Reif für die Insel: Nur eine kurze Fahrt über die gigantische Brücke nach Öland – schon fühlt man sich wie in einer Filmkulisse für den nächsten Inga-Lindström-Film und irgendwie auch in eine andere Zeit versetzt … Schweden zeigt sich hier von seiner schönsten, vielleicht sogar romantischsten Seite – eine gleichermaßen prägnante und perfekt passende Beschreibung der Ostseeinsel Öland, deren Highlights wir euch im folgenden Beitrag ausführlich vorstellen.
Sobald man die imposante Ölandbrücke überquert und in Färjestaden ankommt, kann man sich der Faszination von Öland nur schwerlich entziehen. Die markant längliche Inselformation vor Schwedens Ostküste verzaubert mit ihrer unverwechselbaren Atmosphäre unweigerlich all ihre Besucher. Da Öland bis 1972 nur per Fähre erreichbar war, konnte es viele Facetten seiner über tausendjährigen Kultur und Geschichte in ihrer Ursprünglichkeit bis heute bewahren.

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Die Geschichte Ölands ist ebenso spannend wie prägend – genau wie die einzigartige Natur der Insel. Dank des besonderen Klimas und der kalkhaltigen Böden finden sich hier Pflanzen- und Tierarten, die es nirgendwo sonst in Schweden gibt. Auch die Küstenlinie Ölands ist vielfältig: von den weißen Sandstränden in Böda und Köpingsvik bis zu den felsigen Kalksteinklippen in Byrums Raukar.
“Wir hatten kaum den Strand von Öland betreten, so merkten wir schon, dass dieses Land ganz anders beschaffen war als die übrigen schwedischen Provinzen.”
Carl von Linné (schwedischer Naturforscher, Juni 1741)
Dazu charakterisieren unzählige Windmühlen, historische Relikte und Ruinen sowie zahlreiche Leuchttürme, Häfen und Fischerdörfer das zumeist maritime Landschaftsbild von Öland. Wahrlich eine Insel zum Verlieben – die “Insel der Sonne und Winde”, wie die Einheimischen ihre Heimat inmitten der Ostsee liebevoll nennen.

Öland-Umrundung im Herbst
Als wir Färjestaden auf Öland erreichen, ist es bereits Oktober – die Zeit der Winde. Doch das goldene Licht der tief stehenden Sonne begleitet uns in der herbstklaren Luft. Es ist auch die Zeit der leuchtenden Kürbisse, der Vogelbeobachtungen in diesem Eldorado für Ornithologen und einer wohltuenden Ruhe, die sich über die ganze Insel legt.

Nach der Überquerung der sechs Kilometer langen Ölandbrücke stehen wir vor der Entscheidung: Richtung Norden oder Süden, links oder rechts? Nach einem Blick auf die Wetterprognose und angesichts der fortgeschrittenen Stunde beschließen wir, Öland gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. Auf in den Süden …
Die folgende Landkarte und unser Inhaltsverzeichnis dienen der besseren Orientierung im folgenden Beitrag:
- Öland-Umrundung im Herbst
- 1. Historisches Gräberfeld Gettlinge
- 2. Sankt Johannes Kapelle
- 3. Naturreservat Ottenby
- 4. Leuchtturm Långe Jan
- 5. Imposante Burgruine Ektetorp Borg
- 6. Fischerhafen Gräsgårds
- 7. Oldergaard Glashütte & Atelier
- 8. Wikinger-Runenstein von Lerkaka
- 9. Windmühlen bei Lerkaka
- 10. Öland-Museum Himmelsberga
- 11. Ruinen der Wikingerburg Ismanstorp
- 12. Windmühlen Störlinge Kvarnar
- 13. Leuchtturm Kapelludden
- 14. Sankta Britas Kapelle
- 15. Steinkreuz der Siedlung Sikavarp
- 16. Sandstrand mit Dünen und Küstenwäldern bei Lyckesand
- 17. Homrevet Strand
- 18. Märchenwald Trollskogen
- 19. Wrack der Swiks
- 20. Norra udde – die Nordspitze von Öland
- 21. Leuchtturm Långe Erik
- 22. Archäologisches Freiluftmuseum Skäftekärr
- 23. Byrums Raukar
- 24. Kustvägen: Alvedsjö bodar
- 25. Kustvägen: Gillberga Sjöbodar
- 26. Kustvägen: Grytehamn
- 27. Kustvägen: Mühle Jordhamns Skurverk
- 28. Kustvägen: Sandvik Mühle
- 29. Schloss Borgholm
- 30. Königliche Sommerresidenz Solliden
- Parken und Übernachten im Wohnmobil
- Entsorgungsstationen auf Öland
- Literaturtipps für deine Reise nach Schweden
1. Historisches Gräberfeld Gettlinge
Wir folgen rund eine halbe Stunde der malerischen Route durch Felder, weite Landschaften und verschlafene Dörfer. Irgendwie ist das Meer scheinbar nie weit entfernt – ebenso wie die nächste Sehenswürdigkeit, der nächste Picknickplatz oder ein weiterer historischer Ort. So wie die Schiffssetzung Gettlinge. Ein beinahe anmutiges und zugleich martialisches Motiv, das (nicht nur) Fotografenherzen höher schlagen lässt.

Die in Schiffsform angeordneten Steine markieren einen Teil des größten Gräberfeldes auf Öland. Es erstreckt sich über etwa zwei Kilometer und beherbergte einst über 250 Gräber. Obwohl viele davon durch Sandabbau und Plünderungen beschädigt wurden, sind heute noch etwa 200 Gräber erhalten. Die Stätte wurde vom jüngeren Bronzezeitalter bis zum Ende der Eisenzeit genutzt, also über einen Zeitraum von mehr als 2000 Jahren.
Wir würden allen Wikinger-Fans und Fotoambitionierten einen Besuch des Gettlinge-Gräberfeldes empfehlen – nicht nur wegen seiner historischen Bedeutung, sondern auch, weil es die einzige Stätte in Schweden ist, an der man eine Windmühle und eine Schiffssetzung zusammen sehen kann. Am Parkplatz informiert zudem eine Tafel über die spannende Geschichte von Öland.
2. Sankt Johannes Kapelle

Auf unserem weiteren Weg zur südlichsten Spitze Ölands führt uns die Route an den Überresten von Kyrkhamn vorbei. Die Siedlung galt im Mittelalter als eines der bedeutendsten Fischerdörfer der Insel. Während der Heringssaison, wenn der Fisch in Hülle und Fülle vorhanden war, fuhren hier bis zu 900 Fischer gleichzeitig auf das Meer hinaus.
Um den Bedürfnissen der Fischer gerecht zu werden, wurde im 13. Jahrhundert die Sankt-Johannes-Kapelle nahe des Fischerdorfes erbaut. Der Hering war damals eine wertvolle Handelsware, und die Fischerei sowie der Handel zogen Menschen nicht nur aus Schweden, sondern auch aus Dänemark und den norddeutschen Hansestädten an.

