Für alle, die in der Stille der Natur Erholung suchen, sei diese wohltuende Bergwanderung zum Aussichtspunkt auf dem Seiskallåfjellet als kleine Auszeit inmitten der erhabenen und ursprünglichen Bergwelt Helgelands empfohlen. Das gigantische Panorama über den Nordfjord bis zum Gletscher Svartisen gibt es quasi als Bonus und zugleich schönste Belohnung für jeden zurückgelegten Höhenmeter …
“Was für eine geniale Aussicht …!!” Wenn einer von uns Beiden nach dem Betrachten einer Broschüre oder Webseite diese Aussage trifft, ist meist klar, was dann passiert: Schier endlose Recherchen beginnen, um herauszufinden, wo dieses Bild aufgenommen wurde, ob es eine entsprechende Wanderung dorthin gibt und wir diese dann ebenfalls realisieren könn(t)en.
So ging es uns auch mit der Broschüre der Tourismusregion Helgelandskysten. Auf einer der Abbildungen blickt ein Mann in einen tief eingeschnittenen Fjord, der scheinbar zu seinen Füßen liegt. Eine fantastische Aussicht, die wir bislang so noch nicht gesehen hatten. Einige Recherchen später war klar, dass es nur der Nordfjord sein kann, da oberhalb der linken Uferlinie der Gletscher Svartisen zu erkennen ist.
Auf der norwegischen Seite ut.no haben wir dann sogar eine Wanderung gefunden, in deren Verlauf man diese faszinierenden Aussicht hoch über dem Nordfjord erreicht. Nun hält uns nichts mehr und unsere nächste Tour steht fest …
Anfahrt zur Wanderung auf das Seiskallåfjellet
Das Seiskallåfjellet befindet sich etwa 120 Kilometer nordwestlich von Mo i Rana. Um den Ausgangspunkt für diese Wanderung zu erreichen, folgt man der Küstenstraße Kystriksveien (Fv17) aus Jektvik in nördlicher Richtung bis rechterhand direkt vor dem Straumdalstunnel eine unscheinbaren Abzweigung in einen schmalen Forstweg Richtung Østerdalen führt.
Gleich hinter dieser Einmündung gibt es neben dem Weg einige wenige (!!) Parkmöglichkeiten, sodass größere Fahrzeuge möglicherweise auf andere Parkplätze in der Umgebung ausweichen müssen.
Das Wetter ist einfach perfekt, die Herbstfarben leuchten um die Wette und so parken wir an einem Septembertag an dieser Einmündung, um von dort aus zum Seiskallåfjellet (Rødøy) zu wandern – dem offensichtlichen Aussichtspunkt mit dem Nordfjord-Panorama.
Die Wanderung zur Aussicht vom Seiskallåfjellet
Die Wanderung zum Seiskallåfjellet startet zunächst unspektakulär auf einem stetig ansteigenden, etwa zwei Kilometer langen Forstweg, bis man schließlich zu einigen idyllischen Seen gelangt.
Diese Szenerie bietet, besonders wenn die Gewässer still liegen und die Sonnenstrahlen durch die Baumkronen blinzeln, perfekte Bedingungen für eindrucksvolle Fotomotive.
Nachdem man sich in dieser friedvollen Umgebung eine kurze Auszeit gegönnt hat, wartet auf dem folgenden Abschnitt eine spannende Kletterpartie über Stock und Stein. Am Ende dieser etwas abenteuerlichen Passage lädt eine Bank ein, innezuhalten, sich zu erholen und die weite Aussicht über die Landschaft zu genießen. In der grandiosen Umgebung ist es uns schon fast egal, ob wir tatsächlich vom Seiskallåfjellet in den Nordfjord schauen können oder nicht.
Die unglaublich klare Luft riecht bereits wunderbar nach Herbst und vermischt sich hier mit einer leicht salzigen Brise, die immer wieder vom offenen Meer herangetragen wird. Die Farben strahlen unbeschreiblich intensiv. Das kräftige Rot der Heidelbeerblätter scheint sich dabei einen Wettbewerb mit dem saftigen Grün des Mooses und dem goldenen Orange des Birkenlaubes zu liefern.
Nach einer kurzen Pause müssen wir uns anschließend durch stellenweise morastiges Gelände kämpfen. Die ausgelegten Holzbohlen schützen nur sporadisch vor Nässe, insbesondere nach regenreichen Tagen sind diese meist überspült. Daher sind geeignete Wanderschuhe auf dieser Tour unerlässlich.
