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Gastbeitrag Norwegen Highlights

Familientrip in das Vengedalen unterhalb des Litlefjellet (Åndalsnes)

Titelbild_Vengedalen_Norwegen

Eingebettet in die spektakuläre Bergwelt Westnorwegens liegt ein Tal, das nicht nur durch seine atemberaubende Schönheit besticht, sondern auch – typisch für Norwegen – unter zwei Namen bekannt ist. Während auf den meisten Landkarten der Begriff Vengedalen verwendet wird, taucht in anderen Publikationen der Name Venjesdalen auf. Lasst euch davon nicht verwirren: Beide Namen stehen für dieses einzigartige Fleckchen Erde, das Wanderer, Naturliebhaber und Abenteurer gleichermaßen in seinen Bann zieht.

Unser Autor Falk Hickmann hat dieses traumhafte Tal gemeinsam mit seiner Familie auf seiner letzten Norwegenreise erkundet und nimmt euch im folgenden Bericht mit auf einen Abstecher voller unvergesslicher Eindrücke und Erlebnisse.

Den Sommer 2024 verbringen wir wieder einmal in „unserem“ Norwegen. Die Sehnsucht nach dieser facettenreichen Landschaft ist so groß, dass die Antwort auf die Frage „Wohin geht es nächstes Jahr?“ fast immer „Norwegen!“ lautet. Dieses Mal haben wir uns entschieden, Westnorwegen unsere Aufwartung zu machen und die Region um Molde in aller Ruhe zu erkunden.

Unsere Reise beginnt in der Hansestadt Bergen, direkt nach der Ankunft der Fjord Line Fähre. Von dort folgen wir dem Küstenverlauf Richtung Norden bis zur Norwegischen Landschaftsroute Atlantikstraße, um anschließend, etwas abseits der Küste, wieder in den Süden, nach Kristiansand, zu fahren. Die Feinplanung entstand durch Internetrecherchen, Reisebücher und den inspirierenden Austausch mit Conny und Sirko beim Outdoor-Testival in Moritzburg – an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für die herrlichen Momente vor Ort! Schnell wurde uns klar, dass wir nicht alle Wunschziele schaffen können. Aber eine Tour nach Åndalsnes und ins Vengedalen sollte, ja musste es unbedingt sein.

Das Tal der Rauma, gesäumt von den schroffen Wänden des Romsdalshorn, hatten wir schon oft durchquert. Jetzt wollten wir es endlich von oben sehen …

Dichter Nebel und enge Schotterstraßen – auf dem Weg ins Vengedalen

Am Vorabend übernachten wir mit unserem Blåbær am Langfjorden auf dem Campingplatz Mittet. Ein herrlicher Platz, direkt an der Wasserlinie! Wir genießen einen traumhaften Sonnenuntergang, und am nächsten Morgen starten wir bei Sonnenschein mit einem Frühstück vor unserem Kastenwagen. Besser kann ein Tag kaum beginnen.

Dann geht’s los – etwa 50 Kilometer Strecke liegen vor uns. Doch je näher wir dem Romsdalsfjord kommen, desto länger werden unsere Gesichter: Über 200 Metern Höhe hüllt dichter Nebel alles ein. In Isfjorden verlassen wir die Rv64 mit einem kühnen Linksschwung, rollen an einigen Häusern vorbei und folgen den Hinweisschildern Richtung Liabygda und Vengedalen.

Die Straße wird enger, steigt immer weiter in die Berge und führt uns schließlich durch eine automatische Mautstation. Hier oben hat uns der Nebel endgültig gefangen, und wir kämpfen uns mit unserem Kastenwagen langsam höher.

Kurz darauf kommen wir an einem Parkplatz vorbei, vielleicht eine Zahlstelle für die Maut? Oder einfach nur ein Rastplatz? Keine Zeit, darüber nachzudenken, denn die Schotterstraße zieht sich weiter durch die graue Suppe. Plötzlich taucht wieder Asphalt auf, und durch die ersten Nebellücken glitzert Wasser auf der rechten Seite. Rechts und links stehen parkende Autos, die meisten mit norwegischen Kennzeichen. Sind wir jetzt endlich da?

1_Block_Nebel_Andalsnes

Nein, noch nicht! Der Nebel öffnet sich langsam, und mit einem Mal haben wir freie Sicht auf einen Kessel, eingerahmt von spitzen, schroffen Bergkämmen. Die Straße schlängelt sich weiter nach oben, und entlang der Ausbuchtungen und Fjellflächen stehen Autos und zahlreiche Zelte. Heute ist Sonntag, und die Norweger scheinen hier ihr Wochenende verbracht zu haben.

