Der Dronningstien oberhalb des Hardangerfjords ist nicht irgendein Wanderpfad, sondern gilt als einer der schönsten Panoramawege des Landes. Hier trifft die wild ursprüngliche Landschaft der Hochebene Hardangervidda auf die darunter liegende liebliche Fjordlandschaft mit ihren Obstgärten. Ein Weg voller Kontraste, Ausblicke und Augenblicke, die unvergesslich bleiben und der aus gutem Grund zu den liebsten Wanderungen ihrer Majestät, Königin Sonja von Norwegen gilt.
Der Dronningstien (“Königin-Weg”), auch als Königin Sonja Panoramaweg bekannt, verbindet die Orte Kinsarvik und Lofthus am Sørfjord, einem Seitenarm des gewaltigen Hardangerfjords. Die zunehmend populäre Wanderroute wurde nicht nur nach Königin Sonja benannt, sondern im Jahr 2013 auch feierlich von ihr eröffnet. Ein markanter Stein mit ihrer Signatur erinnert noch heute daran.

Auf rund 16 Kilometern führt der Dronningstien durch die hochgelegene Fjelllandschaft am westlichen Rand von Europas größter Hochebene, der Hardangervidda – vorbei an stillen Seen, aussichtsreichen Plateaus und über die historischen Stufen der Munketrappene in Lofthus.
Der Weg ist – ganz stilecht und königlich – durchgehend blau markiert und lässt sich in beide Richtungen wandern, wobei die meisten in Kinsarvik starten und nach Lofthus absteigen. Diese Option ist sehr beliebt, da sich der Aufstieg hier über eine längere Distanz verteilt und weniger steil wirkt. Der Abstieg über die sogenannten Munketreppen nach Lofthus ist zudem landschaftlich reizvoll und bietet zusätzliche Aussichtspunkte über das malerische Dorf am Ufer des Fjordes.

In jedem Fall zählt diese unglaublich abwechslungsreiche Route zu den schönsten Wanderungen in Fjordnorwegen. Denn neben den bereits erwähnten landschaftlichen Kontrasten und betörenden Aussichten über die Fjorde kann der Dronningstien zudem auch mit spektakulären Felsformationen in schwindelerregender Höhe sowie dem imposanten Wasserfall Rjukandefossen aufwarten.
Dabei ist die Wanderung aufgrund der Länge zwar durchaus anspruchsvoll, aber technisch nicht besonders herausfordernd. Also – lasst uns aufbrechen …

Lage, Anreise & Ausgangspunkte
Der Dronningstien liegt im südlichen Fjordnorwegen, in der Kommune Ullensvang am Hardangerfjord. Die offiziell markierte Panoramawanderung verläuft auf etwa 1100 Höhenmetern zwischen Kinsarvik am Hardangerfjord und Lofthus am Sørfjord.
Die Region ist gut erreichbar – sowohl aus dem Süden kommend über Odda und das Sørfjordufer, als auch aus nördlicher Richtung über die imposante, mautpflichtige Hardangerbrücke. Wer von Osten anreist, kann die landschaftlich reizvolle Norwegische Landschaftsroute Hardangervidda über Geilo und die Hardangervidda wählen.

Da es sich beim Dronningstien um keinen Rundwanderweg handelt, sollte man sich im Vorfeld Gedanken über den Transport machen. Einige Wanderer parken ihr Fahrzeug entweder in Lofthus oder Kinsarvik und lassen sich nach der Wanderung zurück zum Ausgangspunkt bringen – etwa mit dem Shuttlebus oder teils auch öffentlichen Verkehrsmitteln.
Wir haben uns bewusst für die entspanntere Variante entschieden: Bereits am Vorabend haben wir uns auf dem idyllisch gelegenen und erstaunlich preiswerten Campingplatz Lofthus Camping einquartiert – mitten in den Apfelplantagen oberhalb des Fjords und damit ideal als Ausgangs- und Zielpunkt der Wanderung.
Am nächsten Morgen, pünktlich um 8:15 Uhr, wurden wir direkt am Campingplatz vom vorab gebuchten und bezahlten Shuttlebus (Webseite des Anbieters) abgeholt und komfortabel zum Startpunkt am Wanderparkplatz Røte oberhalb von Kinsarvik gebracht.

