Helleren – und die Zeitreise beginnt
Es ist wirklich sagenhaft, welch ein Gespür und was für Fertigkeiten unsere Vorfahren doch hatten….Sie errichteten viele Bauwerke ohne die Möglichkeiten der heutigen Technik, moderner Technologien, Software und Maschinen – trotzdem überdauern viele dieser Objekte bereits einige Jahrhunderte. Ein wunderbares Beispiel sind die beiden alten Holzhäuser “Helleren” in Norwegen. Unsere Vorfahren waren hier sehr pragmatisch. Sie errichteten ihre Häuser unter einem Felsvorsprung und waren damit optimal vor Wind und Wetter geschützt.
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Das Wohnklima ist dadurch fantastisch und für damalige Verhältnisse waren diese Häuser damit recht privilegiert. Die Felswand war ein perfekter Schutz vor allen möglichen Unbilden. Trotzdem hätten wir ein mulmiges Gefühl und ständig Angst das ein Stück Felsen abbricht.
Helleren bezeichnet eigentlich eine Gesteinsformationen. Ein „heller“, auch als “Felsenhöhle” zu übersetzen, bot Menschen und Tier in der Vergangenheit perfekten Schutz. Die Felsenhöhle am Jøssingfjord (Südnorwegen) ist dabei eine der Größten in Norwegen. Dieser Vorsprung ist knapp 60 Meter lang und etwa 10 Meter tief. (gemessen vom äußersten Rand bis zur Felswand)
Der alte Hof von Helleren
Die Gebäude sind ohne wetterfeste Dächer gebaut, denn heute, wie auch damals schon, werden sie von dem gigantischen Felsvorsprung beschützt. Aufgrund der Architektur kann man die Entstehung der bis heute noch erhaltenen Häuser auf das frühe 19. Jahrhundert datieren. Manche Gebäude könnten sogar noch älter sein.

Helleren war früher ein kleines Gehöft, welches zum Haneberghof gehörte. Man lebte hauptsächlich vom Fischfang und hielt wenig anspruchsvolle Haustiere wie zum Beispiel Schafe. In der Spitze lebten hier wohl bis zu drei Familien zusammen. Dieser außergewöhnliche Hof war anscheinend schon um 1745 eine Sensation, denn Amtmann Bendix de Fine berichtete sogar dem dänischen König von diesem einmaligen Ort. Es war früher sehr schwierig, die Hütten über Land zu erreichen, denn der Tunnel mit der Straße wurde erst 1921 fertiggestellt. Um nicht die steilen Felssteige nutzen zu müssen, war der übliche Weg zum Hof über das Meer und den Jøssingfjord.
1920 ging dann auch der Grund und Boden an die Jøssingfjord Manufacturing Company über. Die Region wurde stärker erschlossen und damit verließen auch die letzten Bewohner den Hof unter dem Felsen.

Wir besuchen die Häuser unter dem Felsen
Als wir dort ankommen sind wir von einem hässlichen Industriegebäude und dessen großen Schotterplatz erst etwas schockiert: Hier sollen historische Häuschen stehen? Tatsächlich zeigt ein Wegweiser genau auf diesen Platz. Als wir uns weiter nähern, können wir die Hütten aus der Ferne bereits erahnen.
Der Anblick der Hütten und des davor liegenden industriell geprägten Platzes wirkt völlig abstrus und die Szenerie passt nicht wirklich zueinander. Aber diese Häuschen sehen so einladend aus und sind noch so gut erhalten, dass wir unbedingt näher herangehen möchten. Wir finden am Parkplatz einen kleinen Weg in die Richtung der alten Häuser und lesen dort, dass die Gebäude das ganze Jahr über für ihre Besucher offen stehen. Unglaublich – wir gehen den kurzen Weg und inspizieren alles genau. Als wir in eines der Gebäude eintreten, fühlen wir uns wie in einer Zeitmaschine. Man spürt und riecht die Geschichte der Häuser und wir können etwas nachempfinden wie die Menschen hier früher gelebt haben müssen. Vielleicht liegt es auch daran, weil noch einige originale Gegenstände dort ausgestellt sind. Ein alter Ofen, ausgetretene Schuhe, Teile von Schüsseln und vieles mehr.

Im Haus lesen wir auf einer Tafel von dem “Dråben” – auf deutsch dem “Tropfen”. Man glaubt es kaum, aber bis zum heutigen Tag steht hinter dem roten Haus direkt unter dem Felsen ein Eimer. In diesem sammelt man seit Jahrhunderten fortwährend Wassertropfen für durstige Reisende. Das Wasser entstammt aus einer Sickerquelle im Felsen. Und tatsächlich: Als wir hinter das Haus schauen, finden wir wirklich diesen Eimer. Natürlich probieren wir gleich davon und sind begeistert. Das Wasser schmeckt fantastisch, denn durch das Felsgestein ist es sehr mineralhaltig. Ihr solltet es unbedingt probieren.
Ein kurzer Spaziergang
Man kann diese Häuser auf einem kurzen Spaziergang vom Parkplatz am Fjord erreichen. Ein Schild an der Straße weist auf die Sehenswürdigkeit “Helleren” hin. Alternativ kann man auf einer der vielen Wanderungen in der Region die Häuser und die Sickerquelle in seiner Planung berücksichtigen oder sogar von hier aus auf die Gipfel der Umgebung aufbrechen. In jedem Fall lohnt sich ein Abstecher in die Vergangenheit von Helleren…
Wir hoffen, das diese historischen Gebäude noch lange erhalten bleiben und seinen Besuchern offen zur Verfügung stehen. Das allerdings setzt voraus, dass auch weiterhin alle mit genau diesem Gedanken die Häuser besichtigen.
Du findest Helleren mit den folgenden Koordinaten: 58.329346, 6.351675
Literaturtipp*
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