Eine Jagdhütte oberhalb der Baumgrenze
Der durchweg vom norwegischen Wanderverein mit dem typisch roten “T” markierte Weg ist gut erkennbar und führt im weiteren Verlauf zu einer urigen Jagdhütte unterhalb der Baumgrenze. Die Hütte dient auch als Schutzhütte und ist daher nicht verschlossen, sodass man jederzeit einen Blick hineinwerfen kann.
Wer mag, kann hier eine kleine Pause einlegen, sich aufwärmen, einen Kaffee kochen, eine Partie Karten spielen oder einige Dinge aus vergangenen Tagen inspizieren. An der Außenseite sind zahlreiche Jagdtrophäen angebracht. Die zahlreichen Elch Geweihe lassen vermuten, dass die Population hier besonders groß sein muss. Vielleicht treffen wir ja hier mit etwas Glück sogar auf den König der Wälder?
Mit dem Erreichen der Baumgrenze wird die Landschaft weitläufiger und ermöglicht immer wieder wechselnde Aussichten auf die umliegenden Berge. Nachdem man den See Nordfjordtjørna passiert hat, steigt der Pfad erneut an und das Gelände wird felsiger.
Hier fällt es uns mitunter schwer die nächste Wegmarkierung auszumachen. Mehrmals vermuten wir das nächste Felsplateau als unser vermeintliches Ziel: “Dahinter wird sicherlich der Fjord liegen…” – doch diese Hoffnungen platzen wie Seifenblasen und die Felsformationen erweisen sich als falsche Freunde, hinter denen der Weg noch weiter in die Höhe führt.
Am Ziel der Wanderung 600 Meter über dem Nordfjord
Doch dann, plötzlich und ziemlich unerwartet, steht man nach rund fünf Kilometern auf einer Erhöhung und blickt tief in die Schlucht des Nordfjordes, der einige hundert Meter tiefer diese Landschaft förmlich durchtrennt. In der Ferne liegt der gewaltige Gletscher Svartisen wie eine Dekoration aus leuchtendem Eis auf den mächtigen Bergen.
Eine Szenerie die jeden Gipfelstürmer zwangsläufig ins Staunen versetzt. Wer von dieser Landschaft nicht genug bekommen kann, hat die Möglichkeit, diese Tour als XXL Version zu einem Rundweg über das Tømmernesfjellet zu kombinieren, die es nach diesen unvergesslichen Eindrücken auf unsere To-Do Liste geschafft hat :).
Karte, Fakten und GPX Daten der Wanderung zum Seiskallåfjellet
- Hier findest du eine Übersicht zu den Einstufungen und Kriterien der Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Wohnmobil-Stellplatz in der Nähe: Furøy Camping bei Halsa oder der traumhafte Campingplatz Åmnes Camping direkt am Strand von Åmøya.
- Vorsicht am Ziel: Es gibt keine Sicherung und das Gelände ist extrem abschüssig.
- Wir empfehlen, viel Zeit für diese tolle Wanderung in beinahe unberührter Natur einzuplanen 🙂
- Es gibt oberhalb des Flusslaufes im Østerdalen keine weitere Möglichkeit zur Aufnahme von frischem Trinkwasser.
Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
- Die passende Wanderausrüstung gibt es bei: GLOBETROTTER | BERGZEIT
Erstmal lieben Dank für die ganzen tollen Inspirationen und das Teilen der Infos, echt super klasse!!!
Wir wollten die Wanderung vor ein paar Tagen gerne machen. Allerdings stehen im Sommer Kühe mit Jungtieren auf dem unteren Teil (Forstweg). Ein entsprechendes Schild informiert zu Beginn des Weges. Da wir einen großen Hund haben, haben wir uns dann gegen die Wanderung entschieden und wollten kein Risiko eingehen.
Das einfach als Ergänzung, vielleicht nützt die Information noch jemand anderen, der vielleicht auch einer Begegnung lieber aus dem Weg geht ☺️
WOW! Was für eine traumhaft schöne Wanderung! Ich glaube, die muss ich machen!
Mal wieder vielen Dank für die Inspiration, noch nie von der Ecke gehört oder gelesen, gleich mal einen Pin bei Google Maps gesetzt. Mittwoch, 22.5.24 geht’s los.