Im Rago Nationalpark offenbart sich am Ziel einer unvergesslichen Tageswanderung eine fast mythisch anmutende Szenerie: Über den gewaltigen, 223 Meter hohen Litlverivassforsen stürzen die Wassermassen des Bergsees Litlverivatnet ohrenbetäubend in die Tiefe und bahnen sich dort, im engen Storskogdalen, ihren weiteren Weg zum Meer.
Nordöstlich von Bodø, angrenzend an die schwedischen Nationalparks Padjelanta, Sarek und Stora Sjöfallet markiert der Rago Nationalpark den norwegischen Zugang zur vielleicht letzten großen Wildnis Europas. Eine unberührte und urwüchsige Landschaft aus Wäldern, Gletschern, Felsen, Schluchten und Gebirgsflüssen – eine raue Welt ungestümer Natur und somit ein Traumziel für Outdoor-Enthusiasten, die in diesem Gelände teils wochenlang unterwegs sind.
Anfahrt zur Litlverivassforsen Wanderung im Rago Nationalpark
Sobald man nördlich von Bodø zwischen Fauske und Narvik, auf Höhe des Jernbanetunnel am Wegweiser Rago Nasjonalpark, die Europastraße E6 verlässt und auf den Laksholveien abbiegt, erreicht man in dessen Verlauf zwei ausgewiesene Parkplätze.



Beide dienen als Ausgangspunkte für zahlreiche Wanderungen im Rago Nationalpark und ermöglichen zugleich verschiedene Optionen der populären Tour zum Litlverivassforsen. Die direkte, nachfolgend beschriebene Tageswanderung zum Wasserfall beginnt am ersten Parkplatz Litjsand, der unmittelbar an der Uferlinie des Nordfjordelva liegt. Neben den Parkflächen gibt es eine Feuerstelle und eine Tafel mit weiteren Informationen zum Rago Nationalpark sowie zur Wanderung.

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Die Wanderung zum Wasserfall Litlverivassforsen
Direkt gegenüber dieses Areals findet man den Einstieg zur Litlverivassforsen-Wanderung. Ein markierter Waldweg führt über einen schweißtreibenden Anstieg zügig auf eine Höhe von 400 Metern und im weiteren Verlauf auf ein weitläufiges Hochplateau.



Spätestens jetzt hat übermannt einen das Gefühl, der Zivilisation entflohen zu sein. Zudem ist hier, nach dem stetigen Anstieg, erst einmal Verschnaufen angesagt. Dabei lassen wir den Blick über die Weite der Landschaft schweifen, während sich die wahren Dimension des Rago Nationalparks nur irgendwo in der erahnen lässt.
Wir treffen einen Jäger, der uns darauf hinweist, dass die diesjährige Jagdsaison auf Elche eröffnet ist. Bei der Ankunft auf dem Parkplatz hatten wir bereits ein entsprechendes Hinweisschild bemerkt und tragen daher zu unserem eigenen Schutz signalfarbene Warnwesten.


Im weiteren Verlauf des Weges durchqueren wir auf der Hochebene – teilweise auf Holzbohlen – hügeliges Terrain sowie ein Hochmoor und einige, teils morastige Senken. Die anschließenden Passagen werden felsiger und zum Überwinden einiger besonders großer Felsbrocken stehen zumindest punktuell Seile, Leitern und Steintreppen zur Verfügung. Das macht die Wanderung sehr abwechslungsreich und verstärkt zunehmend das Gefühl in der vielleicht letzten Wildnis Europas unterwegs zu sein. Immerhin gehört der seit 1971 geschützte Rago Nationalpark zu den ältesten und somit ursprünglichsten Landschaften Norwegens.



Schier unberührte Natur im Rago Nationalpark
Die Wanderung ist ein absoluter Hochgenuss. Noch bevor der Wasserfall in Sichtweite kommt, kann man bereits in das tief eingeschnittene Storskogdalen hinunter blicken. Dort mäandert der Fluss Storskogelva mit seiner unwirklich türkisgrünen Farbe – eine faszinierende Ansicht, die den Betrachter wohl zunächst an einen Regenwald erinnert. Es ist von diesen Aussichtspunkten nicht mehr weit bis zum Ziel. Eine letzte Passage entlang des Bergmassivs Grisryggen muss noch überwunden werden, bevor man endlich freie Sicht auf das gigantische Panorama am Litlverivatnet erhält.

Am Ziel der Wanderung zum Litlverivassforsen
Aus dem Bergsee stürzen die Wassermassen 223 Meter in die Tiefe, um dort im Tal in den Flusslauf des Storskogelva zu münden. An diesem Ort hat die Natur ihre ganze Kraft entfaltet, wodurch Wanderer zweifellos in ehrfürchtiges Staunen versetzt werden.

Um diese Szenerie perfekt festzuhalten, sollte man bereits einige Meter vor dem Wasserfall und der Hängebrücke – noch vor der letzten Passage über den Grisryggen – einen ausgiebigen Fotostopp einlegen.

Nun hat man die Wahl, ob man die gleiche Route zurückgeht oder über die Hängebrücke seinen Weg fortsetzt und die Tour so zu einer längeren Rundwanderung kombiniert. Wer diese, in Summe 20 Kilometer lange Wegstrecke nicht an einem Tag zurücklegen möchte, kann sogar im Rago Nationalpark übernachten. Dafür steht Wanderern die einfache Schutzhütte Storskogvasshytta mit vier Schlafplätzen kostenlos zur Verfügung. Im Bootshaus neben der Hütte kann man sich ein Boot ausleihen und eine Tour über den benachbarten See unternehmen.
Zur Sicherheit sollte man aber dennoch ein Zelt dabei haben, falls die kleine Hütte bereits belegt ist. Es bieten sich um den See fantastische Plätze, um ein Zelt aufzuschlagen. An der Hütte findet man sogar Brennholz für ein Lagerfeuer – paradiesische Voraussetzungen für eine unvergessliche Nacht im Rago Nationalpark.
Allerdings sollte man im Nationalpark kein totes Holz als Feuerholz verwenden, da in den Kiefernwäldern um den See bis zu 20 rotgelistete Arten von Pilzen identifiziert wurden. Deren Lebensraum ist ebenfalls geschützt.

Fazit dieser Tour im Rago Nationalpark zum Litlverivassforsen
Die absolute Stille im Nationalpark und die einmalige Natur inmitten dieser ursprünglichen Bergwelt sind ein absoluter Genuss für die Sinne. Daher ist die längere Rundwanderung mit einer Übernachtung im Nationalpark nun auf unserer To-Do Liste gelandet, denn hier, in dieser Wildnis, kann man die einzigartige Nähe zur Natur förmlich spüren.
Egal für welche Variante der Tour man sich entscheidet – ein Ausflug in den Rago Nationalpark ist zugleich abwechslungsreich und herausfordernd, also ein absolutes Muss für alle Naturliebhaber.
Karte, Fakten und GPX Daten der Wanderung zum Litlverivassforsen
- Hier findest du eine Übersicht zu den Einstufungen und Kriterien der Schwierigkeitsgrade in Norwegen.
- Bei Nässe ist auf den steinigen Abschnitten Vorsicht geboten, denn die Felsen sind dann zumeist extrem glatt und an einigen ausgesetzten Stellen nicht ganz ungefährlich.
- Wohnmobil-Stellplatz in der Nähe: Øyra Camping – Campen “mitten” im Fjord.
- Am Ziel gibt es keine Sicherung und das Gelände ist sehr abschüssig.
- Erst am Ziel besteht wieder die Möglichkeit, frisches Trinkwasser aufzunehmen.

Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
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