Ankunft mit der Smyril Line Fähre in Seyðisfjörður (Island)
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Irgendwie waren die knapp drei Tage an Bord der Fähre auf See nach Island eine besondere und ungewohnte Form der Entschleunigung. Lediglich der kurze Zwischenaufenthalt auf den Färöer-Inseln war eine willkommene Unterbrechung des Alltags an Bord. Dieser wurde eigentlich nur durch die Mahlzeiten und den Wechsel von Tag und Nacht bestimmt. Außerdem hatten wir unsere Handys ausgeschalten, um böse Überraschungen durch das (sau)teure Roaming im maritimen Netz zu vermeiden. Insofern gab es also wirklich nichts, was den angenehm eintönigen Rhythmus des Schiffsdiesels und das Schaukeln der Fähre auf den Wellen unterbrochen hätte.
Dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb waren wir dann froh, als Land in Sicht war. Genauer gesagt: Island. Erst nur ein grauer Block in der Ferne, wurden die Konturen mit jeder Minute klarer und bald war die Einfahrt in den Fjord von Seyðisfjörður zu erkennen. Alle Plätze an den Fenstern und auf Deck waren schnell von den mitreisenden Passagieren belegt, die aber auch alle gleichermaßen mit uns staunten: Über Nacht hatte es wohl noch einmal massiv geschneit und so wurden wir alle tatsächlich von einer Insel aus Schnee und Eis empfangen…
Nur etwas später machten wir im Hafen fest, die Passagiere durften das Schiff am Zielhafen auf Island verlassen, das Autodeck wurde geöffnet und schon bald saßen wir endlich wieder in unserem Kastenwagen. Dennoch brauchte es einige Zeit, bis wir die Fähre verlassen konnten, denn die Zollkontrollen in Island sind in jedem Fall gründlich und so wird jeder Einreisende zum Zweck und zur Dauer seines Aufenthaltes befragt.
Der erste Kontakt mit einem Isländer – die Zollkontrolle bei der Einreise nach Island…
Für uns wird der Charme eines Landes nicht nur durch seine Natur und Kultur, sondern viel mehr durch seine Bevölkerung geprägt. Unser Erlebnis während der Kontrolle beim isländischen Zoll spricht dahingehend Bände, wenn es um die Mentalität der Isländer geht: Nach einem kurzen Dialog fragen wir den Zöllner, wie wir unser Mehrgewicht an einzuführenden Lebensmitteln deklarieren können. Immerhin sind bei der Einreise nur drei Kilogramm Lebensmittel (inklusive Süssigkeiten und Getränken) je volljähriger Person erlaubt und wir haben definitiv eine größere Menge an Bord.
Der Zollbeamte hält kurz inne, überlegt einen Moment und fragt schließlich, wieviel wir denn über der erlaubten Menge liegen. Wir erklären ihm, dass wir wohl um die zehn Kilogramm zu viel einführen werden. „Oh, das ist viel….“ ist seine vielsagende Antwort. Er schaut noch einmal in unser Auto, lässt sich noch einmal unseren Reiseplan erklären und lächelt uns schließlich an: „Ich wünsche euch einen schönen Aufenthalt.“ Einfach herrlich und irgendwie das, was für uns (immer wieder) Skandinavien ausmacht. Island – wir kommen…
In einer langen Karawane geht es auf verschneiten Straßen vom Fährhafen hinauf auf den Pass. Unser ersten Ziel ist die Provinzhauptstadt von Ost-Island, Egilsstaðir mit seiner Infrastruktur und den entsprechenden Angeboten. Unabhängig dessen, in welche Richtung man von hier aus auf der Ringstraße 1 weiterfährt, sollten und können hier einige Dinge optimal erledigt werden. So holen wir am Bankautomaten im Zentrum die ersten Isländischen Kronen, damit wir für alle Fälle auch immer Bargeld bei uns haben. Ebenso gibt es im Ortszentrum auch einige Geschäfte und Supermärkte, wo man seine Lebensmittelvorräte auffüllen kann.
Im lokalen „Netto“ Supermarkt (nach unseren Recherchen neben den „Bonus“-Märkten einer der preiswerteren Anbieter in Island) kaufen wir für die nächsten Tage ein, besuchen anschließend noch die Touristeninformation direkt gegenüber, um schlussendlich unseren Roadtrip rund um Island zu beginnen. Wir werden von hier aus die Insel aus Feuer und Eis einmal im Uhrzeigersinn umrunden.
