Wohnmobil | Kastenwagen

Wohnmobil Tipps: LiFePO Akkus reaktivieren

Titelbild Kastenwagen Wohnmobil Tipps LiFePO Akkus aktivieren

Leider kein Einzelfall: LiFePO Akkus nach längerer Pause ohne Funktion

Wer kennt das nicht….? Ihr holt nach einer längeren Zeit euer Wohnmobil oder das Boot aus dem Winterquartier und bemerkt, dass die Spannungsversorgung an Bord nicht mehr funktioniert. Kein Wunder. Die zumeist recht empfindlichen LiFePO Akkus wurden in dieser Zeit nicht richtig geladen, eingelagert oder eben regelmäßig genutzt. Daher wurden sie zumeist, zum Schutz der empfindlichen Zellen, vom internen Batteriemanagement-System (kurz BMS genannt) in ihren ursprünglichen Speicherzustand zum Zeitpunkt der Auslieferung, also eine Art “Tiefschlaf”, versetzt. Ihr müsstet also eure LiFePO Akkus nunmehr neu aktivieren, quasi wieder zum Leben erwecken.

Jetzt beginnt ein Teufelskreis, denn genau dieses BMS verhindert in der Regel auch eine erneute Aktivierung der meisten LiFePO Akkus durch einen einfachen Reset und / oder den simplen Anschluss eines Ladegerätes. Meistens hat das BMS eben aufgrund einer Unterspannung in den LiFePO Akkus (in der Regel < 9 Volt) abgeschaltet. Daher muss bzw. könnte das BMS mitunter durch den Anschluss eines Ladegerätes freigegeben werden. Dieses muss bereits beim Anschluss an die inaktive Batterie eine Ausgangsspannung liefern, was bei vielen modernen Systemen und Lade-Boostern mit hohem Ladestrom nicht der Fall ist, da sie einen geschalteten Ladeausgang haben, der aber aufgrund unserer deaktivierten Akkus nicht angesprochen wird. Also stehen wir zumeist wieder am Anfang.

Die LiFePO Akkus können in der Regel nun nur noch von einer Fachwerkstatt des Herstellers, deiner Wohnmobil-Ausbaufirma oder anderen Experten wieder aktiviert und in Betrieb genommen werden. Das ist im Zweifelsfall nicht nur aufwändig, sondern unter Umständen auch noch relativ teuer und zeitlich nicht immer machbar.

Dometic eStore Kastenwagen Wohnmobil Tipps LiFePO Akkus aktivieren

Hilfe zur Selbsthilfe: Die LiFePO Akkus selbst wieder aktivieren

Als wir das letzte Mal unseren Kastenwagen Independent von CS Reisemobile aus dem Winterquartier holten, standen wir genau vor diesem Dilemma. Unsere Wohnmobil-Reise ans Nordkap stand kurz bevor und die Stromversorgung für den Wohnbereich ließ sich nicht aktivieren. Ein kurzer Blick auf die Kontroll-LED der LiFePO Akkus in der Heckgarage. Diese blinkte nicht einmal mehr rot, um einen Fehler zu signalisieren. Das sah nach einem größeren Problem aus. Nach einigen Telefonaten mit unserer Ausbaufirma CS Reisemobile in Norddeutschland waren wir schlauer und auch in der Lage, uns in dem speziellen Fall wohl selbst zu helfen.

Unsere Vorgehensweise und die einzelnen Schritte, um die Akkus wieder zu aktivieren, haben wir für euch nachfolgend dokumentiert. Zuvor möchten wir aber darauf hinweisen, dass bei Arbeiten an den Akkus erhebliche Gefahren bestehen. Vor diesen wird auch in der Bedienungsanleitung (LINK zum PDF) ausdrücklich gewarnt!! Zudem verliert ihr in der Regel etwaige Gewährleistungs- oder Garantieansprüche. Beachtet daher alle relevanten Warnungen und Herstellerhinweise im Internet oder aus euren Unterlagen. Wir übernehmen keinerlei Garantie oder Verantwortung dafür, falls durch eure Arbeiten an den Akkus bzw. die nachfolgend beschriebenen Schritte ein Schaden verursacht wird. Insofern führt ihr alle Tätigkeiten auf eigene Verantwortung und Risiken aus.

