Island Routen

Mit dem Kastenwagen Island umrunden – Vom Hvitserkur zum Myvatn durch Nordisland (Teil VII)

Titelbild Rundreise Kastenwagen Island Hvitserkur Nordküste (Nordlandblog)

Von den Westfjorden zum Hvitserkur in Nordisland

Nach den unvergesslichen Tagen in den Westfjorden von Island zieht es uns nun zurück auf die Ringstraße 1, um unsere Umrundung der Insel entlang der Küste von Nordisland fortzusetzen. Nach dem wohltuenden Bad im Bad neben der Quelle Gvendarlaug haben wir uns auf den Weg gemacht und bewusst einen “Fahrtag” geplant. Am Abend möchten wir am bizarren und gleichermaßen populären Basaltfelsen Hvitserkur sein. Diese Felsformation im schwarzen Lavasand an der Küste vom Fjord Húnafjörður ist aufgrund seiner besonderen Form und Lage ein Highlight in Nordisland.

Vor uns liegen etwa 200 Kilometer bis zum Ziel. Etwa die Hälfte dieser Strecke führt uns auf einer teils unbefestigten Straße durch eine fast menschenleere und unberührte Küstenlandschaft. Neben uns Schimmer fast durchweg das Meer in der Sonne. Somit wird der Weg einmal mehr zum Ziel.

Prestbakkakirkja Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Farbtupfer in der Landschaft: Kirche Prestbakkakirkja in Nordisland

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Am späten Nachmittag erreichen wir Hvammstangi, eine kleinere Hafenstadt an der Straße 72. Hier machen wir eine Pause, denn wir hatten im Vorfeld über den Fabrikverkauf von Isländer-Pullovern gelesen. Im dortigen Outlet gibt es tatsächlich eine riesige Auswahl an isländischen Wollprodukten zu attraktiven Preisen. Nachdem wir uns umgeschaut und einen Kaffe getrunken haben, folgen wir von Hvammstangi der Straße 711, um über den nördlichen Punkt der Halbinsel den Hvitserkur quasi aus nördlicher Richtung zu erreichen. Außerdem wollen wir zuvor noch den Campingplatz für die nächste Nacht festmachen.

Fotosession am Hvitserkur in Nordisland

Die Auswahl an Campingplätzen in der Region ist überschaubar und da wir im Abendlicht am Hvitserkur fotografieren wollen, möchten wir die Übernachtung vorab klären. Guter Dinge folgen wir daher der Straße 711 bis zum Campingplatz Illugastadir Camping, bei dem man zudem wohl auch einige Robben an der Küste beobachten kann. Womit wir nicht gerechnet haben…??!! Der Zutritt zum Campingplatz ist im Mai aufgrund der Brutzeit von Seevögeln verboten und somit geht unser Plan nicht auf. Da das Licht bereits langsam wärmer wird, entscheiden wir uns für eine riskantere Variante: Wir werden uns erst nach Einbruch der Dunkelheit auf der weiteren Strecke einen Stellplatz für die Nacht suchen…

Bauernhof am Meer Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Verlassener Bauernhof im Norden der Halbinsel Vatnsnes

Nachdem wir das Nordkap der Halbinsel Vatnsnes umrundet haben, erreichen wir im frühen Abendlicht den Parkplatz am Hvitserkur. Schnell den Fotorucksack zusammengepackt und wenige Minuten später folgen wir dem herrlichen markierten Weg entlang der Küste. Die meisten Besucher nutzen den Aussichtspunkt oberhalb des berühmten Felsens, während wir auf unserer Route zum schwarzen Lavasandstrand gelangen.

Basaltfelsen Hvitserkur Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Hvitserkur im letzten Licht des Tages

Im Spiel von Ebbe und Flut sowie dem Licht der untergehenden Sonne können wir uns einfach nicht satt sehen oder genug bekommen… Wir könnten ewig hier stehen und diese Kulisse genießen. Bevor wir uns versehen ist es Mitternacht. Da war doch noch was. Richtig – wir haben noch keinen Campingplatz.

Im Dämmerlicht dieser schönen Mainacht machen wir uns auf den Weg. So schön die Landschaft hier auch ist, so wenige Übernachtungsmöglichkeiten gibt es zumindest um diese Jahreszeit. Schlussendlich erreichen wir gegen 2.00 Uhr den nächsten größeren Ort, Blönduós. Wir stellen uns dort auf einen der freien Stellplätze vom Campingplatz Gladheimar Cottages. Geschafft!!

