Åmotan zählt zweifelsohne zu den absoluten landschaftlichen Highlights im Sunndalen – einem gewaltigen Tal zwischen Sunndalsøra und Oppdal, südlich von Trondheim gelegen. Eine einzigartige Kulisse, die durch die beiden majestätischen Gebirgsregionen Trollheimen und Dovrefjell geprägt wird. Im tief eingeschnittenen Canyon von Åmotan treffen unterhalb steiler Berghänge gleich vier reißende Gebirgsflüsse aufeinander, deren Wassermassen sich mit unvorstellbarer Kraft über drei tosende Wasserfälle in die Schlucht stürzen. Dieses seltene Naturphänomen sucht selbst in Norwegen seinesgleichen und wird daher nicht ohne Grund als “Niagara des Nordens” bezeichnet. Dennoch ist Åmotan bislang eher ein Geheimtipp und so haben wir uns auf den Weg gemacht, um die Highlights rund um die Wasserfälle auf einer Rundwanderung zu erkunden.
Das Zusammenspiel von tosendem Wasser, schroffen Felswänden und weitläufigen, saftig grünen Almen mit historischen Berghöfen verleiht Åmotan eine nahezu magische Aura. Die Luft ist erfüllt von der feinen Gischt der Wasserfälle, die besonders nach der Schneeschmelze im Frühjahr die urgewaltigen Kräfte der Natur eindrucksvoll demonstrieren. Immerhin treffen hier vier Flüsse – Grøvu, Grødøla, Reppa und Linndøla – aufeinander und formen seit Jahrtausenden diese teils fast bizarre Landschaft um den sternförmigen Canyon:

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Reppa
Die Reppa entspringt hoch oben in den Sunndalsfjella, nahe dem Storskrymten, dem höchsten Gipfel Trøndelags. Nach ihrem Lauf durch das abgelegene Reppdalen stürzt die Reppa in Åmotan in einem beeindruckenden Wasserfall, dem etwa 130 Meter hohen Reppfallet, über die Felswände. Der Reppfallet ist von einem leicht zugänglichen Aussichtspunkt unweit vom Hof Jenstad besonders eindrucksvoll zu sehen.
Grødøla
Die Grødøla entspringt im Grødalen, einem malerischen Almgebiet, das parallel zum Sunndalen verläuft. Ein Teil ihres Wassers fließt nordwestlich Richtung Grøa, doch ihr südöstlicher Lauf endet spektakulär in Åmotan. Dort stürzt die Grødøla am Wasserfall Svøufallet 156 Meter in die Tiefe. Man erreicht die Sohle des Wasserfalls in der Åmotan Schlucht über eine leichte Wanderung (Gesamtlänge 3,1 Kilometer) vom Parkplatz am Hof Jenstad.

Grøvu
Die Grøvu, der Hauptfluss von Åmotan, entspringt im malerischen Grøvudalen, einem Almgebiet nahe der Grenze zu Oppland. Sie durchquert wilde Schluchten mit Stromschnellen und kleinen Wasserfällen und nimmt auf ihrem Weg die anderen Flüsse von Åmotan auf. Obwohl die Grøvu selbst keinen markanten Wasserfall bildet, ist sie der zentrale Fluss, der alle anderen Wasserläufe vereint und ihren Weg zur Driva fortsetzt.
Linndøla
Die Linndøla hat ihren Ursprung im Linndalen, einem weiteren Almgebiet östlich von Åmotan. Sie stürzt am Wasserfall Linndalsfallet nahezu 140 Meter in die Tiefe. Der Linndalsfallet ist einer der eindrucksvollsten Wasserfälle in Åmotan. Besonders der Blick vom Aussichtspunkt Egga auf die herabstürzenden Wassermassen hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Der Wasserfall ist sowohl über Wanderwege, auf der Rundwanderung als auch über eine mautpflichtige Straße gut erreichbar.

Natürlich gibt es in dieser Region zahlreiche markierte Wanderwege unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Da wir nichts verpassen möchten, entscheiden wir uns für die zunehmend populäre Åmotan Rundwanderung. Auf etwa 7,2 Kilometern passiert man einige Almen, Flüsse, Schluchten und eben alle drei Wasserfälle. Doch als wir unseren Ausgangspunkt am Berghof Jenstad erreichen, ziehen bedrohliche Regenwolken auf und wir müssen unsere Pläne zunächst ändern.
Nur wenige Fahrminuten entfernt befindet sich der idyllische Bergsee Storvatnet. Dort steht auf einer Landzunge die historische Hütte Vangshaugen, eine der schönsten Berghütten Norwegens. Also machen wir uns auf den Weg, um dort einzukehren und das heraufziehende schlechte Wetter auszusitzen …