So konnten wir den Tag ganz in unserem Rhythmus gestalten – ohne Fahrpläne oder Zeitdruck, mit dem guten Gefühl, dass unser Camper und ein kühles Getränk bereits am Ziel auf uns warten.
Wer den Parkplatz in Røte selbst ansteuern möchte, erreicht ihn über eine schmale, aber gut ausgebaute Straße, die aktuell 200 NOK Maut kostet. Wohnmobile sind dort jedoch nicht zugelassen. Der Shuttle kostete uns 190 NOK pro Person. Aus unserer Sicht eine lohnende Investition für einen entspannten Wandertag mit königlichem Panorama …

Die Wanderung auf dem Dronningstien – Etappe für Etappe
Etappe 1: Aufstieg von Røte bis zur Baumgrenze
Hier stehen wir nun. Vor uns liegen etwas mehr als 16 Kilometer zu Fuß. Wir sind gespannt, was uns erwartet und ob wir nach der Tour genauso beeindruckt sind wie die Königin.

Vom Parkplatz in Røte oberhalb von Kinsarvik führt uns ein breiter Schotterweg in gleichmäßigen Serpentinen stetig bergauf. Man kommt ziemlich schnell ins Schwitzen und wir sind ehrlich gesagt froh, dass es heute nicht ganz so warm ist. Immer wieder entdecken wir blau markierte Abkürzungen durch den Wald. Die sind steiler, sparen aber auch ordentlich Zeit – also nutzen wir ab und zu eine davon.


Etwa auf halber Höhe werden wir plötzlich von einer kleinen Holzhütte mit einem Kühlschrank überrascht: Hier, mitten im Nirgendwo, kann man sich in Selbstbedienung ein gekühltes Getränk gönnen. Unglaublich, diese Norweger …

Auf rund 635 Metern Höhe erreichen wir einen ersten Aussichtspunkt und können erstmals einen freien Blick zurück auf Kinsarvik und den tief unter uns liegenden Sørfjord sowie den Hardangerfjord erhaschen. Wir machen eine erste kurze Pause und atmen erstmal durch.

Wenig später endet der Schotterweg auf etwa 750 Metern Höhe oberhalb der Baumgrenze. Hier steht auch der Gedenkstein mit der eingravierten Unterschrift von Königin Sonja, die diesen Panoramaweg 2013 persönlich eröffnete. Genau an dieser Stelle beginnt nun der offiziell markierte Dronningstien. Von jetzt an wandeln wir auf königlichen Spuren …

Etappe 2: Der Panoramaweg auf dem Fjell
Oben auf der Hochebene Hardangervidda wandern wir nun auf einem gut begehbaren, durchgehend markierten Pfad. Er schlängelt sich über Grasflächen, vorbei an kleinen Seen und über von Flechten überzogene Felsplatten. Wo das Gelände feuchter wird, erleichtern Holzbohlen oder ausgelegte Steine das Vorankommen.

Immer wieder bleiben wir staunend stehen, um hinunter zum glitzernden Fjord zu blicken. An einigen Stellen weisen sogar Schilder auf besonders lohnende Aussichtspunkte hin, doch eigentlich öffnet sich das Panorama fast auf Schritt und Tritt von selbst.

Nach einem kleinen Geröllfeld mit einem kurzem Anstieg wird die Beschaffenheit des Weges kurzzeitig etwas anspruchsvoller. Nach diesem leichten Anstieg werden wir mit einem weiteren genialen Ausblick, diesmal bis zum Gletscher Folgefonna belohnt, dessen weiße Kuppe am Horizont glänzt.

Etappe 3: Schwindelerregende Felsformationen und Ausblicke
Der Pfad erreicht nun eine schmalere Passage, die an einer Stelle mit Seilen gesichert ist. Sie ist gut zu begehen, erfordert aber Trittsicherheit. Kurz darauf erreichen wir eine markant geformte Felsformation, die über den steilen Abhang oberhalb des Fjordes hinausragt.






Mit etwas Fantasie erkennt man darin eine Trollzunge, einen Wolfskopf oder auch andere Fabelwesen. Es ist in jedem Fall eines der Highlights des Dronningstien und wohl der Fotospot schlechthin.

Für besonders Wagemutige öffnet sich hier einer der eindrucksvollsten und wahrlich schwindelerregenden Ausblicke oder eben auch Tiefblicke dieser Wanderung.
Etappe 4: Steinpyramide & Abzweigung
Es folgt ein ruhiger, nur leicht hügeliger Abschnitt über die Hochebene. Diese Etappe lässt sich herrlich entspannt wandern und wir genießen gleichermaßen die Ruhe also auch die Landschaft um uns herum.


Bereits nach kurzer Zeit taucht am Horizont die markante Steinpyramide („Risenuten“) am Horizont auf. Sie gilt als inoffizieller Endpunkt der Höhenroute und weiteres Highlight am Dronningstien.
Immerhin bietet sich von dem Plateau ein unvergesslicher Blick auf das so verloren wirkende Lofthus unten am Ufer vom Fjord. Dazu kämpft sich nun erneut die Sonne durch die Wolken und lässt die ganze Szenerie in einem unwirklichen Licht erstrahlen. Fantastisch!