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Abstecher zum Kolugljúfur Canyon und die magische Welt von Pòrdìsarlundur

Am nächsten Morgen macht der Platzwart vom Campingplatz seine Runde zum Kassieren und wir genießen einmal mehr diese typisch nordische, pragmatische Weise. Erst jetzt realisieren wir im Tageslicht, in welcher herrlichen Umgebung wir die restliche Nacht verbracht haben. Ein weiterer Blick in die Landkarte zeigt uns, was wir auf der Suche nach einem Campingplatz ausgelassen haben. Die Entscheidung fällt schnell. Wir fahren noch einmal ein Stück zurück. Der Kolugljúfur Canyon ist unser erstes Ziel.

Von Blönduós aus folgen wir der Ringstraße 1 und biegen kurz vor dem Fluss Víðidalsa auf die Straße 715 (Víðidalsvegur) in südlicher Richtung ab. Nach etwa 10 Kilometern erreicht man die Schlucht Kolugljúfur. Hier sieht man auch bereits die Wasserfälle Kolufossar (Kolas Fälle – benannt nach dem Trollweib Kola aus den nordisländischen Volkssagen). Fernab der Touristenströme kann man diese unglaubliche Schönheit der Natur fast alleine genießen und einem Weg oberhalb der tief eingeschnittenen Schlucht folgen.

Minigalerie Kolugljúfur Canyon und Wasserfälle Kolufossar

Nachdem wir uns überall umgeschaut und auf der Infotafel Einiges über die Schlucht sowie die damit verbundenen Sagen gelesen haben, brechen wir zu unserem nächsten Ziel auf. In dem herrlichen Wetter wollen wir uns das Landschaftsschutzgebiet Pòrdìsarlundur mit dem magischen Tal Vatnsdalur anschauen. Wer mehr über das Tal, seine Sage sowie die hier vollzogene letzte Hinrichtung auf Island erfahren möchte, dem sei der Wikipedia Eintrag über das Vatnsdalur empfohlen.

Uns interessieren hingegen diese einzigartigen Hügel, die der Region eine nahezu übersinnliches, mystisches Flair geben. Wie von Elfen und Trollen geschaffen, prägen diese kleinen, grün bewachsenen Krater die Region. Das warme Licht und die klare Luft in Nordisland unterstreichen nur noch diese Stimmung. Ganz fasziniert rollen wir durch das Vatnsdalur – nur unterbrochen von ständigen Fotopausen.

Strasse 722 Vatsndalsvegur Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Magische Hügel im Vatnsdalur

Etwas weiter im Tal wird für uns offensichtlich, warum insbesondere Nordisland als Zentrum der Pferdezucht gilt. Jede Menge Islandpferde sind hier im Abendlicht auf den Weiden unterwegs. Für uns die perfekte Gelegenheit, um diese wundervollen Tiere endlich einmal in Ruhe zu beobachten aber auch zu fotografieren. In der nachfolgenden Galerie haben wir für euch einige der Aufnahmen zusammengestellt.

Minigalerie Islandpferde im Vatnsdalur

Wir könnten dem unbeschwerten Treiben und Toben noch ewig zuschauen. Allerdings wollen wir heute noch ein Stück weiter, auf den Campingplatz von Skagaströnd. Auf diese Weise genießen wir noch einmal die fahrt durch das Tal – nunmehr in Richtung der Ringstraße 1. Dieser folgen wir zunächst erneut bis nach Blönduós, um dort nach Skagaströnd abzubiegen.

Gletscherhügel Vatsndalsvegur Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Das Tal der Elfen und Trolle
Pòrdìsarlundur Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Eine Landschaft wie in einer anderen Welt…

Von Skagaströnd nach Sauðárkrókur

Skagaströnd ist ein recht ursprüngliches und etwas abseits gelegenes Dorf an der Küste von Nordisland. Wir haben uns für diesen Abstecher entschieden, um am nächsten Tag auf der Straße 744 nach Sauðárkrókur weiterzufahren. Auf diese Weise liegt der alte Museumshof Glaumbær auf unserer weiteren Strecke und wir bewegen uns auch etwas mehr abseits der bekannten Ringstraße 1.

