Norwegen Wanderungen

Wandern in Nordhordland -Tour in das Hestedalen sowie Stegane im Stordalen

Von Bergen ins Strilalandet (Nordhordland)

Die Stadt Bergen ist eines der beliebtesten Reiseziele der Norwegenfahrer. Egal ob im Auto, mit dem Motorrad, dem Wohnwagen, dem Wohnmobil oder als Cruise-Touristen; wenn man in den Sommermonaten in Bergen unterwegs ist, hört man in den Straßen oft unsere Landessprache. Bergen ist Anlaufpunkt und Startziel für viele, die das norwegische Vestlandet erfahren möchten. Von hier gehen die Schnellboote hinaus in die Schärenwelt, zum Hardanger- und Sognefjord. Die Bergensbahn beginnt oder endet hier, je nachdem wie man anreist. Und die reichhaltige, auch teils stark deutsch geprägte Geschichte der Stadt, läßt viele neugierig werden.

Doch außerhalb Bergens liegt noch viel mehr zu entdecken. Auf eine kleine Entdeckungsreise in das Nordhordland, also die Regionen nördlich von Bergen, möchte ich Euch in dieser Beitragsreihe entführen.

#1 Expedition Landsvik – Hestedalen

Carpe diem oder: Genieße (nutze) den Tag! Diese lateinische Weisheit des römischen Dichters Horaz ist zweifelsohne umlegbar auf viele Facetten des Lebens. In Norwegen, vor allem im ausgehenden Winter, wenn das Wetter besser wird und Stürme und Schnee fast vergessen sind, bekommt die Aussage aber noch mehr Würze.

Als ich am vergangenen Wochenende, zum späten Freitagabend, die Wettervorhersage prüfte, versprach selbige eine Menge Freude. Nun ist die Wettervorhersage im westlichen Norwegen mehr eine Sage als ein feststehendes Faktum, weshalb ich auch beschloss das offensichtlich gute Wochenende so aktiv wie möglich zu nutzen.

Zum Sonnabend ging es bereits zeitig los. Zwei norwegische Freunde hatten eine kleine ”Expedition” geplant, zu welcher ich eingeladen wurde. Wir wollten einige alte Pfade quer über die Insel Holsnøy begehen und dabei neu zum Leben erwecken und markieren. Wenngleich die Wanderwege hier recht gut gekennzeichnet sind, gibt es doch alte Pfade aus vergangenen Jahrzehnten, welche nur noch selten begangen werden. Da wollten wir ansetzen.

Ein Ausläufer des Storavatn

Eine alte Karte half beim Finden des Startpunktes. Selbiger war nicht ausgeschildert, aber schon nach wenigen Minuten fanden wir den Pfad und folgten ihm in Richtung Storavatnet, dem größten See der Insel. Vorbei an alten Mauern, fanden wir etliche verwilderte ausgetretene Pfade aus vergangenen Zeiten, welche sich aber kaum in die bestehende Struktur der Wanderwege einfügen ließen. Allzuviel hatte sich verändert, denn die Nutzung der Seen als Trinkwasserreservoire brachte in den letzten Jahren etliche Baggerarbeiten mit sich. Die dadurch verursachten Eingriffe in der Natur sieht man zwar längst nicht mehr, jedoch endeten etliche der alten Pfade im Nichts, was wir uns letztlich nur mit diesen Umgrabungen erklären konnten. Am Ende beließen wir es auf sich und gingen zum Kvernavatnet, einem kleineren See unterhalb des Gaustadfjelles, um eine längere Rast einzulegen und einige Würstchen zu grillen.

Am Kvernavatn unterhalb des Gaustadfjell

Das Wetter verwöhnte uns regelrecht mit um die 20 Grad in der Sonne, etwas was man hier nicht so oft erlebt. So diskutierten wir Gott und die Welt, aßen Würste und bespaßten den Hund, bevor unser Weg weiter über die alten Pfade trug. So endete der Vormittag wenig später mit der Ankunft in Hestedalen (dem Tal der Pferde). 12 km – teils querfeldein und über kleine und große Hügel – waren es am Ende geworden.

Wer diese Route nachgehen möchte, der findet in der App “ut.no” mehr Informationen zum Terrain unter den Suchbegriffen: “Bak Gaustadfjellet” und “Ådland (Ådlandsvegen) til Landsviklia” (nur auf norwegisch).