Im 17. Jahrhundert verlor Kyrkhamn an Bedeutung, als die Heringe ausblieben. Die Kapelle wurde schließlich aufgegeben, und ihre Steine wurden im 18. Jahrhundert für den Bau des Leuchtturms Långe Jan verwendet. Heute erinnern auf dem Gelände nur noch ein imposantes Kreuz und eine Miniatur der Kapelle an die große Epoche des Heringsfangs und das einst lebendige Fischerdorf.
3. Naturreservat Ottenby
Das Ottenby-Naturreservat am südlichsten Punkt Ölands gehört zu den bedeutendsten Naturschutzgebieten Schwedens und ist vor allem für seine außergewöhnliche Vogelwelt bekannt. Jährlich dient das Gebiet Millionen von Zugvögeln als Rastplatz auf ihrer Reise zwischen Europa und Afrika. Die Vogelwarte Ottenby spielt eine zentrale Rolle in der Erforschung und dem Schutz der Zugvögel und ist für Interessierte zugänglich.

Das Gebiet, das einst als königliches Jagdrevier genutzt wurde, beeindruckt nicht nur durch seine reiche Tierwelt, sondern auch durch seine vielfältige Flora. Seltene Pflanzenarten, insbesondere Orchideen, gedeihen auf den weiten Wiesen des Reservats. Zahlreiche Wanderwege durchziehen die Landschaft und laden zu ausgedehnten Erkundungen ein.

4. Leuchtturm Långe Jan
Direkt neben der Vogelwarte erhebt sich der malerische Leuchtturm Långe Jan – mit 42 Metern der höchste seiner Art in Schweden. Er wurde 1785 am südlichsten Punkt Ölands erbaut und diente damals wie heute als Orientierungspunkt für die Schifffahrt in der Ostsee. Heute ist er eine beliebte Touristenattraktion, nicht nur wegen seiner beeindruckenden Höhe, sondern auch wegen der fantastischen Aussicht auf das Ottenby-Naturreservat. Von seiner Spitze bietet sich ein weiter Blick über die Küste und die Zugvogelgebiete.

Das Gebiet um Långe Jan herum war einst ein bedeutender Ort für Fischerei und Handel. Heute führt ein gut ausgeschilderter Wanderweg um den Leuchtturm, auf dem man die beeindruckende Küstenlandschaft durchquert, die vor allem im Frühling und Herbst ein wahres Paradies für Ornithologen darstellt.
Die einsetzende Abenddämmerung lässt die ohnehin bezaubernde Landschaft inzwischen fast mystisch wirken. Wir können uns nur schweren Herzens vom Reiz dieser friedlichen Umgebung trennen, wollen aber im letzten Tageslicht noch die Ruinen von Ektetorp Borg erreichen.
5. Imposante Burgruine Ektetorp Borg

Eketorps Borg, eine der bekanntesten historischen Stätten Ölands, ist eine rekonstruierte Festung und ein beliebtes Ziel für Familien und Geschichtsinteressierte. Ursprünglich um das Jahr 300 n. Chr. errichtet, diente die Burg über Jahrhunderte als wichtiger Verteidigungsposten und wurde bis ins 13. Jahrhundert kontinuierlich ausgebaut. Im 20. Jahrhundert wurde sie vollständig ausgegraben und vom Schwedischen Reichsantiquaramt rekonstruiert, was sie zur einzigen komplett wiederhergestellten Burganlage Schwedens macht.
Heute ist Eketorps Borg ein lebendiges Erlebniszentrum, in dem man besonders während der Sommersaison in die Vergangenheit eintauchen kann. Regelmäßig finden Vorführungen statt, bei denen Darsteller in historischen Kostümen das Leben in der Festung nachstellen. Darüber hinaus beherbergt Eketorps Borg zahlreiche rekonstruierte Gebäude innerhalb der beeindruckenden Ringmauer, in denen man sich vorstellen kann, wie das Leben in der Eisenzeit und im Mittelalter auf Öland war.

6. Fischerhafen Gräsgårds
Nicht weit von Ektetorp Borg entfernt liegt der kleine, traditionelle Fischerhafen Gräsgårds Hamn. Die zumeist falunroten Fischerhütten sind ein bezauberndes Fotomotiv und der offizielle Wohnmobil-Stellplatz im Hafen zugleich ein willkommener Übernachtungsplatz für uns.
Der Hafen hat eine lange Geschichte in der Fischerei und besticht daher durch seine authentische Atmosphäre. Auch heute noch wird dort frischer Fisch, insbesondere Hering und Dorsch, von lokalen Fischern gefangen und angeboten. Alternativ kann man frischen Fisch, Meeresfrüchte oder einen kleinen Imbiss bei Annys Fisk kaufen und genießen.