Wo ist denn die Ringstraße 1 geblieben?
Nach unseren Recherchen im Vorfeld unserer Reise und gemäß den meisten Empfehlungen in den Reiseführern ist es sinnvoll, ab Egilsstaðir nicht der populären Ringstraße 1 zu folgen, sondern auf der Straße 92 in Richtung Reyðarfjörður direkt an die Ostfjorde zu fahren.
Umso mehr sind wir zunächst erstaunt, dass wir zwar offensichtlich in die geplante Richtung fahren, aber laut Schildern auf der Ringstraße 1 unterwegs sind, bis sich das Ganze klärt. Man hat offensichtlich vor Kurzem die Routenführung und Straßenbenennung geändert. Somit führt also die Ringstraße 1 nunmehr (April 2019) direkt von Egilsstaðir nach Reyðarfjörður.
Dort angekommen folgen wir der Ringstraße noch ein Stück, um dann kurz vor dem Tunnel nach links auf die Straße 955 abzubiegen. Diese Strecke bedeutet zwar einen Umweg von etwa 35 Kilometern, ist aber kaum befahren. Sie bietet eine herrliche Aussicht auf den Fjord und die Landschaft der Halbinsel Vattarnes, die wir auf diese Weise umrunden. An derem äußersten Punkt lädt der markante Leuchtturm zu einer kurzen Wanderung ein.
Nach den ruhigen Tagen auf See eine willkommene Abwechslung: In der herrlichen Seeluft an der Küste entlangzugehen und die Landschaft zu genießen.
Ankunft in Faskruðsfjörður (Island)
Nur eine halbe Stunde später kommen wir in dem Fischerdorf Faskruðsfjörður an der ostisländischen Küste an. Der Ort ist bis heute durch seine Historie aus dem 18. Jahrhundert geprägt, als tausende französische Fischer jeden Winter von hier aus ihr Glück auf dem Nordatlantik versuchten. Sehr viele ließen dabei ihr Leben. Auf dem französischen Friedhof am Ortsrand kann man sich heute noch ein Bild davon machen. Die zweisprachigen Straßennamen im Ort zeugen ebenfalls von dieser Zeit, wie auch das ehemalige französische Krankenhaus, welches heute restauriert als „Fosshotel Austfirðir“ Gäste aus der ganzen Welt beherbergt und in einem Museum die Geschichten aus alten Tagen erzählt.
Am Ortsausgang, kurz bevor eine Kreuzung wieder auf die „neue“ Ringstraße 1 führt, nutzen wir den kommunalen Stellplatz, der außerhalb der Saison nur eingeschränkt geöffnet ist, dafür aber kostenfrei in Anspruch genommen werden kann.
Für den nächsten Tag ist viel Nebel und Regen angekündigt, bevor das Wetter besser werden soll. Damit entschließen wir uns, noch einen Tag länger in Faskruðsfjörður zu bleiben und dem Weg entlang der eindrucksvollen Fjorde an der Ostküste erst am nächsten Tag wieder zu folgen.
Die Tour geht weiter: Von Faskruðsfjörður entlang der Ostfjorde bis nach Breiðdalsvik
Am nächsten Morgen kämpft die Sonne sich tatsächlich immer wieder durch die Wolken und strahlt die schneebedeckten Gipfel der Umgebung an. Noch vor dem Frühstück gehen wir eine kleine Runde und nehmen einige Bilder auf, bevor wir schließlich gut gelaunt unsere Tour fortsetzen.
Das Wetter ist tatsächlich perfekt, wir fahren entspannt auf der Ringstraße 1 in südlicher Richtung und genießen die Aussichten, die sich hinter jeder Kurve aufs Neue bieten. Nur eine knappe halbe Stunde später nähern wir uns der Landzunge von Landatangi. Die Küste ist hier bekannt für bizarre Felsformationen, an denen sich die mächtigen Wellen des Meeres auf besondere Weise brechen. Eine Stelle wird daher auch “Saxa Meeres Geysir” genannt, da die Gischt dort immer wieder einige Meter hoch spritzt. Wir parken direkt neben der Straße und brechen auf zu einer kurzen Wanderung an der Küste entlang. Über die Klippen laufen wir bis zum kleinen Leuchtturm auf der Landzunge und genießen dort in der Sonne die Frühlingsluft, die hier wunderbar nach Salz schmeckt.