#2 Wandertipp – Stegane im Stordalen

Nach einem amüsanten Abend in der Stadt Bergen hatte ich für folgenden Sonntag an sich noch nichts Grundlegendes geplant. Nach dem Aufwachen dachte ich mir, daß eine Fahrt an den Sognefjord gut tun würde. Es gibt längs des Fjordes viele schöne Stellen, um sich einfach auf die warmen Steine zu legen und den lieben Gott nen guten Mann sein zu lassen. Der Gedanke gefiel mir und dem (Wetter-)Gott offenbar auch, denn das Wetter war noch besser als am Sonnabend zuvor. So schnürte ich also mein Ränzlein und rollte gen Norden die E39 hinauf. Und während ich rollte, fiel mir ein Platz ein den ich im vergangenen Jahr zufällig entdeckt hatte, aber aufgrund der Witterung nicht besuchen konnte. Ich plante sodann spontan um und verließ die E 39 bei Matre in Richtung Stordalen/Bjørndalen.

Wer diese Strecke schon einmal gefahren ist, weiß um die Schönheit des Stordalen. Umrahmt von den gewaltigen Ausläufern des Stølsheimen Nationalpark geht die bescheidene Straße entlang der Matreselva, an welcher man übrigens hervorragend fischen kann, hin zum Fossen Wasserfall weiter in Richtung Bjordal, welches dann schon am Sognefjord liegt.

Soweit wollte ich aber gar nicht. Relativ kurz bevor man die Serpentinen zum Wasserfall hinauffährt, geht nach rechts ein kleiner Weg ab an dessen Ende man eine alte Kraftstation findet. An dieser Stelle beginnt der steile Aufstieg zum Hummelvatnet (Hummelfossen), genannt Stegane.

Nach einigen Metern im Wald erreicht man die Pforte ins Gebirge.

Der anfangs relativ unspektakulär beginnende Aufstieg wird wenig später zu einen steil nach oben gehenden Pfad, welcher teils über sogenannte „villmarks-trapper“, also  „Wildnistreppen“ führt.

Treppen über Treppen

Dabei erreicht die Steigung schonmal mindestens 70%, während es links steil nach unten geht. Trittsicherheit ist hier Pflicht und Menschen mit Höhenangst können hier schnell Probleme bekommen.

Die Steigungen sind teilweise heftig

Wer das aber meistert, den erwartet oben ein wunderbarer Ausblick ins Stordalen und ein schöner Platz zum Rasten.

Das Stordalen von oben

Etwas unterhalb des oben angestauten Hommelvatn, finden sich zwei natürliche Becken im Felsen, welche im Sommer zum Baden genutzt werden können. Um diese zu erreichen, ist aber etwas Klettergeschick vonnöten. Vom obigen Weg hinab zu den Becken geht ein noch steilerer Weg. Zur Hilfe hat man dort vor Jahren ein Seil gespannt, an dem man sich entlanghangeln kann.

Eines der Becken in denen man im Sommer baden kann.

Baden war für mich an dem Tag noch kein Thema, denn wie man sieht war noch Eis auf dem Wasser. So begnügte ich mich mit einer längeren Rast an einer aufgestellten Baumwurzel, trank Tee und sonnte mich bestimmt eine Stunde. Resultat: der erste Sonnenbrand des Jahres.

Zurück kommt man im Übrigen über den selben Weg. Auch hier gilt wieder: Vorsicht
Wer sich gern ein bewegtes Bild machen will, der findet das hier.
Zur Orientierung bei der eventuellen Anfahrt könnt Ihr auch ut.no benutzen.

Ich wünsche Euch viel Spaß!

Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen

25 Wanderung in Fjordnorwegen
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Autor / Autoren:

Thomas Villmannen

Norgesvenn, Träumer, Reisender und schreibwütiger Sachse, der seit 2013 im norwegischen Vestlandet ein Zuhause fand.

3 Kommentare

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  • Hallo Ihr Beiden, einen echt tollen Blog mit superschönen Bildern habt Ihr da aufgebaut. Bin beim Stöbern auf der Suche nach Reiserouten für die diesjährige Skandinavientour auf Euch gestoßen. Auch uns hat das Skandinavienfieber schon lange gepackt und die Vorfreude auf 4 Wochen Norwegen/Schweden steigt mächtig beim Durchlesen Eurer Beiträge. Macht weiter so und viele liebe Grüße vom Nordlandcamper!

    • Hei Matthias,
      vielen Dank für deinen netten Kommentar und das tolle Feedback. Du kannst sicher gut nachvollziehen, wie wir uns darüber freuen. In jedem Fall revanchieren wir uns mit einem Gegenbesuch 😉 🙂 – haben aber derzeit das Luxusproblem, dass wir nur schönes Wetter haben. Da kann und will man nicht vor dem Rechner hocken…. Wir melden uns und wünschen euch / dir bereits jetzt eine tolle Tour in die schönste Region der Welt, Conny und Sirko

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