz offensichtlich kostenlosen Parkplatz. Allerdings kennen wir auch ältere Berichte, wonach die Nutzung des Platzes 50 NOK (rund 5 Euro) kostet. In gleicher Weise gibt es widersprüchliche Aussagen und Erfahrungsberichte, ob man für die Wanderung den alten Tunnel des “Natoveien” nutzen kann oder nicht.
Der offiziell ausgewiesene Weg führt vom Parkplatz allerdings neben dem Tunnel einen Berghang hinauf, bevor er etwas später wieder die Anliegerstraße erreicht. Wir entscheiden uns für diese ausgewiesene und scheinbar sicherere Variante und folgen zunächst dem klar erkennbaren Weg, der zu Beginn von einigen hölzernen Lampenmasten gesäumt wird.
Der Weg hinauf zum Håen


Im weiteren Verlauf wird der Weg etwas schmaler und steiler, bevor er oberhalb des Tunnels wieder auf den “Natoveien” trifft. Von nun an sind auf der asphaltierten Wegstrecke nur noch die restlichen Höhenmeter sowie die Distanz bis zum Ziel zurückzulegen. Eine leicht zu bewältigende Wegstrecke, wie man sie nur selten auf den Lofoten findet. Alternativ kann man auch dem naturbelassenen Wanderweg (Ausschilderung vor Ort) über den Bergkamm des Hornet oder einige andere ausgetretene Wege am Berghang wählen.
Für unseren Aufstieg nutzen wir aber weiterhin erst einmal den befestigten “Natoveien”. Dabei lohnt es sich, immer wieder einmal zurückzuschauen. Die markante Wegstrecke mit ihren Serpentinen bietet ebenso ein beeindruckendes Bild, wie die Tiefebene der Siedlung Sørland und die spitzen Klippen der Südküste von Værøy. Nach den ersten Serpentinen auf dem “Natoveien” erreicht man das Ørnhus, eines der alten erhaltenen Adlerfanghäuser. In den steinernen Hütten mit einer kleinen Öffnung warteten bis in die 1960er Jahre die einheimischen Adlerfänger, um ihre Beute, die mächtigen Seeadler, mit einem Köder anzulocken und dann mit den bloßen Händen zu töten. Schaurig….


Fast am Ziel unserer Wanderung
Mit jedem weiteren Schritt wird das Wetter besser und der morgendliche Hochnebel zieht auf. So öffnet sich der Blick über die herbstlich leuchtende Landschaft immer mehr. Es ist einfach ein Traum, dieser Wegstrecke ohne weitere Gefahren oder besondere Herausforderungen ganz entspannt folgen zu können. Dazu sind wir auch noch allein hier oben unterwegs. Einfach fantastisch!
Das abwechslungsreiche Gelände mit den teils einzigartigen Felsformationen und bizarren Bergmassiven erinnert uns an einen seltene Mischung aus den Landschaften Islands und den Färöer Inseln. Sind wir überhaupt noch in Norwegen…? Versunken in Gedanken genießen wir jeden Schritt und machen schon bald unser Ziel aus: Die Kuppel der NATO Radarstation wird immer deutlicher erkennbar.

Aussicht vom Håen (438 Meter)
Bald ist es geschafft. Wir erreichen die stillgelegte Radarstation und einige Schilder weisen auf das Verbot hin, die Gebäude zu fotografieren. Laut norwegischen Quellen (zum Beispiel auf der Webseite ut.no) und den Aussagen einiger Einheimischer ist es aber erlaubt, das Gelände zu überqueren, um den direkt dahinter liegenden Aussichtspunkt des Håen zu erreichen und den Ausblick zu fotografieren. Andere Wanderer berichten davon, dass sie das Gelände lieber auf alternativen Wegpfaden umgangen sind, um die bekannte Aussicht zu erreichen.
In jedem Fall ist hier aber absolute VORSICHT geboten, denn die Steilwand des Håen ist NICHT GESICHERT oder markiert – dafür aber umso steiler und absolut GEFÄHRLICH.
Unabhängig dessen, wie oder wo man sich der Steilkante nähert: Der Ausblick ist in jeder Hinsicht atemberaubend:

Neue Aus- und Ansichten auf dem Rückweg
Nach der obligatorischen Pause am Ziel unserer Wanderung auf den Håen, entscheiden wir uns für einen etwas längeren Rückweg über die goldstrahlende Hochebene und folgen dafür dem deutlich erkennbaren Pfad fast direkt neben der Radarstation. Auf diese Weise erhaschen wir einen fabelhaften Blick auf die bizarren und fast furchteinflössenden Klippen der Landspitze Nupsneset.


