LEKA prangt in großen Lettern an der Autofähre, die uns von Gutvik auf die gleichnamige Insel bringt. Das kleine Eiland ganz im Norden von Trøndelag ist ein wahres Paradies für Entdecker und insbesondere für alle Geologie Fans. Denn was auf den ersten Blick wie eine ganz normale Insel an der norwegischen Küste wirkt, entpuppt sich schnell als geologisches Wunderland – in dieser Weise einzigartig in ganz Europa. Bereits vom Deck der Fähre fallen die eigenartig ockerfarbenen Hügel auf, die sich deutlich von der grünen Umgebung abheben. Eine Yellowstone-Kulisse vor der Helgelandskysten und für uns ein guter Grund (mehr) für diesen Inseltrip.

Was macht Leka in Norwegen so unverwechselbar?
Leka ist eine Insel, wie es sie in Europa kein zweites Mal gibt. Ihre Geschichte beginnt vor mehreren 100 Millionen Jahren als urzeitliche Landmassen aufeinander prallten. In diesem Prozess wurde ein Stück ozeanischer Erdkruste mitsamt Gesteinsschichten aus dem Erdmantel angehoben und auf das heutige Norwegen geschoben. Später, als sich Europa und Nordamerika voneinander entfernten, blieb Leka als geologisches Erbe Amerikas auf der europäischen Seite zurück.
Im Laufe der Jahrmillionen kippte die Insel leicht zur Seite. Dadurch wurden Gesteinsschichten sichtbar, die normalerweise in sieben Kilometern Tiefe verborgen liegen. Daher kann man heute auf Leka über Erdformationen wandern, die direkt aus dem Inneren unseres Planeten stammen.
Besonders eindrucksvoll sind dabei die Farben. Die Felsen leuchten in Gold, Ocker und Rostrot. Die Formen erinnern an Wüstenlandschaften, an Canyons und an das weite Land jenseits des Atlantiks.

Diese geologische Einzigartigkeit wurde im Jahr 2010 offiziell gewürdigt. Seitdem trägt Leka den Titel “Norwegens geologisches Nationalmonument”.
Erste Eindrücke von Leka an der Helgelandskysten
Schon die Ankunft auf Leka fühlt sich besonders an. Die Überfahrt mit der Autofähre dauert gerade einmal 20 Minuten. Doch sobald man von Bord rollt, hat man das Gefühl nicht mehr in Norwegen zu sein. Die Insel wirkt weit, offen und still. Goldgelbe Felsen blitzen zwischen grünen Hügeln hervor, die Straßen schlängeln sich schmal durchs Gelände und außer ein paar neugierigen Schafen ist hier kaum jemand unterwegs.
Wir lassen unseren Kastenwagen gemächlich rollen, jede Kurve ist eine Einladung zum Anhalten. Immer wieder steigen wir aus und lassen den Blick über die ungewöhnliche Kulisse schweifen.

Wer die Insel noch intensiver erkunden möchte, kann die knapp dreißig Kilometer lange Rundstrecke mit dem Fahrrad in Angriff nehmen. Auf dieser Route umrundet man Leka auf wenig befahrenen Straßen, vorbei an grasenden Schafen, kleinen Höfen und immer neuen Blicken auf das Nordmeer. Für geübte Radler ist die Tour an einem Tag gut zu schaffen – Pausen zum Fotografieren sollte man dabei unbedingt einplanen.
Wanderungen und Aktivitäten
Auf Leka führt fast jeder Weg in eine neue Welt aus Stein und Geschichte. Die Insel zählt mehr als fünfzig markierte Wanderrouten, von kurzen Spaziergängen bis zu anspruchsvollen Bergtouren. Hier sind unsere Favoriten für euren Besuch:
Wanderung zur Felsformation Lekamøya

Die wohl bekannteste Felsformation der Insel ist die Lekamøya. Der Legende von Helgeland nach ist sie eine Jungfrau, die bei Sonnenaufgang versteinert wurde. Der leicht begehbare Wanderweg führt durch weites Gelände bis zu dem imposanten Monolithen – 106 Meter hoch und bei klarer Sicht schon von der Fähre aus sichtbar.
- Start: Parkplatz an der FV771 bei Solsem
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Länge: etwa 2 Kilometer Gesamtstrecke