Auf dem Campingplatz von Skagaströnd sind wir an diesem Abend fast allein. Die Tage werden jetzt, etwa Mitte Mai, schon deutlich länger. Wir genießen den Abend auf dem Platz und lassen den erlebnisreichen Tag entspannt ausklingen.

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Abendstimmung bei Skagaströnd Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Am Abend neben dem Campingplatz

Am nächsten Tag geht es für uns bei herrlichem Frühsommerwetter weiter in Richtung Sauðárkrókur. In einem Supermarkt füllen wir einige Vorräte auf und fahren anschließend durch ein breites Tal nach Varmahlíð. Auf dieser Strecke passiert man das Dorf Glaumbær mit den bekannten alten Häusern des Glaumbær Freilichtmuseums. Natürlich wollen wir uns hier ebenfalls einmal umschauen und einen weiteren Eindruck davon gewinnen, wie die Menschen in den früheren Zeiten hier gelebt haben. An der danebenliegenden Kirche kann man gut parken und bereits einige Minuten später stromern wir um die historischen Häuser.

Glaumbær Farm Museum Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog

Die alte Ansiedlung ist sehr gut erhalten und die originalgetreu eingerichteten Räume vermitteln einen authentischen Einblick in die Historie Islands. Zugleich wird einmal mehr offensichtlich, mit welchen Annehmlichkeiten wir dagegen heute leben. Unter dem Eindruck dieser Gedanken setzen wir unsere Reise um Island fort, durchqueren zunächst Varmahlíð, um dann auf der Straße 752 den Wasserfall Reykjafoss zu erreichen.

Glaumbær Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Die typischen Torfhäuser Islands in Glaumbær

Campingplatz in Varmahlíð und der Wasserfall Reykjafoss mit seinem Hotpot

Den Reykjafoss kann man derzeit tatsächlich noch zu den Insider-Tipps auf Island zählen. Dabei hat er Einiges zu bieten. Das Wasser stürzt über verschiedenen Kaskaden in einen Canyon, wo es sich mit einem anderen Wasserlauf vereint. Oberhalb dieser Szenerie gibt es zudem einen grandiosen Hotpot. Insofern findet man hier auf engstem Raum viel von dem, was Island für viele Touristen ausmacht.

Wir gehen vom Parkplatz (Achtung: Befindet sich auf der östlichen Seite des Flusses) knapp 15 Minuten bis zum Wasserfall und haben zur Sicherheit unsere Badesachen gleich eingepackt. In der Tat sitzen wir bereits wenig später im warmen Wasser des Hotpots. Ein absoluter Genuss.

Hotpot am Wasserfall Reykjafoss Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Manche Dinge sind einfach unbezahlbar…

Es ist einfach unglaublich entspannend, hier, irgendwie am Ende der Welt, bei kühlen Außentemperaturen und Sonnenschein in dem warmen Wasser der Thermalquelle zu sitzen. Nach diesem Wellness-Paket machen wir noch einige obligatorische Bilder vom Reykjafoss, bevor wir die Straße zurück nach Varmahlíð fahren. Auf dem Campingplatz des Ortes wollen wir die kommende Nacht verbringen.

Wasserfall Reykjafoss Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Die Wasserfälle des Reykjafoss in Nordisland

Nachdem wir zunächst die Auffahrt im Vorbeifahren verpasst hatten, stehen wir am frühen Abend auf dem Campingplatz des Ortes. Dieser ist etwas oberhalb von Varmahlíð und sehr ruhig gelegen. Feierabend!

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Um die Halbinsel Tröllaskagi nach Hauganes

Am nächsten Morgen beratschlagen und recherchieren wir zunächst intensiver, ob wir heute der Ringstraße 1 weiter folgen oder auf einer Nebenstraße die Halbinsel Tröllaskagi umrunden sollten. Die Ringstraße 1 führt von hier aus bis in die Hauptstadt von Nordisland, nach Akureyri, durch eine offensichtlich imposante Gebirgslandschaft. Im Gegenzug bietet aber die Fahrt auf den Nebenstraßen 76 und 82 rund um Tröllaskagi ebenfalls einiges an Highlights. Intuitiv entscheiden wir uns auch für diese Option, denn zumeist bieten die Straßen entlang der Küste doch einige Entdeckungen.

