Nach der Anreise und unserer Ankunft in Norwegen geht es gleich spektakulär weiter: Warum bereits unsere erste Wanderung zum waghalsigen Abenteuer wurde, wir dennoch sofort von dieser schier unglaublichen Weite in Norwegen begeistert waren und weshalb wir seitdem einige Touren als festes Ritual jedes Jahr wiederholen….
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Die Antworten findet ihr in der nachfolgenden Story…

Vielleicht zu Beginn nur eine kurze, leichte Tour? Asbjørn`s Vorschlag: Eine Tour zur Navarsete, einer kleinen Almhütte, die seit 1975 als selbstbediente Hütte des DNT (Norwegischer Wanderverein) genutzt wird. Sie liegt im Hochtal Engjadalen 620 Meter über dem Fjord. Das klingt spannend!! Asbjørn kramt aus seinem alten Schrank eine Karte hervor, erklärt uns den Weg und zeichnet uns sogar eine Skizze. Wir fragen uns insgeheim, warum er alles so detailliert erklärt…..? Anschließend gibt er uns seinen Schlüssel zur Navarsete und verabschiedet sich von uns mit “God tur”.
Wir zogen die in Deutschland erstandene Wanderausrüstung an und packten unser “Nistepakke” (norwegischer Begriff für ein Pausenbrot) vom Frühstück ein. Nun waren wir bereit für unsere erste Wanderung in Norwegen!! Außerdem nahm jeder von uns einen überdimensionierten Rucksack mit, vollgepackt mit allerlei Sachen, wie zum Beispiel einem Multitool, Messern, Trinkbechern, Stirnlampen und zusätzlicher Bekleidung. Die Fahrt zum Ausgangspunkt der Wanderung allein war schon ein Erlebnis: Eine einspurige, nicht weiter befestigte Serpentinenstraße windete sich einen steilen Abhang hinauf. Glücklicherweise hatten wir keinen Gegenverkehr und bereits hier schon eine grandiose Aussicht.
Am Parkplatz angekommen, wollten wir sofort loslaufen. Womit wir nicht gerechnet hatten: Es gab nicht einen einzigen Wegweiser… Nun begannen wir zu verstehen, warum Asbjørn uns den Weg so detailliert erklärt hat. Wir holten seine Skizze mit dem eingezeichneten Weg hervor und gingen los. Das kann ja noch heiter werden….

Wir kamen wider Erwarten gut zurecht und folgen einem kleinen Trampelpfad. Das Engjadalen ist ein sehr idyllisches Tal: Überall freilaufende Kühe und Schafe, aber keine Menschenseele weit und breit. Wir überqueren kleine Bäche, hören das Wasser rauschen und die Vögel zwitschern – einfach wunderbar. Nach einer knappen Stunde erreichen wir die Navarsete. Wir setzen uns auf eine kleine Bank vor der Hütte und genießen die Aussicht, den Frieden und das schöne Wetter – wie aus einem kitschigen Film. Jeglicher Alltagsstress löst sich in Luft auf, man spürt mit jedem Schritt förmlich die Entschleunigung. Etwas später packt uns die Neugier und wir schließen die Hütte auf. Unsere Vorstellungen von einer einfachen Schutzhütte in Norwegen müssen wir wohl über den Haufen werfen:
Als wir eintreten trauen wir unseren Augen kaum. Wir stehen mitten in einem gemütlichen Holzhaus – gepflegt, ordentlich, perfekt eingerichtet. Außer an Strom und Wasser scheint es an nichts zu fehlen. Es gibt sogar eine Vorratskammer, die mit vielen leckeren Sachen gefüllt ist.
Neben Grundnahrungsmitteln findet man ebenso Obst in Dosen als Dessert. Unglaublich! Die Bezahlung der Übernachtung und der Lebensmittel erfolgt über eine Kasse des Vertrauens. Aus deutscher Sicht können wir uns nur schwer vorstellen, das so etwas dauerhaft funktionieren kann….?! Damit steht fest: wir wollen mehr über den DNT und das norwegische Gemeinwesen erfahren.



Voller Neugier inspizieren wir alles sehr genau, finden unter anderem ein Kartenspiel und liefern uns deshalb erst einmal eine Partie Rommé. Anschließend setzen wir uns wieder in die Sonne vor der Hütte und lesen die alten und liebevollen Einträge im Hüttenbuch. Die Norweger, soviel wird klar, sind offensichtlich echte Genießer und absolut Naturverbunden. Einmal mehr sind wir total begeistert. Langsam müssen wir aber weiter, denn 19:00 Uhr gibt es auf Nes Gard bereits das Abendessen.

Also gehen wir den kleinen Pfad noch weiter das Tal hinauf. Es wird zunehmend steiler – wir geraten ins Schwitzen und zum ersten Mal verfluchen wir den ganzen unnützen Plunder im Rucksack.
Nach einer ganzen Weile kommen wir an einen kleinen Bergsee. Am liebsten würden wir uns sofort in das Wasser stürzen. Es bleibt bei der Vorstellung, nachdem wir wissen, wie kalt das Wasser hier oben ist. Auf einem gemütlichen Plätzchen am Seeufer genießen wir unser Nistepakke. Wir essen, lauschen der Stille und machen anschließend ein kleines Nickerchen….