Auch Vogelfreunde kommen hier auf ihre Kosten, denn die Umgebung ist ein beliebtes Gebiet für Zugvögel. Eine kurze Wanderung entlang der Küste vom Hafen aus bietet eine gute Möglichkeit zur Vogelbeobachtung.
Nach einer erholsamen Nacht setzen wir unseren Erkundungstour auf Öland fort – unser nächstes Ziel ist eine der vielen Glashütten der Region.
7. Oldergaard Glashütte & Atelier

Gefahr für die Kreditkarte …!! Dieses Mal erweist sich die Oldergaard Glashütte auf der Insel Öland als zunächst ungeahnte Gefahrenzone. Denn unabhängig von allen Saisonzeiten ist die kleine Galerie mit der Werkstatt tatsächlich geöffnet und für Conny gibt es kein Halten mehr. Kein Wunder!
In der Oldergaard Glashütte auf Öland kann man die Kunst des Glasblasens in einer traditionellen und gleichzeitig modernen Umgebung hautnah erleben. Der erfahrene Glaskünstler Robert Oldergaarden, mit über 30 Jahren Erfahrung, zeigt den Entstehungsprozess der Glasobjekte. Außerdem besteht die Möglichkeit, an Glasbläserkursen teilzunehmen und eigene Kreationen zu gestalten. Im Atelier und der angeschlossenen Boutique können Kunst- und Gebrauchsglaswerke bewundert und erworben werden.


Nach rund einer Stunde packen wir ein liebevoll handwerklich produziertes Kunststück aus Glas in unseren Kastenwagen und setzen unsere Fahrt fort …
8. Wikinger-Runenstein von Lerkaka
Gegenüber den berühmten Windmühlen von Lerkaka, auf der anderen Straßenseite, steht ein beeindruckender Runenstein, der die Geschichte dieser Region erzählt. Die Inschrift lautet: „Olof und Gammal und Saxe errichteten diesen Stein nach Unn, ihrem Vater. Geirvi ließ dieses Denkmal nach ihrem Ehemann errichten. Für Rike-Unn wurde von Olof bei Miomu Rache genommen; Unn besaß die Hälfte des Dorfes.“

Dieser Runenstein ist nicht nur ein Denkmal für den Verstorbenen, sondern gibt auch einen Hinweis auf eine alte Blutrache und die Besitzverhältnisse der damaligen Zeit. Runensteine waren im mittelalterlichen Skandinavien eine gängige Art, das Andenken an Verstorbene zu bewahren und ihre Taten festzuhalten. Auf Öland sind sie allgegenwärtig – so wie die vielen Windmühlen.
9. Windmühlen bei Lerkaka
Im 19. Jahrhundert gab es auf Öland etwa 2.000 Windmühlen, von denen heute noch rund 350 erhalten sind – viele allerdings ohne ihre ursprünglichen Flügel. Die meisten dieser Mühlen sind sogenannte Stubbkvarnar, bei denen das gesamte Mühlenhaus drehbar ist, um die Windrichtung optimal zu nutzen.

In Lerkaka befindet sich eine der am besten erhaltenen Windmühlenreihen mit fünf Mühlen, die als besonders schön gilt. Eine der Windmühlen ist sogar zugänglich und ermöglicht einen Blick in das Innere. Auf diese Weise wird das ländliche Leben längst vergangener Tage lebendig – ebenso wie bei unserem nächsten Ziel. Nur wenige Fahrminuten trennen uns vom beeindruckenden Ölnad-Museum Himmelsberga.
10. Öland-Museum Himmelsberga

Das Öland-Museum in Himmelsberga bietet faszinierende Einblicke in das ländliche Leben auf Öland im 18. und 19. Jahrhundert. Die historischen Bauernhäuser und Höfe sind originalgetreu mit Möbeln und Werkzeugen ausgestattet und veranschaulichen das bäuerliche Leben jener Zeit. Auf den Weiden neben den Höfen kann man traditionelle schwedische Haustierrassen wie Göinge-Ziegen, Öland-Pferde und Linderöd-Schweine entdecken, während in den Gärten alte Kulturpflanzen wachsen.

Neben der Ausstellung historischer Landwirtschaftsgeräte gibt es eine Kunsthalle und einen kleinen Laden, in dem man regionale Produkte und Handwerkskunst kaufen kann. In den Sommermonaten lädt das urige Café zu einer echten Fika ein, bei der man leckere Zimtschnecken genießen kann. Auf dem Parkplatz des Museums werden überdies Stellplätze für Wohnmobile angeboten – doch wir wollen unseren Inseltrip fortsetzen.

Eine erneute Reise in die Zeit der Wikinger steht an:
11. Ruinen der Wikingerburg Ismanstorp
Die Ruinen von Ismantorps Borg, eine der größten prähistorischen Burgen Ölands, liegen im Waldgebiet Mittlandsskogen. Nach einer kurzen Wanderung vom Waldparkplatz erreichen wir die Anlage mit einem beachtlichen Durchmesser von 127 Metern. Innerhalb der Mauern sind noch 88 Hausfundamente klar erkennbar, die radial von der Mauer abgehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Burgen, deren Innenbereiche durch spätere Landwirtschaft zerstört wurden, sind hier die Strukturen noch gut erhalten.

Bei den Ausgrabungen wurden einige Artefakte entdeckt, darunter eine Eisenspange und eine Pfeilspitze, die auf eine Nutzung der Burg zwischen 200 und 600 n. Chr. hinweisen. Ein Fund einer arabischen Silbermünze zeigt, dass die Burg möglicherweise auch während der Wikingerzeit besucht wurde.
Obwohl die gewaltige Dimension der Anlage nur durch Luftaufnahmen voll sichtbar wird, lohnt sich der Abstecher schon allein wegen der ursprünglichen Natur und ihrer teils seltenen Flora. In den umliegenden Hainbuchenwäldern kann man charakteristische Pflanzen Ölands entdecken, darunter die seltene Silberdistel.
12. Windmühlen Störlinge Kvarnar

Auf unserer nächsten Etappe erreichen wir schon bald eine weitere Windmühlen-Reihe. Wenn das so weitergeht, werden wir für unsere Öland-Umrundung wohl noch einige Tage benötigen … Natürlich “müssen” wir auch hier erneut anhalten. Immerhin ist die Windmühlen-Reihe von Störlinge die längste und wohl auch schönste ihrer Art.

Sieben historische Mühlen reihen sich wie eine Perlenkette entlang des Feldrands, direkt neben der Straße. Nach einer kurzen Fotosession und dem Einkauf lokaler Lebensmittel an einem kleinen Straßenstand machen wir uns auf den Weg zur Küste. Die Landzunge Kapelludden ist unser nächstes Ziel.