Das erste Highlight auf dieser Route ist die älteste Torfkirche Islands. Grafarkirkja wurde bereits 1240 das erste Mal in einer Sage erwähnt. Einige Elemente der heutigen Kirche mit dem markanten Holzportal und dem Grasdach lassen sich wiederum bis in das 17. Jahrhundert zurückdatieren. Aufgrund ihrer Lage, Bauform und Geschichte zählt diese Torfkirche in der Nähe von Hofsós für uns zu den schönsten Kirchen auf Island.

Grafarkirkja in Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Die alte Torfkirche Grafarkirkja

Das nächste Ziel auf dieser Etappe kann ebenfalls auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der Leuchtturm Sauðanes am nördlichsten Punkt von Tröllaskagi steht in dieser Form seit 1934 auf dem Felsplateau. Zuvor haben hier seit Menschengedenken bereits andere Leuchtfeuer den Seefahrern den Weg gewiesen. Die Gewässer der Region gelten seit jeher als sehr fischreich und zugleich gefährlich.

Leuchtturm Sauðanes an der Nordspitze der Halbinsel
Leuchtturm Sauðanes an der Nordspitze der Halbinsel

Der Fischreichtum hat die Stadt Siglufjörður in den Jahren der Heringsfischerei aufblühen lassen und geprägt. Damals lebten hier über 3000 Einwohner, deren Zahl sich zwischenzeitlich halbiert hat. Heute erinnern nur noch die vielen Fischerboote im Hafen, das Heringsmuseum und einige Fischfabriken an die gute alte Zeit.

In gleicher Weise ist der Nachbarort Ólafsfjörður geprägt. Hier erwarten dich die üblichen Angebote der Kleinstädte in Nordisland – vom Supermarkt bis hin zum Campingplatz. Wir entschließen uns allerdings, noch ein Stück weiterzufahren, um in Hauganes zu übernachten. Von dort aus werden wir morgen die Hauptstadt von Nordisland erreichen und dann zum populären Wasserfall Goðafoss weiterfahren.

Siglufjörður Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
In Siglufjörður, der Stadt der Heringsfischer in Nordisland

Von Hauganes zum Wasserfall Goðafoss in Nordisland

Wir erreichen nach etlichen und hier unvermeidlichen Fotopausen Hauganes. Das kleine Küstendorf ist für sein Angebot an Walsafaris bekannt und bietet zugleich einen Campingplatz mit einem Hotpot am Meer. Was will man mehr…? Zunächst suchen wir eine Rezeption oder etwas Ähnliches, werden dann aber im nahegelegenen Restaurant fündig. Hier checkt man ein und bezahlt auch für den Aufenthalt. Das Angebot im Restaurant ist verlockend, aber wir bleiben standhaft, denn im Kühlschrank von unserem Kastenwagen warten auch noch einige Leckereien.

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Landschaft bei Hauganes Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Blick von Hauganes über den Fjord zu der gegenüberliegenden Bergkette

Heute haben wir richtig viel vor uns: Zuerst möchten wir uns in Akureyri umschauen, anschließend weiterfahren zum Wasserfall Goðafoss, um am Abend den legendären See Myvatn zu erreichen. Nach der Abgeschiedenheit der letzten Tage und Wochen in der isländischen Natur machen wir uns zunächst mit gemischten Gefühlen auf den Weg nach Akureyri. Irgendwie erscheint uns das pulsierende Leben einer größeren Stadt etwas fremd, zumal heute auch noch ein Kreuzfahrtschiff im Hafen festgemacht hat.

Ampel in Akureyri Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Ampeln mit Herz

Akureyri liegt am Ende des Fjordes Eyjafjörður und ist mit knapp 19.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt von Island. Als Hauptstadt von Nordisland bietet sie ein vielfältiges Angebot zum Einkaufen sowie alle weiteren Dienstleistungen. Nach einem Bummel durch die Fußgängerzone haben wir aber bereits genug vom Stadtleben und sind froh, als wir etwas später über die Ringstraße 1 in Richtung Goðafoss rollen.

Der Weg dorthin führt durch den neuen Tunnel Vaðlaheiðargöng, der die Strecke auf der Ringstraße 1 in Nordisland um 16 Kilometer verkürzt hat. Allerdings muss man für die Durchfahrt zum Teil erhebliche Gebühren entrichten und sich zudem für die Bezahlung mit der Kreditkarte online registrieren. Derweil ist die alte Strecke (jetzt Straße 832) über den Pass viel schöner und bietet zudem herrliche Aussichten. Solltet ihr euch ebenfalls für diese Option entscheiden, dann müsst ihr aufpassen, denn die Beschilderung sowie die Navigation führen einen unweigerlich in den Tunnel. Also vorab schauen und informieren.