Wenige Gehminuten später bieten sich verschiedene Optionen. Entweder wandert man über eine Hängebrücke weiter nach Süden und folgt einer Verlängerung unserer Route auf dem Dronningstien Sør. Oder man entscheidet sich, tiefer in die Hochebene Hardangervidda zu wandern, um dort eine der Schutzhütten zu erreichen.

Wir entscheiden uns jedoch für den Abstieg über die Munketreppen – doch zuvor gehen wir noch wenige Meter zum bereits sichtbaren Wasserfall Rukandefossen.

Etappe 5: Abstieg über die Munketreppen nach Lofthus
An der Weggabelung vor dem Wasserfall beginnt für uns nun der Abstieg über die historischen Munketreppen. Über 600 steinerne Stufen, die Mönche zwischen 1200 und 1500 gelegt haben – sozusagen die Mutter all der Sherpa-Treppen in ganz Norwegen, die sich heute großer Beliebtheit erfreuen.

Der Weg verläuft steil durch lichten Birkenwald und passiert unter anderem den Aussichtspunkt Nosi. Später folgen wir der markierten Route über freie Wiesenhänge. Ab etwa 750 Metern Höhe geht der Pfad in einen Traktorweg über, der sich in weiten Serpentinen ins Tal schlängelt. Auch hier gibt es – wie bereits beim Aufstieg – regelmäßig ausgeschilderte Abkürzungen.
Wir wollen aber nur noch entspannt Lofthus erreichen und lassen uns gedankenversunken von unseren Füßen über den Traktorweg ins Tal tragen.

Am Ende der Tour kann man sich an warmen Sommertagen mit einem Besuch der Lofthus Sideri belohnen. Neben einem kleinen Imbiss gibt es her frischen Apfelsaft oder Cider aus der Region. Von dort sind es nur noch wenige Minuten zurück zu unserem Campingplatz.
Der Dronningstien – Wanderung voller Kontraste und Abwechslung

Warum sind wir den Dronningstien nicht schon früher einmal gefolgt ….? Mit dieser Frage lässt sich unser Fazit auf den Punkt bringen. Denn die Wanderung hat uns in vielerlei Hinsicht überrascht und begeistert. Es ist diese besondere Mischung aus karger Wildnis und tiefblauem Fjord, aus sichtbarer Naturgeschichte und imposanten Panoramen, die diesen Höhenweg so besonders macht.
Die Strecke ist abwechslungsreich, aussichtsreich und anspruchsvoll genug, um ein echtes Wandererlebnis zu bieten – aber gleichzeitig gut machbar für geübte Tageswanderer. Unterwegs begegnet man Familien mit Kindern, sportlichen Norwegern und auch vielen älteren Naturfreunden, die sich auf das Abenteuer einlassen.
Wir waren Ende August unterwegs und obwohl der Dronningstien mittlerweile zu den bekanntesten Panoramawegen Norwegens zählt, war es angenehm ruhig. Kein Gedränge, keine überfüllten Fotospots. Genügend Platz, um Pausen zu machen, Aussichten zu genießen und den Moment wirken zu lassen.
Ein “Königin-Weg”? Definitiv. Und einer, den wir nur empfehlen können.

Karte, Fakten und GPX Daten zum Dronningstien
- Hier findest du eine Übersicht zu den Einstufungen und Kriterien der Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Diese Wanderung ist nicht für kleine Kinder und ungeübte Wanderer geeignet. Trittsicherheit und eine gewisse Grundkondition sind erforderlich.
- Für größere, geländesichere Hunde ist die Tour grundsätzlich machbar, allerdings sollte man die Länge und die Treppe nicht unterschätzen.
- Parken mit dem PKW: Am Startpunkt in Røte oberhalb von Kinsarvik (Anfahrt mautpflichtig)
- Parken mit dem Wohnmobil: In Kinsarvik möglich
- Campingplatz: Lofthus Camping und mit Shuttle zum Startpunkt der Wanderung. Leider kann der Platz nicht vorab reserviert oder gebucht werden. Selbst in der Nebensaison Ende August waren gegen 17:00 Uhr alle Stellplätze belegt.
- Shuttlebus Hardanger: Vom 24. Mai bis 30. September täglich mehrmals Verbindungen zwischen Lofthus & Kinsarvik zum Startpunkt in Røte.
- Unbedingt ausreichend Trinkwasser mitnehmen: Unterwegs gibt es keine verlässlichen Möglichkeiten, frisches Wasser nachzufüllen.
- Achtung beim Abstieg: Die letzten Kilometer verlaufen über die historischen Mönchstreppen, die stellenweise steil und unregelmäßig sind. Bei Nässe kann es rutschig werden.
- Wir empfehlen, die Tour früh am Morgen zu starten – vor allem in der Hauptsaison Juli und August.
Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
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