13. Leuchtturm Kapelludden
Eines der Highlights auf der Landzunge ist der Leuchtturm Kapelludden Fyr. Er wurde 1871–1872 nach den Plänen des Architekten A.T. Gellerstedt errichtet. Der 32 Meter hohe Heidenstam-Turm gehört zu den charakteristischen Leuchtturm-Konstruktionen dieser Zeit. Er wurde von der Helsingborgs mekaniska verkstad gefertigt und ist bis heute hervorragend erhalten.

Zusätzlich zum Leuchtturm wurden ein typisch skandinavisches Wohnhaus mit roter Holzverkleidung und weißen Balken sowie einige Nebengebäude errichtet. Die dagegen fast unwirklich saftig grün strahlenden Wiesen bilden einen herrlichen Kontrast zu den farbigen Gebäuden. Friedlich grasende Rinder machen das Idyll perfekt. Dabei herrschte hier in längst vergangene Zeiten eine rege Betriebsamkeit. Davon zeugen unter anderem die Ruinen der Sankt Britas Kapelle.
14. Sankta Britas Kapelle
Die mittelalterlichen Ruinen der Sankta Britas Kapelle erzählen eine lange Geschichte. Die Kapelle wurde im 13. Jahrhundert erbaut, als Sikavarp (auch Sikehamn genannt) ein blühendes Fischerdorf und Handelszentrum war. Sie war wahrscheinlich dem irischen Heiligen Brigida von Kildare gewidmet, später wurde der Kult jedoch mit der schwedischen Heiligen Birgitta verbunden.

In ihrer Blütezeit war die Kapelle eine der größten mittelalterlichen Kirchen auf Öland, mit einem geräumigen Langhaus, einem schmaleren Chor im Osten und einer kleinen Sakristei. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert wurde sie jedoch aufgegeben und verfiel. Heute sind nur noch die östliche Giebelwand und Teile der Seitenmauern erhalten, doch die Ruine bleibt ein beeindruckender Anblick, besonders in Kombination mit dem nahegelegenen Leuchtturm und einem geradezu furchteinflössenden Steinkreuz aus derselben Epoche.

Das über drei Meter hohe Steinkreuz markierte einst den alten Marktplatz, der vom Bischof von Linköping geschützt wurde. Mit seinen charakteristischen kleeblattförmigen Enden steht es als Symbol für die einstige Bedeutung des Handelsplatzes Sikavarp.
15. Steinkreuz der Siedlung Sikavarp
Die mittelalterliche Handelsstation Sikavarp war im 13. Jahrhundert ein wichtiger Knotenpunkt für den Ostseehandel. Händler aus benachbarten Ländern segelten hierher, um Waren auszutauschen. Die Bewohner Ölands handelten vor allem mit Schaffellen, Talg, Butter, Fisch und Fleisch und tauschten diese gegen Hopfen, Stoffe und Salz.

Der Handel in Sikavarp verlor an Bedeutung, als die Hanse in Kalmar die Kontrolle über den Fernhandel übernahm, und der Ort wurde während der Fischsaison zu einem lokalen Handelsplatz. Mit der Zeit verfiel die einst stolze Siedlung. Daher können wir die einstige Bedeutung heute nur noch erahnen und das gigantische Kreuz als Symbol einst besserer Zeiten betrachten.

Nach unseren zahlreichen Ausflügen in die faszinierende Geschichte Ölands wird es nun Zeit für einen Strandausflug. Vor uns liegt die Bödabucht – wohl nicht ohne Grund auch als „Ölands Riviera“ bekannt.
16. Sandstrand mit Dünen und Küstenwäldern bei Lyckesand
Tatsächlich zählt der fast 20 Kilometer lange Sandstrand zu den beliebtesten Stränden Schwedens. In der langgezogenen Bucht an der Westküste von Öland liegen die Badeorte Fagerör, Homrevet, Lyckesand und Böda Sand. Sie markieren zugleich die einzelnen Abschnitte der kreideweißen feinsandigen Strandlinie, die von der seichten Ostseebrandung umspielt wird.

Hinter den hügeligen Dünen erstrecken sich weite Kiefernwälder, die besonders den Strand bei Lyckesand prägen. Die unberührte Natur oberhalb des Strandes lässt sich am besten über Wanderwege und Pfade erkunden, die durch diese Kiefernlandschaft führen.
In den Herbst- und Wintermonaten kann man hier seltene Seevögel wie Seetaucher und Trauerenten beobachten. Besonders an der Landzunge Ångjärnsudden sind im Winter oft Eisenten zu finden, und mit etwas Glück lässt sich auch der seltene Schwarzschnabel-Eistaucher sichten.

Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang folgen wir dem befestigten Weg zum Parkplatz am benachbarten Homrevet Strand. In der deutlich ruhigeren Nebensaison darf man hier mit dem Wohnmobil uneingeschränkt parken. Ein perfekter Stellplatz für die kommende Nacht …
17. Homrevet Strand
Dieser Strandabschnitt in der Bödabucht ist durch seine geologischen Besonderheiten geprägt. Der Strand bei Homrevet besteht aus flachen Sandbänken, die durch die ständige Bewegung des Meeres geformt werden. Direkt an der Wasserlinie liegt eine flache Sandfläche, die nur wenige Dezimeter über dem Meeresspiegel liegt und fortlaufend von den Wellen geformt wird.

Der flach abfallende, weitläufige Strand ist besonders bei Familien beliebt. Jetzt, im Herbst, lädt das Gebiet zu ausgiebigen, erholsamen Spaziergängen ein. Wir genießen den herrlichen Mix aus Wald- und Meeresluft sowie die unglaubliche Ruhe dieses Ortes. Nur das gleichmäßige Rauschen der Ostseewellen durchbricht die Stille – einfach wunderbar!

18. Märchenwald Trollskogen
Am nächsten Tag kündigen dramatische Wolkenformationen den Spätherbst an. Ein fantastisches Wechselspiel der letzten warmen goldenen Herbsttage mit den bedrohlich wirkenden Herbststürmen und kalten Nebelmorgen – Öland zeigt sich im Herbst vielseitig und ständig im Wandel. Perfekte Bedingungen für unsere geplante Wanderung im Märchenwald Trollskogen. Vom Parkplatz am Besucherzentrum des Naturreservats starten wir unsere Wanderung durch den Trollskogen.