Akureyri Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Boulevard in Akureyri

Fotosession am Wasserfall Goðafoss

Eigentlich hätten wir auch selbst darauf kommen können. Unzählige Busse haben noch mehr Touristen vom Kreuzfahrtschiff in Akureyri zum Wasserfall gebracht. Damit ist in der nächsten Stunde an keine Fotosession zu denken. Wir kochen uns im Kastenwagen einen Kaffee und essen eine Kleinigkeit, bis es etwas ruhiger wird. Dann packen wir den Fotorucksack und stehen kurze Zeit später unterhalb des Wasserfalls am Flusslauf.

Wasserfall Goðafoss Godafoss Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Der Wasserfall Goðafoss in ganzer Pracht

Das Wasser des Flusses Skjálfandafljót stürzt am Goðafossüber auf einer gewaltigen Breite von 158 Metern in einem weiten Bogen etwa 11 Meter in die Tiefe. Seinen mächtigen Namen “Götterwasserfall” verdankt er wohl einer Sage, nach der hier die letzten heidnischen Götterbilder in das Wasser geworfen wurden.

Nach der Fotosession am Wasserfall liegen jetzt etwa 50 Kilometer vor uns. Der schon fast legendäre und viertgrößte See Islands, der Myvatn ist unser nächstes Ziel. Das flache Wasser soll in allen Farben schimmern und die Umgebung durch die vulkanischen Aktivitäten einzigartig sein. Wir sind gespannt.

Im Geothermalgebiet Hverir / Hverarönd am Myvatn

Der einzige größere Ort am Seeufer ist Reykjahlíð. Hier möchten wir in der kommenden Nacht auf dem lokalen Campingplatz schlafen. Da wir den restlichen Tag aber noch nutzen wollen, fahren wir durch das Dorf und direkt weiter zu dem einzigartigen Geothermalgebiet Námaskarð unweit vom See. Unweigerlich entsteht der Eindruck, dass wir geradezu direkt in die Kulisse für einen Science Fiction Film rollen. Diese außerirdische Landschaft ähnelt auf unglaubliche Weise einem anderen Planeten – das kann nicht mehr die Erde sein.

Schwarze Flüsse schlängeln sich durch roten Lehm, Schlammtöpfe leuchten in allen Farben der Natur, bunte Famarolen blubbern vor sich hin und überall zischt und faucht es dampfend aus der Erde. In der Nähe der zischenden Solfatare stinkt es stechend nach Schwefel, während in den Thermalquellen der Schlamm kocht. Normales Leben erscheint hier nicht möglich.

Minigalerie Thermalgebiet Hverir / Hverarönd Nordisland

Das Thermalgebiet Hverir (“Heiße Quellen”) oder auch Hverarönd genannt, befindet sich am Pass Námaskarð, der hier durch die Námafjall Berge am Myvatn führt. Man kann sich auf markierten und befestigten Wegen, die an dem großen Parkplatz beginnen, diese faszinierende Landschaft aus der Nähe anschauen. Allerdings sollte man aus Gründen der Sicherheit diese Wege auch nicht verlassen, da man sonst auf dem instabilen Boden schnell Verbrennungen erleiden kann.

Dunkle Wolken ziehen über die Szenerie und verstärken den ohnehin mythischen Eindruck noch mehr, während die Sonne immer wieder einige Punkte förmlich anstrahlt. Zurück im Kastenwagen auf dem Parkplatz überlegen wir für einen Augenblick: Zurück zum Campingplatz oder in diesem Licht gleich noch zum Wasserfall Dettifoss….? Ihr kennt die Antwort sicher schon – wenig später rollen wir im Abendlicht die kurze Strecke zum Dettifoss.

