Im Süden Norwegens, oberhalb des Hardangerfjords, liegt der Gletscher Folgefonna, einer der größten Festlandsgletscher Europas. An seinen südlichen Ausläufern schiebt sich der Svelgabreen als mächtige Gletscherzunge ins Tal – verborgen hinter Moränen, Fels und Wildnis. Die Wanderung dorthin ist vergleichsweise lang, fordernd und stellenweise rau – aber sie führt mitten hinein in eine eindrucksvolle Gletscherlandschaft, die so ursprünglich wirkt, als hätte hier gerade erst das Eis nachgegeben. Belohnt wird man mit dem Blick auf einen Gletscherfluss von beeindruckender Kraft und Farbe sowie der Nähe zum ewigen Eis.

Bereits die Anfahrt zur Svelgabreen Wanderung ist ein kleines Abenteuer: Von der Ansiedlung Dimmelsvik, direkt am Nordufer des Hardangerfjords gelegen, führt eine schmale Straße durchs Omvikdalen hinauf ins abgelegene Blådalen – vorbei an stillen Seen, mächtigen Felswänden und vereinzelten Höfen. Immer enger, immer spektakulärer wird das Tal, bis die Straße schließlich als schmale Zufahrt in zahlreichen Kehren und Tunneln sowie über einige Staudämme bis an den Rand des Folgefonna-Gebiets vordringt.

Hier, im Süden des Nationalparks, beginnt eine der eindrucksvollsten Gletscherwanderungen der Region, abseits der Touristenströme und inmitten einer Landschaft, die von Wasser und Eis im endlosen Lauf der Zeit geformt wurde. Eine perfekte, in weiten Teilen ursprüngliche Naturkulisse für unsere geplante Wanderung zum Svelgabreen und damit einem weiteren Gletscher in Norwegen. Voller Vorfreude fahren wir schon am Vorabend über die Serpentinen ins Blådalen hinein, bereit für eine erlebnisreiche Tour, auf die wir euch nachfolgend mitnehmen …

Svelgabreen Gletscher: Lage, Anreise und Parken
Der Folgefonna liegt im südlichen Fjordnorwegen zwischen dem Hardangerfjord und der weiten Hochebene Hardangervidda. Von Bergen aus erreicht man das Blådalen am besten über die E39 Richtung Osøyro, dann weiter über Eikelandsosen und Fusa nach Gjermundshamn. Nach der kurzen Fährüberfahrt nach Årsnes folgt man der Straße nach Rosendal, fährt durch Dimmelsvik und biegt hier links ab ins Omvikdalen.

Dort beginnt nach wenigen Kilometern an einer Kreuzung linkerhand die landschaftlich reizvolle, aber zunehmend schmaler werdende Straße ins Blådalen, die ursprünglich für den Bau mehrerer Wasserkraftwerke errichtet wurde. Tunnel mit einer Höhenbegrenzung von 4 Metern, steile Passagen und enge Kurven erfordern Konzentration, belohnen aber mit eindrucksvollen Ausblicken auf das umliegende Fjell.
Am Ende der Straße gibt es zwei Parkmöglichkeiten: Einen ausgeschilderten, größeren Parkplatz rund 150 Meter unterhalb der Kraftwerksanlage Blåfalli IV oder nach einer 20-prozentigen Steigung über mehrere Serpentinen den sehr kleinen, unmarkierten Parkplatz direkt am Staudamm des Insta Mosevatnet. Wir haben Glück, finden direkt dort oben einen freien Parkplatz und entscheiden uns daher, hier unsere Tour zu beginnen. Auf diese Weise sparen wir zum Einstieg der Wanderung die ersten 200 Höhenmeter …

Die Wanderung zum Svelgabreen
Am nächsten Morgen brechen wir auf. Zunächst überqueren wir die Staumauer des Insta Mosevatnet, steigen auf einem schmalen Pfad über einen kleinen Bergrücken und treffen bald auf eine Wegkreuzung und hier auf den Hauptweg, der vom unteren Parkplatz heraufführt.
Ein hölzerner Wegweiser “Hovudveg” markiert diesen wohl zumeist genutzten Weg. Der gut erkennbare Pfad schlängelt sich in der Folge auf Höhe des Sees Insta Mosvatnet entlang, vorbei an einer weiteren kleinen Staumauer und einem Rückstaubecken, bevor er sich vor einem Berg nach rechts windet. Durch ein saftig grünes Hochtal nähern wir uns bereits nach wenigen Schritten dem Abstieg ins Tal des Gletscherabflusses.