Ankunft im Vengedalen: Schafe, schroffe Berge und noch mehr Nebel

Wir finden einen halbwegs ebenen Platz am Straßenrand, steigen aus und genießen erst einmal die Stille. Der Blick ins graue Nebeltal ist beeindruckend, während über uns bereits der blaue Himmel schimmert. Ringsum ragen die schroffen Berge auf, und ein paar Schafe ziehen gemächlich an uns vorbei.

Nach und nach zieht der Nebel weiter hoch und löst sich auf – das müssen diese berühmten mystischen Momente sein! Einfach unvergesslich beeindruckend.

1_Block_Friluftsliv_Vengedalen

Vor unseren Augen wird das Tal immer sichtbarer, und der Bergsee Venjedalsvatnet unter uns zeigt sich Stück für Stück. Nach einem kurzen Mittagessen sind nur noch einige Nebelschleier ganz unten im Tal zu sehen.

Das Wetter scheint es gut mit uns zu meinen, und so können wir unsere geplante Wanderung auf das Litlefjellet (Link zur Beschreibung von Conny und Sirko) doch noch starten. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass wir von dort oben auch wirklich einen Blick ins Romsdalen haben werden.

Aufstieg aus dem Vengedalen zum Littlefjellet

Also, Wanderschuhe an, Rucksack fürs Picknick gepackt, und los geht’s! Vom Startpunkt im Vengedalen auf etwa 730 Metern über Null geht es erst einmal bergab über die Schotterstraße bis zur Hinweistafel, wo der eigentliche Weg beginnt.

Zunächst schlängelt sich der Pfad langsam an der Bergflanke entlang nach oben, und der Blick in den Talkessel am Romsdalshorn und ins Vengedalen weitet sich schnell.

Schon bald warten die ersten Hindernisse: Mit etwas Klettern und Hilfe der angebrachten Seile lassen sich diese jedoch gut überwinden. Weitere Passagen sind ebenfalls mit Ketten gesichert, was einen soliden Eindruck macht und uns das Vorankommen erleichtert. Der Weg führt über große und kleine Steine den Hang entlang, während die abgestellten Fahrzeuge unten in der Landschaft langsam wie Spielzeugautos wirken.

Am zunehmenden Wind merken wir, dass wir uns dem Ziel nähern. Noch ein kurzer, knackiger Anstieg, und der Weg wird flacher – plötzlich stehen wir oben auf dem Grat, eingerahmt vom gigantischen Romsdalshorn auf der einen und dem Blånebba auf der anderen Seite.

Der Blick ins Romsdalen und auf die gegenüberliegende Trollwand ist einfach grandios. Ein paar kleine Wolken wabern durch das Tal, doch leider hat sich der Himmel inzwischen zugezogen, und die Lichtverhältnisse sind nicht mehr ideal.

Geschafft!! Traumhafte Aussichten vom Litlefjellet

Der Weg führt uns weiter nach rechts direkt zum Litlefjellet, wo wir den beidseitigen Talblick in aller Ruhe genießen. Nach einem Halt am offenbar höchsten Punkt, auf etwa 790 Metern über Null, suchen wir uns einen windgeschützten Platz mit einer perfekten Aussicht ins Tal und gönnen uns unser Matpakke.

Der Blick ins Romsdalen ist schlicht atemberaubend – alles wirkt wie eine Miniatur-Welt tief unter uns. Nach einer langen Pause treten wir den Rückweg hinunter ins Vengedalen zu unserem Blåbær an. Doch bevor wir uns auf den Abstieg machen, tragen wir uns noch ins Turbook ein – soviel Zeit muss sein!

5_Block_Turbook_Vengedalen

Klasse finden wir das oben angebrachte Schild „Turbotur“. Es passt perfekt zum Charakter des Weges hinauf auf den Grat. Das zeigt sich auch daran, dass hier selbst Familien mit Kindern unterwegs sind – auch wenn das eine oder andere Kind beim Festhalten und Hochheben durch Papa sicher „Affenarme“ bekommt.

Besonders beeindruckt uns, dass wir auch sichtbar behinderte Wanderer treffen, die sich an dieser Strecke versuchen. Das verdient großen Respekt. In Sachen Schwierigkeitsgrad würden wir den Weg als moderat einstufen. Trittsicherheit ist an manchen Stellen zwar erforderlich, aber insgesamt ist die Strecke gut machbar.

Und natürlich waren unsere beiden Kumpels Pat und Mat auch mit von der Partie. Die Umgebung des Venjesdalen hat sie so beeindruckt, dass sie unbedingt dabei sein wollten. Zum Glück sind sie weder groß noch schwer und konnten bequem im Rucksack mit nach oben kommen.