Basislager am Storvatnet: Vangshaugen-Hütte am Seeufer
Die bewirtschaftete Hütte Vangshaugen liegt auf 740 Metern Höhe, eingebettet in eine atemberaubende Berglandschaft, und ist ein ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen in der Region Åmotan, dem angrenzenden Grødalen und zu weiteren Hütten im Dovrefjell.
Zahlreiche markierte Wanderwege verheißen unvergessliche Outdoor-Abenteuer in dieser imposanten Natur. Der dementsprechend geräumige Parkplatz ist bei unserer Ankunft dennoch fast leer – die Wetteraussichten animieren nicht gerade zu längeren Wanderungen.

Die Vangshaugen-Hütte wurde 1905 von dem wohlhabenden englischen Geschäftsmann und passionierten Jäger Ethelbert Lort-Phillips erbaut. Ursprünglich als Jagdschloss konzipiert, war das Gebäude auf einer Anhöhe am südlichen Ende des Storvatnet luxuriös ausgestattet – mit edlen Möbeln und exklusivem Porzellan. Es bot eine komfortable Unterkunft während seiner Sommeraufenthalte in Norwegen, die er der Jagd und dem Angeln widmete.
1937 verkaufte Lort-Phillips die Hütte an die Kristiansund und Nordmøre Turistforening. Seitdem wurde sie regelmäßig renoviert und erweitert. Heute gilt die Vangshaugen-Hütte als eine der beeindruckendsten Touristenhütten Norwegens, in der Tradition und Moderne harmonisch vereint werden. Mit insgesamt 52 Schlafplätzen, mehreren Nebengebäuden und einer malerischen Lage ist sie ein Highlight für Besucher der Region.
Als wir die urige Holzhütte betreten, werden wir von der einladenden Atmosphäre fast übermannt. Ein urtypisch norwegischer Traum! Es duftet verführerisch nach Zimtschnecken und aromatischen Café, während ein Holzfeuer gemütliche Wärme spendet. Wir entscheiden uns allerdings für das gefährlich leckere norwegische Nationalgericht Rømmegrøt – einen Sauerrahmbrei, der insbesondere hier in der Region sehr populär ist.




Anschließend verbringen wir auf dem abgelegenen Parkplatz vor der Hütte eine sehr ruhige Nacht. Am nächsten Morgen lassen Nebelfetzen den bevorstehenden Herbst erahnen, während blaue Wolkenlücken für diesen Tag besseres Wetter versprechen. Perfekt!



Doch bevor wir zu unserer Rundwanderung in Åmotan aufbrechen, noch einige Details und Informationen zur Anreise:
Åmotan – Lage und Anreise
Åmotan ist ein Seitental des tief eingeschnittenen Sunndalen, das südlich von Trondheim die Bergmassive des Trollheimen und Dovrefjell voneinander trennt. Durch das Tal führt die Straße Rv70, die auf einer Länge von rund 30 Kilometern Sunndalsøra am Sunndalsfjord mit Gjøra bei Oppdal verbindet. Insofern erreicht man Åmotan, die Hütte Vangshaugen als auch den Ausgangspunkt unserer Wanderung am Berghof Jenstad nur über diese Straße.
Dazu biegt ihr in Gjøra am Supermarkt von der Straße Rv70 ab und folgt fortan der Ausschilderung nach Åmotan und im weiteren Verlauf zum Berghof Jenstad. Dort befindet sich ein kostenpflichtiger asphaltierter Parkplatz. Die Parkgebühren können mit der Kreditkarte an einem Automaten beglichen werden. Eine ausführliche Übersichtskarte sowie eine durchweg gute Markierung erleichtern dort den Einstieg in die ausgewählte Wanderroute.



Aus unserer Einschätzung lässt sich ein Abstecher nach Åmotan perfekt in eine Route über die Atlantikstraße (Atlanterhavsveien) und die nördlich von Trondheim liegende Küstenstraße Kystriksveien (Fv17) einbinden. Alternativ kann oder sollte man die Wanderung mit einer Fahrt über die schwindelerregende Straße Aursjøvegen oder einem Besuch am Wasserfall Mardalsfossen verbinden.
Die große Åmotan Rundwanderung – ein echtes Highlight
Wir hatten uns bereits im Vorfeld über die verschiedenen Wanderrouten und Ausgangspunkte der Rundwege informiert. Nach einigen Recherchen auf norwegischen Webseiten entschieden wir uns für die Rundtour ab dem Hof Jenstad, die offensichtlich zu den beliebtesten Varianten zählt, um die Umgebung zu erkunden.
Geht man diese Route im Uhrzeigersinn, gelangt man zunächst zur Spitze des Wasserfalls Linndalsfallet, dann über eine Schotterstraße zur Alm Lundlia und schließlich hinab in die Schlucht von Åmotan an den Fuß des Svøufallet. Von dort geht es über einen Aufstieg mit einem Blick auf den Reppefallet zurück zum Ausgangspunkt.