Seinen Namen verdankt der Trollskogen den charakteristisch verdrehten Kiefern, die von den ständigen Küstenstürmen in bizarre Formen gebogen wurden. Sie formen eine labyrinthartige Landschaft und verleihen dem Wald eine mystische, fast surreale Atmosphäre. Hier befindet sich auch die älteste Eiche Ölands, die über 900 Jahre alt ist, sowie das Wrack des Schoners Swiks, der 1926 hier auf Grund lief.
Über verschiedene Wanderwege lässt sich die Vielfalt dieses urigen Waldes erkunden. Die Hauptstrecke, die sogenannte rote Route, führt über etwa 4,5 Kilometer entlang der Küste und durch den verwunschenen Wald. Die gut ausgeschilderten Wege bieten auch kürzere Optionen, falls man die Küstenpfade oder Fahrradwege bevorzugt.

19. Wrack der Swiks
Auf unserer entspannten Wanderung durch den Trollskogen erreichen wir bald das Wrack der Swiks. Die Überreste auf dem steinigen Strand erzählen die Geschichte eines dramatischen Schiffsunglücks.
Die Geschichte des dreimastigen Schoners reicht bis ins Jahr 1926 zurück, als das Schiff unter dem Kommando von Hjalmar Eriksson von Flensburg nach Mariehamn auf den Åland-Inseln segelte. Für Eriksson sollte es eine Routinefahrt werden, da er sich auf seine bevorstehende Hochzeit freute – doch die Reise endete in einer Katastrophe.
Als die Swiks die Küste Ölands erreichte, geriet sie in einen plötzlichen und gefährlichen Fåk, ein lokales Wetterphänomen der Insel, bei dem heftiger Schneefall und starker Wind die Sicht fast vollständig blockieren. Die Versuche, Schutz im Kalmarsund zu finden, scheiterten, und die Swiks lief auf Grund. Trotz aller Anstrengungen konnte das Schiff nicht gerettet werden, und die Besatzung musste sich in einem Rettungsboot ans Ufer retten.

Nach stundenlangem Umherirren durch den dichten Wald von Trollskogen fanden die Schiffbrüchigen schließlich Unterschlupf in einer Hütte in Grankulla. Während das Wrack zunächst auf See verblieb, wurde es durch einen weiteren Wintersturm im Jahr 1950 an den Strand geworfen und in zwei Teile gebrochen.
Heute sind nur noch wenige Überreste der Swiks sichtbar. Dennoch bleibt das Wrack, als einziges seiner Art weltweit an einer Küste, eine geschichtsträchtige Attraktion im Trollskogen.
20. Norra udde – die Nordspitze von Öland
Nach unserer Wanderung durch den Trollskogen erreichen wir nach nur wenigen Fahrminuten den Parkplatz an der Nordspitze von Öland. Norra udde ist ein wahres Paradies für Entdecker, Fotografen, Naturliebhaber und vor allem für Hobbyornithologen.

Wir trauen unseren Augen kaum, als wir plötzlich auf eine – für schwedische Verhältnisse – ungewöhnlich große Menschenmenge in Volksfeststimmung stoßen. Was ist hier los? Gibt es etwas umsonst? Im Gespräch erfahren wir, dass alle auf den selten zu sehenden Pinicola enucleator warten – einen wunderschönen Hakengimpel. Offenbar harren einige hier schon seit Stunden aus, um endlich einen Blick auf diesen Vogel zu erhaschen.
Besonders im Frühling und Herbst, wenn Millionen von Zugvögeln hier Rast machen, bietet die Nordspitze ideale Bedingungen für die Beobachtung seltener Arten. Die abwechslungsreiche Landschaft mit seichten Buchten, beweideten Strandwiesen, Feuchtgebieten, Kieselstränden und niedrigen Fichten sowie Laubgehölz bietet den Vögeln optimale Lebensräume.

Der beste Ort zur Vogelbeobachtung ist der Parkplatz direkt vor der Brücke zum Leuchtturm Långe Erik. Von hier aus hat man einen perfekten Blick auf rastende Vögel in der Bucht von Grankullavik und den umliegenden Strandwiesen.
21. Leuchtturm Långe Erik
Nachdem wir einen Parkplatz gefunden haben, überqueren wir die kleine Brücke, die zum Leuchtturm Långe Erik führt. Der Leuchtturm, 1844–45 aus weißem Kalkstein erbaut, ist 32 Meter hoch und gilt als bedeutendes Kulturdenkmal. Seit 1933 steht er unter Denkmalschutz. Von seiner Spitze aus eröffnet sich ein fantastischer Blick auf die umliegende Küste und die weite Bödabucht.
Das Gebiet um den Leuchtturm hat eine lange historische Bedeutung für den Handel und die Schifffahrt. Der nahegelegene Hafen von Grankullaviken war bereits im Mittelalter ein wichtiger Anlaufpunkt für Schiffe, und es wird vermutet, dass die Hafenanlage sogar in prähistorischer Zeit genutzt wurde.

Wir verbringen einige Stunden in dieser ikonisch schönen Szenerie und picknicken an einem der dafür geschaffenen Plätze. Anschließend stellen wir “unseren” Kompass wieder auf Süden, um nun der Westküste von Öland zu folgen. Das Freiluft-Museum Skäftekärr mit dem typischen Wikinger-Landhaus möchten wir als Nächstes besuchen.
22. Archäologisches Freiluftmuseum Skäftekärr
Das Freilichtmuseum Skäftekärr Järnåldersby auf Öland ist ein außergewöhnlich gut erhaltenes archäologisches Gebiet mit Hausfundamenten, Einzäunungen und Gräbern aus der Älteren Eisenzeit. Es gehört zu den größten eisenzeitlichen Bauerndörfern in der Region Böda und umfasst insgesamt 22 Hausgrundrisse.
Das Museum präsentiert nicht nur die Überreste der ursprünglichen Dorfbebauung, sondern auch rekonstruierte Häuser und Landschaften, die einen lebendigen Einblick in das Leben während der Eisenzeit geben. Trotz späterer landwirtschaftlicher Nutzung sind die ursprünglichen Strukturen weitgehend gut bewahrt.