Hier einige Impressionen von Landatangi:
Von Landatangi fahren wir die wenigen hundert Meter weiter in das nächste Dorf: Stöðvarfjörður. Dort gibt es nicht nur eine alte Holzkirche, in der man heute essen und übernachten kann, sondern auch eine der populärsten und grössten Steinsammlungen auf Island: Petras Steinesammlung, die wir uns gern anschauen möchten. Leider stehen wir im April vor verschlossenen Türen, obwohl laut Reiseführer ganzjährig geöffnet sein soll. So bleiben nur diese Impressionen über den Gartenzaun und die Hoffnung, dass ihr bei eurer Tour mal reinschauen könnt…
So folgen wir weiter der Ringstraße 1 – immer in südlicher Richtung an der Ostküste entlang. Die Berge an der Küste lassen uns angesichts ihrer fast übernatürlichen Formen, Beschaffenheit und Schönheit immer wieder staunen. Dazu begleitet uns im Licht der Frühlingssonne ein ewiges Konzert der unzähligen Seevögel und der ewig tosenden Brandung des Atlantiks.
Nach einer kurzen entspannten Fahrt erreichen wir so die Bucht Breiðdalsvik. Hier traf früher die alte Streckenführung der Ringstraße 1 auf die Straße an der Küste. Wir biegen an dieser Kreuzung bewusst nach rechts auf die (nunmehr) Straße 95 ab und fahren hier etwa einen Kilometer auf der alten Ringstraße in Richtung des Landesinneren, um hier einen kleinen Bogen durch die Besiedlung am Rande der Bucht zu schlagen. Dort steht die schöne Kirche von Heydalir.
Auf dem kurzen Umweg (etwa 5 Kilometer) durch das Hinterland merken wir sehr schnell, dass wir nicht mehr auf der Ringstraße unterwegs sind. Die Straße, oder besser gesagt, die Wege sind durchaus spannend und sehr ursprünglich. So gilt einmal mehr: Der Weg ist das Ziel…
Von Breiðdalsvik weiter nach Djupivogur
Kurz vor dem Erreichen der Landspitze Streitishvarf, wo man wunderschön am Leuchtturm auf den Klippen eine Küstenwanderung unternehmen kann (Parkplatz ist HIER vorhanden), entdecken wir rechterhand eine imposante Schlucht. Wir finden eine Parkmöglichkeit in einer kleinen Haltebucht und laufen ein Stück flussaufwärts, um uns etwas mehr von diesem unglaublichen Canyon anzuschauen.
Nach dieser ungeplanten “Mini-Wanderung” passieren wir die Landspitze von Streitishvarf bis nach Berunes – einer alten Siedlungsstätte und heute einem Bauernhof mit Übernachtungsmöglichkeiten und einem kleinen Campingplatz. Hier öffnet sich auch der Blick auf den wirklich imposanten Fjord Berufjörður, der vom riesigen Bergmassiv des Bulandstindur geprägt wird. Bekannt ist die Region für die unwirklich türkisfarbigen Felsen am schwarzen Sandstrand, den Blabjörg (Blauberge), die durch vulkanisch-geologische Prozesse entstanden sind.
Am Strand bei den Felsen gibt es einen größeren Parkplatz. Wir halten für einige Bilder kurz an. Anschließend führt uns die Ringstraße 1 weiter um den Fjord herum. Diese ist hier nicht asphaltiert. Allerdings wird offensichtlich bereits an einer neuen Straße gearbeitet. Als wir auf der südlichen Fjordseite unterwegs sind, strahlt die Sonne die Szenerie fantastisch an.
Das Tal der Wasserfälle – Fossardalur
Wir folgen dem Fjordufer auf der südlichen Seite bereits einige Kilometer, als ein Schild auf einen Parkplatz / Picknickplatz hinweist. Hier biegen wir ab und werden auch sofort von einem faszinierenden Blick auf einen der Wasserfälle im Fossardalur begeistert. Man kann vom Parkplatz durch das Tal in die Berge wandern, auf eine kleine Aussichtsplattform gehen oder der unbefestigten Straße zu einem Bauernhof im Tal mit einem Campingplatz folgen. Wir entscheiden uns für eine kleine Wanderung entlang vom Flusslauf und machen noch einige Bilder mit einer Langzeitbelichtung.