Mögliche Vorgehensweise zur Aktivierung der LiFePO Akkus aus dem Speicherzustand

Benötigte Zeit: 1 Stunde

Anleitung zur Aktivierung der LiFePO Akkus im Wohnmobil nach einer zu tiefen Entladung

  1. Überprüfung des Zustandes der LiFePO Akkus

    Gibt es nach einer längeren Ruhezeit, zum Beispiel nach der Winterpause, Probleme mit der Stromversorgung im Wohnmobil oder auf dem Boot, sollte man zunächst den aktuellen Betriebszustand der Akkus prüfen. In unserem Fall befinden sich zwei parallel genutzte LiFePO Akkus (Master und Slave) hinter einer Holzabdeckung in der Heckgarage. Der vorne liegende, gut zugängliche Akku ist dabei als Master (Meister) konfiguriert und steuert somit über ein Verbindungskabel den dahinter liegenden, zweiten Akku, den Slave (Sklaven). Insofern ist es ausreichend, irgendwelche Kontrollen oder Bedienungen am vorn liegenden Master durchzuführen.

    Wenn die LED für das Akku-System (roter Pfeil) gar nicht mehr oder in Einzelfällen eventuell nur noch rot blinkt und ein wiederholter Versuch den Hauptschalter zu schließen (grüner Taster) keinen Erfolg bringt, wurden die Akkus vom eigenen Batterie-Management-System zum Schutz in den ursprünglichen Lagerzustand versetzt.

    Deaktivierter Dometic eStore ohne LED Kastenwagen Wohnmobil Tipps LiFePO Akkus aktivieren

  2. RESET an den LiFePO Akkus durchführen / Demontage der Akkus

    Bevor wir die Akkus ausbauen, um sie zu demontieren, bleibt noch eine weitere Möglichkeit, die in einzelnen Konstellationen auch bereits zum Erfolg führen kann, zumindest wenn der Ladezustand noch nicht allzu kritisch ist. Dazu nimmt man sich einen länglichen Gegenstand aus einem nichtleitenden (!!) Material, zum Beispiel einen Zahnstocher aus Holz oder einen kleinen Spieß aus Kunststoff, und betätigt damit ganz VORSICHTIG den versteckten RESET Taster, der sich quasi fast unzugänglich unter der Öffnung der LED (roter Pfeil) befindet. Dort erkennt man beim genauen Hinsehen den grauen Mikrotaster, den man mit dem gewählten Gegenstand kurz betätigt. Damit ist das RESET durchgeführt.

    Sollten eure Akkus danach wieder Lebenszeichen zeigen, habt ihr Glück gehabt. Ansonsten müsstet ihr eure Akkus jetzt vorsichtig ausbauen, um die verborgenen Ladepunkte unter dem aufgesetzten Deckel freizulegen. Bevor ihr gegebenenfalls das Verbindungskabel zwischen dem Master-Akku und dem Slave-Akku entfertn, solltet ihr euch eine Notiz machen oder eine Markierung anbringen, um später wieder alles richtig zu verbinden. Dann öffnet ihr den Schnellverschluss der Polabdeckung (grüner Pfeil) mit einem Schraubendreher oder Kugelschreiber (mehr dazu in der Bedienungsanleitung). Nun könnt ihr die Schrauben an den Polklemmen (gelber Pfeil) lösen und die Stromkabel entfernen.