In den 1990er Jahren führte die Universität Uppsala archäologische Ausgrabungen in Skäftekärr durch, bei denen ein großer Hof mit fünf Hausgrundrissen freigelegt wurde. Besonders auffällig sind die drei Langhäuser, von denen das größte eine Länge von 40 Metern erreicht. Diese Gebäude dienten wahrscheinlich als zentrale Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Dorfes.
In der Nebensaison sind die Öffnungszeiten stark eingeschränkt, sodass uns nur ein Blick auf die Anlage bleibt. Umso früher erreichen wir das nächste Highlight auf Öland: die Felsklippen Byrums Raukar. Einer der etwas abgelegenen Parkplätze in dem Gebiet wird zugleich unser Stellplatz für die kommende Nacht …

23. Byrums Raukar
Die Byrums Raukar sind eine eindrucksvolle Naturattraktion an der Westküste Ölands, bestehend aus markanten Kalksteinformationen. Diese Raukar, die hauptsächlich von der benachbarten Insel Gotland bekannt sind, umfassen hier rund 120 teils bizarre Felsformationen. Ihre Entstehung begann vor etwa 490 Millionen Jahren, als das Gebiet noch ein tropisches Klima aufwies und große Mengen Kalkschlamm aus Korallenriffen abgelagert wurden.
Über Millionen Jahre verdichtete sich dieser Kalkschlamm unter hohem Druck zu Kalkstein, der durch die Wellen erodiert wurde und die heutigen Raukar formte, die man in ähnlicher Weise ebenfalls auf der Insel Gotland findet.

Die höchsten dieser beeindruckenden Kalksteinsäulen ragen in der südlichen Region von Byrum bis zu vier Meter in die Höhe, während sie nach Norden hin auf etwa einen Meter abfallen. In den Felsen finden sich zahlreiche Fossilien urzeitlicher Meeresbewohner, die bis zu 560 Millionen Jahre alt sind.




Natürlich geben die Felsformationen auch ein attraktives Fotomotiv ab. Und so klettern wir noch am Abend sowie am darauffolgenden Morgen mit unserer Fotoausrüstung durch die Steine – “knipsen” irgendwie hunderte Bilder, bevor wir in dem unbeschreiblich warmen Morgenlicht zur Fahrt entlang der Küstenstraße aufbrechen.
24. Kustvägen: Alvedsjö bodar

Der Kustvägen zwischen Sandvik und Byrum an der Westküste Ölands zählt zu den landschaftlich reizvollsten Strecken der Insel. Diese schmale Schotterstraße schlängelt sich entlang des Küstenhöhenzugs und bietet einen herrlichen Blick auf das Meer sowie die steilen Klippen der sogenannten Stenkusten. Die Strecke führt durch ein Gebiet voller historischer und geologischer Sehenswürdigkeiten, darunter gut erhaltene Bootshäuser, Überreste der alten Steinindustrie und noch aktive Steinbrüche.
Die alten Bootshäuser entlang der Küstenlinie erinnern uns zum Teil eher an die Insel Bornholm, die Ålandinseln oder sogar an das wundervolle Schottland – in jedem Fall aber nur selten an Schweden. Überhaupt scheint Öland von einer ganz eigenen Geschichte und Kultur geprägt zu sein, die an so vielen Stellen auf eindrucksvolle Weise sichtbar ist und gepflegt wird.



Folgt man dem Kustvägen aus nördlicher Richtung, gelangt man zuerst zu den traditionellen hölzernen Bootshäusern von Alvedsjö Bodar. Diese Hütten wurden in der sogenannten Schwellenbauweise errichtet und sind teilweise mit Reetdächern gedeckt. Teile der Anlage wurden nach einem Brand wieder aufgebaut, um den historischen Charakter des Ortes zu bewahren. In früheren Zeiten gab es bei Alvedsjöbodar eine Dampfschiffanlegestelle, die jedoch während der strengen Eiswinter der 1940er Jahre schwer beschädigt wurde.

25. Kustvägen: Gillberga Sjöbodar
Die Fahrt auf dem Küstenweg wird für uns zu einem der besonderen Highlights auf Öland. So früh am Morgen sind wir nahezu allein unterwegs – kommen jedoch kaum voran. Ein Fotostopp folgt auf den nächsten, und hinter jeder Biegung gibt es erneut etwas zu entdecken. So erreichen wir schließlich irgendwann die Gillberga Sjöbodar.
Die beeindruckenden Bootshäuser aus Kalkstein gehören zum Dorf Gillberga. Diese historischen Steinhäuser zeugen von der langen Tradition der Seefahrt und Fischerei in dieser Region. Nördlich von den Gillberga Sjöbodar liegen die Hagelstad Sjöbodar, die in ähnlicher Bauweise errichtet wurden und ebenfalls einen Besuch wert sind.

Im weiteren Streckenverlauf säumen weitere vergleichbare traditionelle Bauten die Strecke – so wie in Grytehamn, das nächste Highlight auf dieser Route.
26. Kustvägen: Grytehamn
Grytehamn ist ein authentischer Fischerhafen an der Nordwestküste Ölands, wo die Dörfer Gunnarstorp und Hörlösa ihre traditionellen Bootshäuser aus Kalkstein haben. Die Straße, die zum Hafen führt, wurde aufgrund des nahegelegenen Gillberga Steinbruchs teilweise verlegt und schlängelt sich heute hinab zu den steinernen Bootshäusern in Grytehamn. Hier findet man auch die charakteristischen Winden, die zum Hochziehen der Boote auf den Strand genutzt werden.

Grytehamn ist nicht nur für seine Fischereitradition bekannt, sondern auch für seine reiche Vorgeschichte. In der Umgebung gibt es mehrere gut sichtbare Küstendünen, auf denen sich drei größere Gräberfelder mit etwa 35 Gräbern befinden.
Nach einer weiteren – fast schon obligatorischen – Fotopause legen wir nur eine kurze Strecke zurück, bis wir die Hauptattraktion des Kustvägen erreichen: die historische Mühle Jordhamns Skurverk.
27. Kustvägen: Mühle Jordhamns Skurverk
Das Jordhamns Skurverk ist ein einzigartiges technisches Denkmal an der Westküste Ölands und erinnert an die einst blühende Kalksteinindustrie der Insel. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war der Abbau und die Verarbeitung von Kalkstein eine bedeutende Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung. Bereits seit dem Mittelalter wurde Kalkstein zur Herstellung von Bodenbelägen für Kirchen und repräsentative Gebäude verwendet. Das „Skuren“, also das Schleifen der Steine, erfolgte in eigens dafür errichteten Skurwerken.