Etwa 150 bis 180 Höhenmeter verlieren wir hier, über steinige, zum Teil technisch anspruchsvolle Abschnitte, bei denen Trittsicherheit gefragt ist. im Tal ist bereits der gewaltige Gletscherfluss auszumachen. Ein unglaublich imposantes Panorama.

Der folgende Abschnitt führt durch das langgestreckte Tal unterhalb der Gletscherzunge und es beginnt eine intensive Berg- und Talwanderung. Obwohl die Gletscherzunge nur wenige Meter höher als unser Parkplatz liegt, werden wir zum Schluss um die 800 Höhenmeter bewältigt haben. Es geht über Moränenrücken und Geröllfelder auf dem teil schmalen Pfad immer weiter in das Tal.
Der Weg verläuft dabei links, etwas oberhalb vom Gletscherfluss. Dessen betörend türkis-grüne Farbe ist ein herrlicher Farbtupfer in der spröden Landschaft aus Stein und Gras. Eine unwirklich schöne Szenerie.







Einige der bei Nässe rutschigen Stellen sind mit Stahlketten gesichert. Wir merken, wie sehr sich diese Etappe zieht – das stete Auf und Ab über lange Zeit hinweg zehrt an den Kräften. Es dauert eine Weile, bis sich endlich der erste echte Blick auf den Gletscher selbst öffnet. Ein Moment, der uns alle Strapazen sofort vergessen lässt.
Kurz vor dem Ziel am ewigen Eis

Nach einer letzten ausgesetzten Passage erreichen wir eine Hängebrücke, die den tosenden Gletscherabfluss überspannt. Die Brücke ist solide, aber sie schaukelt und das Rauschen der Wassermassen, die sich mit unbändiger Kraft unter ihr durch eine Klamm pressen, macht die Überquerung zu einem echten Abenteuer. Wer Höhenangst hat, braucht hier etwas Überwindung. Doch es lohnt sich.
Hinter der Brücke geht es über eine felsige Rinne nochmals rund 50 bis 80 Höhenmeter bergauf. So erreichen wir einen kleinen Bergsee, den wir am linken Ufer passieren. Zwei weitere, nicht mehr ganz so hohe Moränen müssen noch überwunden werden, dann liegt der Gletscher in voller Größe und Vielfalt vor uns. Je nach Lust und Kraft kann man sich nun noch näher ans Eis heranarbeiten.







Wer sich auf das Gletschereis wagen möchte, sollte jedoch bedenken: Der Gletscher lebt. Spalten, Gletschermühlen und instabile Eishöhlen sind extrem gefährlich. Ohne erfahrenen Gletscherführer ist das Betreten absolut nicht zu empfehlen.
Für uns reicht der Blick aus nächster Nähe – das Eis scheint zum Greifen nah, die Formen bizarr, die Farben unwirklich. Es ist einer dieser Momente, für die man aufgebrochen ist. Und die den langen, teils fordernden Weg vergessen lassen.




Für den Rückweg folgen wir demselben Pfad. Die Perspektive ist eine andere, aber die Wildheit der Landschaft bleibt. Der letzte Blick zurück zum Gletscher fällt uns schwer doch die inzwischen bereits längeren Schatten im Tal und das Grollen des Flusses begleiten uns zurück zum Ausgangspunkt. in einigen Publikationen und Wanderkarten wird kurz vor den Parkplätzen eine mögliche andere Route und somit eine abwechslungsreiche Rundwanderung empfohlen.

Allerdings müsste man dabei den Ablauf des Insta Mosevatnet queren. Bei hohem Wasserstand oder während der Schneeschmelze kann das selbst für geübte Wanderer heikel werden. Wir raten in solchen Fällen zur sicheren Variante und wählen auch für uns selbst den bekannten Rückweg.
Wanderung zum Svelgabreen
Diese Tour zählt zu den eindrucksvollsten Gletschererlebnissen und somit zu den spektakulären Wanderungen in Fjordnorwegen. Besonders die Abflusslandschaft mit ihrem wilden Fluss, den geformten Moränen und dem tosenden Wasser hat uns nachhaltig beeindruckt. Doch dieses Erlebnis wird einem nicht geschenkt. Die Tour erfordert Ausdauer, Trittsicherheit und eine gewisse Erfahrung im Hochgebirge. Wer sich darauf einlässt, wird mit unvergesslichen Eindrücken und einem direkten Blick auf das ewige Eis reich belohnt.

