Haushohe Spalten, spitze blauschimmernde Eistürme, natürliche Skulpturen aus Eis und reißende Schmelzwasserbäche: Am Austerdalsisen können Besucher dem ewigen Eis ganz nahekommen, sodass sie das Knacken und Knistern im Gletscher hören – so, als wolle der Svartisen seine tausendjährige Geschichte erzählen. Ein Naturerlebnis mit Gänsehaut-Garantie, nicht (nur) wegen dem kalten Hauch, der die imposanten Eismassen umweht.
Der Svartisen Gletscher ist nach dem Jostedalsbreen am Sognefjord der zweitgrößte Gletscher auf dem norwegischen Festland. Seine zahlreichen Ausläufer erstrecken sich über die Gemeinden Meløy, Rødøy, Beiarn sowie Rana und werden begrenzt vom Holandsfjord, Glomfjord und Melfjord im Westen sowie dem Blakkadalen im Osten.
In dieser Region erstrecken sich etwa 60 Gletscherarme des Svartisen wie Zungen aus Eis in die Täler und Fjorde. Dazu zählt auch die beeindruckende Gletscherzunge Austerdalsisen nördlich von Mo i Rana, die über die Europastraße E6 verhältnismäßig einfach zu erreichen ist. Wer hingegen auf der populären Küstenstraße Kystriksveien (Fv17) an der Helgelandskysten unterwegs ist, kann alternativ einen Ausflug zur westwärts auslaufenden Gletscherzunge Engabreen planen.
Anfahrt zum Svartisen Gletscherarm Austerdalsisen
Der Austerdalsisen befindet sich etwa 30 Kilometer nördlich von Mo i Rana in einem Seitental. Um den Ausgangspunkt der Wanderung zu erreichen, muss man am Abzweig in das Røvassdalen die Europastraße 6 verlassen.
Fortan folgt man der Ausschilderung zum Svartisen auf einer schmalen Straße durch eine gewaltige Naturlandschaft. Nach einigen Kilometern erreicht man die Abzweigung vom Røvassdalveien auf den Fahrweg in das Svartisdalen.
Dort, inmitten dieser Abgeschiedenheit, steht – man glaubt es kaum – eine hochmoderne Maut-Station mit automatischer Kennzeichenerfassung. Das Benutzen der privaten Anliegerstraße auf dieser letzten Etappe bis zum Parkplatz ist kostenpflichtig. Rund 12 € werden für das Befahren der weiteren Strecke erhoben.
Dafür ist die Nutzung des Parkplatzes und des einfachen Campingplatzes am Seeufer des Svartisvatnet kostenfrei, sodass man auf einem der idyllischen Stellplätze gleich eine Nacht verbringen kann.
Die Wanderung zum Austerdalsisen
Die komplette Wanderroute vom Parkplatz bis zum Rand der Gletscherzunge ist etwa neun Kilometer lang. Immerhin besteht die Möglichkeit, die ersten rund vier Kilometer dieser Distanz mithilfe einer Bootsfahrt über den See Svartisvatnet abzukürzen. Allerdings fährt das private Shuttleboot vom Bauernhof im Südosten zum nordwestlichen Seeende – je nach Saison – nicht allzu häufig und zudem ist die Überfahrt nicht ganz günstig.
Leider ist aber auch der alternative Wanderweg am Seeufer entlang keineswegs ein einfacher Spaziergang! Auf dem schmalen Pfad begegnet man schlammigen Passagen, muss über umgestürzte Bäume klettern und sich mit einem ständigen Auf und Ab des teils herausfordernden Trails auseinandersetzen.
Dadurch relativieren sich die Kosten für eine Bootsfahrt und wenn die Fahrzeiten mit den persönlichen Planungen harmonieren, sollte man diesen Service daher wohl in Anspruch nehmen – insbesondere wenn man mit Kindern unterwegs ist.
Da wir den Gletscherarm des Svartisen aber im Abendlicht erreichen wollen und um diese Zeit keine Bootsüberfahrt möglich ist, entscheiden wir uns für die komplette Wanderroute. Also folgen wir dem bereits beschriebenen Weg entlang der Uferlinie vom Svartisvatnet und kämpfen uns durch die dortige Wildnis.
Letzte Etappe bis zum Aussichtspunkt Svartisen
Am nordwestlichen Ende des Svartisvatnet, wo auch das Shuttleboot anlegt, folgt dann erstmals ein leichter Anstieg entlang eines gut ausgebauten und markierten Weges auf etwa 300 Höhenmeter. Im weiteren Verlauf führt diese Wegstrecke über einige Felsplatten und ist mit gut sichtbaren Steinpyramiden sowie dem in Norwegen typisch roten „T“ markiert. Diese Etappe vom Bootsanleger am Seeende führt über rund drei Kilometer durch eine hauptsächlich steinige Umgebung.
