Vom Gipfel des Rødøyløva eröffnen sich atemberaubende Panoramen: Kreideweiße Strände säumen die zerklüftete Küstenlinie, während in der Ferne die majestätische Lofotenwand und der idyllische Vega-Archipel das Bild vervollständigen. Kein Wunder, dass diese Aussicht von den Einheimischen als das prächtigste Panorama der Helgelandskysten gepriesen wird.
Rødøy ist ein kleine Insel, die rund 10 Kilometer vor der Helgelandskysten liegt. Hier leben etwa 200 nette Menschen, die sich über jeden Besucher freuen – aber verständlicherweise darum bitten, Fahrzeuge auf dem Festland stehenzulassen. Aufgrund der schmalen Straßen und wenigen Parkmöglichkeiten werben die Insulaner besonders in der Sommersaison für Tagesausflüge, um ihre Insel zu erkunden.
Richtig stolz sind die Bewohner von Rødøy auf ihre kreideweißen Strände, die sich im Süden der Insel wie auf einer Perlenkette aneinanderreihen. Das eigentliche Highlight findet man aber im Gebirge der Insel: Die Wanderung auf den Rødøyløva (“Löwe von Rødøy”) zählt zu den populärsten Touren entlang der Helgelandskysten. Kein Wunder bei der Aussicht, die sich oberhalb der furchteinflössenden, 443 Meter steil abfallenden Felswand bietet. Also machen wir uns auf den Weg nach Rødøy …

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Da wir jetzt, im September, ohnehin fast allein unterwegs sind, setzen wir mit unserem Kastenwagen an Bord der Autofähre über, finden einen abgelegenen Parkplatz und bereiten uns auf die Wanderung vor, die wir euch nachfolgend beschreiben:
Ausgangspunkt der Wanderung auf den Rødøyløva
Um die Insel Rødøy zu erreichen, ist man einmal mehr auf eine Fähre oder ein Linienboot vom Festland angewiesen. Den Bootsanleger / Fährhafen in Jektvik erreicht man wie folgt:
- In Mo i Rana biegt man von der Europastraße 6 auf die Nebenstraße FV810 ab. Dieser folgt man bis zur Abzweigung auf die Küstenstraße Kystriksveien (Fv17), um auf dieser Strecke bis zum Fähranleger nach Kilboghamn zu fahren. Von dort setzt man mit der Pendelfähre nach Jektvik über.
- Reisende aus Richtung Mosjøen nehmen die Fv78 bis nach Levang, wo man mit der Fähre nach Nesna übersetzen kann. Anschließend folgt man dem Kystriksveien (Fv17) weiter bis nach Kilboghamn, um von dort aus ebenfalls die Fähre nach Jektvik zu nehmen.
- Ist man hingegen ohnehin auf einer Reise entlang des Kystriksveien (Fv17) unterwegs, sollte man lediglich diesen Abstecher von Jektvik auf die Insel Rødøy einplanen.

Vom Fährhafen Jektvik kann man mehrmals täglich mit der Autofähre auf die Insel Rødøy übersetzen. Zudem fahren Schnellboote von Bodø, Ørnes, Tonnes, Nesna oder Sandnessjøen nach Rødøy. Die Häfen, Fahrpläne und Zeiten lassen sich auf der Webseite von Reisnordland.com einsehen.
Vom Fähranleger oder dem Schnellboot-Kai folgt man zunächst der schmalen Straße in Richtung Klokkergården, einem historischen Anwesen mit einem Restaurant und einigen Gästezimmern. An der Kreuzung kurz vor dem Klokkergården biegt man nach rechts in den Selvågen ein. Hier stehen einige gebührenpflichtige Parkplätze zur Verfügung. Gegen einen entsprechenden Obolus kann man hier auch 24 Stunden parken – also die Nacht gleich im Wohnmobil verbringen.

Die Wege auf den Rødøyløva
An diesem neuen, relativ kleinen Parkplatz beginnt der neu geschaffene Aufstieg auf den Rødøyløva. Im Jahr 2018 wurde der Weg auf den 443 Meter hohen Gipfel des Rødøyløva durch den Bau einer Sherpa-Treppe deutlich erleichtert.
Diese neue Route über die Stufen soll möglichst vielen Menschen den Zugang zu dieser ikonisch schönen Aussicht ermöglichen. Wanderer benötigen nun, je nach Kondition, nur noch etwa eine Stunde, um vom Parkplatz unterhalb des Berges bis zum Gipfel zu gelangen. (Rote Wegstrecke in der unten folgenden Karte)

Neben dem neuen Aufstieg über die Treppe kann man alternativ weiterhin die traditionelle, längere und landschaftlich vielfältigere Route aus östlicher Richtung wählen. Diese klassische Tour stellen wir euch nachfolgend näher vor.
Auch bei dieser Variante des Aufstiegs wird in der Hochsaison darum gebeten, auf die Anfahrt mit dem Auto zu verzichten oder es gleich am Fähranleger abzustellen. Nur mit viel Glück kann man direkt am Ausgangspunkt parken, da der Platz höchstens für drei bis vier Fahrzeuge reicht. Vom Fähranleger auf Rødøy bis zum Ausgangspunkt der Wanderung sind es lediglich rund zwei Kilometer.