Ringstraße 1 in Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Ringstraße 1 – auf dem Weg zum Dettifoss

Am Abend ganz allein am Wasserfall Dettifoss

Den Dettifoss erreicht man über die Ringstraße 1, indem man entweder auf die Straße 862 oder 864 abbiegt. Auf diese Weise kann man entweder die Parkplätze und Aussichtspunkte auf der westlichen oder der östlichen Seite vom Wasserfall erreichen. Nachdem inzwischen die westliche Seite gut erschlossen und ausgebaut wurde, entscheiden wir uns für diese Variante, folgen der Straße 862 und biegen schon bald auf den großen Parkplatz ab. Von hier aus beginnen gut markierte Wege durch die imposante Landschaft und natürlich zum Wasserfall. Zunächst wählen wir den direkten Weg zu einem der Aussichtspunkte am Dettifoss – man weiß ja nicht, wie lange das Licht noch so bleibt…

Etwas später stehen wir über dem größten Wasserfall von Nordisland, dem Dettifoss. Fast einschüchternd, stürzen die gewaltigen Wassermassen brüllend in die Tiefe. Fast 100 Meter stürzt der Fluss Jökulsá hier in die Schlucht Jökulsárgljúfur. Mit seinen Wassermassen gehört der Dettifoss zu den energiereichsten Wasserfällen von ganz Europa. Beeindruckt von dieser Urgewalt bauen wir unser Stativ auf und haben ab sofort gut damit zu tun, immer wieder die Gischt von unserem Objektiv abzuwischen, die vom rauen Wind in die Höhe getrieben wird.

Wasserfall Dettifoss Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Der Dettifoss – raue Schönheit in Nordisland

Das letzte Abendlicht taucht alles in warme Farben und wir entscheiden uns, einen der benachbarten Wasserfälle aufzusuchen, bevor die Dämmerung hereinbricht. Nördlich vom Dettifoss erreicht man in zwei Kilometern Entfernung den Hafragilsfoss, an dem der Fluss Jökulsá noch einmal 27 Meter in die Tiefe stürzt. Südlich vom Dettifoss ergießen sich hingegen die kleineren Wasserfälle des Selfoss, der nur einen Kilometer entfernt liegt. Also auf zum Selfoss und als wir dort, etwas flussaufwärts, ankommen, bereuen wir diese Entscheidung keine Minute. Wie in einem Amphitheater aus bizarren Felsen haben sich die Wassermassen ihren Weg gesucht. Dazu wird diese Kulisse förmlich angestrahlt und wir sind einmal mehr unendlich fasziniert von dieser ikonischen Schönheit Islands.

Wasserfall Selfoss Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Selfoss im letzten Licht des Tages

Entdeckungen am Myvatn

Mit Einbruch der Dunkelheit fahren wir zurück nach Reykjahlíð am Ufer des Myvatn, um dort auf dem Campingplatz erst einmal zu schlafen. Am nächsten Morgen kündigt sich erneut traumhaftes Frühsommerwetter an. Nach einem ausgiebigen Frühstück hält es uns nicht länger auf dem Campingplatz. Wir bezahlen unseren Aufenthalt, füllen unser Trinkwasser im Kastenwagen auf und machen uns auf den Weg zum nördlichen Parkplatz des Landschaftsgebietes Höfði.

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Von hier aus kann man einem herrlichen, etwa 1,5 Kilometer langen und familienfreundlichen Rundweg folgen, der als Höfdi Loop oder Kalfaströnd bezeichnet wird. Wie auch immer – der Weg führt durch eine fast magische Landschaft aus schwarzen Lavasteinfelsen, die hier die Küste prägen. Vereinzelt stehen sie auch wie Skulpturen in dem türkis-grün schimmernden Wasser. Dazu gibt es die passenden Geräuschkulisse durch die unzähligen Seevögel, die sich hier ganz offensichtlich sehr wohl fühlen.

Felsformation Myvatn Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Am Ufer des Myvatn bei Kalfaströnd

Im Juni scheinen die vielen Mücken, die dem Myvatn (Mückensee) ihren Namen gegeben haben, noch nicht aktiv zu sein. Insofern sind wir fast allein und gänzlich ungestört am Seeufer unterwegs. Hinter jeder Biegung erwarten uns neuen Aussichten – eine schöner als die Andere. Die vielen kleinen Inseln und Felsen im See wirken wir Streusel, die Islands Elfen und Trolle in den See gestreut haben. Die besondere Farbe des flachen Wassers bildet dazu einen einmaligen Kontrast.

Landschaft am See Myvatn Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Der Myvtan in Nordisland

Nach diesem genialen Einstieg in einen erlebnisreichen Tag parken wir quasi nur um. Gerade mal vier Kilometer entfernt befindet sich der Parkplatz vom Lavafeld Dimmuborgir. Dimmuborgir gilt selbst in Island als einzigartige Lavalandschaft und wird daher in der Mythologie des Landes als Heimat der Elfen und Trolle angesehen. Während man einem der Rundwege durch die schwarzen Felsen folgt, kann man das nur zu gut verstehen. Die bizarr geformten Felsformationen aus dem schwarzen Gestein erinnern tatsächlich an Burgen, Kirchen, Schlösser und Ruinen einer Fantasiewelt.