Hat man diese Distanz überwunden, erreicht man schließlich einen hölzernen Unterstand und mit ihm den offiziellen Aussichtspunkt zum Gletscher. Von hier aus offenbart sich – bei Bedarf wettergeschützt – ein beeindruckender Blick auf den gigantischen Svartisen in der Ferne. Die unzähligen ockerfarbenen Felsen bilden einen sagenhaften Kontrast zum blauen Eis der Gletscherzunge Austerdalsisen – ein atemberaubendes Panorama.
Dem Eis des Svartisen ganz nah …
Die Markierung der Wanderung endet an diesem Punkt. Diejenigen, die jedoch den Wunsch verspüren, dem ewigen Eis noch etwas näher zu kommen, müssen sich ab hier auf eigene Faust durchschlagen. Vereinzelte Steinpyramiden lassen zumindest erkennen, wo zuvor andere Wanderer über die Steinplatten zum Gletscher gegangen sind.
Obwohl der Svartisen vom Aussichtspunkt zunächst greifbar nah erscheint, sollte man die Entfernung und den teils beschwerlichen Fußmarsch über die endlosen Steinplatten jedoch nicht unterschätzen. Wir benötigen noch etwas mehr als eine halbe Stunde, bis wir dem Austerdalsisen tatsächlich ganz nah sind.
Die Mühen dieser herausfordernden Strecke durch das freie Terrain werden jedoch reich belohnt, sobald man das Ziel erreicht. Steht man endlich vor dem kolossalen Eisgebilde, scheinen alle Anstrengungen vergessen. Am Ende bleibt ein einmalig schönes Erlebnis! Vor allem, wenn man das Glück hat, die Szenerie im Schein der warmen Abendsonne genießen zu können, denn dann erstrahlen die ohnehin fast unwirklichen Farben noch deutlich intensiver.
Der Kontrast zwischen dem blaukalten Eis und den gold warmleuchtenden Felsen erscheint in diesem Augenblick absolut unwirklich. Ganz allein in dieser urgewaltigen Landschaft fühlen wir uns förmlich verloren, zwei unscheinbare Punkte in einer unbeschreiblich großartigen Wildnis. Wahnsinn!! Diese unvergesslichen Eindrücke ikonischer Schönheit lassen zugleich die Strapazen des vor uns liegenden Rückweges verblassen.
Fazit zur Austerdalsisen Wanderung am Svartisen Gletscher
Am Ziel dieser Wanderung zum Austerdalsisen lässt sich die majestätische Schönheit des Svartisen Gletschers hautnah erleben. So garantiert diese Tour nicht nur beeindruckende Naturerlebnisse zwischen eisigen Skulpturen und blauschimmernden Gletscherzungen, sondern bietet überdies die seltene Gelegenheit, die Kraft der Natur in einer fast unberührten Landschaft zu spüren.
Wir empfehlen euch, diese Tour gut vorzubereiten: Packt festes Schuhwerk und wetterangepasste Kleidung ein, um auf die teils herausfordernden Wege sowie die unterschiedlichen Wetterbedingungen vorbereitet zu sein. Überlegt, ob ihr die Bootsfahrt über den Svartisvatnet nutzen solltet, um so einen Teil der Strecke abzukürzen – eine besonders praktische Option, wenn ihr mit Kindern oder als weniger geübte Wanderer unterwegs seid.
In diesem Fall solltet ihr euch vorab über Fahrzeiten und Kosten informieren, um euren Besuch optimal zu planen. Eine Nacht auf dem abgeschiedenen Campingplatz am Seeufer rundet das Erlebnis perfekt ab und lässt sich perfekt mit der Tour zum Svartisen kombinieren.
Unabhängig dessen, auf welcher Route ihr den Gletscherarm Austerdalsisen erreicht: Der Svartisen Gletscher wartet darauf, euch seine Geschichten zu erzählen – Geschichten von ewigem Eis, von unvorstellbarer Kraft und einer mystischen Naturschönheit.
Karte, Fakten und GPX Daten der Wanderung zum Svartisen Gletscher – Austerdalsisen
- Hier findest du eine Übersicht zu den Einstufungen und Kriterien der Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Diese Wanderung ist sowohl für ältere Kinder und auch für größere Hunde geeignet. In Kombination mit dem Bootstransfer ist dieser Ausflug auch für viele weitere Altersklassen geeignet.
- Die Wegstrecke kann mit einer Bootsfahrt über den See deutlich verkürzt werden: Weitere Informationen unter Svartisenmoirana.com
- Wohnmobil-Stellplatz: Direkt am Ausgangspunkt der Wanderung (ohne Service und zusätzliche Kosten)
- Achtung: Die Maut auf der Privatstraße wird über den Anbieter YouPark erfasst. Hat man sich nicht bereits registriert und eine Kreditkarte hinterlegt, muss man auf der Webseite innerhalb von 48 Stunden den offenen Betrag online begleichen.
- Es gibt unterwegs verschiedene Möglichkeiten zur Aufnahme von frischem Trinkwasser.
- Dieser Ausflug lässt sich perfekt mit der imposanten Rundwanderung Bredekrunden im Slatfjellet-Svartisen Nationalpark verbinden.
Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
- Die passende Wanderausrüstung gibt es bei: GLOBETROTTER | BERGZEIT
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