In jedem Fall folgt man zunächst ein kleines Stück einem landwirtschaftlichen Fahrweg, bis ein Wegweiser die Route auf den Rødøyløva weist. Fortan folgen wir diesem markierten Weg und erreichen nach einem ersten moderaten Aufstieg von rund 0,5 Kilometern die kleine Schutzhütte “Løvahytta” – zu gut deutsch “Löwenhütte”.






Nachdem wir neben der Hütte unsere Wasserflaschen gefüllt haben, geht es weiter. Langsam öffnet sich der Blick, denn wir bewegen uns mittlerweile oberhalb der Baumgrenze. Ab hier ist die Wanderung der reinste Genuss, der Ausblick über die Inselwelt ist schon jetzt absolut beeindruckend.
Über den Bergrücken zum Rødøyløva
In der Ferne können wir bereits den Gipfel des mächtigen Rødøyløva ausmachen. Aus dieser Perspektive verstehen wir langsam, warum der Berg das Wort “løva” (“Löwe”) im Namen trägt. Es braucht gar nicht viel Fantasie, um sich den thronenden Löwen vorzustellen, wie er furchteinflössend über der Schärenküste wacht.

Nur wenige Gehminuten später erreicht man die Varde (Steinpyramide) “Veten på Løveryggen”. Ein spannender Ort mit einer langen Geschichte:
Als Norwegen im 9. Jahrhundert zu einem Reich vereint wurde, war die Einführung einer gemeinsamen Verteidigungsstrategie eines der ersten großen gemeinschaftlichen Projekte dieses neuen Landes. Die gesamte Küste von Bohuslän bis Finnmark wurde in Verteidigungsdistrikte unterteilt, bekannt als Skipreiden. Jedes dieser Skipreiden hatte die Aufgabe, im Verteidigungsfall ein Schiff und eine Mannschaft bereitzustellen. Rødøy, eines der in den mittelalterlichen Schriften erwähnten Skipreiden, dehnte sich vom nördlichen Teil Dønnas bis nach Gildeskål aus.
Zur Mobilisierung der Verteidigungskräfte wurden auf den Bergen an der Küste mithilfe von Holzfeuern Signale von einem Wachposten zum Nächsten gesendet. In Zeiten der Bedrohung hielt man hier oben rund um die Uhr Wache. Aus diesem Grund errichtete man in geeigneten Abständen kleine Wachhütten nahe den Feuerstellen. Folgt man dem Bergrücken etwa 100 Meter nach Osten, in Richtung der inneren Berge, stößt man auf eine Steinsammlung, vermutlich die Überresten einer solchen Wachhütte. Hier saßen die Wachen, Stunde um Stunde, und spähten über den Rødøyfjord sowie zu den anderen Varden südlich und nördlich von Rødøy.

Wir setzen unseren Weg über den “Löwenrücken” fort, bis sich an einer Wegkreuzung die beiden möglichen Aufstiegsrouten treffen.

Von hier an folgt man den Sherpa-Treppen bis ein Briefkasten mit einem Gipfelbuch erscheint, in dem man seine Tour dokumentieren kann. Auch wir verewigen uns im Gipfelbuch und dann heisst es herumstromern …



Am Ziel unserer Wanderung
Der erste Blick über die Klippe lässt einem den Atem stocken. Es bietet sich ein unvergesslicher Blick über tausende Inseln, Inselchen, Schären, den Atlantik und hinüber bis zum Festland. In der Ferne sind die charakteristischen Silhouetten der Inseln Træna und Lovund sowie vom Bergmassiv Hestmannen auszumachen. Ein weiterer Blick in den senkrechten, mehr als 400 Meter tiefen Abgrund sorgt hingegen für eine Überdosis Adrenalin und ein unvermeidliches Kribbeln im Magen. Unglaublich …!