Das 1905 errichtete Skurwerk in Jordhamn, das bis 1930 in Betrieb war, ist das letzte seiner Art auf Öland und wird von Windkraft angetrieben. Der Kalkstein wurde kreisförmig angeordnet und von einem rotierenden Schleifstein, der durch eine Windmühle bewegt wurde, geglättet. Ursprünglich übernahmen Zugtiere wie Ochsen oder Pferde diese Arbeit, doch mit der Zeit erwiesen sich windbetriebene Skurwerke als effizienter. Heute ist das Jordhamns Skurverk ein restauriertes Kulturdenkmal und ein …? Richtig! Ein weiteres perfektes Fotomotiv.

Nach einem kurzen Aufenthalt erreichen wir die größere Ansiedlung Sandvik im Süden der Kustvägen-Route. Hier erwartet uns erneut eine Mühle, jedoch in einer besonderen Ausführung.
28. Kustvägen: Sandvik Mühle
Die Sandvik Kvarn zählt zu den größten Holländermühlen der Welt und ist ein eindrucksvolles technisches Denkmal auf Öland. Ursprünglich um 1856 nahe Vimmerby errichtet, wurde sie 1885 nach Sandvik versetzt und war bis 1950 in Betrieb. Mit ihren acht Stockwerken, von denen die unteren beiden aus lokalem Kalkstein bestehen, ist sie ein imposantes Bauwerk. Die ursprünglich mit Segeltuch bespannten Flügel wurden 1924 durch Holzflügel ersetzt, um die Windkraft effizienter zu nutzen. Im selben Jahr erhielt die Mühle einen Motor, der sie moderner und leistungsfähiger machte.

Heute steht die Mühle unter Denkmalschutz, und die oberen Stockwerke bewahren die historische Innenausstattung, die als Museum erhalten ist. In der Sommersaison beherbergt die Mühle zudem ein Restaurant. Jetzt, im Oktober, genießen wir stattdessen ein Picknick in unserem Kastenwagen, bevor wir die kurze Strecke zum Schloss Borgholm zurücklegen.
29. Schloss Borgholm
Das Borgholms Slott gehört zu den bedeutendsten Bauwerken Ölands und beeindruckt durch seine Größe und die malerische Lage hoch über dem Kalmarsund. Seine Geschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als es ursprünglich als Festungsanlage errichtet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die mittelalterliche Burg zahlreiche Umbauten, insbesondere durch König Johan III im 16. Jahrhundert und später durch Karl X. Gustav, der das Schloss im barocken Stil neu gestaltete. Die mächtigen Mauern, Türme und das noch erhaltene Bastionssystem zeugen von dieser reichen Vergangenheit.

Heute laden die Ruinen zu einem Spaziergang ein, bei dem man eine einzigartige Reise durch über 900 Jahre schwedische, nordische und europäische Geschichte erlebt. Borgholms Slott ist nicht nur ein bedeutendes Baudenkmal, sondern auch ein lebendiges Zentrum für Veranstaltungen und Ausstellungen, besonders während der Sommermonate.
Der Besuch der Ruinen von Schloss Borgholm lässt sich perfekt mit einem Abstecher zu einer noch heute genutzten Residenz verbinden. In fast fußläufiger Entfernung liegt die Königliche Residenz Solliden mit ihren zauberhaften Gärten – unser vorletztes Highlight auf Öland, zumindest auf dieser Wohnmobil-Reise.

30. Königliche Sommerresidenz Solliden
Sollidens Slott, 1903 im Auftrag von Königin Victoria erbaut, ist ein elegantes Anwesen auf Öland, das von der Architektur der italienischen Villa San Michele inspiriert wurde. Nach mehreren Besuchen in Italien ließ Königin Victoria das Schloss errichten, überzeugt davon, dass das milde Klima Ölands ihre gesundheitlichen Beschwerden lindern würde. Der Architekt Torben Grut entwarf das Schloss im italienischen Stil, und bis heute dient es als Sommerresidenz der schwedischen Königsfamilie.

Man kann im Sommer durch die von der Königin selbst gestalteten Gärten spazieren oder ganzjährig in das gemütliche Kaffetorpet aus dem Jahr 1890 einkehren. Hier genießt man in einmaliger Umgebung frisch gebrühten Kaffee, traditionell serviert in polierten Kupferkannen. Besonders beliebt sind die hausgemachten Waffeln, Kuchen, Gebäck und klassischen Sandwiches – alle aus regionalen Zutaten zubereitet, oft mit Erzeugnissen aus dem Schlossgarten.

Ein echtes Highlight ist der einzigartige Apfelmost, gepresst aus den Äpfeln der rund 250 Apfelbäume im Schlossgarten.
Öland mit dem Wohnmobil
So populär Öland als Ziel für Wohnmobil-Reisen ist, so gut ist gleichermaßen die entsprechende Infrastruktur auf der Insel. Von öffentlichen, kostenfreien Entsorgungsstationen über einfache Tagesparkplätze bis hin zu komfortablen Campingplätzen direkt am Meer – auf Öland bleiben kaum Wünsche offen.