Diese 7,2 Kilometer lange Tour führt durch ein abwechslungsreiches Gelände und bietet zudem einige der schönsten Aussichten von Åmotan. Also packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg, um den Canyon und die Landschaft zu erkunden. Zunächst passieren wir am Ende vom Parkplatz die altertümlichen Holzhäuser vom Berghof Jenstad.
Leider hat das ansprechende Café auf dem Hof geschlossen – die Sommersaison ist ganz offensichtlich beendet. So beginnen wir gleich mit dem leichten Aufstieg durch den Hochwald. Der Weg schlängelt sich gut erkennbar durch die teils dichten, grünen Wälder. Schon bald sind wir scheinbar ganz allein in der weitläufigen Gebirgslandschaft unterwegs – ein Traum!



Der Aufstieg und erste Ausblicke
Nach einiger Zeit lässt sich immer deutlicher das Tosen der Linndøla in der Schlucht unter uns vernehmen. Schon bald kann man durch die Bäume das Wasser erkennen und in der Ferne der Linndalsfallet ausmachen. Am Aussichtspunkt Ørnsnydda öffnet sich die Sicht und vor uns liegt der Linndalsfallet in seiner ganzen Schönheit. Wow – bis jetzt hat sich schon mal jeder Meter Wegstrecke “gelohnt”.

Weiter geht es entlang der steilen Hänge und über die Klippen bis zum Flusslauf der Linndøla oberhalb des Wasserfalles. So erreichen wir nach wenigen Minuten das Styggedalen und kommen auf einen Schotterweg, der uns zu einer alten Mühle und einer Brücke über den Fluss führt. Was für ein Fotomotiv – und dazu noch der perfekte Picknickplatz …

Für diejenigen, die eine klassische Bergwanderung unternehmen möchten, führt der Weg von hier weiter ins Linndalen bis zur Gammelsetra und Dindalshytta.
Doch wir überqueren die Linndøla und wandern auf der anderen Seite am Flussufer zunächst einige Meter flussaufwärts: Ein norwegischer Freund hat uns den Tipp gegeben, denn dort soll es eine geniale Trollzunge geben … Tatsächlich finden wir die bizarre Felszunge über dem Fluss und nur wenige Augenblicke später sitzt Conny über dem reißenden Gebirgsfluss.




Nach der Fotosession folgen wir anschließend dem markierten Weg weiter nach Westen zur Alm Lundlia. Das Gelände wird allmählich sanfter, wir wechseln hauptsächlich zwischen Pfaden und Schotterwegen. Der Weg führt stetig bergab, und die Umgebung wird wieder waldreicher.
Über Lundlia hinab nach Åmotan




Wir überqueren mehrere kleine Bäche, die in die Linndøla münden, sowie den Fluss Reppa, bevor wir plötzlich auf den Wiesen der Alm Lundlia stehen. Lundlia, 650 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, ist der höchstgelegene und abgelegenste Hof in ganz Sunndalen.
Von den Almwiesen auf der Hochebene hat man einen wunderbaren Blick über die Schlucht hinüber nach Jenstad, wo wir vor geraumer Zeit aufgebrochen sind. Doch nun stehen uns 350 Höhenmeter Abstieg in die Schlucht von Åmotan bevor – ein ziemlich steiler Weg!

Bereits auf dem Weg in die Schlucht konnten wir den Svøufallet immer wieder sehen. Am Ziel, tief im Canyon von Åmotan, öffnet sich die spektakuläre Szenerie: Links die Grøvu, rechts die Linndøla und dahinter wie ein Schleier die stürzenden Wassermassen des Svøufallet.
Wir machen zunächst einen kleinen Abstecher zur Brücke über die Grøvu und folgen nach einer Fotosession im weiteren Verlauf dem Pfad zur Brücke über die Linndøla. An dem Aussichtspunkt unweit der Brücke treffen wir erstmals andere Touristen, die nur den kurzen Weg von Jenstad hinab gewählt haben.
Für uns schliesst sich aber nunmehr auf dieser letzten Etappe der Kreis. Über den kurzen aber steilen Weg gelangen wir zurück zum Parkplatz bei Jenstad und werden unterwegs noch mit einem Blick hinüber zum Wasserfall Reppfallet belohnt. Eine unglaublich vielfältige Naturerfahrung auf nur sieben Kilometern!