Ob die Wanderung für Familien oder ältere Menschen geeignet ist, hängt stark von deren Bergerfahrung ab. Wir haben unterwegs sowohl fitte Senioren als auch Familien mit Kindern getroffen. Allerdings ist aus unserer Einschätzung die Tour für Unerfahrene oder wenig geübte Wanderer eher nicht zu empfehlen.
Der Folgefonna ist der drittgrößte Gletscher des norwegischen Festlands und erstreckt sich über die Kommunen Kvinnherad, Ullensvang und Etne in Vestland. Aufgeteilt in drei Hauptbereiche – Nordre, Midtre und Søndre Folgefonna – bedeckt das Eis insgesamt rund 200 Quadratkilometer. Der südliche Teil ist dabei mit Abstand der größte und erreicht eine Eisdicke von bis zu 500 Metern.
2005 wurde rund um den Gletscher der Folgefonna Nationalpark gegründet. Er schützt heute eine spektakuläre Hochgebirgslandschaft zwischen dem Hardangerfjord, Sørfjorden und Åkrafjorden. Das Zusammenspiel von steilen Felsflanken, blaugrünem Schmelzwasser und den glänzenden Eisflächen des Gletschers prägt die Region – ebenso wie das extreme Relief: Zwischen Eiskante und Fjord liegen teils über tausend Höhenmeter.
Der Folgefonna speist zahlreiche bekannte Gletscherzungen wie den Bondhusbreen, Buarbreen oder den abgelegenen Svelgabreen. Gleichzeitig wird das Schmelzwasser seit Jahrzehnten zur Energiegewinnung genutzt – unter anderem durch das Mauranger Kraftwerk. Trotz des Eingriffs bleibt die Region ein Rückzugsort für Wanderer und Naturfreunde.
Quelle: Store Norske Leksikon
Karte, Fakten und GPX Daten der Wanderung zum Svelgabreen
- Übersicht zu den offiziellen Einstufungen und Kriterien: Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Je nach Schneelage ist die Zufahrt zum Wanderparkplatz oft erst ab Juli möglich. Die Durchfahrtshöhe der Tunnel beträgt maximal vier Meter.
- Es stehen zwei Parkplätze zur Verfügung, die viele gleich als Stellplatz für eine Übernachtung nutzen.
- Der untere Parkplatz am Kraftwerk ist größer und als regulärer Wanderparkplatz ausgewiesen.
- Parkplatz am Møsevatnet, ist über eine schmale Straße mit einer Steigung von 20 % erreichbar. Allerdings stehen hier nur wenige Parkplätze zur Verfügung und der Platz ist für größere Wohnmobile ungeeignet.
 
- Wohnmobil-Stellplatz in der Nähe: Skåla Vika Bobilparkering in Rosendal.
- Die Tour ist für geübte Wanderer und ältere Kinder mit Trittsicherheit geeignet. Wir haben auch größere Hunde auf der Wanderung gesehen, aber diese fühlten sich gerade beim Abstieg ins Tal nicht richtig wohl.
- Die Wanderung ist gut mit einem roten “T” markiert und es wird empfohlen den Hauptweg (Hovudveg) zu nutzen.
- Einige Passagen sind mit Stahlseilen gesichert. Gerade bei Nässe ist dort Vorsicht geboten.
- Gutes Schuhwerk ein Muss bei dieser Wanderung. Der Weg ist teils sehr matschig, Wanderstöcke geben gerade beim Abstieg mehr Sicherheit. Warme Kleidung für die Pausen einpacken.
- Wasser kann auf der Tour an verschiedenen Stellen aufgenommen werden.
- KEIN Handyempfang am Startpunkt sowie auf der gesamten Wanderung.
- ACHTUNG an der Gletscherkante. Es besteht Kalbungsgefahr. Das Betreten ist lebensgefährlich!



 
  
 
             
             
             
             
									 
									 
									 
									 
									 
									 
		

 
 








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