    RESET Taster und Polklemme Dometic eStore Kastenwagen Wohnmobil Tipps LiFePO Akkus aktivieren

  3. Die Ladepunkte unter dem Batterie-Management-System freilegen

    Jetzt kommt der eigentliche Kniff: Letzten Endes habt ihr die Akkus zwischenzeitlich ausgebaut und könntet sie augenscheinlich über die zugänglichen Polklemmen laden. In diesem Zustand geht das aber bereits nicht mehr, da das eigene Batterie-Management-System das eben verhindert. Daher müssen wir direkt an die verborgenen Ladepunkte der Zellen und somit quasi das Batterie-Management-System umgehen. Dazu muss man wissen, dass unter den Aufklebern der Akkus noch entsprechende Schrauben versteckt und quasi auch versiegelt sind. So fühlt man, wo sich diese Schrauben in etwa befinden und / oder löst vorsichtig die Aufkleber, um die Schrauben zu lockern und schließlich den Deckel zu entfernen.

    Wir lösen zunächst einen der Aufkleber und anschließend die darunter liegende Schraube:

    Montage Demontage BMS Abdeckung Kastenwagen Wohnmobil Tipps LiFePO Akkus aktivieren

  4. Lösen der zweiten Schraube

    Anschließend lösen wir die zweite Schraube unter dem anderen Siegel / Aufkleber, um danach den kompletten Deckel abnehmen zu können.

    Schraube BMS Abdeckung Kastenwagen Wohnmobil Tipps LiFePO Akkus aktivieren

  5. Ladepunkte der Akkus freilegen

    Nachdem beide Schrauben gelöst sind und der Deckel vom LiFePO Akku abgenommen werden konnte, hat man einen freien Zugang zu den beiden direkten Stromanschlüssen / Ladepunkten (rote Pfeile) der Batteriezellen.

    Somit gibt es nun auch eine Chance, zunächst mit einem einfachen Messgerät die vorhandene Spannung der eigentlichen Akkuzellen zu messen, um zu erkennen, wie weit diese entladen sind. Liegt hier noch eine ausreichende Spannung an und sind die Zellen nicht komplett tiefentladen, kann man nun die Akkus direkt an den beiden markierten Polen laden.

    Akkus ohne Abdeckung Kastenwagen Wohnmobil Tipps LiFePO Akkus aktivieren

  6. Laden der LiFePO Akkus ohne Batterie-Management-System

    Nachdem ihr beide Akkus soweit demontiert und die jeweiligen Ladepunkte freigelegt habt, könnt ihr diese ungefähr 15 Minuten und nicht länger (!!) mit eurem an Bord befindlichen Ladegerät aufladen. Dazu muss euer Wohnmobil oder Boot idealerweise an Landstrom angeschlossen sein. Eventuell reicht auch ein laufender Motor – das haben wir aber nicht probiert. Wir haben die Akkus nacheinander geladen, indem wir das Massekabel (- / schwarz) an den Minuspol des Akkus geschraubt und das Pluskabel (+ / rot) an den entsprechenden Ladepunkt (Pluspol) gehalten haben. Geht natürlich auch eleganter mit einer Klemme – war aber in unserem Fall okay.

    Bitte beachtet in jedem Fall die richtige Zuordnung der Kabelfarben zu den beiden Polen – Plus und Minus. Dort, wo man auf dem Akku deutlich die Sicherung erkennt, ist der Ladepunkt für den Pluspol und dort muss das rote Kabel zum Laden befestigt werden (siehe auch unser Bild):

    Laden der Akkus Kastenwagen Wohnmobil Tipps LiFePO Akkus aktivieren

  7. Test und provisorische Montage

    Nachdem beide LiFePO Akkus jeweils etwa 15 Minuten auf diese Weise geladen wurden, haben wir das System außerhalb des Einbauschachtes provisorisch montiert und verbunden. Dadurch konnten wir überprüfen, ob wir unsere Akkus nunmehr wieder in Betrieb nehmen und auf regulärem Weg weiter laden können. Nachdem wir noch einmal vorsichtig den versteckten RESET Taster betätigt haben (siehe Schritt 2), konnten wir den Hauptschalter mithilfe des grünen Tasters an der Akku-Vorderseite schließen und das System wieder in Betrieb nehmen.