Allerdings haben wir festgestellt, dass die Insel in der Hauptsaison, insbesondere während der schwedischen Ferien von Mitte Juli bis Mitte August, stark frequentiert ist. In dieser Zeit kann es an den beliebtesten Orten und Stellplätzen durchaus eng werden. Entsprechende Medienberichte, einschlägige Verbotsschilder und entsprechende Regelungen für das Campen auf Öland bekräftigen offenbar diese Annahme.
Abseits der Hauptsaison, im Frühjahr oder Herbst, zeigt sich Öland hingegen von seiner ursprünglichen und ruhigen Seite. Viele Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten kann man dann ganz für sich alleine entdecken. Zahlreiche Parkplätze können in dieser Zeit ganz offiziell und legal für eine Übernachtung genutzt werden. Nachfolgend findet ihr einige wichtige Hinweise, die es dabei zu beachten gilt.
Parken und Übernachten im Wohnmobil
Wie in ganz Schweden, gilt auch auf Öland eine besondere Regelung für das Parken und Übernachten im Wohnmobil: An Werktagen ist es erlaubt, das Wohnmobil bis zu 24 Stunden auf einem Parkplatz abzustellen und dort zu übernachten. An Wochenenden und Feiertagen darf man bis zum nächsten Werktag stehen bleiben. Wichtig ist, dass alle Räder des Fahrzeugs innerhalb der markierten Parkflächen stehen und kein „Campingverhalten“ gezeigt wird, also keine Stühle oder Tische draußen aufgestellt werden.
Auf Zusatzschildern unterhalb des Parkplatz-Schildes können weitere Einschränkungen vermerkt sein, die unbedingt beachtet werden sollten. Es ist daher ratsam, die Parkplatzschilder sorgfältig zu lesen, da einige Parkplätze ausschließlich für normale PKW reserviert sind und das Parken von Wohnmobilen dort generell oder zeitweise nicht gestattet ist.

Besonders in Naturschutzgebieten gelten möglicherweise spezielle lokale Vorschriften, und es ist strikt untersagt, abseits markierter Wege oder im Gelände zu parken. Darüber hinaus gibt es auf Öland weitere Beschränkungen, insbesondere hinsichtlich geschützter Naturräume und privater Grundstücke.
Neben diesen Parkplätzen bietet Öland eine erstaunliche Vielzahl an kommunalen oder privaten Stellplätzen mit unterschiedlicher Ausstattung. Wer etwas mehr Komfort sucht, kann auf einen der vielen Campingplätze ausweichen, die über die Insel verteilt liegen.

Seht dazu auch unsere unten folgenden Informationen für eure Reiseplanung.
Entsorgungsstationen auf Öland
Viele Entsorgungsstationen in Schweden werden von kommunalen oder staatlichen Anbietern unterhalten. So ist es auch auf Öland, wo ein erstaunlich umfangreiches Netz an Stationen für die Entsorgung von Schwarzwasser oder Grauwasser zur Verfügung steht.

Schon auf der Festlandseite, kurz vor der Überquerung der Ölandbrücke, und direkt nach der Brückenpassage auf der Insel finden sich die ersten Entsorgungsmöglichkeiten. So steht einer entspannten Reise mit dem Wohnmobil nichts im Wege.
Informationen für die Planung eurer Öland-Reise
- Die geografische Lage von Öland macht die Insel zu einem beliebten Ziel für Touristen, denn sie liegt direkt vor der Küste von Kalmar im Südosten Schwedens. Insofern bietet sich gegebenenfalls auf der Anreise zum Nordkap mit dem Wohnmobil ein Abstecher nach Öland an.
- Mit dem Auto / Wohnmobil erreicht man Öland über die 6 Kilometer lange mautfreie Ölandbrücke (Ölandsbron).
- In den Sommermonaten kann man Öland außerdem 2 x täglich mit der Auto- und Passagierfähre M/S Solsund erreichen. Die Überfahrt von Oskarshamn (schwedisches Festland) nach Byxelkrok (Öland) dauert etwa 2 Stunden.
- Wie man bequem und günstig(er) nach Schweden kommt, haben wir in diesem Beitrag über die Anreise nach Schweden zusammengefasst.
PKW-Reisen:
- Durch die zentrale Lage des authentischen Bed and Breakfast Kalkstenens in Mörbylånga erreicht man in wenigen Gehminuten Restaurants, eine Badestelle und Einkaufsmöglichkeiten.
- Nur 1,5 km vom historischen Schloss Borgholm entfernt befindet sich das gut geführte Hotell Borgholm, das mit einer ausgezeichneten Küche aufwartet.
- Das renovierte Gebäude von Eksgården Krog & Rum in Gårdby stammt aus dem 18. Jahrhundert und liegt auf der Ostseite der Insel, nur 2 Kilometer vom UNESCO-geschützten Gebiet Stora Alvaret entfernt
Wohnmobil-Reisen:
- Nachtparkplatz am Öland-Museum Himmelsberga: 56.740342, 16.710801
- Kostenpflichtiger Stellplatz beim Café Tjusby: 56.818629, 16.750106
- Kostenpflichtiger Nachtparkplatz Skärlöv Hamn: 56.423251, 16.579768
- In der Bäckerei Fredriks Bröd & Bakverk kommen Leckermäulchen ganz sicher auf ihre Kosten. Leckere Zimtschnecken und Wienerbrød sind nur zwei der köstlichen Teilchen, die hier angeboten werden.
- Wer frisch geräucherten Fisch genießen möchte, sollte die Räucherei Ölandsfiskarn ansteuern. Ob Garnelen, Shrimps oder Lachs – dazu einen tollen Blick auf den Hafen. Was will man mehr?
- Bei Sandviks Kvarn gibt es für jeden Appetit ein Angebot: Ob leckere Teilchen im Café, Pizza oder typische ölländische Gerichte im Restaurant.
- Angeln: Dank der hervorragenden Angelmöglichkeiten ist die Insel bei Sportangler sehr beliebt. Weitere Informationen findet man beispielsweise unter Ölands-Sportfischerzentrum
- Öland auf dem Rücken eines Islandpferdes erkunden? Bei der Kvarnbacka Pferdefarm gibt es verschiedene Angebote.
- Öland ist ein Paradies für Radfahrer. Es gibt zahlreiche Verleihstationen auf der Insel:
- Über 50 Badeplätze sind in dieser Übersicht zu finden.
- Eine Übersicht aller Wanderungen auf Öland findet man auf der Webseite von Naturkartan.
- Öland ist ebenfalls ein Paradies für Vogelbeobachtungen! Populäre Aussichtspunkte:
- Wassersport:
- Auf dem Campingplatz Böda Sand Beach Resort gibt es einen Kajak und SUP Verleih.
- Windsurfen, Kitesurfen kann man im Surfers Center Haga Park.
- Informationen über Öland erhält man im Tourismusbüro Färjestaden
- Weitere Informationen zur Insel Öland: www.oland.se


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