Fazit zur Rundwanderung von Åmotan
Åmotan ist wirklich ein besonderes und spektakuläres Naturphänomen. Dabei lohnt alleine die einzigartig imposante Landschaft in der Umgebung sowie die sichtbar reiche Geschichte der Region den Abstecher von der Straße Rv70. Dabei ist es Jedem selbst überlassen, ob man zu längeren, auch mehrtägigen Wanderungen aufbricht oder nur einen kurzen Weg zu einem der Aussichtspunkte wählt beziehungsweise mit dem Fahrzeug bis zur Hütte Vangshaugen fährt. Insofern ist dieses Ziel auch für nahezu alle Generationen gleichermaßen geeignet.
Für uns war die sieben Kilometer lange Rundtour ein fantastisches Erlebnis in der norwegischen Natur mit eindrucksvollen Einblicken in die wilde Schönheit von Åmotan. Ein Erlebnis, das wir so schnell nicht vergessen werden – und sicher nicht unser letzter Besuch in dieser faszinierenden Region!

Karte, Fakten und GPX Daten der Åmotan Rundwanderung
- Hier findest du eine Übersicht zu den Einstufungen und Kriterien der Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Kostenpflichtiger Parkplatz Jenstad Åmotan: 50 NOK Stand 2025
- Diese Wanderung ist für ältere Kinder und auch für größere Hunde geeignet.
- Campingplatz in der Nähe: Gjøra Camping
- Vorsicht bei der Wasserläufen: Es gibt keine Sicherungen.
- Tolle Rundwanderung im Tal der Wasserfälle – perfekt für ein Picknick in der Natur 🙂
- Es gibt unterwegs Möglichkeiten zur Aufnahme von frischem Trinkwasser.
Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
- Die passende Wanderausrüstung gibt es bei: GLOBETROTTER | BERGZEIT
Hallo Ihr beiden!
Vielen herzlichen Dank für diesen interessanten Beitrag!
Wir möchten die Wasserfälle September 2025 besuchen. Da wir aber auf der Durchreise sein werden von Rondane nach Andalsnes, was sowieso schon ca. 5 Stunden Fahrt sind, haben wir leider zu wenig Zeit für die oben beschriebene vierstündige Rundwanderung. Gibt es eventuell auch etwas kürzere Alternativen mit einem guten Blick auf zumindest einen oder zwei der beschriebenen Wasserfälle? Und wenn ja, wo kann mehr Information über diese Alternativen finden?
Herzlichen Dank schon im Voraus für die Rückmeldung!
Liebe Grüsse,
Franziska
Liebe Franziska,
vielen Dank für dein wunderbares Feedback sowie dein Interesse an der beschriebenen Region. Im Prinzip ist die Lösung relativ einfach: Ihr fahrt zum beschriebenen Aussichtspunkt und beginnt die Wanderung entgegen dem Uhrzeigersinn, also mit dem Abstieg zum Svøufallet, den ihr auf diese Weise relativ schnell erreicht. Auf dem Weg dorthin habt ihr noch den Blick auf den Reppfallet – also eine perfekte Kombi. So benötigt ihr, je nach Verweildauer, nur rund eine bis anderthalb Stunden. Möchtet ihr hingegen lieber den Lindalsfallet, die Trollzunge und die alte Wassermühle erreichen, könnt ihr auch unsere Rundwanderung im Uhrzeigersinn (wie beschrieben) beginnen und von dort wieder zurückkehren – das spart ebenfalls viel Zeit gegenüber der kompletten Rundtour. Alle Wasserfälle sind übrigens auch einzeln ausgeschildert, sodass ihr diese unabhängig der Rundwanderung gut finden könnt.
Viel Spaß und liebe Grüße,
Conny und Sirko
Hallo Conny, hallo Sirko
vielen Dank für die tolle Empfehlung. Könnt ihr mir sagen, ob die Vangshaugen-Hütte ganzjährig geöffnet ist. Wir möchten im September dorthin.
liebe Grüsse
Anja
Liebe Anja,
vielen Dank für deine nette Rückmeldung und dein Interesse an unserem Beitrag. Im Prinzip ist die Hütte ganzjährig geöffnet, aber wie recht oft in Norwegen nur in der Sommersaison bewirtschaftet. Vom 1. Oktober bis zum 10. Juni steht die Hütte dann als Schutzhütte zur Selbstbedienung zur Verfügung – es ist dann also kein Hüttenwirt vor Ort und man kann dort also nur übernachten und / oder sich selbst etwas zu essen machen. Dafür benötigt man aber den Schlüssel des DNT (Norwegischer Wanderverein), den man als Mitglied erhält.
Liebe Grüße,
Conny und Sirko