Zudem können wir von hier oben den feinsandigen Sandstrand Puinn noch besser als vom Håen sehen. Puinn ist – wie viele andere Strände auf den Lofoten – bis heute nur über das Meer mit dem Boot zu erreichen. In einer Felsenhöhle neben dem Strand hat man vor einiger Zeit 3000 Jahre alte Felszeichnungen gefunden – eindrucksvolle Belege für die frühe Besiedlung von Værøy.

Wir könnten noch ewig hier im Fjell herumstromern. Das Licht ist ebenso unglaublich wie die landschaftliche Kulisse um uns herum und die herrlichen Farben strahlen im Licht der Herbstsonne um die Wette.


So folgen wir dem gut erkennbaren Pfad über die Hochebene und am sanften Berghang, um für den weiteren Rückweg irgendwann wieder den “Natoveien” zu erreichen. Ein letzter Blick hinunter an den Strand mit den unzähligen runden Steinen in der Bucht Sørlandshagen. Dann erreichen wir schon bald wieder die Straße und gehen leichten Schrittes zurück zum Parkplatz.
Eine traumhafte Wanderung mit unvergesslichen Eindrücken und atemberaubenden Aussichten durch eine ebenso einzigartige Natur liegt hinter uns und wir bereuen keinen Schritt, keinen Höhenmeter. Im Gegenteil: Dort “müssen” und wollen wir noch einmal zu einer anderen Jahres- und Tageszeit hinauf. Also bleibt die Wanderung auf den Håen weiterhin auf unserer Bucket-List….

Als E-Book in unserem Shop:
REISEGUIDE LOFOTEN
Tipps zur Anreise, Highlights entlang der Lofoten, Schlechtes Wetter Tipps sowie einige Empfehlungen rund um das Thema Camping findest du in unserem Lofoten Guide, den du in unserem Shop erwerben kannst….
Fakten, GPX Daten und Details der Wanderung auf den Håen
VÆRØY / LOFOTEN
ETWA 2 – 3 STUNDEN
GESAMT 6,2 KILOMETER
438 HÖHENMETER
LEICHT | MITTEL
DOWNLOAD GPX DATEN
Höhenprofil dieser Wanderung

Seitdem ich Eure Posts zu Værøy bei FB gesehen habe, will ich da hin! Sofort auf die Liste für diesen Spätsommer/Herbst geschrieben! Unfassbar schön sieht es da aus und die An/Ab/Weiterreise mit der Fähre lässt sich sehr gut einbauen in meinen Plan.
Dass die Aussicht vom Håen die berühmteste der Lofoten sein soll, überrascht mich, ich hab durch Euch zum ersten Mal von der Insel gehört 🙂 Ich dachte immer, die berühmteste sei die auf Reine bzw. auf Hamnøy 🙂
Danke fürs Mitnehmen und die Inspiration
Hei Christian,
vielen Dank für dein nettes Feedback. Wir drücken dir die Daumen, dass du deine Liste im Herbst “abarbeiten” und damit diese Aussicht von dort oben genießen kannst.
Tatsächlich zählen die von dir genannten Panoramen in Reine und Hamnøy in gleicher Weise zu den Klassikern, wenn es um die Lofoten geht. In letzter Zeit wurden diese Motive von den relativ leicht zu erreichenden Orten auch regelrecht befeuert – Socialmedia sei Dank. In der Zeit davor, als die “offiziellen” Agenturen und Tourismusverbände das Geschehen prägten, war es hingegen oft dieser Blick vom Håen, der Souvenirs, DVD-Cover, Prospekte aus Nordnorwegen und viele andere Dinge zierte. Insofern kann man mit ruhigem Gewissen bei den drei hier genannten Highlights auf den Lofoten von den TOP 3 sprechen… 🙂
Wir wünschen bereits vorab GOD TUR und senden liebe Grüße,
Conny und Sirko