Fotokurs Gastbeitrag

Polarlichter: Wissenswertes über die Lichter des Nordens

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Viele Menschen träumen davon, einmal Polarlichter zu sehen oder sie sogar zu fotografieren. Dabei gilt es jedoch, einige Parameter zu betrachten und – viel wichtiger – sich zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu begeben. Das Internet ist voll von großartigen Bildern dieses Phänomens, doch wie kann ich selbst diese mystische Lichtershow erleben?

Zunächst einmal etwas, was ich für extrem wichtig halte und was ich meinen Gästen auf unseren Fotoreisen immer im Vorfeld sage: Die Polarlichter nehmen wir mit unseren Augen NIE so bunt bzw. leuchtend grün oder violett wahr, wie es eine Kamera vermag. Das liegt zum einen an den rein physikalischen Eigenschaften unserer Augen, die nicht in der Lage sind, eine Art Langzeitbelichtung durchzuführen, zum anderen an der sehr unterschiedlichen Wahrnehmung eines jeden Einzelnen. Polarlichter sind also in der Realität deutlich blasser, jedoch nicht weniger beeindruckend – und sie machen süchtig.

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Wann und wo lassen sich die Polarlichter beobachten?

Nun stellt sich jedoch zwangsläufig auch die Frage, wo und zu welcher Jahreszeit man sich auf die Jagd nach den magischen Lichtern begeben sollte. Davon ausgehend, dass wir uns um die Sichtung von Nord- und nicht von Südlichtern bemühen wollen (die gibt es nämlich auch und heißen auf der Südhalbkugel Aurora australis) bleibt eine ganz bestimmte Region, die wir zur Suche aufsuchen sollten.

Aufgrund bestimmter physikalischer Gesetzmäßigkeiten treten diese Phänomene meist in den polaren Regionen etwa ab 65° nördlicher Breite auf. Man spricht hier von einem sogenannten Oval in dem die Polarlichter immer wieder zu sehen sind. Besonders gute Orte zur Beobachtung befinden sich somit in der Umgebung von Tromsø, auf den Lofoten und Vesterålen und natürlich im nördlichen Schweden und Finnland. Das sind selbstverständlich nur Vorschläge – je nach Intensität kann sich so etwas auch deutlich weiter Richtung Süden verlagern.

Jahreszeitlich gibt es hier einen ganz einfachen Faktor zu berücksichtigen: Es sollte dunkel genug sein. Somit fallen die Monate der Mitternachtssonne schon einmal weg. Aus meinen langjährigen Erfahrungen kann ich sagen, dass ungefähr ab Anfang September bis ca. Mitte April die Bedingungen zur Polarlicht-Fotografie am besten sind. Jeweils in den genannten Randzeiten muss man jedoch schon großes Glück haben, damit die Lichter gerade passend in den doch recht kurzen Nächten dann auftreten, wenn völlige Dunkelheit herrscht. Ich veranstalte meine Touren in der Regel von Ende September bis Ende Oktober und von Januar bis Ende März.

Wie entstehen eigentlich Polarlichter?

Nun haben wir die Möglichkeiten beleuchtet, wann und wo man diese Erscheinungen am besten sehen bzw. Fotografieren kann, aber was sind denn nun eigentlich Nord- bzw. Polarlichter?

Auf der Sonne finden also so genannte CMEs statt (coronal mass ejection – wie es die Astrologen nennen). Dabei wird von der Sonne während einer Eruption eine große Menge von Materie ausgestoßen, die mit Geschwindigkeiten von rund 500 bis 800 km/Sek. ins All geschleudert wird. Viele dieser Eruptionen kollidieren nicht mit der Erde. Stimmt jedoch die Richtung, treffen die Teilchenströme das Erdmagnetfeld und es kommt durch die Ablenkung an den magnetischen Polen zum Phänomen Polarlicht.

Zur vertiefenden Erklärung:

Die Sonne durchläuft in der Regel einen etwa elfjährigen Zyklus, bei dem die Aktivität im so genannten solaren Maximum ihren Höhepunkt erreicht. Das letzte Maximum war 2013/2014, so dass wir uns inzwischen in einer Phase mit theoretisch geringer Aktivität befinden. Zurzeit befinden wir uns wieder im aufsteigenden Bereich der Aktivitäts-Kurve und können uns auf ein Maximum in den kommenden Jahren freuen.Die größten Chancen, Polarlichter zu sehen, hat man in einem Oval um den Pol bei rund 66° bis 70° nördlicher oder südlicher Breite. Die Lofoten und auch die Stadt Tromsø befinden sich genau in diesem Bereich. In seltenen Fällen kann man Polarlichter auch bis Süddeutschland sehen. Das Polarlichtspektakel kann am besten bei wolkenfreiem Himmel ohne städtische Lichtverschmutzung beobachtet werden.

Nordlichter-über-der-Kirche-Sildpollnes-auf-den-Lofoten

Wenn in rund 100 Kilometer Höhe die Sauerstoffatome durch die Sonnenteilchen angeregt werden und auf andere Teilchen treffen, entsteht die typische grüne Farbe. Bleibt diese Kollision aus, leuchten die Sauerstoffatome rötlich. Das geschieht allerdings hauptsächlich in der dünneren Atmosphäre in etwa 200 Kilometer Höhe. In seltenen Fällen kommen auch Stickstoffatome mit ins Spiel, die sogar violettes bis blaues Licht entstehen lassen. Wegen der hohen Konzentration von Sauerstoff werden grüne Polarlichter am häufigsten beobachtet.

Unbändige Vorfreude auf die Polarlichter in der nächsten Nacht

Es sind diese speziellen Momente der Vorfreude, wenn man im hohen Norden ist und sich auf die Nächte vorbereitet, um Polarlichter zu fotografieren. Allerdings richtig planbar ist nur die eigene Ausrüstung, alle anderen Faktoren liefern Wetter sowie die Sonnenaktivität und man ist ihnen leider ausgeliefert.

Im nächsten Teil dieser Beitragsreihe zur Nordlicht-Fotografie möchte ich gerne anhand meiner persönlichen Erfahrungen erklären, wie sich die Chancen für gute Polarlichtfotos maximieren lassen. Dann werden wir einsteigen in die Auswahl der richtigen Spots sowie in technische Details zu den besten Kameraeinstellungen, guten Stativen und Kugelköpfen bis hin zu Tipps für die richtige Belichtung und natürlich die wichtigen Apps zur Polarlicht-Vorhersage.

Polarlichter-auf-den-Vesteralen

© Bilder dieses Beitrages: Oliver Schwenn (Arctic Pictures)

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Autor / Autoren:

Oliver Schwenn

Die Fotografie übte schon als Kind eine Faszination auf mich aus.
Dabei war es immer ein Traum die magischen Nordlichter einmal live zu erleben und zu fotografieren.
Mittlerweile ist die Jagd auf diese Erscheinungen zu einer Passion geworden. Nicht selten trifft man mich bei nächtelangen Fototripps sowohl zur Mitternachtssonne als auch zur Zeit der Polarnacht. Eine besondere Freude ist es für mich, diese traumhaften Landschaften mit den Teilnehmern meiner Fotoreisen erleben zu können...

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