LiFePO Akkus aktivieren – unser Fazit

Wir haben auf diese Weise alleine unsere LiFePO Akkus aktivieren können. Somit haben wir uns viel Zeit, Geld als auch Aufwand erspart und konnten planmäßig unsere Reise beginnen. Im Nachhinein haben wir zur Sicherheit unsere Akkus irgendwann am Diagnosegerät von CS Reisemobile überprüfen und die Daten auslesen lassen. Dabei gab es keine Auffälligkeiten und alle Werte waren bzw. sind im Bereich der vorgegebenen Parameter.

Insofern hoffen wir, dass unsere Anleitung für euch eine Hilfestellung zur schnellen Selbsthilfe ist und ihr im Notfall darauf zurückgreifen könnt. Solltet ihr Fragen oder Ergänzungen oder zusätzliche Tipps für unsere Leser haben freuen wir uns über eure Kommentare unter diesem Beitrag.

Newsletter Form (#6)

NORDLANDBLOG NEWSLETTER

email_newsletter

Abonniere unseren kostenlosen Newsletter und erhalte maximal einmal monatlich aktuelle News, exklusive Inhalte sowie hilfreiche Informationen und inspirierende Geschichten aus dem Norden. Perfekt für alle, die den Norden lieben – und alles Wichtige im Blick behalten wollen.

Mit deiner Anmeldung willigst du in den Erhalt des Nordlandblog Newsletters ein, der jederzeit mit einem Klick wieder abbestellt werden kann. Informationen zur Datenverarbeitung findest du in unserer Datenschutzerklärung.

Autor / Autoren:

Conny & Sirko

... schreiben sich hier ihr ewig währendes Fernweh nach dem Norden Europas von der Seele - wenn sie nicht gerade mit ihrem Wohnmobil durch die atemberaubenden Landschaften Nordeuropas reisen, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit euch in ihrem Nordlandblog zu teilen. Besucht uns gern im Bereich "ÜBER UNS" :)

1 Kommentar

Klicke hier für dein Feedback, deinen Kommentar oder deine Frage

  • Hallo Ihr beiden,
    Internet ist Segen und Fluch gleichzeitig. Ich habe mich so über mich geärgert, das trotz Kontrolle mir der gleicher Fehler widerfahren ist wie bei Euch. Glücklich war ich, als ich die gute Beschreibung für den gleichen Fehler im gleichen Auto gefunden zu haben 😉
    Danke, Ihr habt Euch einen schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in neue Jahr 2024 verdient……
    Herzliche Grüße aus Oberhausen
    Rudi

Erhältlich im Shop

Norwegens Norden Cover

NEU im Shop: Unser Taschenbuch
“NORWEGENS NORDEN – KYSTRIKSVEIEN & HELGELAND”
50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade


 

Cover vom Buch 4 Jahreszeiten Camping in Skandinavien

Unser Taschenbuch
“4 JAHRESZEITEN CAMPING IN SKANDINAVIEN”
mit 8 Routenempfehlungen aus Nordeuropa.

Camping

Über 200 Stellplätze in Norwegen

Nortrip-Guide

Über 300 Stellplätze in Dänemark

Werbekachel-Pintrip

Unterstützung

Porträt Conny und Sirko Helgelandskysten Norwegen Hestmannen Gipfel Wanderung
Vielen Dank!!
Mithilfe deiner Unterstützung können wir weiterhin unabhängig recherchieren, unsere Inhalte stetig erweitern und aktualisieren sowie nahezu werbefrei anbieten.
 

Magazine abonnieren

 

Titelbild-Nordis-Magazin-5-24NORR-Cover-1-2024

 

Wir sind dabei

Outdoor-Blogger Codex