Minigalerie Lavafeld Dimmuborgir am Myvatn in Nordisland

Von Dimmuborgir aus kann man in wenigen Minuten direkt zum Fuß des Vulkankraters Hverfjall wandern. Auf zwei verschiedenen Wegen lässt sich der Tuffring um den Krater besteigen. Natürlich lassen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen. Irgendwie quälen wir uns den steilen, sandigen Weg nach oben. Wahrscheinlich werden wir auch noch in einigen Jahren schwarze Sandreste von dieser Tour in unseren Schuhen finden… Aber der Blick vom Ring oberhalb des Hverfjall war und ist das wert:

Vulkankrater Hverfjall Myvatn Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Auf dem Hverfjall Krater

Vom Myvatn an die Küste von Nordisland

Da wir bereits am Wasserfall Dettifoss waren und die weitere Strecke auf der Ringstraße 1 auch keine weiteren besonderen Attraktionen zu bieten scheint, verlassen wir am Myvatn einmal mehr die isländische Hauptverkehrsstraße. Um im Nordosten von Island direkt an der Nordatlantik-Küste entlangzufahren, folgen wir zunächst der Straße Nummer 87 in Richtung Húsavík. Húsavík ist aus früheren Zeiten als Hauptstadt des Walfangs bekannt. Heute werden hier die meisten Walsafaris in Island angeboten.

Hafen Husavik Walsafari Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Im Hafen von Húsavík

Die Geschichte des Ortes lässt sich bis in das Jahr 870 zurückverfolgen. Einer der Männer des schwedischen Wikinger Garðar Svafarsson setzte sich während einer Überwinterung hier ab, errichtete ein Haus und daher nannte man die Bucht “Hausbucht” – also Húsavík. Heute lebt der Ort vom Tourismus und die Walbeobachtungen. Durch die vielen Wale in der Skjálfandi-Bucht kann man eine erstaunliche Erfolgsquote von 98 Prozent Sichtungen bieten. Bei den Whalewatching-Touren in Húsavík kann man zumeist Minkwale, Tümmler, Buckelwale und Pottwale beobachten.

Wir entdecken unweit vom Campingplatz des Ortes, den wir gleich für die nächste Nacht nutzen, noch einen unglaublich guten Anbieter von Fish and Chips im Hafen. Insofern entfällt das Kochen am Abend im Kastenwagen und wie genießen mit Blick über den Hafen frischen Fisch mit Pommes. Muss auch mal (wieder) sein… Anschließend schlendern wir noch durch den Hafen mit den alten Walfänger-Booten und zu der sehenswerten Kirche. Diese wurde 1907 komplett aus norwegischem Holz errichtet und kann zu den meisten Zeiten besichtigt werden.

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Von Húsavík nach Raufarhöfn

Ásbyrgi Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
Canyon und Felswände von
Ásbyrgi

Nachdem wir am nächsten Morgen unseren Kastenwagen an der kostenfreien Autowaschanlage von Húsavík vom gröbsten Dreck befreit haben, folgen wir nun der Straße 85 an der Küste von Nordisland. Auf diese Weise erreicht man unweigerlich den Jökulsárgljúfur-Nationalparks. An dem Besucherzentrum kann man sich über die Geschichte und die Mythen dieses Gebietes informieren. Auf markierten Wegen kann man zudem den Nationalpark erkunden und diese gewaltigen, steilen Felshänge um die hufeisenförmige Ásbyrgi-Schlucht bestaunen. Das unsichtbare Volk der Elfen auf Island soll hier seine Hauptstadt haben – inmitten dieser fruchtbaren, teilweise bewaldeten und allemal mythischen Landschaft.