Das Wetter wird langsam schlechter, der Wind nimmt zu und offensichtlich hat der isländische Wetterdienst auf seiner Homepage VEDUR leider Recht. Insofern sind wir froh, als wir nur kurze Zeit später den Campingplatz in Djupivogn erreichen. Im einsetzenden Regen laufen wir noch zur Rezeption des Hotels “Framtid”, um dort für den Campingplatz zu bezahlen und machen es uns anschließend im Kastenwagen gemütlich. Ein weiterer erlebnisreicher Tag geht zu Ende und so stört es uns nicht, dass es inzwischen draußen regnet und stürmt…
Im nächsten Teil dieser Beitragsreihe mit unseren Erlebnissen, den Sehenswürdigkeiten, Highlights und Erfahrungen unserer Tour rund um Island, nehmen wir dich gern weiter mit auf diese Reise. Diese führt uns weiter im Uhrzeigersinn auf der Ringstraße 1 rund um Island und im nächsten Teil von Djupivogur bis in den Südosten, zum Nationalpark Skaftafell.
Hallo Conny u. Sirko,
Danke für die Informationen, Sie machen die Planung entspanter!
LG
Manfred
Hallo Conny, Hallo Sirko,
wir haben eine Reise für Mai 2024 geplant, wie sieht es da eigentlich mit Camping und Stellpätzen aus wir sind vom 8.5. bis 6.6.2024 auf Island.Sind sie Flächendeckend vorhanden oder gibt es
Stress bei der Suche?
Beste Grüße
Manfred
Hallo Manfred,
vielen Dank für deinen nette Kommentar und die Nachfrage zur Verfügbarkeit der Campingplätze. Wir waren ja zu einer ähnlichen Zeit in Island unterwegs und hatten nicht ein Mal Stress mit der Verfügbarkeit mit Campingplätzen. Die Isländer sind da recht pragmatisch und daher kann man die Plätze in den meisten Fällen sogar schon als Stellplatz nutzen, wenn offiziell noch gar nicht für die Saison geöffnet ist. Oft steht dann auch nur ein eingeschränktes Angebot zur Verfügung und Toiletten oder Küchenräume sind mitunter verschlossen. Dafür zahlt man aber auch weniger und hat zumindest einen Stellplatz für die Nacht. Also alles ganz entspannt und sehr locker 🙂
Wichtig: In der Nebensaison läuft vieles auf Basis “Kasse des Vertrauens” und auch wenn Kreditkarten in Island weit verbreitet sind, sollte man gerade im Mai auch immer etwas Bargeld bei sich haben, um stressfrei und flexibel reisen zu können.
Liebe Grüße, Conny & Sirko
Hallo Sirko,
ob Du mir Eueren Streckenverlauf zur Verfügung stellen würdest? Diesen Sommer möchte ich endlich mal wieder zu “meiner zweiten Familie” fahren und dafür meine Sommerferien nutzen. Vom Norden Islands habe ich schon viel gesehen, aber im Süden war ich noch nie. Deshalb würde ich auch nach dem Uhrzeigersinn fahren. Fange aber auch jetzt erst mit der Planung an 😉
Viele Grüße Antje
Hei Antje,
hab vielen Dank für deinen netten Kommentar. Wir haben vorhin parallel dazu auf deinen Kommentar unter dem Beitrag “Anreise nach Island” geantwortet…
Liebe Grüße,
Conny und Sirko
Hallo liebe Conny und lieber Sirko,
von eurem Bericht über Island bin ich ganz begeistert. Da ich schon über 10 x Island bereist habe, kenne ich natürlich eure Route ziemlich genau. Ich freue mich schon auf weitere Folgen. Beeindruckend, wie immer, eure Tipps.
Liebe Grüße Marianne
Liebe Marianne,
vielen Dank für deine liebe Nachricht und das tolle Feedback. In der Tat gibt es verdammt viel zu erleben und zu berichten – so dass wir sehr gern an diesen Beitrag anknüpfen. Da wir allerdings aufgrund einer Autopanne bereits vorab schon einmal zwangsweise in Reykjavik waren, ist unser Zeitplan etwas durcheinander und das Wetter lockt derzeit auch jeden Tag nach draußen. In Island wohl eher ein Luxusproblem… 🙂 Morgen soll es aber regnen und damit haben wir eine tolle Möglichkeit, vielleicht schon den nächsten Teil unserer Reportage zu verfassen.
Liebe Grüße aus Island, Conny und Sirko