Daher ist zu jeder Zeit auf der Klippe Vorsicht geboten – besondern wenn man mit Kindern oder Hunden unterwegs ist. Es wird überdies empfohlen, nicht zu nah an den Abgrund heranzutreten, da das Gestein dort porös ist. Wie in Norwegen üblich, gibt es keinerlei Absperrungen und man ist für sein Handeln selbst verantwortlich.
Unser Fazit der Tour auf den Rødøyløva
Unabhängig dessen, für welchen Aufstieg ihr euch entscheidet, der Panoramablick vom Gipfel ist ebenso spektakulär wie unübertroffen und entschädigt für jede Stufe oder jeden Höhenmeter. Ein beliebtes Ritual unter den Einheimischen ist es übrigens, das magisch goldene Licht der Mitternachtssonne bei einem Glas Wein oder einem Picknick auf dem Gipfel zu genießen – ganz sicher ein Gänsehautmoment.

Bonus Tipp: Direkt unterhalb des Rødøyløva erblickt man einige malerische Strände, wie beispielsweise den leuchtend weißen Sandstrand Storsanden. Diesen kann man auf einem rund 1,5 Kilometer langen Küstenweg nach einer kurzen Wanderung erreichen. Der flach abfallende Storsanden fällt sanft ins Meer ab und lädt an warmen Sommertagen zum Baden ein. Der Ausgangspunkt der Wanderung ist ebenfalls der neu angelegte Wanderparkplatz des Rødøyløva (Rote Wegstrecke).
Karte, Fakten und GPX Daten der Wanderung auf den Rødøyløva
- Hier findest du eine Übersicht zu den Einstufungen und Kriterien der Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Diese Wanderung ist für ältere Kinder als auch für größere Hunde geeignet.
- Es gibt nur wenige offizielle Stellplätze für Wohnmobile und auch die Parkmöglichkeiten auf der Insel sind begrenzt. Auf dem Wanderparkplatz des Rødøyløva (Rote Wegstrecke) kann jedoch gegen eine Gebühr 24 Stunden geparkt werden.
- Übernachtungsmöglichkeit in den gemütlichen Zimmern des geschichtsträchtigen Klokkergården: www.klokkergaarden.no
- Vorsicht am Ziel: Es gibt keine Sicherung und das Gelände ist extrem abschüssig.
- Es gibt auf unserer beschriebenen Route die Möglichkeit, unterwegs frisches Trinkwasser an der Hütte Løva aufzunehmen.

Weitere Entdeckungen auf der Insel Rødøy
Gasthaus Klokkergården
Am Fuße des Rødøyløva befindet sich zugleich das historische Herrenhaus Klokkergården, das bis in die 1960er Jahre als Internat diente. Nach der Schließung der Schule drohte das Gebäude zu verfallen, doch dank des Engagements der jetzigen Besitzerfamilie wurde es liebevoll restauriert und seine Geschichte so bewahrt.
Mittlerweile ist Klokkergården eine kulinarische Pilgerstätte, wo schmackhafte Speisen basierend auf historischen Rezepten mit lokalen Zutaten kredenzt werden – ein wahres Genusserlebnis, dass sich mittlerweile über die Region hinaus herumgesprochen hat.

Vielleicht die passende Belohnung für die schweißtreibende Tour auf den Rødøyløva, oder man übernachtet in den ehemaligen Schlafräumen des Internats. Diese wurden zu einzigartigen Gästezimmern umdekoriert, wobei jeder dieser Räume seine eigene, faszinierende Geschichte erzählt.
Kirche von Rødøy
Die 1885 erbaute Kirche von Rødøy, deren Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, besticht ebenfalls durch ihre lange und reiche Vergangenheit. Die achteckige Holzkirche zählt zu den größten Gotteshäusern der Region und bietet trotz der geringen Einwohnerzahl auf der Insel 700 Besuchern Platz. Im Sommer ist sie täglich geöffnet und ermöglich so einen Einblick in ein Stück norwegisches Kulturerbe.
Teddymuseum Rødøy

Nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt erwartet das private Teddymuseum seine Gäste. Dieses einzigartige Museum ist ein Ort der Freude sowie der Nostalgie und beherbergt eine umfangreiche Sammlung von ungefähr 1500 Teddybären. Die gesammelten Exponate aus verschiedenen Epochen und Ländern lassen nicht nur Kinderherzen höher schlagen.
Märchenwald Eventyrskogen
So ist es auch im Märchenwald Eventyrskogen ganz im Süden der Insel. In dem „verzauberten“ Wald erwarten Märchenfiguren, Trolle und andere Fabelwesen (nicht nur) Kinder zu einem unterhaltsamen Spaziergang.

In dem liebevoll gestalteten Areal erwachen Geschichten zum Leben: Mit täuschend echten Trollfiguren, einem bezaubernden Hänsel-und-Gretel-Haus sowie einer geheimnisvollen Zaubertür, die in eine Felswand eingelassen wurde, bietet dieser Ort wahrlich zauberhafte Erlebnisse und zusätzlich einige herrliche Picknickplätze.


Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
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