Wer mag, kann den lokalen Campingplatz am Rande des Nationalparks nutzen. Wir haben aber an diesem Tag noch mehr vor und nach einer kurzen Rundwanderung in der Schlucht geben wir das nächste Ziel in die Navigation ein: The Arctic Henge in Raufarhöfn. Die sechs mächtigen Felsentore aus Basaltquadern sollen die Mythologie der Wikinger unterstreichen und zur Zeit der Mitternachtssonne ein besonderer Anziehungspunkt für den Ort sein. Wir erreichen den Steinkreis in der Mittagszeit. In der Vorsaison kann man hier tatsächlich noch alleine und in Ruhe seine Bilder aufnehmen. Nachdem wir diese im Kasten haben, stärken wir uns gleich noch in unserem Kastenwagen. Für den nachmittag haben wir eine kleine Rundwanderung an der Küste geplant, die derzeit eher noch zu den Geheimtipps in der Region zählt.

Arctic Henge Nordisland Kastenwagen Rundreise Island Nordlandblog
The Arcitc Henge – Steinkreis in Nordisland

Dazu aber dann mehr im nächsten und letzten Teil unserer Beitragsreihe mit den Highlights und Erlebnissen unserer Island-Umrundung im Kastenwagen. Dann geht es durch den Nordosten der Insel bis zum Fährhafen in Seydisfjördur.

Literaturtipps für deinen Trip nach Island

DuMont Reise-Handbuch Island
Island – individuell entdecken
MARCO POLO Reiseführer Island
Lonley Planet Reiseführer Island

Kartenmaterial für die perfekte Reise

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Autor / Autoren:

Conny & Sirko

... schreiben sich hier ihr ewig währendes Fernweh nach dem Norden Europas von der Seele - wenn sie nicht gerade mit ihrem Wohnmobil durch die atemberaubenden Landschaften Nordeuropas reisen, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit euch in ihrem Nordlandblog zu teilen. Besucht uns gern im Bereich "ÜBER UNS" :)

2 Kommentare

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  • Hallo,
    es ist immer wieder schön eure Reiseberichte zu lesen. Ganz besonders gefällt mir dieser Bericht, da wir Anfang März auch in Island unterwegs waren. Wir durften uns diese wunderschöne Land im Winter anschauen, mit Schneeschuhen durch die schöne Natur, ohne einen Menschen zu treffen. Von der Seite aus finde ich es spannend, da sich einige Punkte eurer Reise mit unserer Reise überschneiden und ich nun Bilder mit und ohne Schnee vergleichen kann.
    Alle eure Texte und Bilder (diese finde ich besonders faszinierend!) strahlen einen Verbundenheit aus , welche man selten in Reisebeichten findet!
    Weiterhin gute Reisen mit so schönen Berichten!
    LG Stefan.

    • Lieber Stefan,

      hab vielen, vielen Dank für dein tolles Feedback und die lieben Zeilen. Wir haben uns sehr gefreut, von dir zu lesen – lässt es uns doch unterstellen als auch hoffen, dass es dir / euch trotz der verrückten Zeit gut geht…??!! In der Tat waren wir vom etwas weniger touristischen und somit ursprünglicheren Norden Islands sehr angetan. Daher freuen wir uns, wenn man diese Emotionen aus unserem Erlebnisbericht herauslesen kann. Leider fehlt uns wiederum der Vergleich zum Winter und umso mehr hoffen wir, dass wir in absehbarer Zeit auch einmal diese Jahreszeit in der grandiosen Landschaft erleben dürfen. Zumindest aus Norwegen wissen wir um den ganz unterschiedlichen Reiz der einzelnen Jahreszeiten und daher steht der Wintertrip nach Island ziemlich weit oben auf unserer ToDo Liste. Jetzt geht es aber erst einmal darum, überhaupt wieder reisen zu können und die Pläne diesen Jahres nachzuholen – denn eigentlich wären wir gerade durch Finnland auf dem Weg zum Nordkapp. Von da aus sollte es gaaaaaaaanz langsam durch Norwegen in Richtung Süden zurückgehen, bevor wir dann einige Wochen im Herbst in den schottischen Highland gewandert wären…

      Allerdings gibt es derzeit im Umfeld dieser ganzen Situation weitaus schlimmere Schicksale und wichtigere Dinge. Wir bleiben optimistisch, arbeiten noch etwas an unserer Webseite und planen dann langsam die nächsten Aktivitäten. Euch wünschen wir zunächst alles Gute und – nicht nur jetzt – eine gute Gesundheit. Wir freuen uns, euch demnächst vielleicht auch wieder einmal zu treffen und senden bis dahin liebe Grüße – auch an Maja. Passt gut auf euch auf,
      Conny und Sirko