Dann müssen wir schließlich aufbrechen, denn wir wollen nicht zu spät zurückkehren. Je weiter wir gehen, um so mehr wird der Blick auf den gigantischen Jostedalgletscher frei. Dieser Anblick der mächtigen Eismassen überwältigt uns völlig. Etwas vergleichbar Gigantisches und Beeindruckendes haben wir nie zuvor gesehen. So gehen wir weiter.
Und dann war es einfach irgendwie passiert:

Wir stehen vor einem Abgrund und kommen nicht weiter. Wir haben uns verlaufen! Na Prima und wie peinlich! Anhand der Karte versuchten wir herauszufinden wo wir sind, was uns zum ersten Mal im freien Terrain gar nicht so leicht fiel. Nun glaubten wir zu wissen wo wir sind und gingen weiter. Es war dann wohl die falsche Richtung, denn nun standen wir erneut vor einem noch steileren Abgrund. Wir würden wohl auf unser Abendessen verzichten müssen, denn es war schon nach 17:00 Uhr. Nun versuchten wir erneut irgend einen Anhaltspunkt zu finden und gingen weiter. Zum ersten Mal an diesem Tag wünschten wir uns einen Menschen zu treffen, aber es war niemand zu sehen.

Uns begegnen nur “Kampfschafe” (eine von uns definierte Spezies), die uns sehr deutlich machen, dass wir verschwinden sollen. Wir irrten und suchten umher und sahen zwar im Tal unser Auto stehen, wussten aber nicht, wie wir dort hingelangen sollten. So rutschten wir Abhänge herunter, wateten durch Flüsse auf der Suche nach dem richtigen Weg und fanden dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, den von Asbjørn beschriebene Traktorweg.
Da ist es bereits nach 18:00 Uhr und wir werden wohl zu spät kommen. Total am Ende erreichen wir unser Auto.
Mit einer halber Stunde Verspätung kommen wir auf Nes Gard an. Wir sagen kurz Bescheid, dass wir vor dem Essen noch zehn Minuten für uns brauchen, denn wir benötigen dringend eine Dusche. Unser Erscheinungsbild kam wohl dem eines überstandenen Survivaltrainings gleich. Genauso schaute uns Asbjørn auch an…
Als wir frisch geduscht den Speiseraum betreten, folgt die nächste Überraschung: Es stehen nur drei große Tische im Raum und wir werden zwischen den anderen Gästen platziert. Außerdem gibt es nur ein Menü und wir hoffen sehr, dass es kein Schafskopf oder etwas Ähnliches ist. Asbjørn stellt uns den anwesenden norwegischen Gästen vor und erzählt ganz stolz, dass wir gleich für vierzehn Tage bei im gebucht haben. Alle im Raum sind begeistert und blicken uns neugierig an, da es wohl eher unüblich ist, eine so lange Zeit an einem Ort zu verbringen (wie wir zwischenzeitlich wissen).
Dann kommt endlich das Essen. Wie in Norwegen üblich, wird ein 3 Gang Menü serviert und es schmeckt fantastisch. Kartoffeln, Soße und Salat steht für alle in der Mitte des Tisches und so beginnt ein wildes Rumreichen – ungewohnt, aber einfach genial.

Es herrscht eine ausgelassene Stimmung und auch wir erholen uns so langsam von unserem Trip. Irgendwie gehören wir sofort dazu – ein verdammt gutes Gefühl. Nach dem Dessert wird für alle – auch für uns – ein Blatt mit dem Text eines norwegischen Volksliedes ausgegeben, und man glaubt es kaum: 🙂

Die Norweger fangen alle an zu singen. Beeindruckend !!! – eine schier unglaubliche Atmosphäre. Die Norweger haben ein wahnsinnig positives Lebensgefühl und eine offensichtliche Zufriedenheit, dass es für uns als Deutsche schon fast befremdlich wirkt.
Als sich so langsam die Tafel auflöst, nutzt Asbjørn die Gelegenheit, und fragt uns, was eigentlich passiert ist. Wir erzählen von unserer Tour bis er erschrocken erwidert: “Oh no, this is dangerous !!” Ja, das war es wohl … aber es ist ja noch einmal gut gegangen. Mit einem Gläschen Wein lassen wir dann total zufrieden den Tag ausklingen und freuen uns schon auf unsere nächsten Abenteuer hier im wunderbaren Norwegen.
Empfohlene Literatur *
Gebrauchsanweisung für Norwegen
Ein unvergesslicher Besuch im Land am Golfstrom, wo Bürgersteige beheizt sind, Politiker gern in Tracht erscheinen und es die höchste Lebensqualität der Welt gibt. Die Autorin erklärt, was ein norwegisches »Vorspiel« ist, warum in Norwegen so viele Krimis geschrieben werden, die Königsfamilie unentbehrlich ist und das Landeswappen kein Elch, sondern ein Löwe ziert….
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Norwegisch Wort für Wort: Ein toller Reisebegleiter im praktischen Taschenformat.
Fettnäpfchen Norwegen: Eine unterhaltsame Reiselektüre die einem zum schmunzeln bringt….
Übernachtet haben wir in einem gemütliches Bed and Breakfast mit dem Namen “Nes Gard“.
Hallo Conny und Sirko, vielen Dank für eure wundervollen Berichte, ausführlichen Beschreibungen und Tipps. Wir haben vor etwas 3 Wochen beschlossen unseren nächsten Urlaub in Norwegen zu verbringen und das auch noch mit WoMo (zum ersten Mal)… Ich habe seitdem viel gelesen, aber auf eurem Blog noch mal viel Neues gefunden oder zumindest mal Puzzelteile vervollständigt. Es macht richtig Spaß euch hier zu folgen und die Anfangsgeschichte ist ist sooooo schön. Herzliche Grüße, Moni