Aber wie immer gab es Theater: „Macht mal ein Foto so und so!“, „Nein, dieser Hintergrund gefällt mir nicht!“ Oh Mann! Den beiden etwas recht zu machen, ist echt nicht einfach. Bevor es jedoch ausufert, haben wir Pat und Mat schnell wieder eingefangen und in den Rucksack zurückgesteckt. Schließlich ist ein Abstieg mit den beiden auch kein Zuckerschlecken.

Abstieg und Rückkehr zu unserem Kastenwagen

Der Abstieg erfolgt auf demselben Weg und klappt besser als gedacht. Glücklicherweise ist der Boden trocken, sodass keine große Rutschgefahr besteht. Der Blick auf den Venjedalsvatnet lässt sich bergab sogar besser genießen. Mittlerweile sind auch weniger bunte Punkte – sprich: Zelte und Wanderer – in der Landschaft zu sehen. Die Norweger scheinen langsam ihr Wochenende hier oben zu beenden.

Am Hinweisschild zurückgekehrt, fällt uns auf, dass die Kuschelgiraffe, die wir schon zu Beginn der Tour auf einer Bank gesehen hatten, immer noch dort liegt – einsam und verlassen. Wir hoffen, dass jemand sie später erlöst und mitnimmt. Das letzte Stück führt uns über die Straße zurück zu unserem Kastenwagen, der nun alleine am Straßenrand steht. Die anderen Fahrzeuge sind bereits abgefahren.

Wir machen uns fahrbereit und suchen für den Nachmittagskaffee eine andere Stelle mit Blick auf den Venjedalsvatnet. Ursprünglich hatten wir geplant, hier die Nacht zu verbringen, doch die mangelnde Netzabdeckung in diesem Talkessel macht es uns unmöglich, die Planung für den nächsten Tag zu erledigen. Also fahren wir weiter talwärts.

Dabei werden einige Hütten sichtbar, die in der Nähe des Parkplatzes am Bezahlautomaten in der Landschaft verteilt sind. Jetzt wird uns auch klar, welchen Zweck dieser Parkplatz neben der Mautstelle hat – am Vormittag war im dichten Nebel davon nichts zu erkennen. Wir lassen zunächst ein paar Einheimische vorbeifahren, damit sie ungestört ihre Heimreise antreten können.

Information zur Maut im Vengedalen

Anders als bei der generellen Maut in Norwegen, sind im Vengedalen direkt Gebühren für die Nutzung der privaten Wege zu entrichten. Diese Abgabe für die Fahrt durch das Vengedalen kann entweder direkt am Bezahlautomaten entrichtet oder innerhalb von 48 Stunden nach der Durchfahrt online unter www.passpay.no bezahlt werden. Einfach das Kennzeichen (ohne Leerzeichen und Striche) eingeben und die Zahlung bequem mit Kreditkarte erledigen.

Unten im Tal finden wir schließlich einen Schlafplatz am Fluss Isa. Hier verbringen wir den Rest des Tages bei einsetzendem Regen. Der Fluss rauscht gleichmäßig vor sich hin, und wir genießen eine ungestörte Nachtruhe in unserem Blåbær.

Rückblick auf unseren Abstecher in das herrliche Tal

Die Wanderung zum Litlefjellet können wir uneingeschränkt empfehlen. Eine kurze, aber lohnende Route, die sowohl Anfängern als auch erfahrenen Wanderern ein tolles Erlebnis bietet. Dennoch gilt: Die Wahl der richtigen Kleidung und die Beobachtung des Wetters sind essenziell. Lieber etwas mehr im Rucksack haben, als am Ende vom Wetter überrascht zu werden.

Für ambitionierte Wanderer gibt es zudem Möglichkeiten, die Tour zu verlängern. Über den Grat führen Wege Richtung Romsdalseggen und Nesaksla. Wer hingegen das Romsdalshorn bezwingen möchte, sollte sich bewusst sein, dass dies nur für geübte Alpinisten mit entsprechender Ausrüstung machbar ist.

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Autor / Autoren:

Autorenbild Falk Hickmann

Falk Hickmann

Mit dem berühmten Norwegen-Virus wurden wir durch meine Tante und meinen Onkel infiziert. Sie waren durch ihre Arbeit viel in Skandinavien unterwegs und die Berichte von ihnen enthielten die kleinen Viren.
Ausgebrochen ist er dann 2003 bei unserem Urlaub auf der Insel Varaldsøy und wir müssen gestehen, er ist nicht heilbar. Daher waren und sind wir oft und gern in diesem tollen Land unterwegs. Beeindruckt von der Landschaft sowie der Mentalität der Norweger kehren wir immer wieder zurück und wenn Norwegen an Bord einer Fähre in Sicht gerät, erfüllt uns ein Gefühl von Zufriedenheit und Geborgenheit, so, als wenn man wieder nach Hause kommt.
Einige dieser schönsten Erlebnisse und Eindrücke möchten wir mit euch gern im Nordlandblog teilen.

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