Wanderung zum Ørnerovet
Nicht weniger erlebnisreich ist die populäre Ørnerovet-Wanderung, führt sie doch zu einigen Schauplätzen einer schier unglaublichen Begebenheit: Glaubt man der Überlieferung, wurde 193 das dreijährige Mädchen Svanhild Hartvigsen von einem Adler entführt.
Sie war beim Spielen plötzlich spurlos verschwunden, woraufhin eine große Suchaktion gestartet und die Insel auf den Kopf gestellt wurde. Als man ihren Schuh am steilen Berghang vom Hagafjellet fand, fiel der Verdacht auf einen Adler. Drei junge Männer kletterten zum Adlerhorst hinauf und fanden Svanhild auf einem Bergvorsprung direkt unter dem Nest des Greifvogels.
Seitdem wird in ganz Norwegen diskutiert, ob diese Geschichte wahr sein und ein Adler ein kleines Mädchen entführen kann. Doch die Einheimischen auf Leka haben keinen Zweifel daran und haben unter anderem den markierten, teils herausfordernden Wanderweg zu Schauorten dieses Dramas angelegt – welches im Übrigen inzwischen sogar als Musical aufgeführt wurde.
- Start: Parkplatz Hagafjellet
- Länge: etwa drei Kilometer komplette Wegstrecke
- Schwierigkeitsgrad: mittel, stellenweise sehr steile Passagen

Rundwanderweg Herlaugsløypa
Ähnlich spannend ist ein Blick in die Erde, der in vergleichbarer Form nur auf der Insel Zypern, Neufundland und eben hier auf Leka möglich ist. Dazu folgt man der Herlaugsløypa – einer gut markierten, etwa zehn Kilometer langen Rundwanderung durch das Inselgebirge Lekafjellene.
Der Weg führt größtenteils durch die offene Berglandschaft und bietet im weiteren Verlauf grandiose Aussichten über die Küste sowie die Besichtigung seltener geologischer Formationen, die Leka`s Landschaft so einzigartig machen. Daher sollte man für diese längere, als schwer eingestufte Wanderung ausreichend Zeit einplanen und mit festem Schuhwerk, ausreichendem Proviant sowie wetterfester Kleidung aufbrechen.
- Start: Wanderparkplatz Lekasenteret
- Länge: zehn Kilometer Rundweg
- Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll

Solsemhula – auf den Spuren der Steinzeit
Ebenso empfehlenswert ist eine geführte Tour in die Höhle Solsemhula. Sie gilt als erste Fundstelle prähistorischer Felszeichnungen in Norwegen, daher darf diese Grotte nur mit einem erfahrenen Guide betreten werden. Über zwanzig rotbraune Figuren schmücken die Höhlenwände. Archäologen vermuten, das die Höhle vor vielen Jahrhunderten als Opferplatz und für rituelle Zeremonien genutzt wurde. Touren werden hauptsächlich im Juli angeboten.
Anmeldung vorab über die englischsprachige Webseite von Visit Leka. Helm und Stirnlampe sind im Preis enthalten.
- Start: Parkplatz Solsem (genaue Koordinaten bei Buchung)
- Dauer: etwa 2 Stunden Führung inklusive Zustieg
- Schwierigkeit: kurze, aber teils rutschige Strecke / Trittsicherheit nötig

Skeisnesset Kulturweg
Wer auf Leka einen Spaziergang ohne Kletterpartien sucht, steuert die flache Landzunge Skeisnesset im Norden der Insel an. Die Kommune hat hier ein Netz befestigter, familienfreundlicher Wege angelegt und damit ein kleines Naherholungsgebiet geschaffen, das zwischen Küstenheide, Wikingergräbern und goldgelbem Fels verläuft.
So verbindet ein Ausflug nach Skeisnesset einen entspannten Küstenspaziergang mit lehrreicher Geologie und erstklassigen Fotopunkten auf nur wenigen Quadratkilometern. Folgende Routen und Highlights sind unter anderem ausgewiesen:
- Nessodden-Spur – ein sanfter Anstieg auf nur 41 Meter Höhe führt zur modernen Panoramahütte im Snøhetta-Stil. Von hier schaut man wettergeschützt auf Seevögel und in klaren Winternächten auf tanzende Nordlichter.

- Familienrunde – 1,3 Kilometer auf vollkommen ebenem Schotter; Tafeln erklären Geologie, Flora und Wikingergräber.
- Abstecher Steinhytta – 200 Meter zum offenstehenden Steinhaus in Vardvika, einem traumhaften Fotomotiv auf einer prähistorischen Strandterrasse.
- Geologieløype – 1 Kilometer naturbelassener Pfad über blanken Serpentinit, der die Entstehung Lekas veranschaulicht.
- Start: Parkplatz Skeishavna
- Länge: 3 bis 4 Kilometer, Wege frei kombinierbar
- Schwierigkeit: sehr leicht, große Teile barrierefrei

Leka vom Wasser aus erkunden
Die Küstenlinie von Leka ist wie gemacht für Touren mit dem Seekajak. Insgesamt achtzehn markierte Routen umrunden die Insel oder führen in geschützte Buchten. Anfänger wählen die inneren Reviere zwischen Leka, Skeisnesset und den vorgelagerten Schären, während geübte Paddler die komplette Umrundung der Insel mit Blick auf die offene Helgelandskysten wagen.
Ein- und Aussetzstellen:
- Leka Brygge (Skei) – Slipanlage, Verleih und geführte Touren
- Våttvika – Sandstrand am Südende, windgeschützt
- Vassaten – flacher Felsstrand an der Westseite, guter Picknickplatz
Tipp: See- und Routenkarten gibt es als PDF auf visitleka.no. Wer kein eigenes Kajak dabei hat, kann dies an der Leka Brygge mieten oder eine halbtägige Schnuppertour buchen:

Relaxen am Årdalssanden
Es gibt traumhafte Strände an der Helgelandskysten und natürlich laden auch auf Leka einige Sandstrände zu einem Picknick, einem Spaziergang oder zum Baden ein. Der feinsandige Årdalssanden ist dabei aus gutem Grund bei den Einheimischen besonders beliebt. Der Strand fällt seicht ab, das Wasser bleibt lange flach und erwärmt sich im Hochsommer überraschend schnell. Zudem findet man in dem Areal einige Picknickplätze und Feuerstellen.
- Anfahrt: Schmale Stichstraße zum kleinen Parkplatz am Waldrand
- Service: Trocken-WC und Mülltonnen vorhanden
- Tipp: Bei ruhiger See kann man hier perfekt an der Küste entlang schnorcheln
Mini-Museen auf Leka

In zwei liebevoll gestalteten Mini-Museen kann man sich über die Geschichte sowie die geologischen Besonderheiten von Leka informieren. Direkt am Campingplatz in Skei zeigt das Leka Steinsenter auf wenigen Quadratmetern, warum die Insel geologisch aus der Reihe tanzt: Mantelgestein zum Anfassen, Reliefmodelle, kurze Infoclips – kompakt, aber eindrucksvoll. Wer mag, kann sich hier ein poliertes Souvenirstück mitnehmen.
Nur fünf Fahrminuten entfernt, unweit der Inselkirche, öffnet das Leka Bygdetun im Sommer seine historischen Speicher- und Bootshäuser. Fischernetze, Schmiedewerkzeug und eine winzige Wohnstube erzählen vom Inselleben lange bevor es Asphalt und WLAN gab …

- Die Insel Leka liegt vor der Helgelandskysten im äußersten Norden der Provinz Trøndelag, rund vier Kilometer vom norwegischen Festland entfernt. Das nächste regionale Zentrum ist Rørvik (Vikna) gut 30 Kilometer südwestlich; Namsos liegt etwa 80 Kilometer weiter im Süden. Ein Ausflug nach Leka lässt sich perfekt in eine Tour auf der Küstenstraße Kystriksveien (Fv17) integrieren.
- Verbindungen zur Insel – Fahrpläne auf der Webseite atb.no
- Gutvik (Festland) – Skei (Insel Leka) Autofähre mit einer Fahrdauer von etwa 20 Minuten.
- Rørvik (Vikna) – Skei (Insel Leka) Scnellboot mit einer Fahrdauer von etwa 55 Minuten.
- Flugverbindung
- Regionalflüge mit Widerøe, unter anderem ab Trondheim, Bodø, Namsos nach Rørvik Ryum. Vom Flughafen sind es rund sieben Kilometer bis zum Schnellbootkai in Rørvik.

- Leka Motell og Camping liegt direkt am Fjord südlich von Skei. Auf dem Gelände gibt es Stellplätze für Wohnmobile, flache Wiesen für Zelte und einfache Hütten: www.leka-camp.no
- Leka Brygge befindet sich am Bootshafen in Skei. Die Anlage bietet helle Apartments mit Panoramafenstern und Meerblick: www.lekabrygge.no
- Öffentliche Busse gibt es auf der kleinen Insel nicht.
- Tankstelle: SB-Automat am Fährkai in Skei
- Wohnmobil-Service: kostenlose Ver-/Entsorgungsstation

- Caféflora – Kuchen, Waffeln, Tagesgerichte und Mini-Blumenladen in einem. Ideal für die Mittagspause.
- Leka Brygge Café – Kleine Karte mit frischem Fisch, hausgemachter Fischsuppe und Burger, im Sommer abends oft Livemusik.
- Auf der Insel gibt es zwei Supermärkte (Coop und Joker).
- Kajak- & Bootsverleih: Leka Brygge (Skei)
- Weitere Informationen auf der Webseite: www.visitleka.no


Vielen Dank, besonders für den Leka Bericht. Wir können ihn mit 100% bestätigen, denn wir waren (neben einer großen Norwegen-Rundfahrt) auch auf Leka. Ein unvergessliches Erlebnis. Seit 2013 sind wir in Skaninavien unterwegs, es ist einfach traumhaft. In einer Woche brechen wir auf nach Finnland. Danke für euren Blog!!
Fürchte, daß diese wohlgemeinten Tipps dazu führen, daß man wie auf anderer Insel zu hören bekommen, Touristen nicht mehr willkommen sind, da zu zahlreich …
Breche am 06.06. auf zur Küstenstrasse 17 von Bodo ab. Leka steht definitiv auf dem Programm
Vielen herzlichen Dank für diesen tollen Tipp. Geologie ist für mich sehr spannend und fällt oft bei touristischen Routen hinten runter. Also: Leka, ich komme 😀